Was ich nicht schon alles gewesen bin. Unpolitisch. Manipuliert. Praktikant. Pleite. Doof. Misstrauisch und faul und zufrieden am End. Und jetzt: Müde, klein, langweilig. Und verunsichert wahrscheinlich auch noch.
Das nervt am meisten, wenn man langsam, aber sicher auf die 30 zugeht: diese Generationengenerierung. An jeder Straßenecke wird einem hinterhergerufen, wie man so ist. Und sobald hier in Neukölln eine Dame Ende zwanzig mit Minirock, Trägertop und Kampfhund auf die Straße geht, wird die nächste Generation „Miniträgerkampfrock“ ausgerufen, die bestimmt auch wieder Tocotronic hört und Gin Tonic trinkt oder irgendwas mit Anis. Die Sonne gerne mag, aber nicht zu sehr. Die sich bestimmt gerne verlieben würde, ohne sich zu trauen. Und dann ziehen irgendwelche Menschen mit Kugelschreiber in der einen, Notizblock in der anderen Hand los und lassen sich von Experten erklären, was sie so sind. Früher ist man zum Wahrsager gegangen, heute zum Soziologen. Das ist, weil wir kritischer geworden sind. Wir, als Generation. Oder so.
Wir, als Generation. Der die einschneidenden historischen Ereignisse fehlen. Die anderen hatten Hitler, wir Kerner. Die anderen hatten Kommunen, wir Online-Demos. Die anderen hatten Wirtschaftskrisen, Wirtschaftswunder oder mindestens Wirtschafterinnen, wir irgendwas mit E vorne dran, was sowieso gleich wieder nach Drogen klingt.
Wir haben nichts geleistet. Als wir kamen, war das Bettchen schon gemacht, wahrscheinlich lag die Mutter noch drin, als wir reinhüpften, deswegen sind wir so neurotisch. Wir mussten weder Gott noch Kaiserreich noch ordentlich belegte Wurstbrote abschaffen, und der Mauerfall war bloß eine längst überfällige Sanierungsmaßnahme, damit Europa ein Außenklo anbauen kann. Damit haben wir nichts zu tun, wir machen nämlich immer noch ins Bett.
Wir, die wir nicht erwachsen werden. Wir Postadoleszenten. Wir Wir-Sager. Wir, die wir Angst haben und Bedenken. Wir, denen uns die Euphorie fehlt, denen uns die Illusionen fehlen, die Visionen. Wir, die wir nicht aufhören können, uns das ständig selbst vorzuhalten. Wir, die Generation, die zu und über sich selbst spricht, als wären wir unsere eigenen Großeltern. Um dann ruhigeren Gewissens konservativ wählen zu dürfen. Mit einer gewissen Ironie, versteht sich.
Verlässlich über meine Generation lässt sich wahrscheinlich nur sagen, dass es immer noch genug Menschen gibt, die ausreichend Zeit haben, darüber nachzudenken, was eine Generation so ist. Das meiste davon steht schon bei Kästner oder Brecht, bei den Existenzialisten oder bei Flaubert. Wenn es ein Buch gibt, dass diese ganzen Generationenartikel restlos vorausnimmt, dann ist das wohl Musils Mann ohne Eigenschaften.
Der jetzt auch schon gute 65 Jahre alt ist.
ach ja, danke.
ich hab den artikel heute morgen erst gelesen.
ich hätte da gar nicht soviel drüber schreiben können, ausser:
HEUL DOCH!
find ich eher sehr nett geschrieben, den artikel. und…
wieso gibt’s eigentlich keine einheitlichen feindbilder mehr?
Wir sind alles LOHAS.
In Kanada bezeichne ich unsere Generation als die die Welt veraendert haben mit den Kreditkarten unseren Eltern. or in English „we’re the generation who changed the world with our parent’s credit cards.“
Wenn du diesem Artikel nicht mehr entgegenzusetzen hast als ein Indiz dafür, dass er ein wirkliches Phänomen beschreibt, solltest du ihn vielleicht lieber ignorieren.
Ich bin nicht Wir.
In Kanada bezeichne ich unsere Generation als die die Welt veraendert haben mit den Kreditkarten unseren Eltern. or in English „we“™re the generation who changed the world with our parent“™s credit cards.“
Nicht, dass ich wüsste zu welcher Generation ich gehöre (was auf Blogs wie diesem auch irgendwie schwer festzustellen ist, wegen der teilweise wahrscheinlich gravierenden Altersunterschiede unter den an den Diskussionen Teilnehmenden), aber das soll wohl heißen, dass wir die verwöhnte Generation sind, ja? Eine Generation, die nichts leistete, aber alles in den Hintern geschoben bekam? Ja, wenn ich so zurück betrachte, was in meiner Generation so geschah, mag es stimmen. Ja, wir haben keine Terroristischen Vereinigungen gegründet. Ja, wir haben wenig demonstriert und so richtig politisch sind ja die Wenigsten von uns. Dreckig machen? Na wo kämen wir denn da hin. Auch das Kreditkartenargument mag auf einige meiner Generationengenossen zutreffen. Ich erinnere mich an Mobbing, weil ich erst keine Adidas, dann Fila und dann keine ‚es‘ Sachen trug. Wie „die Anderen“ in meiner Generation. Später dann sah ich zu, wie alle in meiner Generation mit 18 ihren Führerschein machten und mit 20 oder so in Wohnungen zogen, die mindestens zur Hälfte von ihren Eltern bezahlt wurden. Ich zog nach Mönchengladbach um von 500 EURO brutto und amtlicher Hilfe (Ausbildungsbeihilfe) meinen Lebensunterhalt zu bestreiten. Der Führerschein musste dafür warten. Wie vieles Anderes.
Wir sind halt verwöhnte Kinder. Nur, dass wir eben nicht alle sind.
@autor:
…na da hat aber jemand frust bei dem gedanken, dass alle über ihn denken könnten wie er wohl so ist…..
…kann aber auch nur die angst vor der
nächsten „null“ sein…. ;)
@#674425: Die „null“ verstehe ich nicht. Generation Null? Nullrunde? Stunde Null? Nullpunkt?
Wahrscheinlich ist die nächste „0“ beim Alter gemeint – in deinem Fall wahrscheinlich die 40.
Ich will nochmal meine Kritik deutlicher formulieren: Du tust nichts weiter, als dein verständnis dessen, was man deiner Generation vorwirft, mit etwas Ironie oder Zynismus (das ist nicht so genau zu erkennen) aufzuzählen. Wahrscheinlich genügt dir das zur Widerlegung, wer aber den dreißigjährigen (in ihrer sicher schillernden Zusammensetzung) etwas kritscher gegenübersteht, kann nur sagen: Ja und? Wo ist die Gegen-Argumentation?
@#674445: Meine Generation: das gibt es gar nicht. Die Gefühle, die den 30ern zugestanden werden, sind alt, die inszenierte Ziel- und Hilflosigkeit nichts als eine angenehme Schreibperspektive. Wogegen nichts zu sagen ist, bloß ist es zu weit gegriffen. Aber ansonsten funktioniert der Text nicht mehr.
Worauf man diese Generation herunterbricht, ist ein Stilhilfsmittel: mehr nicht. Und ja, das nervt mich.
Aber du widerlegst es nicht, es ist nichts in deinem Text, was darauf hinweist, dass es „das gar nicht gibt“
Wir könnten jetzt über den Existenz-Begriff im Zusammenhang mit Soziologismen diskutieren – dann hast du natürlich recht. Aber davon abgesehen können wir auch auch darüber sprechen, ob die dargestellten Phänomene in einem bemerkenswerten Ausmaß existieren, und dagegen hast du nichts vorgebracht – im gegenteil – dein Kommentar kann als Beleg dafür gewertet werden.
Aus diesem Grund lese ich den Generationen-Quark nur amüsiert, um ihn gleich wieder zu vergessen und die, die sich damit indentifizieren, zu bedauern.
Vielen Dank für die ausgesprochenen Gedanken, die mich ebenfalls seit einiger Zeit beschäftigen. Ich schätze, dass die Generation Generation allein mit der Beschäftigung über mögliche Definitionen ihrer Selbst eine Hinterlassenschaft bildet. Dumm ist nur, dass zukünftige Generationen dann diese Generation allein mit diesen Attributen verknüpfen könnte. Und dann haben wir nicht mal irgendwas geschafft – außer Verwirrung.
Also ich hab heute nen neuen Haarschnitt bekommen und finde den toll. Überhaupt gibt es im „uns“ wohl die größte Palette an Kopfindividualität ever. Zu anderen Zeiten sahen die Frisuren doch bei allen Männern und bei allen Frauen gleich aus. Zumindest aus meinen Kenntnissen aus Filmen. Meine Mutter hat seit
meiner Geburtseit ich mich erinnere, immer die Selbe, glaube ich.Hm. Ich frage mich, ob ich in meinem Kommentar irgendwas geschrieben habe, weshalb dort „Dein Kommentar wurde noch nicht freigegeben.“ stehen könnte *wunder*
Bin eigentlich ganz froh in einer Generation ohne Kaiser und Hitler zu leben und Kerner muss man sich ja nicht antun. Dennoch müssen auch zukünftige Generationen wachsam sein, schon allein wegen der Politik (Schäuble 2.0, etc)
@#674480: Hm. Im Spamfilter hab ich nichts gefunden. Willste nochmal probieren?
@#674451: Einen Aufsatz wollte ich nicht schreiben, weil ich nichts objektives schreiben wollte. Ich spreche, na klar, aus einer Generation heraus: Ich habe also eine Position, und eine sehr klare. Die mit Objektivität zu bemänteln, fand ich langweilig. Die Feststellung, dass diese meine Generation schon mindestens 65 Jahre alt ist, reicht mir als Widerlegung.
Was als Generationenfrage gestellt wird, ist gar keine.
Ah, ja. Der Haarschnitt. Der ist verschieden, das stimmt.
@#674491:
Nein, jetzt ist der Kommentar ja scheinbar da. Seltsam :-)
@#674502: Vielleicht hat ihn wer anders befreit inzwischen. Bleibt hin und wieder was im Spamfilter hängen.
Pauschalurteile über eine Generation zu fällen hat etwas zutiefst rassistisches. Insbesondere, wenn man nicht zu betreffender Generation gehört.
wahrscheinlich sind wir v.a. eines: individualisten,
zumindest wenn wir wie einzeller sind…
Generation Post-x Opa zum Enkel:
„Als ich so klein war wie Ihr, da gab es nur noch Revivals. Schnüff. Alles war ein riesiger Remix. Das war eine verdammt harte Zeit. Uns blieb nur noch Selbstmitl, äh, Ironie.“
Das Grundproblem beschreibt der Text in der ZEIT: Huberrus Heil hört immer noch gerne die Ärzte. Hey, das ist die Band der frühen 80er. Haben die 30-38-jährigen nix eigenes?
@#674645: Scooter vielleicht? Marusha?
Scooter, warum nicht. Aber das Problem scheint mir, dass Scooter und Marusha keiner mehr je hören will. Irgendwie kein Zeug zum Klassiker, es fehlt das Besondere. Wieder das Generationenproblem: Müde, klein, langweilig.
Ich persönlich glaube ja, dass unsere Elterngeneration in die Geschichte der BRD eingehen wird als die Generation, die ein historisches Höchstmaß an Schulden auf Kosten ihrer Kinder aufgenommen hat. Meine Generation dagegen wird in die Geschichte der BRD eingehen als die Generation, die Bundesbahn, Deutsche Telekom und Deutsche Post verkauft hat, damit sie damit noch weitermachen kann.
Um noch ein bisschen Salz in die Wunde zu streuen: Die Generation der fast-30-jährigen hat mit dem Mauerfall auch nicht mehr zu tun als meine mit 9/11. Ist halt was, was so passiert ist, bevor man wirklich was von der Welt mit bekommen hat.
@#674726: Weiß ja nicht, wo Du so wohnst, aber hier ist der Mauerfall definitiv ein größeres Ereignis als 9/11. Sehr viel lebensnaher.
mach dir nichts draus, jede generation stinkt vor tristesse und langeweile.
ausser der eigenen.
die geht noch.
so gerade.
Zum Glück gibt es Schubkästen…..
interessane aussage wie ich finde – das mit den kreditkarten. was ich zu der generation jetzt knapp unter 30 sagen würde – ziemlich straight den eigenen zielen hinterher – eigene bedürfnisse stehen im vordergrund – was auch sicher vorteile im beruf mit sich bringt – das unterscheidet sie deutlich von der generation mitte / ende 30 die oftmals mit sich und der sozialverträglichkeit von persönlichen entscheidungen ( kaufentscheidungen ) gehadert haben.
die jetzige generation um die 30 ist da konsumorientierter – hoffentlich schalten da bald mal mehr die glotze aus, denn wenn ich mir DSDS ansehe usw. bekomme ich zuviel.. gut, daß es noch Bücher gibt, da kann man dann irgendwann nachlesen, daß sich damals Leute zusammengefunden haben um einfach Musik zu machen und live aufzutreten, und nicht einfach zusammengecastet worden sind um möglichst gut zu „monetarisieren“….
Hallo Frédéric:
Finde ich sehr gut. Du hinterlässt bei mir einen recht tiefsinnigen Eindruck.
Das meine ich ehrlich. Die bereits hinterlassenen Kommentare lassen leicht einen anderen inhaltlichen Eindruck zurück, als den, den ich in Deinem Beitrag erkenne.
Erkennen möchte?
Ich denke, dass Du Dir einfach mal auch gerne Gedanken machst, die über das eindimensionale hinausgehen:
Wer sind wir?
Was tun wir?
Und, warum tun wir es?
Ich finde das einen sehr interessanten Ansatz, den ich auch gerne auch meinem gerade eben erstellten Blog mal diskutieren würde.
Wenn Du Interesse hast ihn mit zu gestalten, bist Du herzlich gerne eingeladen.
Danke,
Gerret