Das Ergebnis spricht für sich. Ende des Artikels.
Quatsch. Ich bin Klugscheißer genug, um noch drei vier Worte hinzuzufügen. Das Überraschende zuerst: Italien war nicht schlecht. Ihre Stärken haben sie ausgespielt: auf den Positionen. Dass Italien Schwierigkeiten hat in den Schnittstellen, wusste man vorher. Dass die Holländer ausschließlich in den Schnittstellen spielen, nicht.
Anders gesagt: Was die Niederlande gespielt hat, war bar jeder Vernunft. Die Abwehr fünf Meter zu weit vorne, das Mittelfeld aufgedröselt in den Zwischenräumen, der Sturm weit nach hinten hängend an den Flügeln und in der Mitte van Nistelrooy. Van Nistelrooy entscheidet an guten Tagen Spiele, an mittelmäßigen nicht. Schlechte Tage, davon hat er nie gehört. Schließlich ist er kein Kreativer, sondern eher ein sehr begabter Galerist: er weiß, was man machen kann. Und wie. Und wie. Es fiel das 1:0 aus seiner Sicht: natürlich. Für den Rest der Welt: kurios. Ruud van Nistelrooy-Tore sind selten spektakulär, häufig aber bemerkenswert. Sie stehen am Ende da, in der Statistik, in der Grauzone zwischen Fußball und Schicksal. Heute wieder.
Der hervorragend herausgespielte Konter zum 2:0: damit kann man nicht rechnen. Dass den Italienern der Ball vorne nicht reingeht, ist mehr Pech als Verstand. Und dann sind drei der vier holländischen Konter-Pässe selbst auf diesem Niveau weit jenseits des Erwartbaren. Und dann hat Snejder den Fuß dran. Und Buffon eine Reflexhemmung. Stille im blauen Rund.
Danach hat Italien die Viererketten zu nah aneinandergezogen und die Flügel vernachlässigt: das war der erste große Fehler. Statt, wie es Italien wohl erwartet hat, Zweikämpfe zu riskieren, spielte Holland die riskanten Doppelpässe, die langen Bälle, und vermied die direkte Konfrontation.
Nichtsdestotrotz oder nichtsdestoweniger, ich habe vergessen, welches der beiden Worte verboten worden ist: Italien war von den ersten 30 Minuten der Niederlande beeindruckt. Pirlo zog sich mehr und mehr zurück, Gattuso grätschte, die Abwehr stand zwar nicht, kämpfte aber im Liegen weiter. Nur Donadoni sah aus wie ein Klaviervirtuose während einer Schaffenskrise.
So muss er auch während der Pause gewirkt haben, denn auch wenn Italien stärker in die zweite Halbzeit startete, war lange Zeit 30 Meter vor dem Tor Schluß. Auch die Einwechslungen von Grosso und del Pierro hatten nichts Überraschendes: Sie spielten nicht die falsche Position, aber die Position an der falschen Stelle. Ich muss revidieren: dass del Piero inzwischen aussieht wie ein magersüchtiger Igel, das war doch überraschend.
Irgendwie kamen die Italiener trotzdem nochmal ins Spiel: Möglichkeiten gab es, ab der 60. zumal. Zambrotta, Toni, Grosso, alle verzogen. Nach unbekannt. Das 3:0 der Niederlande war zwar auch schön, aber nicht nur. Der Fehler Italiens im selben Spielzug lag darin, die Chance nicht verwertet zu haben: beeindruckend war vor allem die Stringenz, mit der Holland seine Möglichkeiten zu Ende gespielt hat. Eine Stringenz, die Mathematiklehrern die Tränen in die Augen treibt. Und van der Saar, der schon immer so alt aussah wie heute, aber selten so jung wirkte, der springende Brunn der Freude, der. Musste auch nochmal erwähnt werden.
Das Überraschende zuletzt: Die Niederlande ist nach wie vor kein Favorit. Ob diese Taktik der Zwischenräume gegen Rumänien aufgeht, wage ich zu bezweifeln: weil Rumänien ohne Zwischenräume spielt. Ob diese Taktik gegen Frankreich aufgeht, wage ich, nicht zu hoffen: man ist parteiisch.
Ich zumindest.
och, parteiisch bin ich auch wohl.
oranje boven! :-)
(wenn du sehen würdest, wie schön sich die holländer gerade alle freuen und wie ongelovelijk trots sie auf ihre mannschaft sind, wärst vielleicht selbst du dann ein bisschen für holland. also ganz vielleicht…)
Die Italiener haben einen Mist gespielt. Und das sage ich als Italien-Fan. Das kostet Donadoni den kopf, wenn die anderen Spiele auch so aussehen und das wär sicher nicht schade. Die Aufstellung war eine Katastrophe und wenngleich die Höhe des Siegs unverdient war (das 1:0 war schon recht komisch und die Italiener hatten viel Pech vorne), war der Sieg der Niederländer verdient…leider
@#678637: Es freut mich ja für die Holländer, und das Ergebnis ist für Frankreich im Grunde auch okay: aber trotzdem Vorsicht. Italien ist nicht ot. Lange nicht.
In kreuzberg fuhren heute jedenfalls keine Konvois, und das ist doch auch was wert „¦
Ach alles Quatsch,
das war ganz großer Fußball, heute bin ich Holländer! Hopp Holland Hopp! Wir sehen uns im Finale.
–Flo
Jedes Mal, wenn ich hier die Spielzusammenfassungen lese, frage ich mich, warum der Gebührenzahler eigentlich mit Steffen Simon und Bèlá Rêthý gequält wird. (Das ist ein Lob für Dich!)
@#678653: Kompliziertes Lob ist mir das liebste. Danke.
Wenigstens haben sich die Italiener in der 2. Hälfte deutlich weniger hingeschmissen, Entwicklung war also zu sehen!
Aber sind Frankreich und Italien bei der WM nicht ähnlich übel gestartet?
Hübsch geschrieben! Italien wartet meistens ab, was der Gegner will. Dieser Gegner, die Niederlande, wußte was er wollte. Also war das Ergebnis kein Zufall.
Die haben doch gespielt wie immer: grottenschlecht.
Dafür aber auch wie immer Schwalben ohne Ende, nur vom Angucken fallen die um, mit hilfesuchendem Blick zum Schiri..der hat sich aber diesmal von den schlechten schauspielerischen Fähigkeiten der Italiener nicht beeindrucken lassen.
Bitte, lieber Gott, lass einmal Gerechtigkeit walten und schmeiss die Italiener in der Vorrunde raus.. Danke!
Eine italienische Nationalmannschaft weiß halt nicht wie man mit einem 2-0 Rückstand umgeht. Dafür gibt es kein Konzept (sehr schönes Tor zum 2-0 möchte ich nochmal erwähnen).
Ansonsten sehe ich auch eine Gefahr für die Holländer wenn Sie das Spiel überbewerten. Man denke an die WM in Deutschland, da waren die überzeugendsten Vorrundenteams Argentinien und Spanien….
Verdammt, die
Holländersind eine Mannschaft und nicht mehr hervorragende Einzelspieler, die sich nicht leiden können, weil man aus der Surinamfraktion kommt oder nicht. Da geht noch was!Ansonsten schließe ich mich Kommentar 6 an (nur daß bei Bhelha Rhethyh noch ein Akzent auf das H gehört. Oder auch nicht. Der alte Magyare! Was man auch nur im Kontext von Fußball hört. Ach, ich gerate wieder ins Plaudern)
scheiß auf taktik frederic!
die italiener haben in der zweiten halbzeit kurzatmigen, nervösen fußball gespielt. sie haben ihre chancen nicht verwertet, die sie immerhin hatten.
wo waren die guten pässe? wo waren die guten spielzüge?
sie waren auf der seite der niederländer zu sehen. sie haben das hastische spiel der italiener zu nutzen gewusst, haben pässe geschlagen, über die räume gespielt, mal was riskiert, mal sauber aufgebaut. und am ende souverän und verdient gewonnen.
und wie die niederländer gegen rumänien spielen werden? im normalfall dürfte auch den niederländern klar sein, dass die rumänen eine andere mannschaft sind, als die italiener. sprich, sie werden vermutlich nicht mit der selben „taktik“ auf den platz gehen. wenn doch, dann verlieren sie vielleicht. so ist das ja im fußball – oder?
Ich hab kaum niederländische Spiele gesehen und deswegen keine Ahnung, wie variabel die sind. Wenn die aber wieder so viel rennen wie gegen Italien, wir Rumänien mehr brauchen als 8 Mann am eigenen 16er.
Italien hingegen kam, wie man auf Binsendeutsch sagt, nicht in die Zweikämpfe. Sind viel weniger gelaufen, außer Gattuso. Der kam dafür immer zu spät. Da stimmt die Feinjustierung nicht.
(Au ja: fachsimpeln.)
Ruuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuud! :)
Ich habe das Vergnügen mit 3 Italienern zusammenzuwohnen.
Gestern hatten wir somit die Bude voll. Es war richtig nett zu sehen wie einzelne Individuen von ihrer arroganten Grundhaltung heruntergeholt wurden. Unser Holländer im Büro strahlt heute übers ganze Gesicht und ärgert seine Nebensitzerin, Giorgia. Immer wieder faszinierend, was dieses Spiel der zwei mal elf Männeken um das Leder, das die Welt bedeuted so mit dieser veranstaltet.
Man muss über Italien nicht sonderlich überrascht sein, wenn man sich nicht nur alle zwei Jahre oder nur anlässlich von Ultra-Gewalt mit italienischem Fußball (nicht) beschäftigt. Gattuso, Pirlo, Ambrosini ist exakt das Mittelfeld, dass dafür gesorgt hat, dass sich Milan das erste Mal seit Äonen nicht für die CL qualifiziert hat.
Barzagli ist ein Verteidiger, der nächste Saison in Wolfsburg kickt. Materazzi ist ohne einen Cannavaro, der ihm permanent sagt, wo er hinzugehen hat, einfach nur ein hohlschädliges Huhn und schaut auch so aus. Zambrotta kommt aus einer mehr als durchwachsenen Saison.
Und, liebe Bundesliga-Fans: Nur, weil ein Toni in dieser Liga x Tore schießt, heißt das auf internationalem Spitzenniveau noch gar nichts. Diese Liga ist nicht auf diesem Niveau und Toni auch nicht. Schon gar nicht ohne Ribéry.
Davon ab merkt man die abgegessene Sattheit dieser Mannschaft an allen Ecken und Enden. Wer, außer Buffon und zuweilen Panucci wollte denn da gestern irgendwas? Wer hat versucht, zumindest Cannavaros neapolitanische Leidenschaft zu ersetzen? Vielleicht noch Cassano, aber ein Pirlo beispielsweise, das war doch lachhaft: diese Bälle ins Nichts, dieser Schlaftablettenblick-Fußball (Freistöße hin oder her). Aber das spielt er bei Milan ja schon die ganze Saison.
Allerdings: Fällt vor dem 0:3, das 1:2 spielen sie Unentschieden, ziemlich sicher. Holland kann diesen Style über 90 MInuten nicht durchziehen, das fand ich auch ziemich deutlich. Das 3:0 war so ziemlich die erste richtige Torchance von Oranje in Hälfte zwei. Gegen Frankreich wird es ein ganz anderes Spiel, denke ich.
@Peter H. aus B:
Lol, da sitzt der WM-Hass aber tief, was? Fußballerisch völlig ahnungsloser Kommentar, macht aber nichts, habe trotzdem gelacht über so viel emotiionsgeladene Nicht-Analyse.
PS
Kannte jemand (außer Steffen Simon…sigh) vorher diese absurde Abseitsregel? Was ist, wenn jemand hinter dem Tor behandelt wird? Gibt’s dann auch kein „normales“ Abseits mehr…?
@Sitt und satt: soweit ich das verstanden habe, ist entscheidend ob sich der Spieler abgemeldet hat. Was bei einer Behandlung der Fall wäre.
Im Gegensatz dazu zählt es aber angeblich nicht, wenn ein Spieler der angreifenden Mannschaft sich hinter der Grundlinie versteckt (so geschehen mal irgendwann in der Bundesliga – sorgte deswegen für Aufsehen, weil dieser dann wieder auf’s Spielfeld ging und das Tor machte).
@ 17
Dürfte nicht der Fall sein. Da er ja insgesamt nicht ins Spielgeschehen eingreifen darf und sich z.B. anmelden muss wenn er weiterspielen will.
Aber ich kannte das so auch nicht. Da es ja bei den Angreifern andersherum ist. Wenn der z.B. dem Schiri anzeigt ich greife nicht ins Spiel ein kann er aus dem Spielfeld treten und wird nicht als Abseits bewertet.
Logisch ist das aber schon wenn man mal drüber nachdenkt. Sonst könnte man als verteidigende Mannschaft z.B. bei einer Ecke wenn diese geklärt wird. Die eventuellen 2 Leute an den Pfosten einfach hinter die Linie treten lassen und sich so das lästige Rausrennen ersparen bzw. der Akt dürfte schneller vollzogen sein..
Achso Regelwerk gibts hier: http://www.dfb.de/fileadmin/Assets/pdf/regeln07008.pdf
Der entsprechende Passus steht auf Seite 72
@#678668: Denke ich an 2004, muß es wohl heißen: „…laß zweimal Gerechtigkeit walten!“
@ Sitt und Satt: Cassano ist auch satt. Da er aber mittlerweile komplett wahnsinnig geworden ist, wirkt er nur noch hungrig
und genial.@Alberto Green: Naja, ich denke Cassano hat noch viele offene Rechnungen und jedem Zweiten irgendwas zu beweisen. Dass er Samp diese Saison praktisch im Alleingang auf Platz sechs geführt hat, dürfte ihm kaum reichen…und irre ist er sowieso.