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The Happening

The Happening von M. Night Shyamalan ist nicht einfach ein weiterer schlechter Film in diesem an schlechten Filmen so reichen Jahr. Wenn man im Ägyptenurlaub mit Brechdurchfall in der Warteschleife eines Kairoer Krankenhauses hängt und versucht, an den richtigen Stellen der arabischen Bandansage die Rautetaste zu drücken, können die Minuten sich nicht mehr ausdehnen als in diesem Zelluloidäquivalent zu einer Bibellesung mit Peter Maffay, bei der Xavier Naidoo die beeindruckendsten Psalme tanzt.

Der Titel „The Happening“ deutet an, dass es etwas geschieht in diesem Film. Tatsächlich ist das so irreführend, als würde man eine Verfilmung von Stalins Verbechen „The funny Laughter-Show“ nennen.
Der Mensch ist eine Belastung für den Planeten geworden und es gibt mehr Dinge zwischen Himmel und Erde, als man sich vorstellen kann. Diese Botschaften schleppt der Film mit sich herum wie Boten vor der Erfindung des Papiers Steinplatten. Bei den meisten Einstellung glaubt man, schon in der Scary Movie-Version des Films zu sitzen.
Ich möchte hier jedoch nicht falsch verstanden werden – The Happening ist nicht etwa lustiger Trash und auch die Bezeichnung unfreiwillig komisch im Spiegel trifft es nicht: The Happening ist freiwillig so komisch wie die zweite Lesung des Gesetzes über den Bahnschrankenwärterlastenausgleich im brandenburgischen Landtag.
Die Pflanzen wehren sich gegen die Menschen, indem sie Nervengifte ausscheiden und die Menschen so dazu bringen, sich selbst zu töten.
Gleich zu Beginn wird die Geschichte der verschwindenden Bienen erzählt, die wir auf Spreeblick auch schon hatten.
Da man nicht weiß, warum die Bienen verschwinden, wird räsoniert, dass es halt Ereignisse gebe, die nicht erklärt werden können. Später wird gesagt, dass solche Ereignisse auftreten und zeitlich begrenzt sind.
Womit, falls jemand glauben sollte, der Film sei ein Thriller, für Beruhigung gesorgt wird: Denn das Ereignis ist selbstverständlich zeitlich so begrenzt, dass Hauptdarsteller Mark Wahlberg (der die Leinwandpräsenz eines Schaustellers aus Wanne-Eickel mit dem Gesichtsausdruck eines Eichhörnchens, dem man mit einem Bernhardinerthermometer Fieber misst, verbindet) zusammen mit seiner Frau, die erst ein bisschen schlecht gelaunt ist, dann aber ein bisschen froh, nicht zu sterben, überlebt.

Wenn man aus einem der Softpornostreifen, die Nachts auf VOX laufen, die Nacktszenen rausschneiden würde, die Dialoge aus dem Französischen ins Hebräische und von dort ins Deutsche von Altavista übersetzen lassen würde, dann noch eine Botschaft einblendete, ungefähr mit der Aussagekraft von: In der Nacht sind alle Katzen grau – dann wäre dieser Film ein größeres cineastisches Vergnügen als The Happening.

Der Mensch ist eine Belastung geworden für diesen Planeten. Der Mensch Shyamalan ist eine Belastung geworden für das Kino. Wem The Day after Tomorrow zu kopflastig war, die Botschaft der Bergpredigt nicht eindeutig genug, der Bingoabend im Altenheim um die Ecke zu aufregend, der soll beim Müttergenesungswerk anrufen und sich die Voraussetzungen für die Bewilligung einer Kur erklären lassen – aber nicht in The Happening gehen.
Ein Film, der so offen propagiert, dass er keinen Moment vorhat, für Spannung, Unterhaltung, Nachdenklichkeit oder auch nur etwas zu sorgen, das auf der Netzhaut herumhüpft, ein Film, der im Wesentlichen daraus besteht, die Dackelfalten von Mark Wahlberg aus zwei verschiedenen Winkeln zu filmen und Tonbandaufnahmen von Schüssen einzuspielen, das Ganze mit Geigensoli und Zeitlupenaufnahmen der Dackelfalten ausschmückt, so ein Film wirft tatsächlich die Frage auf, ob M. Night Shyamalan wohl die besten Blow Jobs von ganz Hollywood gibt. Denn was hat er gesagt, als er das Projekt vorgestellt hat?
„Ich möchte etwas völlig Neues machen – einen Film, in dem ich am Anfang sage, wie er ausgeht. Ich möchte den Leuten sagen, dass es mehr gibt zwischen Himmel und Erde, als man es sich vorstellen kann.“
„Aber das sagen Sie doch in jedem Ihrer Filme.“
„Sie haben da eine ganz schöne Beule. Darf ich Ihren Penis lutschen?“

Der Gedanke lässt mich nicht schlafen, dass jemand unter den gerechten, selbständig denkenden Spreeblick-Lesern jetzt glaubt, er müsse sich selbst davon überzeugen, ob The Happening wirklich der dümmste, ekligste und langweiligste Film seit Signs ist.
Aber man schaut sich doch auch nicht einen Stierkampf an, um zu sehen, ob das arme Rindvieh am Ende wirklich tot ist.
Oder geht zu einer Beschneidungsfeier, um mal ein Kind weinen zu sehen.

Für Zuschauer, die während der ersten Stunden des Films einer Lobotomie unterzogen wurden, wird am Ende eine Fernsehsendung mit einem Wissenschaftler gezeigt, der sagt, diese Ereignisse seien eine Warnung gewesen. Wenn sie noch einmal auftreten würden, wüsste man, DASS DER MENSCH EINE BELASTUNG FÜR DEN PLANETEN GEWORDEN IST.
Woraufhin der ganze Mist von vorne beginnt, dieses Mal in Paris. Weil es vermutlich tatsächlich einen Gott gibt, ist der Film dann aber zu Ende. Überlebende Zuschauer wurden außerhalb des Kinos dabei beobachtet, wie sie Bäume umarmten. Wahrscheinlich hofften sie auf eine Dosis Nervengift. Oh, süßes Vergessen.

Kritik bei den Fünf Filmfreunden

28 Kommentare

  1. 01
    Jan(TM)

    Willst du jetzt den 5 Filmfreunden Konkurrenz machen?

  2. 02

    Ich glaube ja, dass dadurch, dass der Film jetzt überall dermaßen zerrissen wird (womit? mit Recht!), sich nicht gerade wenig Leute den Film bewusst ansehen, weil sie das Elend mit eigenen Augen gesehen haben wollen.

    Bei uns an der Uni liefen die Leute letztens auch ständig gegen eine defekte Tür, obwohl groß und fett durch Schilder und Absperrungen signalisiert wurde, dass die Tür defekt ist, weil man ja alles immer mindestens einmal selbst ausprobiert haben muss.

    Deswegen würde es mich nicht wundern, wenn die Einspielergebnisse doch noch in einem nicht allzu schlechten Rahmen lägen.

  3. 03
    joachim keller

    ach welch herrlicher zufall. stand ich doch vor knapp 3 stunden vor meinem dorfkino und dachte aus lauter langeweile (dorf!) gehen wa mal ins kino. weder auf titel oder sonst was geachtet. und nun noch mal fix den feedreader aufgerufen und siehe da…ja. dieser artikel spricht mir so was von aus der seele. ja, echt ein schlimmer film. moralinsauer (wir sind eine krankheit des planten) und nervtötend (ausbruch bei den franzosen) und einfach nur schlecht. und was soll dieser schwangerschaftstest am ende? des happy ends willen? vielleicht war das kind ja doch vom tiramisu-joey?! schade um all die stromverschwendungen angefangen von den windmaschinen beim dreh bis zum kinoprojektor im dorfkino. das spannenste des kinoabends was dann doch schon der vorspann mit akte-x (http://www.apple.com/trailers/fox/thexfilesiwanttobelieve/). btw: @malte: bitte den eigenen oben verlinkten weblogeintrag auf inzwischen tote verweise prüfen.

  4. 04
    HCL

    verrisse in blogs und solche tweets:

    urgh just back from seeing „The Happening“ … It wasn’t … 24 Minuten ago from twitter!

    sagen mehr als jeder spiegel- oder tip-verriss. danke internetz! ich guck ihn mir nicht an!

  5. 05

    Ja, man kann über die Schauspielkünste von Mark Wahlberg halten was man will und wissenschaftlich gesehen war es eher mau, aber (ja! aber!) ich fand die Art wie gedreht wurde einfach wunderbar. Die Bilder wirkten so schön altmodisch ohne an „Qualität“ zu verlieren…

    Mich erinnerte der Film an „Die Vögel nur ohne die Vögel.

    Was ich nicht schön fand, war dass die Selbstmorde teilweise übertrieben und nur wegen der Bilder „blutig“ dargestellt wurden.

    Naja, hätte man bestimmt besser machen können, aber Teile des Films fand ich sehr gut gemacht.

  6. 06

    Ich finde es widerum gewagt, einen Film anzupreisen mit den Worten „Wie Die Vögel, nur ohne Die Vögel“ :-)

    Da ich den Film nicht gesehen habe, sage ich nichts zur Qualität, aber ich hoffe ja immer noch, dass da die nächsten Tage doch mal einer kommt und sagt „Hallo? Habt ihr die Idee, den Twist einfach nicht verstanden?“ Dann erklärt er es und alle Verreisser sagen… „Oh… verdammt, er hat recht!“ Aber das ist vielleicht ein wenig naiv.

  7. 07

    Meine Empfehlung: The Happening in Fifteen Minutes, eine „Nacherzählung“ des Films. Aber viel, viel, VIEL amüsanter. Und den Film braucht man sich danach auch nicht mehr ansehen – will man auch nicht mehr (sollten einen die Kritiken nicht schon abgeschreckt haben).

  8. 08
    MakeAMillYen

    Ich hab das nicht ganz verstanden. Ist der Film jetzt gut oder nicht? ;-)

    @Malte

    Bahnschrankenwärter for the LOL.

  9. 09
    Manupod

    Es scheint kein Zufall zu sein, dass im TV propagierte Filme nicht mal ansatzweise die geringsten Erwartungen erfüllen. Hab den Streifen ebenfalls noch nicht gesehen und werd’s wohl auch dabei belassen, danke für die Warnung. Allerdings muss ich widersprechen, was die Kinofilme, die dieses Jahr bisher angelaufen sind, angeht. „Charlie Bartlett“ (ja, eigentlich schon letztes Jahr in den Staaten angelaufen) ist meiner Meinung nach sehr empfehlenswert, mal etwas mehr als nur „schön und nett“ und „In Bruges“ hat sich ebenfalls gelohnt. Der Große Kino-Sommer lässt aber noch auf sich warten. Vielleicht haben die Filmemacher ja was von diesem Fußball-Turnier gehört und warten auf den richtigen Zeitpunkt…

  10. 10
    Oliver

    Auf cracked.com gibt es überaus witzige Kurzfassung des Drehbuchs.

  11. 11

    @#681064: Liebe Paulae, wo man dich überall trifft…
    Shyamalan hat – ein weiterer beweis daß es keinen Gott gibt – immer noch viele Fans. Natürlich kann man in alles etwas tiefsinniges hinein interpretieren und man kann sogar in einem Käsesandwich die Jungfrau Maria erkennen und es für Millionen auf Ebay verhökern. Es bleibt zu hoffen daß nach diesem Reinfall der liebe Herr keinen Geldgeber für sein zweifellos nachfolgendes Projekt findet.
    So, jetzt geh ich den giftigen Efeu draussen umarmen…

  12. 12

    Das Problem ist daß Shyamalan sich tatsächlich immer noch für das neue Wunderkind am Zelluloidhimmel hält. Ich fand Unbreakable ja noch einigermaßen, aber bei Signs hätte ich mir schon am liebsten Alufolie um den Kupf gewickelt (quer über die Augen und Ohren!).
    Zu The Village will ich mich gar nicht mehr äussern, Lady in the Water hatte ein paar nette Elemente in seinem ansonsten unausgegorenen Mischmasch von.. ich weiß nicht, vielleicht trifft es Mischmasch von Mischmasch am besten. The Happeninng kommt sicher bald man auf Premiere oder Pro7, da schau ich vielleicht kurz mal rein um meinen trüben Tag aufzuheitern.

  13. 13

    Unbedingt das Review von Christopher Orr lesen.
    http://www.tnr.com/booksarts/story.html?id=75893f9a-3391-4ab5-88c8-cf7e74bcd835
    Eine einzige Spoilersammlung, dazu da, um jeden, der wirklich noch überlegt, diesen Film zu sehen, davon zu überzeugen, das nicht zu tun.

    Each time the airborne toxin strikes, everyone ceases what they were doing and freezes in their tracks for a moment. It took several such episodes before I stopped anticipating that they’d commence tapping their feet in unison, as in the beginning of a big musical ensemble number.

  14. 14

    Zu spääät! Leute, sowas müsst Ihr eher schreiben. Meine schöne Lebenszeit – ich trauere ihr jetzt noch nach! *weint*

  15. 15
    Matthias (the one and only)

    Was für ein Verriss. Der ist so gut, dass ich mir den Film vielleicht doch noch anschaue ;)

  16. 16

    @#681069: Oh, sowas ist IMMER geil! Früher waren es die Parodien in MAD, heute sind es die Bunny-Movies. Mal sehen ob die sich diesen Film auch vornehmen
    http://www.angryalien.com

  17. 17

    @#681064: Huch, da fällt mir auf ich hab dich verwechselt… man beachte den einen Buchstaben Unterschied.

  18. 18

    Ich plädiere für einen Wettbewerb, in dem der schönste „Happening“-Verriss gekürt wird. Mein Beitrag — verzeiht die Eigenpromotion — stünde hier.

  19. 19

    Obwohl ich der Vorstellung einer Bibellesung von Peter Maffay mit den schönsten Psalmen getanzt von Xavier Naidoo durchaus etwas abgewinnen kann – ich denke, dafür würde ich sogar ein bisschen Geld bezahlen.

    Ansonsten: Hab ich das jetzt richtig verstanden, dass Dir der Film eher nicht gefallen hat?

  20. 20
    Maltefan

    Seit ich mich bei Signs gefühlte 2 Stunden lang gefragt habe, ob der sie eigentlich noch alle hat, würde ich mir freiwillig eh keinen Film mehr von dem Typen ansehen.

  21. 21
    Joe Rady

    Danke für diese Kritik,
    mit der guten Laune ertrag ich jetzt sogar einen 2-StundenFlug nach SChweden!

  22. 22

    Bienensterben weiter unaufgeklärt??? Äh, ich dachte, Bayer und seine Insektenschutzmittel sind schuld„¦

  23. 23
    luminanzmuster

    @ johannes (05)
    seh ich genauso, die bildsprache von tak fujimoto ist herrlich retro.

    ansonsten denk ich mal, der mr. shyamalan mag würstchen & steaks… es ist verdammt deprimierend immer zu sehen wie kühe oder schafe die welt in richtung abgrund pupsen. jetzt gehts auch mal gegen veggies ;-)

  24. 24

    M. Night Shyamalan macht doch schon seit Jahren hundsmiserable Filme. „Signs“ war nicht anders. Wer sich das anschaut ist (leider) wirklich selber Schuld. ;-)

  25. 25

    Den Film kann man sich echt sparen!

  26. 26
    schläfer

    Bitte nicht mehr zwangsoriginell DIESE lustigen Städtedoppelnamen bringen, um die vermeintliche Provinz zu illustrieren. Auch wenn sie noch so schön nach einer Wanne voll Eiter klingen. Und kein Castrop-Rauxel, Willich-Schiefbahn, usw. Die sind einfach schon bis zur Unwitzigkeit verbrannt. Ist so, wie TV-Motorradbeiträge mit „Born to be wild“ zu unterlegen. Die übrigen Metaphern können passieren.

  27. 27
    jarod

    „Signs“ finde ich gut. Geschmäcker sind halt verschieden. Kritiker (oder Leute die sich dafür halten) haben meistens nichts besseres zu tun…