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Elite

Dass der Begriff Elite umstritten ist, liegt in der Natur der Dinge. Denn wenn die einen die Auslese einer Gesellschaft sind, was sind dann die anderen? Überflüssig? Masse? Plebs? Elitenbefürworter bespötteln die typisch deutsche Elitenangst, während die Ängstlichen lieber nicht ins Kröpfchen wandern würden. Was ist nun mit der Elite? Brauchen wir Exzellenz im Bildungswesen?

Ich war – das wird einige erstaunen – zu Beginn meiner Schulkarriere ein guter Schüler. Das war nicht besonders schwer, denn ich war ein kleiner Nerd, der griechische Sagen verschlungen (1 in Geschichte), Länderlexika beinahe auswendig gelernt (1 in Erdkunde) und überhaupt: gerne gelesen hat süchtig nach Bedrucktem war (1 in allen Fächern, in denen es um Textverständnis ging – also auch in Mathe, solange es noch Textaufgaben gab, aber nicht in Sport, denn ich habe mir mein Scrotum am Reck geprellt, das ist jedoch eine andere Geschichte).

Dann passierte das, was häufig passiert. Das Tempo wurde stets so lange gedrosselt, bis Oliver Waldenrath den Stoff auch verstanden hatte. Oliver Waldenrath stammte aus einer Familie, in der bei Tisch gebetet wurde, was ich sensationell fand. (Tatsächlich waren die Gerichte von Oliver Waldenraths Mutter aber auch anbetungswürdig.)
Die einzige Zeitschrift, die Oliver Waldenrath las, war der Metal-Hammer und das einzige Fremdwort, das er benutzte, war: Moshen.

Aber er hatte Klavierunterricht, es wurde nicht geflucht, die Erziehung war mahnend (ausgerechnet ich wurde ihm als Vorbild hingehalten), aber liebevoll und mit ein paar Wochen Verzögerung hatte schließlich auch Oliver verstanden, was eine Schilderung von einer Inhaltsangabe unterscheidet und wie man Verben, deren Infinitiv auf -er endet, in das Passé Composé setzt.

Das Tempo wurde nicht so weit gedrosselt, dass Dunja Wumpermann mitgekommen wäre. Dunja Wumpermanns Vater war Steinmetz und wie jeder Handwerker unermesslich reich, sie hatte mit 10 eine Dauerwelle, mit 10,5 ihre Tage, mit 11 ihren ersten Freund und mit 12 erzählte sie vom Geschmack von Vorhäuten. Sie las als erste die Bravo, saß immer in der letzten Reihe mit ihrer Freundin Stefanie Slutkowski und wurde mit 14 aussortiert ins Kröpfchen.

Ich dagegen fing an, mich zu langweilen. Es ist erstaunlich, wie weit man es auf einem nordrhein-westfälischen Gymnasium bringen kann, nur weil man als Kind „Der große Alexanderzug“ gelesen hat.
In den Fächern, für die ich kein Talent hatte, lernte ich nichts, weil mir niemand etwas beibringen wollte.
In den Fächern, für die ich Talent hatte, lernte ich nichts, weil ich es schon wusste.

Profitiert habe ich von Französisch, Englisch und Latein, weil ich mir die Fremdsprachen nicht selber hätte beibringen können und von den Sozialwissenschaften, weil wir dort gelernt haben, einen zweiten Blick auf Sachverhalte zu riskieren. In Physik bin ich immer noch nicht auf dem Stand von Newton, in Biologie habe ich mir aus viel zu spätem Interesse heraus selber viel angelesen, für Chemie habe ich das Verständnis eines Dreijährigen, in Kunst habe ich gelernt, dass ich nicht malen kann.

Und selbst wenn man meine besonders einschneidende Pubertät hinzurechnet, muss man festhalten: Keiner meiner Lehrer hat in mir ein Interesse geweckt für etwas, das mich nicht instinktiv interessiert hat und niemand hat mir auf einem Gebiet, das mich interessiert hat, etwas beigebracht, das ich nicht schon gelesen hätte.
Und ich habe ganz viel nicht gelesen, wir sprechen hier wirklich nur von Standard-Kinderbildung, die mir letztlich mein (schlechtes) Abitur ermöglicht hat.

Oliver Waldenrath hatte denselben Abi-Schnitt wie ich, von Dunja Wumpermann habe ich nie wieder etwas gehört.

Angesichts dieser Schulerfahrungen frage ich mich, ob die Eliten-Debatte nicht das Thema verfehlt. Denn solange es Usus ist, vorhandenes Wissen lediglich abzufragen, werden doch bei einer Eliten-Ausrichtung lediglich diejenigen bevorzugt, die von Haus aus genügend Bildung mitbringen.
Natürlich hätte ich mir gewünscht, gefördert zu werden. Und auch wenn es ihr vielleicht nicht bewusst war, weil ihr Dauerwellen wichtiger waren – auch Dunja Wumpermann hätte es sich gewünscht.

Wenn alle Kinder in der Schule ihren Fähigkeiten entsprechend gefördert werden, dann ist es am Ende in Ordnung und mitnichten ungerecht, wenn sich eine Elite herausbildet.

Wenn man allerdings lediglich eine bestehende mittelmäßige Uni nimmt, ihr das Etikett „Exzellenzuni“ anpappt und dann weitermacht wie gehabt, mit denselben Professoren, denselben lieblosen Einrichtungen, dann wird es sein wie eh und je: Die Geldelite wird ihre Kinder auf private Schulen und Hochschulen schicken und somit auch die Elite von morgen stellen.

Eine echte Verbesserung der deutschen Bildungsmisere ist mit guten Worten allein nicht zu bewerkstelligen. Da braucht man auch gutes Geld. Nicht einen Topf, den man sich irgendwie zusammenmogelt. Sondern eine nationale Aufgabe, wie sie sich die Amerikaner gestellt haben, als sie zum Mond wollten.

Wir brauchen hervorragende Kindergärtnerinnen, Lehrer müssen die herrausragende gesellschaftliche Position bekommen, die sie eigentlich logischerweise haben sollten (sie sind in einem rohstofflosen Land wie Deutschland so wichtig wie in Saudi-Arabien die Ölförderer), Professoren müssen von amerikanischen Elite-Unis abgeworben werden wie wir es aus dem Fußball kennen.

Das wird Milliarden kosten und Jahrzehnte brauchen. Aber am Ende ist man im Himmel.
Bildung muss Staatsziel Nummer Eins sein, denn ohne Bildung ist alles nichts.
Von den dann entstehenden Eliten, die ganz anders aussehen könnten als die heutigen, würden letztlich alle profitieren.

Und keiner käme ins Kröpfchen.

Gut Gebildete sorgen dafür, dass schlechter Gebildete besser verdienen.

Stefan Wolter, Professor für Bildungsökonomie, in der brand eins zum Thema Bildung.

64 Kommentare

  1. 01

    Wenn ich dem Buch „Gestatten Elite“ von Julia Friedrichs glauben darf,
    besteht das Problem mit Eliten nicht darin, dass Kinder aus reichem Hause eine bessere Bildung erfahren. Sondern dass Kinder aus reichem Hause unabhängig von ihrer Ausbildung in ihrem Beruf viel erfolgreicher sind als die anderen. Dass Erfolg eben nicht von der Leistung, sondern vom Stallgeruch abhängt.

  2. 02

    Malte, ich finde du schreibst geniale Beiträge in letzter Zeit. Solltest du regelmäßiger tun.

  3. 03

    Das Wort „Kröpfchen“ gefällt mir.

    Ansonsten: „Elite“ ist negativ behaftet, als wären Elitäre besser. Sind sie nicht, nur anders. Das sah/sieht man den USA, wo die Diskussion um Obama und inwieweit er ein elitist sei, groteske Züge annahm und natürlich dazu führte, dass Obama & Konsorten sich darum bemühen, genau das nicht zu sein: elitär. Da melken sie Kühe und essen in einer Frittenbude statt zu zeigen, dass ihnen genug Wissen und Kompetenz anhaftet, eine Weltmacht regieren zu können.

    Mit dem abschließenden Satz kann ich allerdings nicht mitgehen: „Besser“ und „schlechter“ braucht immer eine Relation; und unglücklicherweise sucht man sich zum Vergleichen zumeist die, die am anderen Ende der Skala stehen, damit der Vergleich möglichst krass aussieht. Objektiv betrachtet mag es schlechter Gebildeten besser gehen, wenn es besser Gebildeten besser geht, aber keinesfalls subjektiv. [Doch darauf kommt es an.]

  4. 04
    Alberto Green

    Seit wann kann man sich den Sack prellen? und für so einen Kommentar habe ich nun studiert *resigniertenkopfschüttel*

  5. 05

    Der Artikel in der Brand Eins scheint auch nur fuer Eliten zu sein? Ich bekomme bei dem Link nur eine „Fehlermeldung“ (Ist das Brand Eins fuer 404?) und auf der komischen Website finde ich gar nichts. Ist wohl nur fuer Eliten designed.

  6. 06
    Nanuk

    @Fragezeicher

    „Dass Erfolg eben nicht von der Leistung, sondern vom Stallgeruch abhängt.“

    Das ist nur egalitären Gesellschaften anders. Darum ist der Ruf nach Elite nur eine Tarnung zur Zemetierung vorhandener Strukturen.

  7. 07
    nicnac

    Tja, dem von Malte skizzierten Weg kann ich nur bedingungslos folgen. Wenn unser Staat noch eine Chance haben will, müßte endlich umgedacht werden. Wir lassen ungeheure Ressourcen brach liegen. Wir leisten uns ein anachronistisches Bildungssystem, weil Landesminister eifersüchtig über Privilegien wachen. Was sie eigentlich taugt, hat die Kultusminister-Konferenz bewiesen, als sie weiland die Einsetzung eines ‚Rates für deutsche Rechtschreibung‘ beschlossen hat.
    Und diese Versammlung hat es fertiggebracht, trotz ihrer Inkompetenz ganz lammfromm wie ‚politische Elite‘ dreinzuschauen. Wie soll bei einem solchen Wirrwarr eigentlich die Politik gemacht werden, die dringend nötig wäre.
    Fragen über Fragen und weit und breit keine Antworte *seufz* …

  8. 08

    @#681396:

    ich komme da drauf, bin aber keiner elite zugehörig

  9. 09
    nicnac

    @ Armin: Bei mir krieg ich folgendes:

    Fehlermeldung
    Sie suchen etwas bei brand eins Online? Leider wurde das gewünschte Dokument nicht
    gefunden. Eventuell haben Sie einen veralteten Link bzw. ein altes Bookmark verwendet
    oder sich beim Eintippen der URL-Adresse vertippt.

    Wir leiten Sie in wenigen Sekunden auf unsere Homepage weiter. Probieren Sie bitte von
    dort aus, die gewünschten Inhalte zu finden.

    Falls Sie nicht automatisch weitergeleitet werden, verwenden Sie folgenden Link:

    zur Homepage

    Dann werd ich wohl mal ganz elitär suchen müssen. *grummel*

  10. 10

    @#681396: http://www.brandeins.de/ximages/802074_082b10508b.pdf

    @#681399: Der Link funzt bei mir auch nicht.

  11. 11

    @#681397: ich habe auch den Eindruck, dass da eine Scheindiskussion geführt wird. Ich frage mich aber, welche Gesellschaften du meinst, wenn du von „egalitären Gesellschaften“ sprichst – gibt es denn welche?

    Die Gesellschaft in Deutschland war vor 30 Jahren übrigens sozial wesentlich durchlässiger als heute. Ich frage mich, warum – und auch warum man da nicht mehr hinkommen kann? Liegt das daran, dass es damals einfach mehr Arbeit gab?

  12. 12
  13. 13
    christoph kratistos

    Ich hatte immer sehr viel Glück, statt des Schulsystems stehe ich mir selbst im Weg. Als Gegenbeispiel eine Freundin: Sie wurde an ihrer alten Schule (Gymnasium, 8te Klasse) aus dem Unterricht ausgeschlossen, weil „ihre guten Leistungen die anderen demotivieren“ würden. Obwohl sie angeboten hatte, sich im Unterricht stattdessen um die Olivers und Dunjas zu kümmern (sie ist der Prototyp der Übermutti und verbringt ihre Ferien damit, in Camps für Taub-Stumme auszuhelfen); wurde ihr freundlich beigebracht, dass ihr Erscheinen nicht mehr nötig sei, und die Lehrerin sowieso so viel zu tun habe.
    (ja, ich kenne nur ihre Version der Geschichte. Trotzdem)

    An vielen (Grund-)Schulen gibt es Förderkurse für Schüler die Probleme haben, weil langsamer sind, Kurse für Schnellere gibt es weit seltener. Und genau deswegen gibt es immer mehr Privatschulen.

  14. 14

    Stefanie Slutkowski, hihi.

    Schön zusammengefasst; Deutschlands Schulsystem verweilt immer noch in der Denke der Bismarckzeit: Vorne steht ein Lehrer, der erst einmal recht hat und alle haben dem vorgegebenen Takt zu lauschen. Und wenn die Lehrer dann auch selbst keine Lust haben, sehe ich vollends schwarz.

  15. 15
    lia

    „Lehrer müssen die herrausragende gesellschaftliche Position bekommen, die sie eigentlich logischerweise haben sollten.“

    Vor allem müsste man für das Lehramtsstudium einen hohen Numerus Clausus einführen und den Berufsstand dahingehend aufwerten, dass die Besten eines Jahrgangs nicht nur selbstverständlich Ärzte und Juristen werden, sondern dass der Lehrerberuf für sie ebenso attraktiv ist, damit die Besten die Kinder unterrichten. Wenn ich mir anschaue, was für Leute hier alles Lehramt studieren, möchte ich schreien. Das sind (natürlich nicht alle) Studenten, denen sonst nichts besseres einfiel, was sie studieren könnten, die in ihrem Abiturjahrgang zum unteren Rand gehörten, und denen der Studienerfolg an den Universitäten teilweise in den Allerwertesten geschoben wird. Wenn man Prüfungen bis zu achtmal wiederholen kann, Klausuren mit Ankreuzfragen hat und lediglich einen kurzen, unbewerteten Vortrag halten muss, um ein Seminar angerechnet zu bekommen, dann wundern mich Pisa-Ergebnisse gar nicht. Ich selbst hatte Fremdsprachenlehrer, die die jeweilige Sprache nicht richtig beherrschten, Chemie- und Mathelehrer, die mit ihrem Fachgebiet überfordert waren,…So kann man keine Bildung vermitteln.

    „Dass Erfolg eben nicht von der Leistung, sondern vom Stallgeruch abhängt.“

    Das kann man leider so unterschreiben.

  16. 16

    Digitale Bohème vs. analoge Elite… Beneide beide. So, als Vertreter des Büroplanktons.

  17. 17
    Nanuk

    Ich frage mich aber, welche Gesellschaften du meinst, wenn du von „egalitären Gesellschaften“ sprichst – gibt es denn welche?

    Ich glaube die Skandinavischen Länder sind ziemlich Egalitär sie waren es zumindest. Habe selbst dort ein paar Jahre gelebt.

    „Liegt das daran, dass es damals einfach mehr Arbeit gab?“

    Das sind die Grenzen des Wachstums weil in unserem System die Krisen dazu führen das es immer neue Rationalisierungen gibt und kein Gerechter ausgleich für die jenigen stattfindet die der Rationalisierung zum Opfer fallen weil dadurch die Staatsschulden ins Unermässliche steigen würden.Das ist ein System immanenter fehler.Den Karl Marx als verarmung der Massen bezeichnete.Neue Technologien dienen dabei nicht der Schaffung von neuen Arbeitsplätzen sondern zerstören jediglich alte.

    Ich muss hinzufügen, weil immer wenn man den erwähnt man gleich nen Stempel bekommt.Ich bin kein Kommunist.Aber seine Prognosen waren so treffend das man an ihnen nicht vorbei kommt.

  18. 18
    nicnac

    Hey *säusel* Du bist Deutschland! ;)

  19. 19
    nicnac

    Yo Nanuk, Marx hat den Tubo-Kapitalismus zutreffend analysiert und man muß kein Kommunist sein, um das anzuerkennen. Ihm fiel nur kein Rezept dagegen ein. Und wo das geendet hat, was anderen dazu einfiel, geendet hat, ist allgemein bekannt.

  20. 20
  21. 21
    Maltefan

    Malte, Du bist doch mein Alter Ego. So einen Artikel wollte ich auch schon lange schreiben, hab aber keine Zeit.

    Ich stimme absolut zu dass die Kohle in die Kindergärten und Schulen muss; das Geraffel mit den Elite-Unis ist der letzte Scheiss. Elite-Uni (besonders die amerikanischer Prägung) hat sowieso nichts mit Leistungselite zu tun, das ist der blanke Sozialismus: Wenn man’s mal drauf geschafft hat, weil Papi immer so viel spendet, kann man praktisch nicht mehr rausfliegen und pseudolegitimiert so seinen qua Geburt sowieso vorhandenen Elitestatus mit einem Harvward- or Yale-Diplom …

  22. 22

    Viel effektiver als jede zusätzliche Milliarde in das Bildungssystem wäre ein Begrenzung der Zeit, die jemand als Lehrer arbeiten darf – sagen wir 10 oder 15 Jahre. Die Motivation und jeglicher Idealismus gehen einfach mit der Zeit flöten.

    In Berlin liegt das Durchschnittsalter von Lehrern über 50, wenn ich richtig informiert bin. Alle Lehrer, die ich kenne, sind ausgebrannt und haben, um es vorsichtig zu formulieren, keine hohe Meinung von ihren Schülern.

  23. 23

    @#681410: Dazu muss ich aber anmerken, dass es heutzutage den Studenten auch nicht unbedingt leicht gemacht wird. Warum lernt man in der Schule, dass man interpretieren, hinterfragen und über Inhalte nachdenken soll. Man lernt, wie man Hypothesen stellt, man lernt, wie man Beweise führt, wie man etwas herleitet, man lernt selbstständiges denken (mal mehr, mal weniger) – aber das nützt einem in der uni nichts (zumindest in meinem biostudium). Die ersten beiden Semester bestehen aus reinem Auswendiglernen von Inhalten aus Vorlesungen.
    Eigentlich ja ganz nett. Problem ist nur, dass man in der Schule nicht lernt, wie man Auswendig lernt.
    Vom Zeitproblem ganz zu schweigen.

  24. 24

    die bildungsaspiration eines kindes hängt allerdings auch stark von der bildungsaspiration der eltern ab. so gibt es vielleicht dumme kinder von reichen eltern, jedoch wird auch die bereitschaft zur bildung über die sozialisation weitergereicht. über die genetische veranlagung ist dabei auch nur schwer etwas zu sagen. in erster instanz ist die familie für die bildung zuständig, erst dann kommt andere instituionen wie kindergarten und schule ins spiel.

    eine schule muss dazu intelligente kinder fördern und die dummen nicht auf der strecke zu lassen. auch nicht einfach.

    eine verkürzung der zeit für lehrer würde wohl auch dazu führen, dass es schnell keine lehrer mehr geben würde. und mit der aussicht in 10 jahren arbeitslos zu sein, und seinen beruf nicht mehr ausüben zu dürfen, wäre dabei alles andere als ein guter anreiz.

  25. 25

    Von welchem Beruf weiß man heute noch, daß er in 10 Jahren sicher ist?

    Bundespräsident, Leistungssportler, Animateur sind auch alles Berufe, die man nur eine Zeit lang ausüben kann. Und trotzdem gibt es genug Leute, die sich um diese Jobs reißen.

    Man könnte eine Auffrischung des Lehrer-Genpools ja auch durch regelmäßige Neuausschreibungen der Stellen, bei denen jeder die gleichen Chancen hat, realisieren.

  26. 26
    Alberto Green

    @Paolo: Bundespräsident ist kein spezialisierter Beruf, es gibt keine Ausbildung dafür. Animatuer ist ein Übergangssklavenjob und Leistungssportler haben – wenn klug – ausgesorgt. Lehrer können, überspitzt formuliert, nicht mal einen Reifen wechseln. Sie können nicht viel mehr als lehren. Es gibt jetzt schon genügend arbeitslose Lehrer, frag mal die Gärtner of your local Friedhof. Ich glaub, du müßtest deine gespaarten Milliarden in deren Sozialhilfe investieren.

  27. 27
    Name

    sehr schöner guter artikel. eine sache nur: die kindergärtnerin (resp. kindergärtner) nennt sich im allgemeinen erzieher/in. es gibt davon viele gute. sie sind nur aus folgenden gründen unmotiviert: die ausbildung (dauer 3 jahre) kann nur begonnen werden, wenn vorher eine pädagogische ausbildung z.b. als kinderpflegerIn (dauer 2 jahre) gemacht wurde (mit abitur reicht wohl 1 jahr freiwilliges soziales jahr ). alles in allem also eine 5-jährige/10-semestrige ausbildung. das einstiegsgehalt liegt bei 1.400 euro, brutto wohlgemerkt. nach 15 jahren ist die höchste lohnstufe erreicht und der verdienst liegt bei 2.200 euro. auch brutto.

  28. 28
    Chr

    Der britische Soziologe Michael Young hat bereits 1958 zum dem Elitenthema und Chancengleichheit die ’satirische Utopie‘ „The Rise Of The Meritocracy“ (dt.: Es lebe die Ungleichheit: Auf dem Wege zur Meritokratie (1958)) geschrieben.

    Kleine Besprechung aus dem Werk Schlüsselwerke der Soziologie, 2001 von Sven Papcke & Georg Oesterdiekhoff gibt’s hier.

    Franz Walter hat in der TAZ den interessanten Artikel Chance als Scheitern zum Thema geschrieben und am Ende „The Rise Of The Meritocracy“ aufgegriffen.

    Ich finde, es handelt sich um ein sehr lesenswertes Buch!

  29. 29
    Chr

    @#681408: Slutkowski fand ich auch großartig!

  30. 30

    Die meisten arbeitslosen Lehrer kommen doch direkt von der Uni oder aus dem Referendariat, weil auf den Stellen, für die sie ausgebildet wurden, 60-Jährige sitzen.

    Ich bin der festen Überzeugung, daß Lehrer wie auch zum Beispiel Politiker keine Anstellung auf Lebensdauer sein sollte. Genauso wie ich zum Beispiel der Meinung bin, daß ein Lehrer einen Computer bedienen können muß. Aber so etwas wird ja auch nie getestet, wenn man einmal drin ist im Club.

    Nur im Bildungsbereich leisten wir es uns, unfähige oder ausgebrannte Menschen weiter arbeiten zu lassen, weil wir nicht wissen wohin mit ihnen.

  31. 31
    Chr

    @#681447: Vielleicht sollte man nicht nur auf Lehrern rumhacken, sondern die Lehrvoraussetzungen an den Schulen ändern? Dann bränden ggf. auch nicht so viele aus. Ich hatte in der Schule beides, schlechte und gute Lehrer. Das wird sich heute nicht geändert haben. Letztere so zu behandeln wie erstere finde ich unangemessen. Warum Lehrer per se immer als unfähig und faul gelten, ist mir unklar.

  32. 32

    Ein gänzlich anderer Aspekt sind die von mir spöttisch benannten „Fachidioten“.
    Diese hochintelligenten Menschen haben teilweise Defizite in Bezug an Soziale
    Kompetenz.
    Wer im Arbeitsleben steht, hat sicherlich seine eigenen Erfahrungen mit den ‚Führungsorganen‘ gemacht.

  33. 33

    @#681410:
    Eine Änderung bei der Zulassung zum Lehramtsstudium durch höheren NC verfehlt m.E. die Richtung und würde außerdem ein Schulsystem vorraussetzen, das nach Talent fördert (siehe Schlussfolgerung von Malte).
    Deine Wahrnehmung, dass viele Lehramtskandidaten nur Lehrer werden, weil ihnen nichts besseres einfällt und BWL dann doch keine Option war, kenne ich auch. Aber das Problem dabei ist eher, dass diese Leute nicht mit Leidenschaft und Interesse das Fach studieren, das sie studieren und deren Inhalte sie später vermitteln sollen.

    Bei uns der Germanistik sind die Lehramtskandidaten diejenigen, die ruhig in der Ecke sitzen und fleißig alles aufschreiben, was gesagt wird. Beteiligung, Selberdenken, in Dialog treten, sich anderen Meinungen stellen, Fehler eingestehen, vor relativ großen Gruppen reden – all das, was guten Unterricht genauso ausmacht wie das reine Wissen, wird nicht geübt und vom Ausbildungssystem der Hochschulen auch kaum gefordert. Und das ist in meinen Augen fast noch fataler als eine Englischlehrerin, die das englische tiny nicht [taini] sondern [tinni] ausspricht. Hier hilft aber mitnichten ein noch höherer NC, der nur noch mehr (fähige, aber am Schulsystem gescheiterte) Leute vom zukünftigen Lehererdasein abhält.

  34. 34
  35. 35
    Martin

    Ich würde mit dem Geld erst mal die Klassen verkleinern und damit mehr Lehrer einstellen. Außerdem 80% der Schulen mal gründlich renovieren. So, damit sind die Milliarden schon verbraucht.

  36. 36

    Kindergärtnerinnen? ich glaub ich spinn!

  37. 37
    MakeAMillYen

    Ja, Geld braucht es.

    Aber auch Ideen und Leute, die diese Ideen umsetzen koennen. Das ist genauso wichtig wie das Geld, aber an praktischen Ideen maengelt es noch mehr.

  38. 38
    al

    Was ist der Sinn einer Elite?
    Eine Elite gibt es doch schon, es ist ein Witz zu behaupten, das durch eine bessere Bildung eine bessere Elite geschaffen würde. Elite kommt aus der Logik des System, einige wenige bereichern sich an vielen.

    Um es mit den Worten eines leider vesrtorbenen Comedian zu sagen:

    “ It´s a club and you aint in it“!

    Diese Diskussion bessere Bildung= Elite die das Land voranbringt ist sinnlos. Im Vordergrund sollte die Verbesserung der Bildung für alle stehen, die sogenannte „Elite“ bildet sich schon selbst.

  39. 39
    Nanuk

    @Paolo Pinkel
    „Von welchem Beruf weiß man heute noch, daß er in 10 Jahren sicher ist?“

    Totengräber… :)

  40. 40
    _Jan

    Jap, warum machen wir eigentlich unser Schulsystem wie die Finnen?
    Sitzenbleiben gibt es nicht mehr, Klassen nach Leistungsstand anstatt alter, mehr lehrkräfte einstellen und G8 endlich abschaffen.

    oäm… wo sind eigentlich meine 500€ semestergebühren geblieben …??? ( Bin zu faul es zu recherchieren, mach mal jemand )

  41. 41
    Nanuk

    @Jan
    Weil die konservativen Betonköpfe ihr Gymnasium behalten wollen damit ihre Kinder das Prädikat besonders wertvoll erhalten.
    Frei nach dem Motto wandel aber nix ändern.

  42. 42
    Jürgen

    Elitendenken finde ich überflüssig. Jeder ist irgendwo besonders gut und Verdienst ist nur ein Maßstab von vielen.

  43. 43

    @#681502:

    Irgendwo habe ich neulich von einer Methode gelesen bei der die Koerper in einer Saeure (oder sowas, weiss ich nicht mehr genau) aufgeloest werden. Da war dann nichts mehr zum begraben…

  44. 44
    Nanuk

    „Irgendwo habe ich neulich von einer Methode gelesen bei der die Koerper in einer Saeure (oder sowas, weiss ich nicht mehr genau) aufgeloest werden. Da war dann nichts mehr zum begraben“¦“

    Ist auch effektiver…
    So könnte man Beerdigungskosten bei Harz 4 „empfangenden“ (empfangen hat doch was Religiöses oder)Rentnern sparen das ganz in Flaschen abfüllen und als Lebenstrunk mit Nestle aufklebern versehen und ab ins Supermarkt Regal damit.Wieviele Punkte das wohl bekommt…
    Der Fettgehalt dürfte ja bei steigenden Inflationszahlen erheblich geringer werden damit hätte man auch dem „Wellness Trend“ genüge getan vieleicht gibt es ja sogar das Bio Siegel…

  45. 45
    *ch*

    BRAVO Malte!

    Als in der Abiturprüfung „Irrungen Wirrungen“ im Z-Stil die Seiten erstmals überfliegender Ex-Schüler (das Buch ist ja auch die absolute …) an einem zumindest als gut angesehenden Berliner Gymnasium kann ich Dir nur beipflichten. Ich hatte keinen Bock mehr und es war dank externem Zweitkorrektor die beste Deutschklausur meiner Schulkarriere…
    Im Mufftalar- oder Eliteschnellschrittbildungsumfeld herrschen leider die gleichen Probleme vor.
    Den meisten geht es nur noch um die Nutzung der Klausur als Müllabladestation. Habe ich gelernt, wiedergekäut und dann kann ich es vergessen. Das Verständnis oder die eigene Entwicklung von Ideen wird gehemmt. Das ist in den Eliteinstitutionen auch oft so.
    Das Denkzentrum wird nicht mehr benötigt, es werden nur die Phrasen von Institutionen wie Bertelsmann-Stiftung oder INSM tranceartig wiederholt und die Fähigkeit für Innovationen in allen Lebensbereichen sofort eingestampft.
    Und was ich am besten dabei finde:
    Wo bleibt die Revolution? Die kommt erst, wenn die Eliten mit den anderen globalisierten Eliten nicht mehr mithalten können….

  46. 46
    andi

    „Gut Gebildete sorgen dafür, dass schlechter Gebildete besser verdienen.“

    In welcher Traumwelt lebt denn dieser Elitist?! In welchem Land haben die Eliten dem Pöbel das Leben denn erleichtert, in den USA, GB, Frankreich? Das Einzige was solche Systeme bringen sind Abkürzungen nach Oben, vorrausgesetzt Mama und Papa haben genug Schotter.
    Nachtrag: ich habe jetzt mal Gebildete durch Eliten ersetzt, aber ich denke so war das auch gemeint, denn für gute Bildung braucht man eigentlich nicht zwingend viel Geld.

  47. 47

    Hä? Lukas Podolski nach Harvard?

  48. 48
    Malte (nen anderer)

    Der Link ist leider kaputt zu dem Artikel ist leider kaputt, kann man den fixen? Finde den Artikel leider nicht.

  49. 49

    @#681602:

    ist gefixed

  50. 50
    westernworld

    wir brauchen keine eliten , sondern fähige fachleute.

    es ist das wesen von eliten sich selbst reproduzieren zu wollen, mitgliedschaft zu vererben und dem rest steine in den weg zu legen, sich selbst als paralellgesellschaften mit komplett separaten funktionssystemen für bildung, gesundheit, geldvermehrung und arbeitssuche auszustatten.

    zu was solche elitenbildung lang und mittelfristig führt sieht man gut in england, usa und frankreich.

  51. 51
    Maltefan

    @#681655: Amen!

  52. 52

    @#681502: Oder aber Prostituierte ;P

  53. 53

    Ich studiere an einer dieser Unis, die sich Eliteuni nennt. Natürlich ist alles beim Alten geblieben, außer das aufgrund der Studiengebühren die Öffnungszeiten verlängert wurden, was allerdings nicht wirklich mehr genutzt wird.
    Was mich dabei total verwundert ist, dass diese „Elitenangst“ unter den Professoren geht, die doch an einer sog. Elitenuni lehren. Gibt es beispielsweise Gruppen von Studenten, die sich zusammentun, bemühen, sich versuchen mehr mit den Professoren zu arbeiten, heißt es häufig: „Sowas kann ich nicht unterstützen, dass würde andere Studenten verärgern, damit würde ich eine Elitenbildung fördern.“
    Das Problem an unserer Bildungspolitik ist doch nicht nur die Einstellung, alles zu wollen für wenig Geld, sondern auch alles zu wollen und sich nicht wirklich in die eine oder andere Richtung vorzuwagen!

  54. 54
    zickzack

    finde diesen artikel doof und platt. leute die ihr geld mit schreiben von blogeinträgen verdienen meinen anscheinend die welt in gänze durchschaut zu haben… seltsam

  55. 55

    Meine Onkel ist professor an einer dieser EliteUnis und wenn ich ehrlich bin kann man doch auf sowas stolz sein, oder?

    Luxury Rome apartments

    Luxury Paris apartments

  56. 56

    Ich denke, `Elite´ zeichnet sich u.a. dadurch aus, dass sie einfach `ist´. Sie hat es nicht nötig von irgendwelchen Politikern oder Journalisten herbeigeredet oder heraufbeschworen zu werden.

  57. 57

    Eliten gibt es solange es den Kapitalismus gibt, doch dieser geht langsam aber sicher dem Ende zu und dann heisst es abschied von den Eliten nehmen… ;-)

  58. 58

    mitlerweile reichts ja schon abitur zu haben um halbwegs zur „bildungselite“ zu gehören. da lieg ich also mit meinem 3.0 gut im mittelfeld der deutschen bildungselite. ich könnte wohl besser sein nur liegt mir das auswendiglernen nicht. denn letztendlich wird man nicht automatisch gebildeter wenn man zur schule geht. man schaue sich das zentralabitur etc. an, man lernt 1-2 tage vor der prüfung, schreibt das hin und eine woche später ist es weg. letztendlich ist es so: die, die viel lernen und fürs auswendiglernen eine gute note kriegen bescheißen sich selbst. verstehen statt lernen.
    insgesamt gebe ich dir recht, das gesamte bildungssystem in deutschland muss mal gehörig umgekrempelt werden. den elitegedanken finde ich aber weitgehend gut in der hinsicht, dass ich einfach der überzeugung bin, dass talente einzeln geförert werden müssen und diese nicht im „30-schüler pro klasse-brei“ untergehen dürfen.

  59. 59

    @#681399:
    Das kommt m.E. auf die Definition an. Ich denke, es ist legitim zu behaupten, dass jeder mit seinen individuellen Fähigkeiten irgendeiner Elite angehört (sportlich, kulturell, kulinarisch, intellektuell etc.). Dieses Thema wird für meinen Geschmack von der Gleichmacher-Fraktion in letzter Zeit zu sehr hochstilisiert.

  60. 60
    Annabella Odry

    Guten Morgen an Alle, gehöre auch keiner Elite an :-)

  61. 61

    Da sieht man, welchen Kopfsalat die merkwürdige „PISA-„Diskussion ausgelöst hat.

    Ich war auf einem NRW-Gymnasium und kann die in dem Artikel geschilderten „Zustände“ nur als Fieberträume feststellen. In den 80igern ist für niemanden das „Tempo gedrosselt“ worden und es ist allerdings auch niemand(!) von Lehrern gefördert worden: Lehrern, selbst sonst (sozial) Engagierten, ging der weitere Lebens- und Ausbildungsweg ihrer Schüler in 90% der Fälle gar mächtig am Popo vorbei.

    Die Geld- (und Einfluß-)Eliten haben schon immer erfolgreich versucht, ihrer Brut Wege zu öffnen. Man mußte nicht erst auf die hessische Yps warten – vor Jahrzehnten hat schon Hamm-Brücher polit. massiv die Gesamtschule propagiert und ihre eigenen Kinder – nein, nicht auf eine Privatschule, sondern gleich nach Salem geschickt.

    Allerdings ist es schon „irritirend“, wenn jemand ernsthaft behauptet, ihm seien „Bildungschancen“ oder gar Diplome verwehrt worden, weil sowohl der Tochter von Ernst Albrecht, als auch dem Sohn von Klaus Gysi ein leichterer Zugang zu den „Tempeln der Macht“ eingeräumt wurde.

    Ich will gar nicht darauf verweisen, daß auch in nicht-sozialistischen Ländern Herrschaftswissen an das „eigene Umfeld“ weitergegeben wurde. Viel schräger ist doch das Phänomen, daß man wie der Teufel das Weihwasser scheut, „Gesamtschule“ zu erwähnen.;-)

    Die ist genau aus dem Grund (individuelle, sozial unabhängige Förderung) Mitte der 70iger unter massivsten finanziellem Einsatz (vor allem in NRW) eingeführt worden. Welche Dolchstoßlegende will man diesmal hervorzaubern, um zu erklären, daß die soziale Benachteiligung im Bildungswesen nicht signifkant abgenommen hat ? :-))