Der Baader-Meinhof-Komplex ist ein Film, auf den ich mich schon lange gefreut habe. Eine Freundin von mir spielt eine kleine Rolle, so dass ich schon frühzeitig wusste, dass da etwas Besonderes entsteht. Ich mag Moritz Bleibtreu, ich finde es großartig, wenn ein deutscher Produzent einmal viel Geld in die Hand nimmt und ein Film damit die Möglichkeit hat, nicht wie ein Tatort auszusehen. Und was bietet sich eher an als Filmstoff als die Geschichte der RAF?
Moment.
Die Geschichte der RAF? Die ganze? Von vorne bis hinten?
Als ich das gehört habe, war meine Vorfreude dahin, denn da war klar, wohin die Reise gehen würde. Episodenhaftes Beamtenkino, Faktenreihung als Fiktionsersatz.
Knopp-Kino.
Es gibt unendlich viel Kinostoff rund um die RAF zu erzählen und der Film in all seiner heuchlerischen Redlichkeit bildet auch viel von diesem Stoff ab.
Die Episode um den angeblichen Verräter Peter Homann (Jan Josef Liefers), die ich schon im Interview mit Willi Winkler zu seinem Buch „Die Geschichte der RAF“ erwähnt habe, die Unterstützung durch die Stasi (die übrigens im Film nicht vorkommt), die Trennung von Ulrike Meinhof von ihren Kindern. Jeder einzelne Anschlag.
Aber es ist doch von vornherein klar, MUSS doch jedem klar sein, dass, will man zehn Jahre verfilmen, nur Zeitrafferkino entstehen kann. Zeitrafferkino, dessen Ende man kennt, wenn man nicht jung ist oder die letzten 30 Jahre in einem Keller (ohje, das ist ja eigentlich gar kein Bild mehr, das man unbefangen gebrauchen kann) in einer Höhle verbracht hat.
Geschichten sind Filmstoff, Geschichte ist etwas für Sachbücher, das Sachbuch zu diesem Film gibt es schon, also warum diese zum Scheitern verurteilte Anstrengung?
Der Baader-Meinhof-Komplex will gar kein Film sein, sondern das Schlusskapitel unter der deutschen Nachkriegsgeschichte. Ein Schlusskapitel ohne Haltung allerdings.
Die Geschichte der FDP
Der größte jemals gedrehte deutsche Film. Kein Darsteller ist unbekannt, noch in dem letzten Studenten aus dem überfüllten Auditorium erkennt man den verdienstvollen Altmimen, den hoffnungsvollen Jungstar, die Soapdarstellerin, die mehr zu können glaubt. Jede Patrone wurde von Waffenexperten des Bundeskriminalamtes einer eingehenden Authentizitätsprüfung unterzogen, jede Filmrolle so eingefärbt, dass sie den exakten Sonneneinfallswinkel des jeweiligen Tages in originalgetreuem Siebziger-Jahre-Licht wiedergibt, jedes Auto liebevoll handgeknautscht, jede Rauchschwade mundgeblasen.
Aber eine Haltung – die haben sie vergessen.
Was macht man, wenn man in der Hauptrolle Terroristen hat? Bloß nicht zu sympathisch darstellen, hinterher sagt einem ein Opfer-Sohn bei Anne Will, man habe die Täter glorifiziert. Aber zu unsympathisch geht auch nicht, denn sonst wird einem Revanchismus vorgeworfen oder schlimmer: Die Zuschauer langweilen sich, weil ihnen das Schicksal der Scheusale egal ist.
Also sind die Terroristen so ein bisschen mittel, so mittel, dass man glauben könnte, man sehe die Geschichte der FDP. Ebenso verfährt der Film mit den Gegenspielern. Mit einer Ausnahme: Adolf Hitler, der den BKA-Präsidenten Horst Herold spielt, ist bis zur Schlussszene die einzige Figur, durch die die Autoren zu uns sprechen. Herold ist die Stimme der Vernunft, die die Taten verurteilt, aber zu verstehen versucht, die gesellschaftliche und weltpolitische Reformen anmahnt.
Schleyer aber ist in dem Film kein alter Nazi und kein liebevoller Vater, er ist einfach nur ein dicker Mann, der auch ein dünner sein könnte oder eine Frau. Man hätte die von der RAF Getöteten auch von Schaufensterpuppen oder dressierten Schweinen spielen lassen können. Das hätte wenigstens einen Hauch Studententheater auf die Leinwand gebracht.
So sieht man zwei Sorten von Unsympathen dabei zu, wie sie sich gegenseitig massakrieren. Das kann lustig sein, wenn Italien gegen Holland spielt, ist auf Filmdauer allerdings ermüdend.
Wäre der Baader-Meinhof-Komplex ein Film, hätte er ein guter werden können. Es gibt durchaus Szenen, die kraftvoll sind, die Gewalt der Jubelperser gegen die Demonstranten, der Schuss auf Benno Ohnesorg und der Mordanschlag auf Rudi Dutschke.
Erstaunlich ist, dass die beiden Hauptdarsteller unterschiedliche künstlerische Entscheidungen getroffen haben.
Moritz Bleibtreu spielt Baader, Martina Gedeck aber imitiert Meinhof. Das Letztere wird immer dann besonders deutlich, wenn Geschehnisse in Szene gesetzt werden, zu denen Originalton- oder Filmdokumente vorliegen. Natürlich ist Gedeck eine hervorragende Schauspielerin, aber dass sie, wie sie bei Anne Will sagte (wo natürlich trotz aller Vorsicht ein Opfersohn zurecht unzufrieden war – sein Vater wird im Film einmal durchs Bild geschubst und dann niedergemäht, für Empathie ist einfach keine Zeit), immer und immer wieder die Originalaufnahmen gehört hat, hat ihrer Performance einfach nicht gut getan.
Bleibtreu wiederum ist Tyler Durden näher als Baader. Damit passt er zwar nicht in das Konzept des Films, man würde aber gerne mehr von ihm sehen, vielleicht in einem Kinofilm, statt in einer von Filmschnipseln unterbrochenen Aneinanderreihung von Tagesschau-Fanfaren, Radiomitschnitten und vorgelesenen Bekennerschreiben.
Ein letztes Mal hören wir die Stimme von Aust und Eichinger im letzten Satz dieses filmischen Schlussstrichs, gesprochen von Nadja Uhl als Brigitte Mohnhaupt.
„Ihr habt die Leute nie gekannt. Hört auf, sie so zu sehen, wie sie nicht waren.“
Ja, bitte. Hört auf, zu behaupten, ihr könntet Realität darstellen.
Hättest du lieber eine RAF-Triologie gehabt? Oder eine Fernsehserie – damit die Charaktere, äh, „Tiefe entwickeln“ können?
@#691687:
mit robert atzorn und dem titel „grüß gott, herr schleyer“?
nein.
also ich hab mir den film letzten freitag mit meiner freundin zusammen angeschaut (sie 18 ich 20) und fanden ihn eigentlich recht gut. zu beginn symphatisiert man erst mal mit der raf und der idee die dahinter steckt (so die Zeit läuft, wie lang dauerts bis nach posten des comments meine Wohnung durchsucht wird und ein Bundestrojaner installiert wird?), jedoch verliert das ganze recht schnell wegen der brutalität (ich finde der Film wäre mit einer Altersfreigabe ab 16 besser beraten) und des auge um auge prinzips an reiz, sodass man doch einen recht neutralen eindruck hat. allerdings hätten wir uns auch mehr tiefgang bei der schleyer entführung gewünscht, die wochenlange suche wird sogut wie gar nicht beleuchtet und das ende naht doch recht schnell.
aber alles in allem finde ich, dass man einen recht guten eindruck von der damaligen situation in deutschland bekommt. herr eichinger hat meiner meinung nach nicht alles, aber dennoch genug richtig gemacht um eine gute einführung in das thema raf zu bieten. für mehr tiefgang wäre wohl sowas wie herr der ringe herausgekommen und jede spannung wäre verloren gewesen.
@#691689:
vielleicht ist der artikel hier (samt kommentaren) für dich ganz interessant.
und weil du so jung bist und ich den damals extra für junge menschen geschrieben habe, möglicherweise auch dieser hier.
Gekonnt zerlegt.
Sympathische Mörder sowas kann man hier in DE nicht bringen.
Es wird eh wieder so ein „Moral im Film“ gezotle wie zu Dexter geben, ich hol schon mal das Popcorn.
@ Malte:
danke nochmal für die links, wollte ich mal meiner freundin zum lesen geben. ich selbst habs ja schon damals gelesen und hab mich auch schon öfter mit der RAF beschäftigt, aber so ein richtiges gefühl für die situation hab ich erst im Film bekommen.
Der Film hat mir persönlich gut gefallen – ich hatte das Gefühl, dass er nicht moralisieren sondern einfach Fakten zeigen will, was ich durchaus auch als Darstellungsform akzeptiere und mich im Kino auch gut unterhalten hat. Ich gehe auch davon aus, dass dies anders gar nicht möglich gewesen wäre, weil egal wie und aus welcher Lage heraus die Charaktere besser ausgeleuchtet wären – hätte es einen wahnsinnigen Aufschrei gegeben, weil es jeder natürlich besser gewußt hätte. So aber bietet der Film Fakten die zu sehr interessanten Diskussionen führen, gerade wenn man etwas Hintergrundwissen besitzt.
Nun gut, trotz allem hätte ich mir auch mehr Background in der Story sowie eine differenziertere längere Betrachtung der Charaktere gewünscht. Da ich aber weiß, dass eben nicht alles geht war ich sehr zufrieden mit dem Film und habe noch lange bis in die Nacht mit Freunden darüber diskutiert.
Ich (21) hab mich nicht mit der RAF beschäftigt und auch in der Realschule hats nur bis knapp der Nachkriegszeit in Geschichte gereicht. Bin daher froh das es solche Filme gibt.
Für mich war dieser Film in Streichholz in das trockenen Holz meines politischen Interesse. Schon immer war ich interessiert aber dieser Film und danach die Recherche hat mich weitergebracht.
@#691698:
ich denke, dass gerade das nicht geht.
ist es eine tatsache, dass brigitte mohnhaupt aus dem gefängnis kommt und sagt, sie hätte „seit 5 jahren nicht gefickt“, um in der nächsten einstellung mit einem kombattanten zu kopulieren?
die erfndung der rasterfahndung wird vorverlegt, baader reagiert cool, als er ensslin in der badewanne mit einem jüngling vorfindet (er soll tatsächlich eher othellohaft gewesen sein) – und das ende?
innerhalb der klaustrophobischen stimmung dieser gruppe hat mohnhaupt auf einmal gesagt: „übrigens, das war alles ganz anders“?
@#691699:
wie schon im artikel gesagt: für jemanden, der sehr jung ist, bietet der baader-meinhof-komplex ja auch überraschungselemente. und wenn dann einer tatsächlich weiterliest – ich zögere zu sagen „hat der film sogar was gutes“ – also eher: war es ja zu irgendwas gut.
ich will, dass mir eichinger den film persönlich vorbei bringt. vorher seh ich mir den nicht an. habe schon zwei einladungen ausgeschlagen. so.
@Malte
das stimmt alles was Du sagst, genau das habe ich mir auch gedacht, ist aber letzlich in diesem großen Kontext uninteressant, da es wohl lediglich den angeblich sexuell befreieen Geist der Zeit wiederspiegeln soll und ansonsten geschichtlich oder für eine Charaktervertiefung nicht tangiert. Ausnahme ist der auch von Dir zitierte Satz von Brigitte Mohnhaupt, den ich aber, da als finaler Satz fallend, sehr treffend finde, da er ja auch jeden Versuch der Charakterverdeutlichung des Filmes aufhebt – schließlich wissen wir durch den Film ja wirklich nichts tiefergehendes über die Inhaftierten und die von Mohnhaupt Angesprochenen wahrscheinlich auch nicht.
Das mit der Rasterfahndung finde ich ein wenig kleinlich von Dir, ich weiß übrigens auch nicht wann diese eingeführt wurde, bin mir aber fast sicher, dass sie bei der Schleyerentführung zum Einsatz kam.
@#691703:
klar ist das kleinlich, aber das ist doch genau der anspruch, den der film stellt.
link zur rasterfahndung
wo ich dir zustimme: das ganze führt zu diskussionen, klar. aber könnte man dafür nicht auch eine doku schauen?
Hmmm, wird wohl reichen wenn ich auf die TV-Ausstrahlung warte. Schade, der Trailer hatte Potenzial zu einem spannenden Thriller…
@Malte
shit habe versehentlich den Rasterfahndungsteil gelöscht.
Ja klar, Doku wäre auch gut aber wie Du schon erwähntest sind einige Szenen im Kino einfach sehr beeindruckend und wirken sehr real. Außerdem wird mit so einem Film natürlich auch ein ganz anderes Publikum erreicht. Deine Kritik und deinen Anspruch verstehe ich trotz alledem will Dir dies auch nicht nehmen und ich bin mir trotzdem sicher, dass auch Du nicht schlecht von dem Film unterhalten worden bist.
Der Artikel den Du bei Kommentar #4 verlinkt hast ist übrigens auch in der anschließenden Diskussion sehr interessant.
Ich bin mir nicht sicher, ob der Film eine Haltung braucht. Natürlich hätte man tausend einzelne Geschichten der RAF-Historie spannender und einfühlsamer erzählen können, aber als Verfilmung von Austs Buch finde ich den Film jetzt okay. Er ist eine sehr oberflächliche Einführung in ein großes, komplexes Themengebiet, die manchmal großartig und manchmal mittelmäßig gefilmt ist.
@#691708:
ich meine haltung im sinne einer künstlerischen position. wie soll ein werk ohne diese auskommen?
@#691707:
ich habs bei dir ergänzt.
sagen wir es mal so: ich habe den saal nicht verlassen.
sagen wir mal so, ihr werdet sehen … süßsüßsüßsüßsüßsüß – wenn euch die bomben auf den kopf fallen. aber dafür habt ihr bestimmt auch ne erklärung – zu große SCHNEEFLOCKEN vielleicht ????
@#691706: Ja, es wird wohl reichen bis zur TV-Ausstrahlung zu warten. Ich persönlich werde mir auch die DVD holen, aber bin auch in meinem selbstgewählten Hobby als Katastrophen-Junkie (und damit u.a. Schnipselsammler zu 9/11, Hitler, RAF, diverse Flugzeugabstürze, Kapitalismus, Fusspilz) nicht ganz unbefangen.
Der Film ist relativ überflüssig. Als, äh, Zeitzeuge, in jungen Jahren, habe ich durchaus an der Hyterie teilgenommen als ich Inge Viett an der Bushaltestelle (die natürlich nicht Inge Viett war) identifiziert habe, aber das als nicht meldewürdig empfunden, da ja überall Menschen rumliefen die so aussahen wie die auf den Fahndungsplakaten. Polizisten mit Maschinenpistolen gehörten damals auch mehr zum Bild als heute.
Nach anfänglichen Erklärungsversuchen ist der Film eine Hast durch die Anschläge, ohne Sinn und Verstand. Das Kino-Publikum nickte auch leicht weg, richtete sich dann aber bei der Schleyer/Landshut-Entführung wieder auf, weil: jetzt kommunizieren sie ja über das selbstgebaute Eletronikdingsbums zwischen ihren Zellen, GSG9, alle tot. Kann also nicht mehr lange dauern.
Constantin/Eichinger scheint das ideale Rezept gefunden zu haben: „Der Untergang, Teil II“. In der jüngeren deutschen Geschichte kam nach dem 3. Reich erstmal nur die RAF als grösst anzunehmender Unfall. Beides wurde mit ordentlich Medien-Bohei nun abgefrühstückt. Für „Untergang, Teil III“ sehe ich schon den Werde- und Untergang von Honecker & Co., „wie sie wirklich waren“ (Waldsiedlung-Originalschauplätze, Schalck-Golodgowski bringt Black-Emmanuelle vorbei, Margot kriegt die Ado-Goldkante)
Es ist erfreulich, wenn der Film Interesse an Geschichte wecken kann. Mich würde er ohne Vorwissen nur ratlos zurücklassen. Warum hat da jemand auf Rudi Dutschke (who?) geschossen? Das war also sowas wie Bonny & Clyde, und Baader war der Ideengeber, Anführer? Ennslin und Meinhof waren vorher sowas wie Freundinnen und alles danach war sowas wie ein Zickenkrieg? Der Schah kam vorbei und Meinhof fand den doof und deshalb gab es diese eine Demo und dann lag Benno Ohnesorg tot vor dem VW-Käfer (mit dem richtigen Nummernschild!). Warum entführen die Iraker, ähh, so Araber halt, dieses Flugzeug? Ist das deren Mentalität?
Man könnte resümieren, dass 10 Jahre politische und gesellschaftliche Entwicklung, die Bildung einer „neuen Weltordnung“, nebst der Biographie einiger verstrahlter Gestalten, kombiniert mit akuratem Rezitieren von Aust und Nachstellung von Kreidemarkierungen mit einer Lovestory auf Kinominuten eingedampft wurden. Man kann sich auch darüber aufregen, dass Baader seinen Porsche vor der Verhaftung nicht im Hof, sondern auf der Strasse geparkt hatte.
Your mileage may vary. Für einen Kinobesuch lohnt es aber nicht.
Das ist auch eine Haltung, übrigens, keine Haltung einnehmen zu wollen: Mir fehlt da keine Haltung, neindanke, sind wir nicht grade bei diesem Thema jahrelang ausschließlich mit Haltungen penetriert worden? Ein Film mit mehr Haltung hätte bloß wieder Haltungsdiskussionsreflexe zur Folge, und das Meckern darüber dass das ganze nicht realistisch genug sei. Ich finde es falsch, dem Film seinen Realismusansatz vorzuwerfen, er scheitert nur daran, dass er sich dabei zu viel vornimmt (zu viele Figuren, Schauplätze, Ereignisse) um als Film/Geschichte zu funktionieren.
malte malte, ich hatte etwas mehr von dir erwartet, als dieses nachgejaule der presse ohne spiegel.
es scheint von vornherein klar, dass dieser film nicht gut besprochen wird unter den sagen wir … nein sagen wir nicht. ich will hier keine schubladen auspacken.
ich schreibe lieber selbst was. war gestern auch im film, kann deine meinung absolut nicht teilen.
„…das Schlusskapitel unter der deutschen Nachkriegsgeschichte.“
…wessen Nachkriegskgeschichte meinst du bzw. der Film? In „meinem“ Deutschland gab/gibt es keinen Baader-Meinhof-Komplex. (Dafür ganz andere) Also bitte nicht immer gleich alles so vereinnahmen. ;-)
ich sehe das ähnlich.
dem film fehlt es an tiefe. man versteht zusammenhänge nicht. es ist einen aneinanderreihung der geschichte.
der film bleibt nicht im kopf. man geht aus dem kino und nimmt nichts mit.
das sagt schon was aus!
Stafan Aust Werk war, nach Diskussionen im linken Spektrum, extrem unbefriedigend und ich denke mir, dass es der Film nicht besser machen wird, wobei die MEnschen allesamt sehr „glücklich“ aus dem Kino kommen:
Die Kritiker fühlen sich bestätigt wie die Liberalen wie die Symphatisanten, jeder nach seiner Fasson.
Wahrheit wird schließlich sehr Subjektiv empfinden, obwohl des suggerierten objektivem Charakters, den der_die einzelne bezüglich der jüngeren GEschichte hat – oder halt nicht hat.
Huhu, ich wollt nur mal ausprobieren, ob mein Kommentar dem „Hausrecht“ zum Opfer fällt!
http://www.welt.de/kultur/article2479112/Andreas-Baader-redete-ziemlichen-Murks.html
Als ich die Stelle mit Baaders Genuschel gelesen hatte, war’s klar. Natürlich ist mir bewusst, dass Filme nicht die Wirklichkeit abbilden, das gar nicht können. Ein Film, der aber genau das für sich in Anspruch nimmt und dann so mit – nun ja – lächerlichen Tatsachen umgeht, ist für mich nur Murks. Fehlt nur noch, dass Aust wie damals der Papst bei „Die Passion Christi“ sagt: „So war es.“ Außerdem wird Alexandra Maria Lara erschossen. Find ich nicht gut.
@#691727:
lantzschi, lantzschi, du kannst dir wohl nicht einmal vorstellen, dass ein erwachsener mensch sich nicht erst nach allen seiten hin absichert und entsprechend vielleicht am ende sogar seine eigene meinung schreibt, jenseits von „huch, adolf hitler hatte doch ein baby“ und „heath ledgers apotheker erbt alles“.
ja, ok, dann finde ich den jetzt super, war zwar wie „goebbels hundezucht“ auf fast forward gucken, aber scheiße, sonst denkt am ende noch jemand, du seist ein klischee.
Selten einem Artikel so zustimmen können. Entweder gleich ein richtiger Kinofilm, bei dem man emotional wenigstens ein bisschen eingebunden wird oder eben eine Dokumentation, dann aber bitte mit Hintergründen und ansprechend aufbereitet. Wie sowas geht, kann man hier sehen (Stefan Aust sei Dank):
http://video.google.com/videoplay?docid=-2498473928904818610&ei=UU7jSPj7CYKw2gKtvLCqCw&q=die raf – rote armee fraktion
Ich würd ja gerne sehen, was dabei rauskommt, wenn der Eichinger nen Film über die Rote-Gourmet-Fraktion macht. Das würd‘ ich mir dann wohl anschauen. So wird’s eher Wall-E werden.
Ich hab den Film gestern gesehen und fand ihn gut – und glaube auch, dass es ziemlich genauso gewesen ist.
Das die Perspektive aus der RAF erzählt wird, dadurch die Opfer-Darstellung zu kurz kommt und somit einiges nur in Headlines rüberkommt, war ja klar bei 10 jahren in 150 Minuten.
So hat etwa Schleyer (Daimler-Vorstand) die RAFs (Twens) so sehr an die Wand diskutiert, dass die die Filme/Transcripte ihres „Volkstribunals“ mit ihm dann doch nicht veröffentlicht haben, was sie eigntlich vorhatten um den „bösen Kapitalisten“ bloszustellen – wär nämlich peinlich für sie selbst geworden.
Baader als (geklauter) Porsche-Fahrer und Obermacho (der ausrastet wenn sein Auto dann selbst geklaut wird) Ensslin als eiskalter Engel, Meinhof als gemobbte, innerlich zerrissene Figur, die Einsamkeit in Stammheim, die völlige Inkompatibilität zu den „Genossen der PLO“, die Kaltblütigkeit der Morde, die Eskalation der Gewalt, der Hintergrund der 70ies sowie die Blauäugige Vereherung der Folgegenerationen sind gut getroffen. Und nein, sie sind nicht vom Staat ermordet worden.
Mein Fazit: sehenswert.
Kann das Buch aber nicht ersetzen, und andere Filme -wie Stammheim, Todesspiel- bleiben weiter sehenwert.
@#691751: Danke für den Link. Habe die Doku mal ausschnittweise gesehen und fand das wesentliche spannender und authentischer zugleich, als den Film. Denn der Film begeht einen Fehler.
Als ich aus dem Kino kam, hörte ich einige begeisterte Stimmen. Doch aus den Gesprächen, die ich unweigerlich von ihnen zu hören bekam, wurde deutlich, dass sie der Faszination der Gruppe unterlagen. Ein paar Edelritter gegen den düsteren Rest der Welt, usw- aber auch von informierteren Zuschauern eine Würdigung der Detailgetreuheit, bis auf einige Ausnahmen. Dutschke wurde während er auf dem Fahrrad fuhr erschossen, Bleibtreu fand ich auch ziemlich daneben, soll doch Baader ein ziemlicher Hitzkopf gewesen sein und oft überhaupt nichts von Coolness in sich getragen haben.
Was jedenfalls die Zuschauer am meisten würdigten, finde ich in der ziemlich umfassenden Doku, die einmal in der ARD lief, weitaus besser wieder. Überlebende Terroristen und Angehörige der Opfer kommen ebenso zu Wort, wie Fahnder oder GSG9er. In ähnlicher Sendezeit bringt die Doku weitaus mehr zu Stande und stellt auch die Frage, ob die Inhaftierten abgehört wurden und die Polizei über die Selbstmordpläne informiert war, jedoch die Insassen gewähren ließ.
Welchen Fehler beging also der Film? Er versuchte sich im Spagat, zeigte sich dabei ungelenkig. Er versuchte Faktentreue im Spielfilmformat auf die Leinwand zu bringen und scheiterte.
Jeder, der an der RAF oder den damals herrschenden Verhältnisse interessiert ist, wird die Doku spannender finden.
b-movie, not a biography movie…
muss denn alles wirklich so kritisch hinterfragt werden? – die Verfilmung meine ich, nicht die Geschichte
einig sind sich doch die meisten, dass die Stimmung und Situation ganz gut rübergegbracht wurde, die zur Eskalation führte, und gerade dies ist doch sehr wichtig
dem einen ist es zu detailliert, der nächste ärgert sich darüber, dass ganau das Detail, das er verinnerlicht hatte, anders dargestellt wurde (Rudi wurde auf dem Fahrrad erschossen – was spielt das denn bitte für eine Rolle?)
Und gut finde ich eben, dass auch Leute ins Kino gehen, die die Dokus nicht gesehen haben, weil das Interesse halt nicht so groß ist (z.B. weil zu jung), das funktioniert halt nur mit bisschen action hier und Titten da, hab mich jedenfalls unterhalten gefühlt
@#691750:
gut. überzeugt. klischees werden ja über den film genug vermittelt. dann finde ich deine meinung eben auch klischee.
ich hätte zumindest von einem spreeblick-artikel über dieses durchaus mehrfarbig zu diskutierende thema doch mehr substanz erwartet. aber darf man den film nicht gut finden, als jemand, der mit einem schnuller in den 70ern steckt?
der film verfehlt seinen USP eindeutig. darüber sind wir uns dann doch einig :)
Da ich an einem ausgeprägten Stefan-Aust-Komplex leide werde ich mir das Machwerk ganz sicher nicht anschauen. Mag der sich doch selbstbeweihräuchern lassen von wem er will.
Nun gut, mit einer etwas anderen Besetzung hätte ich mir das vielleicht angeschaut – ich denke an Til Schweiger als Baader und Peter Maffay als Schleyer, Ulrike Meinhof die nur kriminell wird weil sie gerade eine Waffe zu Hand hat und dem Scheißsystem 40 Fleischbrötchen abtrotzt, Katharina Thalbach als die Stimme des Volkes, Karina Krawczyk als Gudrun Ensslin … und am Ende ballern sich alle über den Haufen … naja schade das es so einen Film nicht gibt …
schade, dass eichinger diesen film als etwas ankündigt, was er nicht ist. schließlich ist und bleibt das werk ein spielfilm. die leute gucken ihn und futtern popcorn nebenher.
aber wie auch immer: unbedingt sehenswert das ganze!
den film muss ich mir noch angucken. aber als johanna wokalek letztens bei der ndr talkshow zu sehen war hab ich mich in weiser voraussicht schon mal verknallt!
Malte, und bitte höre auf mit deinem gequirlten Quark das Internet zu verpesten.
Einfach keine Ahnung von garnichts haben und dann sone Scheiße faseln. Echt zum kotzen!
schon etwas älter, aber lesenswert:
http://nike.blogsport.de/2008/09/11/zum-spiegel-titel-ueber-baader-meinhof-emmerich/
Ohne die RAF wäre Stefan Aust im besten Fall ein gefeuerter Spiegel Chefredakteur über den keiner mehr reden würde. Bettina Röhl mit ihrem weinerlichen gegreine würde niemand zur Kenntnis nehmen, wäre sie nicht Ulrike Meinhofs Tochter. Die Liste der Gechichtsklitterer, die behaupten „wir waren so nahe dran“, und sich damit eine goldene Nase verdienen, wiederlegen die These von Gudrun Ensslin, „Scheiße kann man nicht transzendieren“.
Nur der kalte Kaffee, den die Medien immer wieder aufwärmen und seit ein paar jahrzehnten kolportieren, wird hier als Tatsache gehandelt. Stefan Aust, „der kleine Napoleon“ dreht jetzt aber ganz ab.
„Stefan Aust war auf RAF-Todesliste
Der ehemalige „žSpiegel“-Chefredakteur Stefan Aust ist sich offenbar sicher, dass die erste
Generation der RAF einen Mordanschlag auf ihn plante. Der Zeitschrift „žVanity Fair“ erzählte
Aust laut Vorabmeldung vom Dienstag von einem entsprechenden Vorfall aus dem Jahr 1970.“
Obwohl ich der Meinung bin, das die Persönlichkeit eines Menschen durch seine Sozialisation,
nicht durch die Genetik geprägt wird, halte ich Stefan Aust für die Ausnahme, die die Regel bestätigt,
dieser Mann muss schon als Wichtigtuer und auf die Welt gekommen sein.
Als potentielles RAF Opfer in der ersten Liga, neben den großen wie Buback und Schleyer
stehend, gerade noch mal davongekommen, endlich wirklich wichtig.
Wenn an seinem zusammenphantasierten Szenario überhaupt etwas dran sein sollte, wird es
wohl eher so ausgesehen haben, das einige Genossen seine Großmannssucht und Geschwätzigkeit nicht mehr ertragen
haben und ihm ein paar scheuern wollten.
„Aust erklärte den geplanten Anschlag auf ihn so: „Vermutlich nahmen Baader und Co. an, ich wüsste so
viel über die Gruppe, dass ich für sie gefährlich werden konnte». Stefan Aust gilt als Experte für die
RAF. Bekannt wurde er auch durch sein Buch „Der Baader-Meinhof-Komplex“, das nun zum Kinofilm
über die Rote Armee Fraktion in einer überarbeiteten Neuauflage erscheint.“
Das soll Authentizität vermitteln und wäre als Werbung für sein Buch „mein Baader Meinhof Komplex“ und
den darauf beruhenden im Vorfeld hochgelobten Film, mit dem gleichen Titel, der erst die deutschen Kinos
und später die Wohnstuben erobern soll, sicher nicht dumm. Vorausgesetzt es trifft auf die Ohren und Augen
eines Publikums, das so Mainstreamverblödet ist, das es Andreas Baader für die Inkarnation des Bösen,
Hans Martin Schleyer für den Mahatma Ghandi der deutschen Industrie und Helmut Schmidt für einen Demokraten hält.
Sein selektives Verhältnis zur Wahrheit zeigt sich auch in der Affinität zur Figur des Verräters, als Kronzeuge
für seine Sicht der Geschichte. Peter Jürgen Boock, bei Aust unter Exklusivvertrag und ihm durchaus seelenverwandt,
bringt das Kunststück fertig mit niedergeschlagenem Dackelblick Reue zu zelebrieren und gleichzeitig mit leuchtenden
Augen und Eifer über seine Rolle bei der Schleyer Entführung zu reden.
Diese Art Chamäleon dient Herrn Aust als „verlässliche Quelle“, wenn er über die inneren Befindlichkeiten der RAF
berichtet und versorgt ihn mit den jeweils „neuesten Erkenntnissen“, je nach konjunktureller Lage.
Selbst die Bundesanwaltschaft winkt inzwischen ab, wenn sie den Namen Boock hört, das will bei einer
Behörde, die selbst einen Schimpansen als Kronzeugen akzeptieren würde, wenn es ihren Zwecken dient, was bedeuten.
Wenn man Behauptungen aufstellt, die dem herrschenden Zeitgeist den Bauch pinseln, werden diese begierig aufgenommen und entfalten alleine durch ihre massive mediale Präsenz eine Wirkung, unabhängig von ihrem Wahrheitsgehalt und ihrer Verifizierbarkeit.
Zum momentan herrschenden Zeitgeist gehört es, jeden emanzipativen Prozess der Nachkriegsgeschichte auf seine Denunzierbarkeit und Umkehrbarkeit abzuklopfen.
Wenn man beim erklimmen der Karriereleiter dem herrschenden Zeitgeist soweit in den Hintern kriecht, das nicht mal mehr die Nase rausguckt, kann man auch glauben das jeder Wind der ihm entfleucht der Duft der Freiheit ist.
Also ich fand ihn sehenswert.
Als 1980 geborener sind meine einzigen realen Erinnerungen an die RAF eine Tagesschaumeldung zur Zerstörung eines Gefängnis-Neubaus, mehrere Artikel zu Bad Kleinen und die Diskussion um die Begnadigung von Christian Klar.
Aus Interesse sind mir aber die Fakten mehr oder weniger bekannt (wobei sich das hauptsächlich auf 1977 beschränkt).
Der Film beschreibt meiner Meinung nach aber ganz gut die Atmosphäre, die zur RAF geführt hat. Im weiteren Verlauf schwindet die anfängliche „Sympathie“ allerdings und am Ende fragt man sich, ob die RAF-Mitglieder ihre „Ideologie“ überhaupt selbst geglaubt haben.
Einem Film, der 10 Jahre beschreibt, vorzuwerfen, dass er Zeitrafferkino sei, ist lächerlich. Allein die Entführung der Landshut ist Stoff für einen eigenen Film, von der Schleyer-Entführung gar nicht zu reden. Eine ARD-Trilogie „RAF 1 – 3“ stelle ich mir allerdings langatmig vor.
Insgesamt finde ich gut, dass der Film keine eigene Position bezieht, sondern im Großen und Ganzen beschreibt, wie es vermutlich war. Und das ohne Glorifizierung und Revanchismus.
@fridge (27): alexandra maria lara hätte schon in ‚control‘ erschossen werden sollen wie alle anderen H&M-models dort auch.
Ich habe hier noch einen guten Link. Es handelt sich um eine Diskussion mit Stefan Aust, Arnulf Baring, Nadja Uhl und Gabriela Sperl. Empfehlenswert: Das Historische Quartett