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Far Foods


Ich frage mich das ständig: wieso zum Teufel müssen Lebensmittel um die halbe Welt kutschiert werden, bevor sie in meiner Küche landen? Bei Bananen, Kaffee und Kokusnüssen mag für die Antwort ein Blick in den deutschen Herbsthimmel genügen, aber warum finde ich sogar im Bioladen Äpfel aus Neuseeland ?

Der Londoner Designer James Reynolds beantwortet die Frage zwar nicht, hat aber einen hübschen Weg gefunden, sie penetranter zu stellen.


Er entwarf Obstverpackungen, die Flugabfertigungs-Kofferbanderolen (jemand den Fachbegriff bereit?) gleichen.

Dem Kassenbon kann man nach dem Kauf praktischer Weise nicht nur den Preis, sondern auch die insgesamt zurückgelegte Strecke der eingekauften Waren, nebst dem dabei entstandenen CO2-Ausstoß entnehmen.

Vielleicht brächte uns das zumindest der Einsicht näher, dass der Appetit auf Spargel nicht unbedingt im Oktober gestillt werden muss!

34 Kommentare

  1. 01
    Philip

    Eigentlich eine gute Idee, allerdings wird das meiste Obst + Gemüse afaik per Schiff transportiert; Luftfracht ist einfach relativ teuer

  2. 02
    Bernhard

    Der Fachbegriff für die Banderole wäre „baggage tag“.

    Worauf aufmerksam gemacht werden soll, ist ja die Distanz und der Aufwand, das Zeug um die Welt zu karren. Fängt ja schon bei der Butter an, die in Dänemark hergestellt, aber in Freiburg konsumiert wird. Rund um Freiburg gibt es jedoch auch Kühe, die genug Milch geben, um daraus Butter zu machen.

    Wenn es schon nicht möglich ist, solchen Unfug über den Preis zu regeln, ist diese Idee zumindest reizvoll, dem Verbraucher wenigstens die Information zu geben. Denken sollte er dann noch selber können. Obwohl, wer macht sich ausser mir noch einen Kopf, in welcher Molkerei meine Milch abgefüllt wird? Zumindest diese Info steht auf jedem Molkereiprodukt drauf (zumindest aus der EU?).

  3. 03

    @#727727:

    Milch und Butter geht ja im Vergleich noch, wenn man das mit Wasser vergleicht. Da wird Wasser in Flaschen durch halb Europa gekarrt obwohl praktisch genau die gleiche Fluessigkeit in meistens gleichwertiger oder manchmal sogar besserer Qualitaet aus dem Wasserhahn kommt.

    Ist natuerlich nicht so schick Leitungswasser zu trinken wie irgendein Franzoesisches Quellwasser in dem mal Dinosaurier gebadet haben. Oder so.

    Irgendwo ging neulich eine Geschichte eines Dorfes in Australien durch die Nachrichten und Blogs: Dort wollte eine Wasserfirma deren Quelle anzapfen, das Wasser in Tankwagen 150 Meilen weit weg transportieren, dort in Flaschen abfuellen, 150 Meilen zurueckkarren und es dann den Dorfbewohnern verkaufen.

    Super Idee…

  4. 04
    Phil

    So verrückt es auch klingt, die Weltwirtschaft scheints zu brauchen:
    http://www.dailymail.co.uk/home/moslive/article-1212013/Revealed-The-ghost-fleet-recession.html

    Erstaunlich, wie billig so ein Transport um die halbe Welt sein muss. Und trotzdem bekommt man auf den Cook-Inseln gesagt, die $5 für ne Packung Nudeln müssen sein, weil die ja mit dem Schiff kommen… ;)

    Und „Fiji Water“ wird auch als Lifestyle-Drink in die ganze Welt verschifft, weils ja so sauber ist…

  5. 05

    Tja, das haben wir davon, dass Kraftstoffe so billig sind (mal abgesehen vom Autobenzin in der Urlaubszeit). Mich wundert aber gerade in manchen Bioläden auch immer, dass dort Waren aus aller Welt rumliegen. Ich denke da kann man nur selbst beim Einkauf aufpassen. Manche Bioläden achten auch darauf lokale Produkte zu verkaufen, und nicht einfach alles was „bio“ ist.

  6. 06
    odradek

    >>aber warum finde ich sogar im Bioladen Äpfel aus Neuseeland

    Weil die Assoziation „von weit her = schlecht“ falsch ist. Wenn die BIO Äpfel ausm Alten Land den Winter über in Kühlhäusern lagern müssen, kann es Energieeffizienter sein Äpfel aus Neuseeland zu beziehen.

    http://egghat.blogspot.com/2007/09/biopfel-aus-neuseeland-kologisch.html

  7. 07
    max

    das mit den äpfeln mag zwar irrsinnig klingen, ist aber bei weitem nicht so graviernd wie viele andere möglichkeiten energie zu verschwenden. ein neeuseelandapfel benötig im schnitt 30% mehr energie um bei uns im einkaufswagen zu landen wie das heimische obst.

    heimische äpfel sind zudem alles andere als energiesparend. die leute wollen ihre äpfel das ganze jahr. ernten kann man sie aber in hiesigen gefilden nur im herbst. das bedeutet, dass sie in grossen kühlhäusern bei knapp über 0 grad lagern müssen, um sie über monate frisch zu halten. im frühjahr kommen dann die äpfel aus neuseeland, damit wir apfelkuchen backen können, bis bei uns die ernte wieder losgeht.

    edit: na sowas. odradek war schneller…

  8. 08

    Ebenfalls eine nette Idee war die Tage auf Nerdcore mit dem „Go Slow Café“ zu sehen: http://www.nerdcore.de/wp/2009/09/13/slow-food-mit-globalisierungs-message/

  9. 09
    Gerd

    @#727744:
    Finde die Faustformel:
    Produkte aus der Region und der Saison = besser
    sehr sinnvoll, leicht zu merken und gleich auf mehreren Ebenen richtig.

    Ist auch viel griffiger als Energieeffizienz Überlegungen zu Produkten mit niedrigen Stückpreis.
    30% ist ausserdem ne ziemlich heftiger Aufschlag und keine Kleinigkeit.

  10. 10
    earl

    Der Transport kostet fast keine Energie, außerdem ist da unten Sommer, wenn bei uns Winter ist.

    Falls du Wert auf Klimaschutz legst, bist du im Bioladen völlig falsch. Das ist ein verbreitetes Missverständnis. Bio-Produkte schonen den Boden durch Verzicht auf Pestizide und Kunstdünger, aber in der Klimabilanz stehen sie deutlich schlechter dar.

    Das ist auch gar nicht schwer zu begreifen, denn es ist ja klar: Biobauern haben aufgrund des Verzichts auf Hilfsmittel geringere Erträge bei gleichem Land- und (Maschinen-)Arbeitsaufwand.

  11. 11
    christian

    Kürzlich versuchte ich, an einem Wochenende in Hamburg mitten in der (deutschen) Saison in einem Supermarkt Kartoffeln aus Deutschland zu bekommen. Supermarkt 1 hatte welche aus Spanien und irgendwo jenseits des Ozeans, Supermarkt 2 ebenfalls. „Biokartoffeln“ waren auch im dritten Supermarkt (das war dann ein Discounter) nicht aus deutschem Anbau zu bekommen – aber schließlich dann wenigstens „normale“. Alle drei Supermärkte gehörten unterschiedlichen Konzernen an, hatten also sicherlich keinen gemeinsamen Einkauf.

  12. 12
    pmn

    Kleiner Tip: Viele Biohändler auf richtigen Märkten (nicht „Super“märkten) haben oft eine recht gute Auswahl lokaler Produkte. Die Äpfel (um beim Beispiel zu bleiben) sind hier oft so gut, dass die auch problemlos ne Woche in der Tüte liegen bleiben können.

    Und in Ballungszentren kriegt man ohnehin nichts aus der Region, es sei denn, man kennt jemanden, der Gemüse auf dem Dach anbaut.

  13. 13
    tobi

    Finkenwerder Herbstprinz

  14. 14
    michael

    @#727789: Nana. Lokale Produkte vom Markt sind ne“™ nette sentimentale Sache, aber höchstwahrscheinlich nicht besonders umweltschonend was die Transportkosten angeht. Ist ja nicht grundlos, dass es sowas wie zentrale Distributionszentren gibt. So kann man bei der Versorgung vieler Menschen Energie und damit Kosten sparen.

    Über die angeblich positiven Eigenschaften von Bio brauchste“™ garnich“™ erst anfangen „¦

  15. 15

    Das erinnert mich an eine Wahlkampfveranstaltung einer dem Bio-Ökologischen sehr nahen Partei, gar nicht so lange her, mitten in Berlin. Da war man ganz stolz, statt der sonst üblichen Häppchen Bio-Obst sowie Öko-Gemüse und -Säfte anbieten zu dürfen.
    Die Bio-Äpfel waren aus Chile, die Bio-Bananen aus der Karibik, der Bio-Joghurt in Platikbechern und der Saft war mit Möhren aus Spanien hergestellt.
    Oder auch an einen Abend bei Freunden, die ja sooo sehr (nach Außen) auf Öko machen. Die krendenzten uns einen Biowein aus Kalifornien.

  16. 16
    Elblette

    Das Thema ist leider nicht so einfach, wie schon einige Vorredner angemerkt haben: zum Teil können die Bauern in anderen Gegenden der Welt die Produkte mit einem geringeren Einsatz an Düngemitteln und Energie herstellen (z.B. ohne Treibhäuser), der Transport per Schiff ist relativ schonend, und halbjährliche Lagerung in Kühlhäusern eben auch nicht der Weisheit letzter Schluss. Als es letztes Jahr mal Zwiebeln aus Tasmanien beim Gemüsehändler gab (ich glaube, im Sommer), und ich einen Witz darüber gemacht habe, meinte der bloß, dass es um die Jahreszeit gar keine Zwiebeln gäbe und sie deshalb schon seit Jahrzehnten aus Australien kommen. Also: wie groß ist unsere Leidensfähigkeit? Im Sommer keine Zwiebeln und keine Äpfel, im Winter nur Kohl, aber keine Tomaten? Sind holländische Tomaten gut, weil sie nicht weit gereist sind oder schlecht, weil sie aus dem Glashaus stammen? Und wenn sie mit erneuerbaren Energien beheizt werden, sind sie dann wieder gut? Ich habe noch keine gescheite Aufschlüsselung gesehen, die diese ganzen Faktoren ordentlich aufrechnet, deshalb sehe ich nur zu, dass das Zeug nicht geflogen ist. Ansonsten, wenn man C02 sparen will: weniger Fleisch und Milchprodukte konsumieren (nicht, dass ich mich daran hielte…), aber das sind die heftigen C02-Produzenten. Zusehen, dass das Haus isoliert ist, sonst kann man sich den Tanz um den Apfel sowieso sparen. Weniger Auto und mehr Fahrrad fahren. Weniger Neuware kaufen, mehr reparieren. Amen.

  17. 17

    Ich finde es ziemlich kindisch, sich über „far foods“ aufzuregen, aber den neuesten Gadget-Scheiß aus Taiwan cool zu finden. Wir leben nun einmal in einem weltweiten ökonomischen Zusammenhang – tja, und es ist nicht einmal sicher, ob argentinische Tomaten wirklich schlecht sind und schlecht fürs Klima oder für andere Ökofragen. Ich tippe mal, dass jede durchschnitliche spanische Tomate eine schlechtere Öko-Bilanz hat und zudem einen Beitrag für Sklavenarbeit bzw. sklavenarbeitsähnliche Arbeitsverhältnisse liefert.

    Was dann?

    Anyway: Wer einen gut ausgeprägten Geschmackssinn hat, wird bei einheimischen Gemüse (z. B. ebenjene Tomate) beim Kauf direkt vom Bauern (auf dem Gemüsemarkt zum Beispiel) gar nicht so selten feststellen können: Das schmeckt oft merklich besser. Teilweise (z. B. bei Tomaten) sensationell besser. Echt wahr.

  18. 18

    Ich habe letztens im Diskounter meiner Wahl auch Äpfel aus Neuseeland bekommen – und fand sie fantastisch. Mittlerweile bin ich froh, wenn ich Obst und Gemüse finde, das überhaupt noch nach etwas schmeckt – egal wo es her kommt, und egal ob da Bio oder sonstwas drauf steht

  19. 19

    Oh ich hier verlinkt. Danke der Ehre.

    Der Transport *mit dem Schiff* (Äpfel z.B.) wird schnell überschätzt. Er ist jedoch im Verhältnis zum Gesamtenergieaufwand relativ unwichtig. Dünger und Pflanzenschutzmittel werden dagegen häufig unterschätzt. Die Energiebilanz eines konventionellen Apfels aus Deutschland kann gut schlechter sein als die eines Bioapfels aus Neuseeland. Aber es kommt auf sehr viele Details an (z.B. auch den Kaufzeitpunkt). Im Oktober schlägt ein deutscher Bioapfel aus der Region natürlich alles andere.

    Ganz anders sieht es natürlich beim Transport mit dem Flugzeug aus. *Das* kostet richtig viel Energie und dafür gibt’s eigentlich keine Rechtfertigung …

  20. 20
    Ripefruit

    @Elblette

    Danke für den Lacher am frühen Morgen..“Tanz um den Apfel…“ :)

  21. 21

    tanja,

    bei aller liebe – wenn das jetzt arschig klingt (und das wird es), dann weil ich ein wenig müde bin – aber wenn ich spargel essen will, dann will ich spargel essen, egal ob oktober oder während spargelzeit; ich persönlich mag spargel ja nicht so sehr.

    bei den äpfeln stimme ich dir zu. aber ich (again) persönlich möchte meine erdbeeren an weihnachten und artischoken im hochsommer nicht missen. obst und früchte all around the year. es stört mich schon, dass es maien keine lebkuchen gibt. genauer, halte ich „far food“ für einen luxus, den ich nicht missen möchte und der mein leben ein wenig süßer macht, ähnlich wie elektrisches licht, heizung und eine tasse tee.

    hmhm ich komm ins schreiben (nochmals: übermüdet)… der ansatz ist meines erachtens nach „falsch“, bzw unpraktisch. keine frage, spargel im oktober sind dekadent, luxus, aber – wie gesagt – einer en ich/man nicht missen möchte. ist es daher nicht besser sich zu überlegen, wie man spargel im otkober in meinen magen kriegt, ohne übermäßig co2 auszustoßen? denn das ist doch der punkt, oder? wenn es den ausstoß nicht gäbe, würde man sich nicht beschweren, oder? oder geht es darum die dekadenz im allgemeinen anzuprangern. denn in letzterem fall lehn ich mich zurück, ohne gegenargument und denke mir nur „yes indeed, ich bin dekadent, so dekadent, wie es mir möglich ist.“

    um versöhnlich zu schließen will ich anmerken, dass ich mich immer sehr freue auch mal etwas von frau haeusler lesen zu können und das heute das erste mal war, dass ich nicht zustimmend nickte. wenn ich im podcast vom tanja-bashing höre bin ich meistens sehr betrübt und in sorge, dass du nicht weiterschreibst.

    take care

  22. 22
    Irreversibel

    @17:
    Word!

    Wieso sich viele Leute beim Thema Lebensmittel über Mechanismen, die sie in sonst allen Produktbereich akzeptieren, aufregen ist mir rätselhaft. Der Mp3-Player aus Asien ist gut, der Apfel nicht?

    Landwirtschaft ist so ziemlich der einzige Bereich, in dem viele ärmere Staaten überhaupt konkurrenzfähig sind bzw. wären, wenn die EU bzw. die USA ihre Landwirte nicht massiv subventionieren und ihre Märkte abschotten würden. Ich bin der Meinung dieser Protektionismus gehört abgeschafft. Wer unbedingt Äpfel aus Deutschland essen möchte soll dafür den wirklichen (unsubventionierten) Preis bezahlen und viele arme Staaten bekämen endlich eine Chance sich zu entwickeln anstatt auf Hilfslieferungen (die aus der europäischen Überproduktion stammen und heimische Märkte zerstören) angewiesen zu sein. Stattdessen werden ne Menge Menschen hier beim Thema Lebensmittel vollkommen irrational bzw. emotional und feiern die (sowohl den Bürgern der EU wie auch denen armer Länder gegenüber)asoziale Geldverschwendung im Agrarbereich als wünschenswert. Offenbar wird beim Essen die Ratio durch eine seltsam romantisierte Vorstellung von glücklichen bayerischen Kühen und norddeutschen Apfelplantagen ersetzt.

  23. 23
    yothales

    Nur als kurze Anmerkung: Es ist ökologischer Schiffe mehrfach zu verwenden!

    Die Produkte kommen von weit her, weil wir unsere Produkte auch in die ganze Welt verkaufen. Wenn jemand also bsp. einen Generator nach Brasilien verkauft, dann muss er auch dahin transportiert werden und irgendwas muss ins Schiff gepackt werden, dass es sich auch lohnt. Vor vielen Jahren wurde Schnapps als Balast in Schiffe gepackt (Aquavit), heute sinds halt Bananen. In der Regel zahlen Kunden für Süd-Nord-Transporte auch weniger als Kunden für Nord-Süd-Transporte.

  24. 24
    ikkededikke

    geht denn gar niemand mehr zum markt? da kann man regionale produkte der saison kaufen.

    alles andere ist ne frage, wer die statistik erstellt. dünger herstellen braucht sauviel energie, nen apfel um die welt reisen lassen auch schon ein befremdlicher gedanke – aber, bei den essesnpreisen (herstellung) ist eh rat ende.

    filmtip: we feed the world

    zeigt aspekte vom food wahnsinn. ist ja nicht allein der apfel aus china, hier geht richtig die dummheit ab. danach schaut man anders auf sein brot.

    be wicked!

  25. 25
    brodo

    Lebensmittel und andere Güter werden aufgrund komparativer Kostenvorteile um die halbe Welt kutschiert. Siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Komparativer_Kostenvorteil .

  26. 26
    ikkededikke

    @ brodo: danke, guter input.

    krank wird das ganze, wenn die länder / leute alles tun, um ein produkt so billig wie möglich zu machen – der apfel aus neuseeland kann ja nur durch extrem billige herstelung und transport konkurrenzfähig sein – und der bauer im rheingau muss im allgemeinen den preislimbo mitmachen – oder aussteigen (durch alternative produkte oder aufgabe des betriebes).

    an ende wird an allem gespart, und das fängt beim nachhaltigen (sprich umweltverträglichen) wirtschaften an. komperative vorteile resultieren oft in nachteilen für die nächste generation.

  27. 27

    aus rein wirtschaftstheoretischer Sicht macht dies wohl Sinn – wobei die Krux wohl im Wort theoretisch liegt. ikkededikke hat es bereits angedeutet: die ökonomischen Vorteile scheinen zu bestehen, solange niemand mit Sicherheit alle mit der Leistungserbringung im Zusammenhang stehenden Kosten verursachergerecht zu ermitteln und letztendlich auch aufzuschlagen weiß … und zwar nicht nur Kosten welche durch die, und im Moment der, Erbringung entstehen, sondern auch jene, die durch die Leistung in Zusammenhang stehende Auswirkungen erst zeitverzögert, vielleicht erst in vielen Jahren, und höchstwahrscheinlich erst kommende Generationen belasten werden.

    Solange die Lösung dieses Dilemmas aussteht, scheint der ökonomische Vorteil der Einen aus einer ökonomischen Benachteiligung von anderen (Generationen?) zu bestehen.

    Das endet nicht bei Äpfeln, da schließe ich mich John Dean an; „subventionierte“ Preise zahlen wir allerdings wohl ohnehin, auch bei der Schiffslieferung aus Asien, solange wir keine tatsächliche Kostenwahrheit herstellen (können). Wer diese „Subventionen“ zahlen wird, ist allerdings unklar …

  28. 28
    ikkededikke

    @#728842: wer die subventionen zahlt, denke ich, ist klar: wir alle und die, denen wir das ganze hinterlassen.

    die lösung ist eine spannende diskussion. ich meine, sie kann nur in einem bewussten kaufverhalten liegen – der markt hat die kraft, produkte zu ändern. d.h. jeder einzelne, jeden tag mit jeden euro, den wir ausgeben.

    das benötigt jedoch informationen, stimmige informationen. leider ist ja die ‚etablierte presse‘ aufgrund einkaufsmonopole der werber derart in abhänigkeit geraten, das einer der pfeiler der freien meinungsbildung nicht mehr funktioniert.

    deswegen ist auch ein freies netz wichtig. und das nicht nur wegen der freien meinungsäusserung und damit -bildung, sondern auch weil tools wie web 2.0 die möglichkeit bieten (langfristig zumindest) produkte mit zu gestalten und marken zu beeinflussen.

  29. 29
    luther blissett

    Wein aus Chile, Kalifornien, Australien und Südafrika
    Äpfel aus China
    Rosen aus Kenia
    und der Klassiker: Erdbeeren unterm Weihnachtsbaum.

  30. 30
    T-lady

    Ein Beispiel für ein globales Produkt ist dieser Apfel mit eigener Webpage:
    http://www.apple-pinklady.com/
    Der hier neben mir (der Rest) kommst aus Chile, auf der Page werden aber auch ‚lokale‘ (Europa) Anbaugebiete genannt, abhängig von der Saison (oder ist es nur Image und da stehen 20 Alibibäume?).
    Deren Idee ist (in etwa) ‚all year long your favorite apple‘ (erinnert an Mac D’s alten Claim ‚it tastes the same everywhere‘).
    Sie behaupten, das Ding ist ökologisch korrekt. Wenn das jetzt auf der Seite nachvollziehbar wäre, fände ich es ein gutes Produkt. Ganz sicher, wenn ein paar Leute in Chile dadurch wirklich ein gutes Auskommen haben, deren leben sich durch diesen Export verbessert.
    Und wer weiss, vielleicht steht da eine ökologische Waschstrasse für Äpfel ‚made in Germany‘ – dann ist der komparativer Kostenvorteile für mich ok. Oh, und echt ok für nen Supermarktapfel, die ‚PinkLady‘.

  31. 31

    Wenn man im April Äpfel kaufen will,kommen die entweder von der anderen Hälfte der Erde oder sie sind 5 Monate im Kühlhaus gelagert. Punkt. Beides ist nicht so ökologisch wie ein frischer regionaler Apfel jetzt im Herbst.

    Die Äpfel von der anderen Hälfte der Erde kommen mit dem Schiff und das verbraucht nicht so viel Energie wie man meinen würde. Und vor allem nicht deutlich mehr als das Kühlen des regionalen Apfels kostet. Nur als Idee für den Energieaufwand beim Transport mit dem Schiff: Er entspricht wenigen Kilometer (unter 10) mit dem eigenen Auto. Wer sich also seinen Apfel vom Biobauernhof kauft und dafür aus der der Stadt fährt, hat eine gute Chance eine schlechtere Energiebilanz zu erzeugen als ein Käufer eines Apfels bei Aldi (dem alle diese Überlegungen völlig Wurscht sind).

    Man muss beim Transport massiv unterscheiden zwischen Flug (die berühmten Flugbananen) und Schiff (fast alle Massenwaren). Das Flugzeug braucht viel mehr Sprit:

    CO2-Anteil für Treibstoffverbrauch in g pro kg Ware
    Aus der Region 230
    Aus Europa 460
    Von Übersee (Schiff) 570
    Von Übersee (Flugzeug) 11.000

    Quelle: WWF Schweiz

    Der Unterschied ist *Heftig*.

    Die ganzen Berechnungen sind sehr kompliziert, So können Tomaten von den Kanaren per Flugzeug eine bessere CO2 Bilanz haben als heimische Tomaten aus einem geheizten Treibhaus.

    Ganz schön kompliziert, gell? (Deshalb ist die CO2 Steuer einer der sinnvollsten Vorschläge, die je gemacht wurden. Leider haben auch 7 Jahre Rot-Grün keinen Millimeter Bewegung in die Sache gebracht. Und als Treppenwitz setzt jetzt Atom-Sarkozy diese Nummer um).