Hans-Dietrich Genscher beschreibt im Tagesspiegel, warum das obige Video von so schlechter Qualität ist, und er berichtet mit bewegenden Worten, wie es ihm ging an diesem 30.9.1989.
Aber wie ging es euch?
Update Da in den Kommentaren danach gefragt wurde: Ich selbst war 1989 auf Tour. Meine persönliche Wiedervereinigungsgeschichte hatte ich 2005 in drei Teilen aufgeschrieben: Erster Teil, Zweiter Teil, Dritter Teil.
Update 2 Ich hab das hier mal zum „Feature“ gemacht. Nicht wegen meiner Zeilen, sondern wegen eurer.
ich habe paar tage später dann auch rüber jemacht. so gings es mir.
sehr, sehr bewegend, das video und der artikel vom genscher. das drückt die tränen…
ich habe nach „Ausreise“ eine gänsehaut bekommen, die ich heute noch bekomme, wenn ich das video sehe.
Ich hab im Tal der Ahnungslosen vor dem TV gesessen und gedacht „Dann haut doch ab ihr Wichser, zum ALDI euch mit Bananen vollstopfen!“.
Vor 20 Jahren war ich 4, lag im Krankenhaus, kriegte die Mandeln raus und hab einen Tag später mein (bis heute :D)Lieblingskuscheltier geschenkt bekommen weil ich morgen an meinem Geburtstag die OP hatte. Aber ich hätt bestimmt auch ne gänsehaut bekommen. Und Hans Hase auch! ;-)
gänsehaut! immerwieder.
ich war damals 3 Jahre alt…und lebte in einer 12 Köpfigen Punker-WG in Wedding
Ich habe die gesamte deutsche Wiedervereinigung damals von Mexiko aus erlebt, wo ich zum Auslandsstudium von Juli 1989 – Juli 1990 war, und habe nun bei all den einzelnen Jubiläumsschritten das Gefühl, zum ersten Mal die Berichterstattung hier in Deutschland richtig mit zu bekommen. Schaue daher auch vermehrt in diesen Tagen die Tagesschau vor 20 Jahren.
da war ich 12. samt familie gerade im auffanglager in bayern angekommen. statt prag gleich nach ungarn bzw. österreich. und das ganze begrüßungsgeld ging für benzin drauf, weil der blöde trabi mit einer tankfüllung nur 250km geschafft hat.
und im supermarkt statt „wow“ gedacht, „ach, kennt man alles aus dem tv.“ ;)
Ich war damals kurz vor meinem achten Geburtstag, lebte gar nicht so weit weg von der Grenze in Niedersachsen und hab das alles gar nicht mitbekommen. Jedenfalls nicht so, dass ich mich daran erinnere.
Ich weiß nur, dass wir dann mal einen Familienausflug in den Osten gemacht haben und dass meine Eltern das irgendwie was besonderes fanden. Ich fand’s doof.
Ich glaub, ich muss mal meine Eltern dazu befragen.
Vermutlich mit ein paar Sex-Magazinen aufm Klo… 16 Jahre war ich damals.
Die Omi saß neben mir und hat geweint. Ab jetzt keine Päckchen mehr in die Ostzone.
Ich war damals Schüler, 15 Jahre und lebte im wohlbehüteten Bensheim an der Bergstrasse. Dieser Moment war sehr bewegend verursachte ein starkes Verlangen nach einem Führerschein, welches mit jedem Menschen, der später Brocken aus der Mauer hacken durfte, exponentiell anstieg. Verdammt!
Ich war in der Kaserne (NVA) und habe es erst später mitbekommen. Da wir noch kurz zuvor in Alarmbereitschaft waren, war die Erleichterung groß. Wir hatten uns noch Tage vorher mit den Gedanken geplagt, gegen die eigenen Leute aufzumarschieren. Wahnsinn !
Ich heul heute noch, wenn ich das sehe. Vor 20 Jahren hab ich’s mit meinen Eltern im Fernsehen gesehen. Damals stand nicht fest, ob wir ebenfalls gehen. das war dann ja hinfällig etwas später.
ich hatte angst von all den schlecht gekleideten menschen überrannt zu werden. die wollten aber einfach nicht bis nach süddeutschland kommen – dann hab ich halt selbst nach sachsen rübergemacht.
Zu der Zeit bin ich im Mutterleib rumgeschwommen. Von daher hab ich den ganzen Krempel nicht mitbekommen.
Da war ich fünf.
Ich war noch nicht geboren. Im Übrigen, ein Artikel über Prag 1989:
Der historische Satz ertrank im Jubel: Als Hans-Dietrich Genscher vor 20 Jahren den Prager Botschaftsflüchtlingen vom Balkon der deutschen Botschaft ihre mögliche Ausreise verkündete, wurde der Außenminister zum Helden der Wende. Dabei hatte ein anderer den Coup eingefädelt – bis heute steht er im Schatten.
http://einestages.spiegel.de/static/topicalbumbackground/4842/der_zweite_mann.html
Ich war 20 und saß ohne Telefon alleine in meiner winzigen Studentenbutze in Bremen. Ich bin verheult zur nächsten Telefonzelle gerannt, um mit meinem damaligen Freund in Hannover zu telefonieren. Wie ungefähr jeden Abend, und in jedem Gespräch ging es um die DDR. Am 9. November bin ich nicht sofort durchgekommen.
Der Ausschnitt oben „ž… dass heute Ihre Ausreise …“ funktioniert bis heute bei mir auf Knopfdruck. Ich sitze gerade auf der Arbeit und suche Taschentücher.
Boah, ich kriege Gänsehaut, wenn ich das sehe….
Gänsehaut. Immer wieder und sehr zuverlässig. Ich war damals 14 und habe das im Fernsehen mitbekommen. Die wirkliche Tragweite hat bis zum 09. November aber wohl kaum jemand verstanden…
Ich war grade 8 Jahre alt und hab mich für dies alles nicht interessiert ;-)
Ich sass mit meinen Eltern vor dem TV und konnte es nicht fassen. Schließlich waren wir erst 1 Jahr vorher von der DDR in die BRD ausgereist ;-)
Ich war damals neun, lebte behütet in einer ostdeutschen Großstadt und habe von der Politik nicht viel verstanden. Die Videos, die es in diesen Tagen oft zu sehen gibt, finde ich sehr bewegend.
Zu diesem Thema kann ich jedem auch die tolle Open-Air-Ausstellung „Friedliche Revolution 1989/90“ am Alex empfehlen. http://www.revolution89.de/
Vor 20 Jahren war ich 8 und lebte im tiefsten Allgäu… und klebte Tage und Nächte mit meiner Mutter vorm Fernseher.
Für viele ist 9/11 das bewegenste Erlebnis…für mich ist es die Wende, dieses Video…diese Nacht.
Gänsehautfaktor pur…und die Tränen schimmern immer im Auge mit.
Heute lebe ich in Berlin und finde es auch noch nun 6 Jahren immer noch abenteuerlich über alte Grenzen zu laufen, mir von alten Berlinern anzuhören wie es damals in live war.
wir saßen vor dem fernseher, ich war dreizehn, und haben mit einem freund meiner eltern angestoßen; er kam uns via bornholmer straße in wittenau (reinickendorf) besuchen. ich war der einzige der nicht heulte.
am zehnten ging es dann zum mauerklopfen auf die brachfläche des potsdamer platzes „¦
Damals war ich schon im Westen. Und konnte Platten von Plan B hören ^^
BTW: Nach der letzten Wahl hab ich mir nur gedacht, was wäre, wenn statt Hans-Dietrich Genscher damals ein Guido W. dort auf dem Balkon gestanden hätte.
Bei dessen Anblick wären die meisten wahrscheinlich freiwillig wieder zurück in ihre Heimat… ;-)
Gottseidank war dem nicht so.
Mein tiefer Respekt vor H-D G. wie auch Rudi Seiters und allen anderen, die dies politisch möglich gemacht haben.
20 sekunden und die augen sind feucht.
vor 20 jahren war ich glaub ich zu der zeit in einer kirche in frankfurt/oder bei einer versammlung vom neuen forum mit kerzen und allem tamtam.
An der Küste in Dänemark und mit Hilfe von DW wurden wir über das geschehene informiert …
Ich glaub ich war im Schullandheim irgendwo in der Eifel. Meine einzigen Erinnerungen an diese Zeit haben immer etwas mit Matsch, Kälte, Nebel, Tischtennis in einem miefigen Keller und ekelhaftem Tee zu tun. Die 80er halt. In unserem Diercke-Atlas war die DDR ein fremdes Land und nach der Abdeckung im Unterricht zu urteilen weiter weg als Spanien oder sogar Afrika. Auf meiner mentalen Karte hat Dland immer noch die alte Form (was Hänschen nicht lernt…) und ich werde nie die geschockten(?) Blicke meiner Sportlehrer vergessen, als sich ein Mitschüler bei einem Sportfest aus Versehen mal „GDR“ über seine Starternummer zum 800m-Lauf geschrieben hatte. Wir wussten es nicht besser, wir wussten eigentlich überhaupt nur wenig.
Ich dürfte zu dieser Zeit Zivildienst gemacht haben. Habe aber keine echte Erinnerung daran, wie dieser Tag verlaufen ist. Die Szene hab ich im Fernsehen direkt mitbekommen. Da wir eine befreundete Familie drüben hatten, wurde die gesamte Wendezeit in unserer Familie sehr genau beobachtet.
Letztlich hat diese Prag-Szene allerdings keinen sonderlich großen Eindruck gemacht, da doch eigentlich schon sehr klar war, daß durch Gorbatchows Druck spätestens Anfang 1990 die Grenzen geöffnet sein werden.
Im Prinzip dachten wir also „Seltsam, daß die nicht einfach die paar Monate noch abwarten und nur mit ein paar Klamotten in der Tasche abhauen. Wenn die Grenzen geöffnet werden, können die doch hin wo sie wollen ohne alles aufgeben zu müssen“. Es kam uns sehr hysterisch vor, auch wie das alles in den Nachrichten so gar nicht hinterfragt wurde – und am Ende gingen die Grenzen ja sogar noch schneller auf.
Klar, im Nachhinein hatte auch der Druck der Flüchtenden einen Anteil, aber die Perestroika war doch gar nicht mehr zu stoppen und die DDR ohne den Rückhalt der Russen war ohnehin schon am Zusammenbrechen. Insoweit gibts bei mir auch immer noch leichte Fremdschämtendenzen, wenn ich den Ausschnitt sehe, denn ich denke immer noch, wie blöd man sich eigentlich nur ein paar Wochen später vorgekommen sein muss, als die, die zu Hause blieben und über die Montagsdemos den richtigen Druck aufgebaut haben das ganze fiese Ding DDR tatsächlich zum Kippen brachten. Die emotionalen und großartigen Erinnerungen mit Tränen und allem habe ich an den Abend und die Nacht des 9. November.
Ich war zu der Zeit Student, und saß oft abends noch lange vorm Fernseher. Spätestens nach dieser Sache war klar, das in der DDR was großeß passiert, nur war noch nicht abzusehen, ob das alles gutgeht.
Ich weiß auch noch, das ich ebenfalls irgendwas im Fernseher sah, als die Mauer geöffnet wurde. Da kam zuerst so eine Laufschrift, das in der xy-Straße offensichtlich ein Bagger dabei sei die MAuer einzureißen, und ich dachte nur:“ Oh, oh, das gibt aber Ärger“
Und kurz drauf wurde die Schrift um den Hinweis ergänzt, das der Bagger offensichtlich von der DDR Seite aus abreißt.
Das ergab dann das erste „WTF?!“ in meinem Kopf an das ich mich erinnern kann
Wenn ich mich richtig erinnere, ging mir das ziemlich am A…. vorbei. Für den West-Berliner war der 9. November der entscheidende Tag. Da behaupte ich mal, dass jeder Berliner (Ost und West) weiß, wo er an diesem Abend war und was er gemacht hat.
ich war 10 und hatte ein paar tage vorher meinen vater gefragt, warum die die mauer nicht einfach öffnen bei all den protesten, die immer im fernsehen zu sehen waren. er hat versucht, es mir zu erklären, verstanden habe ich es nicht wirklich. und dann hab ich auch noch recht bekommen :)
ist wirklich äusserst zuverlässiges mittel für gänsehaut und rührungstränen.
da hab ich wahrscheinlich gerade mit meinen he-man figuren gespielt, oder an das tolle rothaarige mädchen in meiner klasse gedacht, oder c64 gespielt, oder schon im bett gelegen, oder aber ich sass vor dem fernseher, mit meiner famiie und habe das mitbekommen, aber nicht so richtig verstanden. ein defizit das ich später versuchte auszugleichen indem…moment mal, da mach ich doch lieber ein eigenes posting draus….:)
vor 20 Jahren lief mein Ausreiseantrag und ich war ganz schön wütend, dass die in Prag und Warschau „einfach so“ ausreisen durften
habe dann ein paar Tage später auf Besuch in Dresden die Reste der Strassenschlacht rund um die durchfahrenden Züge aus Prag gesehen
ich selbst bin dann erst am 5.November nach Prag in die Botschaft gekommen und von dort in die Züge Richtung Westen durchgewunken worden, welch eine Ironie, so kurz vor dem Mauerfall…
@#730582: HA! ich habe den gleichen weg genommen. ja rückblickend mag man das so sehen, dass es eigentlich niht mehr häte sein müssen. aber seien wir mal ehrlich, wer hat wirklich gedacht, dass die mauer dann doch so schnell fallen würde? ich war mir da nicht so sicher und daher nix wie weg…
:-)
ich war 8, lebte in der nähe von berlin, und habe zunächst nur über meine familie mitbekommen, dass irgendwas aufregendes passiert sein muss. ich weiss noch, dass ich angst hatte, weil alle sagten „jetzt wird alles anders!“
es dauerte nicht lang, bis die wendewelle über meine heimat gerollt ist und man sich überall eifrig bemühte, die vergangenheit auszulöschen. meine komplette zonenkind-identität weggeputzt! ich habe es gehasst.
Ich habe in meinem Zimmer Lego gespielt und nicht verstanden wieso meine Mutter vor Freude wild jubelnd durchs Haus gelaufen ist.
Ich war da ja gerade 9 Jahre alt geworden. Als die Mauer fiel, sagte meine Mutter mir glückstrunken, ich solle diesen Tag in meinem Kalender markieren, da sei was großes passiert. Habe ich dann auch gemacht: Bin in mein Zimmer gelaufen und habe auf das Kästchen mit dem 9. November ein dickes Kugelschreiberkreuz gesetzt.
ich war klein und wäre, rückblickend, am liebsten damals schon groß genug gewesen, um es zu verstehen.
@#730576: nein, das war ganz und gar nicht klar, schon gleich gar nicht denen, die in diesem Dampfkochtopf zu der Zeit drin saßen: plötzlich wird noch die Grenze zur damaligen CSSR zugemacht, bei Montagsdemos rollen Mannschaftswagen in die Innenstadt… irgendwann hat man da die Ruhe nicht mehr so weg
Jetzt mal nicht übertreiben, besonders die damals BRDler. Ich war 26 in Kreuzberg in einer 2-Zimmer-Wohnung mit Ofenheizing und habe an meiner Diplomarbeit geschrieben. Dass dies der Anfang vom Ende der DDR war, kann man nur im Rückblick erkennen. Genscher und Seiters haben die rausgeholt – aber es war kein Grund das Gefühl der historischen Sternstunde zu haben. Denn allen war klar, dass die Ausreise weitergehen wird und niemand wusste, wie das ablaufen sollte.
Für die Betroffenen in der Prager Botschaft, ihre Angehörigen in der DDR oder andere DDR-Bürger „auf den Sprung“ mag das Ereignis einen anderen Stellenwert haben.
Anderer Blickwinkel:
http://www.tagesschau.de/inland/seiters100.html
ich war 8 und saß mit meiner heulenden mutter staunend vor unserem kleinen schwarzweiß- fernseher. die worte meiner mutter „guck dir das genau an! das darfst du nie vergessen!“ klingen mir heute noch im ohr.
Ich war neun und mit Entenpuschen an den Füßen viel zu nah vorm Fernseher.
Mein Papa hat geweint — in meiner Wahrnehmung zum allerersten Mal. Vor lauter Schreck hab ich mitgemacht. Und muss mich noch immer ein bisschen zusammen nehmen, wenn ich´s wieder sehe. Die Entenpuschen hab ich nie weggeschmissen — in denen hab ich ja schließlich Geschichte erlebt.
Vor 20 Jahren war ich genau vier Monate und 10 Tage alt :-D
@Tim
ich war 13 und weder meine Eltern noch ich waren auf dem Sprung. Trotzdem kann das Ereignis an sich und die damit verbundenen Gefühle nicht überbewertet werden. Für uns hat sich danach alles geändert, das haben die meisten geahnt.
@jens
schau Dir mal dein Geschichtsbuch an, 17. Juni, Prag oder Ungarn, Ignorant
Wow, selbst nach 20 Jahren krieg ich eine Gänsehaut.
Ich habe damals in Berlin gelebt. Meine Erinnerung an die Zeit vorm 9. November ist vor allem, dass meine Eltern 25 kg Säcke Reis, kiloweise Nudeln und was weiß ich noch aus der Metro geschleppt haben, weil sie erwarteten, dass die nächste Blockade vor der Tür steht. Zum Glück kam es ja dann doch anders.
In der Berliner Zeitung ist heute ein bemerkenswertes Interview mit Genscher über das gleiche Thema abgedruckt.
Online hier:
http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/2009/0930/politik/0001/index.html
Damals war ich 14 und habe irgendwo im süddeutschen Dschungel die Ereignisse per TV verfolgt. So richtig kapiert habe ich es damals natürlich nicht.
Heute, nach 9 Jahren in Berlin, ist es immer noch bewegend, die Geschichte der Stadt überall zu spüren. Es wird noch Jahrzehnte dauern, bis die Wunden der Vergangenheit geschlossen sind.
Ich war viereinhalb und konnte das Wort Mauer noch nicht mal schreiben, geschweige denn, dass ich gewusst hätte, was da eigentlich vor sich geht. Aber wann immer ich diesen Ausschnitt (oder ähnliche) sehe, bekomme ich trotzdem eine Gänsehaut. Obwohl ich bezweifle, dass ich mich wirklich in diejenigen hineinversetzen kann, die das damals miterlebt haben und für die das wirklich eine neue Ära bedeutete.
Johnny, wo warst Du eigentlich?
Ich war 19 und hatte meine erste Wohnung in Bremen, es klingelt und meine Nachbarin steht heulend mit Baby auf dem Arm vor der Tür und fragte mich, ob ich einen Fernseher habe und ob sie bei mir mit gucken darf — die Mauer wäre weg. Ich hatte das Kleine auf dem Arm und sie sass heulend vor meinen TV, war ein sehr netter Abend.
@Jens (30): Ich habe damals nicht mit einem Fünkchen Hirn geahnt, dass einen Monat später die DDR Geschichte war, und ich hab auch nicht damit gerechnet, dass „žspätestens Anfang 1990“ alles anders wird. Ganz im Gegenteil. Für mich waren zwei Deutschlands völlig normal, und daher war ich damals fassungslos, dass die DDR „žmal eben“ 3000 Bürger ausreisen lässt. Ähnlich fassungslos war ich über die hunderttausende, die auf die Straße gegangen sind. Das waren alles Bilder, die es so noch nie gab, und ich finde sie heute noch genauso bewegend wie damals.
ja… ich sas damals mit meiner damaligen und jetzigen Freundinn aufn Sofa mit Tränen in den Augen weil wir unsere jetzt 20Jährige Tocher (zukünftige Mutter) nicht in Ungewissheit zur Welt bringen wollten (02.10.)und harrten notgedrungen der Dinge die da kommen werden und es war gut so.
Ich war in Ostberlin, bis über beide Ohren verknallt. Zum ersten Mal. Er war aber kurz vorher über Ungarn nach Westberlin abgehauen. Was haben mich da irgendwelche Leute in Prag interessiert.
Bizarr übrigens, wieviele Leute den 30. September mit dem 9. November vermengen.
(Jetzt mal ein wenig meta: Ein Youtube-Video, eine Frage und tolle Geschichten. Großartig!)
…Wahnsinn, ich bekomme immer noch Gänsehaut wenn ich das sehe. Unglaublich.
Ich war 15 und hätte im Leben nicht daran gedacht, dass die Mauer einen guten Monat später fällt.
Alles in allem eine sehr bewegende Zeit und viele Originalaufnahmen hinterlassen immer wieder einen dicken Kloß im Hals.
Hmm, vielleicht ein ganz klein wenig nicht exakt die Frage beantwortend möchte ich die Gelegenheit um auf das Wende-Doku-Projekt vom Flix „Da war mal was“ hinweisen, der auf eine ähnlich tolle Art und Weise wie diese Sammlug hier die Erinnerungen „meiner Generation“ beiderseits der Grenze einfängt.
http://dawarmalwas.de/
Kommt es euch eigentlich auch seltsam vor, dass dies alles schon 20 Jahre her sein soll. Wo ist die Zeit hin?
Ich war 16 Jahre alt, fand es aufregend und damals habe mich auch noch für die Menschen gefreut. Es war das erste Mal, dass ich die DDR bewusst als etwas wahrnahm, was irgendwie auch mit der BRD zu tun hatte.
Damals war ich 13 und gerade auf Kur. Uns hat man dort nichts erzählt. Erfahren hab ichs dann erst aus Briefen von der Familie.
Ich war damals 8. Behütete Kindheit in Leipzig, ich wunderte mich nur, weshalb meine Eltern montags immer später als sonst abends nach Hause kamen.
Ein paar Wochen später war ich das erste Mal in Berlin und aß meine erste Kiwi.
All diese Aufnahmen, Erinnerunge, etc. erzeugen immer wieder Gänsehaut.
Ich war fünf und habe vermutlich geschlafen.
6 Jahre war ich zu jener Zeit, aber habe direkt an der Mauer (West) gewohnt. In der Nacht selbst schlief ich wohl sehr tief, am nächsten Tag wunderte ich mich über die komischen Autos, die neuerdings herumfuhren und über die langen Schlangen vor den Banken. Überhaupt war Berlin die ersten Wochen einfach nur sehr voll.
Als sie die Mauer bei uns aufmachten (ein paar Tage später), waren alle so froh und eine nette Frau hat mir ein kleines Stück aus der Mauer heraus gehauen, ich fand es sehr lustig auf der West und Ost Grenze herum zu hüpfen und habe mich gefragt, warum die uniformierten Herren so grimmig schauen. Das Mauerstück klebt seit jeher als Andenken in meinem Kinderfotoalbum.
Ich war erst 13 Jahre alt und habe den ganzen Kram, der darüber im Fernsehen lief, nur teilweise verstanden.
Als meine Oma bei der Tagesschau plötzlich in Tränen ausbrach habe ich mal zugehört, ansonsten war ich mit Pubertät, Turnschuhen, Sitzenbleiben und C64 spielen beschäftigt.
hieß damals noch Jan und ich war mit damals 22 Jahren deutlich älter als die vielen Kommentatoren über mir und hatte somit nicht die Gnade der späten Geburt. Ich saß in einer Kaserne und hatte noch ca 1/2 Jahr Grundwehrdienst vor mir. Konnte weder raus noch war die Nachrichtenlage sonderlich valide. Doch mit trickreichem Knopfdruck (den offenbar jeder Soldat aber kein Uffz oder höher kannte?) auf 2 Kanäle gleichzeitig hatte der besch… SW-Fernseher auf einmal ein interessantes Doppelleben. War zwar risikoreich, erwischt zu werden, aber hat geklappt. So saßen wir zu dritt vor der Kiste und glotzten TV.
Nach einigen fassungslosen völlig stillen Minuten (und das bei 3 Großmäulern) kam einer auf die geniale Idee, dass jeder auf seinem unvermeidlichen EK-Maßband den Tag markieren solle, bis zu dem es jetzt nur noch dauern könnte, dass alles zusammenbrechen würde und wir vielleicht eher dieser Kaserne entkommen könnten. Ich war leider zu optimistisch mit meiner Vorgabe von 14 Tagen, bis zum letzten Tag ließen die uns bitter schmoren.
Sie Szenen der Grenzöffnung am 09.11.haben wir aber immerhin schon in großer Runde vor dem gleichen TV geschaut – vöölig risikofrei.
@#730605: Siehe Update oben, ich hatte das vor vier Jahren mal aufgeschrieben. Hab’s gerade nochmal gelesen: Stimmt alles. ;)
Gemischte Erinnerungen: Einerseits treibt es mir heute wie damals eine Gänsehaut über den ganzen Körper incl. Tränen in die Augenwinkel, andererseits haderten wir in unserer kleinen kirchlichen Halboppositionsgruppe damals mit den „Rübermachern“, weil wir und andere jahrelang unser „‚Wohlbefinden“ oder unsere Karrieren auf Spiel gesetzt hatten und nicht erst kurz vor Toresschluss den Mund gegenüber den DDR-Regierenden aufgemacht haben. Und wir waren der Meinung, dass die Oppositionsarbeit hier, in der DDR, weiterbetrieben werden muss.
Rückblickend weiss ich, dass es der Beginn aufregender, unsicherer und verrückter 40 Tage war, in denen wir schwankten zwischen Angst (wird Polizei und Armee auf die Demonstrationen schiessen?) und einer unglaublichen Energie, jetzt wirklich etwas bewegen zu können.
@Johnny (65): 22 war ich damals auch, als Frau gottseidank von der „Asche“ verschont
Ich bin zwar Wessi und Kind des geteilten Deutschlands, hatte damals aber ein besonderes Verhältnis zur DDR.
An diesem Abend war im Krankenhaus, und im Aufenthaltsraum der Chirurgischen saßen wir um den Fernseher, der wegen der dramatischen Entwicklung ausnahmsweise dort stehen durfte, und erlebten einen Moment Geschichte, den man nicht oft im Leben mitbekommt.
Und keiner ahnte, dass es kurz darauf noch mehr, noch dramatischere Momente gab.
Und auch ich bekomme eine Gänsehaut und auch feuchte Augen, wenn ich mich an die Zeit erinnere.
@#730607: Absolut richtig, was die Emotionen und Freude und die Fassungslosigkeit angeht, die ab 9.November nur so auf mich und alle anderen die ich kenne einprasselte.
Die Frage die ich hier ( @30 ) beantwortete fragte allerdings ausschließlich nach den Erinnerungen und damaligen Gedanken zu diesem bestimmten Event in Prag. Den fand ich nunmal nicht wirklich signifikant damals und heute auch noch nicht.
Er war ein kleinerer Teil innerhalb einer gesamten Woge von Ereignissen seit Sommer 1989, in dem ich in Polen war und evtl. auch deswegen schon ein bisschen vorweg wußte, wie sich ein Land im Umbruch anfühlte, denn dort war man der DDR einfach schon drei vier Monate vorraus.
Ich habe diese Zeit damals sehr bewusst mitbekommen und war damals vor allem sehr begeistert von der großartigen politischen Energie, die da drüben plötzlich auftauchte und die auch unserer von einer gefühlten Ewigkeit dauernden Kohl-Kanzlerschaft sehr dröge gewordenen Welt ganz neue Impulse zu geben versprach.
Leider hatte davon aber nicht viel überlebt; ich fand es schrecklich, wie sich schon ein zwei Jahre später die Westpolitikerprofis den Ostkuchen unter sich aufgeteilt haben und all die politisch aktiven Menschen, die den Kopf hinhielten um diese Revolution friedlich zu organisieren, anzuführen und zu inspirieren einfach brutal untergebuttert haben.
Wie gesagt, insgesamt eine großartige Zeit mit vielen tollen und emotional auch immer noch und immer wieder aufwühlenden Erinnerungen. Diese eine da oben allerdings gehört für mich aus o.g. Gründen aber halt einfach nicht so dolle dazu.
Damals war ich 1,5 Jahre alt. Lag wahrscheinlich in meinem Kinderbett und hab vor mich hingedöst. Das erste mal im Westen war ich jedoch erst 1992. Daran erinner ich mich noch sehr gut. Versöhnungseisesssen mit meinem besten Freund und seinen Eltern und der Besichtigung des ehemaligen Grenzstreifens. Dennoch empfinde ich die Wiedervereinigung als wohl bestes politisches Ereignis der letzten 50 Jahre. An ihr sieht man wozu ein Volk im Stande ist, dass Grenzen durchbrochen werden können und dass wohl alle Deutschen sich darüber gefreut haben, auch wenn heute ein paar wenige es wieder Rückgängig machen würden.
Ich war 21, politisch, ökologisch und friedensbewegt, die 80er waren komplett für den Arsch (Kriegsangst, Atomangst, Umweltangst, die gesellschaftliche und intellektuelle Starre unter Kanzler Kohl, und obendrauf noch dauernd Pubertät), die Veränderungen im Ostblock haben zusätzliche Angst erzeugt (lassen „die“ die Panzer rollen?), in meinem Umfeld hat niemand geglaubt, dass dass sich wirklich jemals etwas ändern könnte an dieser betonierten Welt.
Und dann fahren Hunderte Ostblock-Gefangene in einem Zug in den Westen, in die „Freiheit“? Irgendwie wirkte das wie Quatsch, wie ausgedacht, wie schlechte Science Fiction. Geglaubt habe ich das damals nicht wirklich, schon wegen der nicht zu glaubenden Zugstrecke durch die DDR „ohne Halt“.
Erst als die Mauer fiel, kam die Erkenntnis, dass dies wahr war, erst dann kamen die Tränen. Es war eine Befreiung, auch bei uns „im Westen“, die Hoffnung auf das Ende des Betons in den Köpfen, fast wichtiger als das Ende des Betons der Mauer.
Leider war Kohl immer noch Kanzler. Änderung geht anders.
An dem Tag saß ich in einem Bunker auf der Insel Usedom, hatte meinen „Ehrendienst“ bei der NVA abzuleisten und war einigermaßen fassungslos über die Nachricht.
Die Freude über das Ereignis kann ich bis heute nicht teilen! Sicher war nun noch deutlicher als zuvor klar, dass das der Anfang vom Ende der DDR war. Das Engagement von „Genschman“ und Co. dabei in allen Ehren, die Wende haben aber andere Leute herbeigeführt: Die, die sich organisiert haben, Widerstand geleistet haben, auf die Straßen gingen, um die Zustände in der DDR zu ändern und dabei riskierten, verprügelt und eingesperrt zu werden.
Ich war noch 16, lebte im Ruhrgebiet und habe das alles übers Fernsehen und Radio (ich hörte damals mit einiger Faszination „Stimme der DDR“) verfolgt – genau wie meine Eltern, die 1972 aus Leipzig rüberkamen und in diesen Wochen merkwürdig still waren. Die Sache mit Prag war aber weniger prägend. Einschneidender waren die Montagsdemos in Leipzig, der Heimatstadt meiner Eltern, die am 9. OKtober 89 soweit ich mich erinnere nicht geschlafen haben, weil sie befürchteten, dass es bei der Montagsdemo zu einem ähnlichen Blutbad kommen würde wie einige Monate zuvor in Peking. Für mich waren die Leipziger Demos immer der entscheidende Wendepunkt.
@#730636: Danke Johnny, war sehr spannend zu lesen!
Gänsehaut, Tränen, Stolz und Scham. Ich war nach etlichen Jahren mit Ausreiseantrag (dann abgelehnt) in Berlin ein halbes Jahr vorher über Ungarn (da war die Botschaft in Budapest schon dicht) und Jugoslawien nach Hannover gekommen, wo die meisten meiner Berliner Freunde schon längere Zeit lebten. In meiner Anti-Atom-WG hatte ich seit der Grenzöffnung in Ungarn den Fernseher durchgesetzt. Ich arbeitete in der Kneipe an der Ecke und habe mehrere Wochen alle Kollegen und Stammgäste über die aktuellen Entwicklungen, den Pankower Friedenskreis, die Umweltbibliothek und die Gethsemanekirche informiert.
Auch wenn es schade ist, dass ich selbst an den Umwälzungen nicht aktiv beteiligt war bedaure ich eigentlich nur, am 4.11. nicht dabei gewesen zu sein. Das ist für mich ein singuläres Ereignis.
Einer, der auch die Zeichen der Zeit erkannt hat, war Rio Reiser, der 1988 in der Berliner Seelenbinder-Halle „Der Traum ist aus“ gesungen hat: http://www.youtube.com/watch?v=w3o3E877PFc
Gänsehaut und feuchte Augen selbst bei mir, obwohl ich nicht einmal dabei war (da damals noch Kind).
Ich war zur Wende auch acht Jahre alt und in Addis Abeba, Äthiopien. Mein Vater hatte dort eine Professur an der Uni. Meine Eltern haben täglich am Weltempfänger gehangen, Nachrichten der Deutschen Welle über Langwelle hören. Ich habe wenig verstanden, nur, dass etwas Großes zu Hause vor sich ging. Mein Bruder schickte uns ein kleines Mauersteinchen per Post. Als später die Flagge der ostdeutschen Botschaft heruntergelassen wurde, dachte ich als Kind, die Zeitrechnung würde von 1989 auf null zurückgestellt werden. Zurück in Deutschland, das wir jeden Sommer besuchten, hat sich in meiner persönlichen Wahrnehmung allerdings garnichts geändert.
Ich war zehn und wohnte im Zonenrandgebiet. Im Sommer hatte beim Wandertag unser Grundschullehrer noch in Richtung Zaun gezeigt, vom geteilten Deutschland erzählt und gesagt: „Wenn ihr erwachsen seid, ist die Grenze vielleicht mal aus.“ Erwachsen war sowieso so weit weg und mir als 10-Jähriger war das eigentlich egal, ob es in die Richtung nun weiter ging oder nicht. Im Urlaub in Italien habe ich mitbekommen, dass viele DDR-Bürger über Ungarn ausreisen, meine Eltern haben damals am Strand vermehrt die Bild gelesen (eine andere Zeitung gab es nicht). Und schließlich, einige Woche später, erster Tag am Gymnasium, saß einer dieser Ausgereisten unter uns, sinnigerweise neben einem Mädchen aus West-Berlin, das wegen der Scheidung seiner Eltern nach Nordbayern gezogen war. Und zwei Monate später haben wir an der Bushaltestelle morgens schon Trabbis gezählt und mussten mit unseren Eltern an den Wochenenden „nach drüben“, Geschichte „live erleben“. Damals fand ich das langweilig, vor allem die Limo schmeckte komisch, heute bin ich froh und finde es schade, damals erst so jung gewesen zu sein. Ich hätte es gerne intensiver, unmittelbarer erlebt.
Heute habe ich viele Freunde aus Thüringen, Sachsen, Berlin und eigentlich bin ich als Zonenrandgebietskind sowieso ein halbes Ost-Kind, zumindest was meine Fernseh-Sozialisierung betrifft. Meine Ost-Freunde lachen sich immer scheckig, weil ich vom Sandmännchen bis zu „Ein Kessel Buntes“ alles auswendig kenne.
@#730600: was möchtest du mir sagen? wo bin ich ein ignorant? kann es sein, dass du mich fehlinterpretierst?
Vor zwanzig Jahren war ich auf der ersten systemkritischen Demo in Thüringen.
@jens
stimmt Euch mal mit Euren Namen ab, ich hatte den Kommentar 30 gemeint
@#731619: ich überlege noch, ob ich dir antworte oder dich lieber ignoriere. Oder ob ich dir den Tip gebe, auf den Link „antworten“ unter Kommentaren zu klicken um Verwechslungen auszuschließen (und zu vermeiden, daß du andere Leute anblaffst, sie sollen ihr Verhalten ändern obwohl Du offensichtlich das System hier nicht richtig bedienst). Oder ob ich Dich frage ob Du eigentlich immer mit Beschimpfungen reagierst, wenn jemand anderes nicht ganz deine Sicht der Dinge teilt.
@jens
Vorschlag=Anblaffen?
Mimose
Wenn ich etwas ignorant finde, kann ich das auch schreiben, beschimpfen geht anders.
Mein erster Gedanke (ich war gerade 10 Jahre alt) war:
„Och nö, jetzt stimmt mein Kinder-Atlas nicht mehr!“ ;-)
Auwei. Da war ich zwölf. Mitbekommen habe ich erst, dass was im Wandeln war, als am Schultag nach der Maueröffnung zwei Drittel der Schulklasse, und, viel aufregender, die Hälfte aller Lehrer fehlten. Die waren alle „Westen gucken“. Ich weiß noch, wie ich in der fast vollkommen leeren Klasse saß und mich fragte, warum ich nicht war, wo alle waren. Das durften sich dann später meine Eltern anhören..
Entschuldigungen fürs Fehlen musste übrigens seltsamerweise keiner der Abwesenden nachreichen.
Ich konnte mich an die ersten beiden „großen“ Daten nicht mehr erinnern, wohl aber an die Ereignisse (Flucht aus Ungarn nach Österreich; Ausreise via Prager Botschaft). Was habe ich für ein Glück gehabt, dass ich mit meinen damals 12 Jahren (bzw. 13 beim Mauerfall) 2 Jahre vorher gelernt hatte, wie die politische Situation in Europa war und dass die Menschen in der DDR in Unfreiheit lebten. Ich hätte sonst das Glück dieser Zeitenwende nicht verstanden. Als Monate vor dem Zusammebruch die Demonstrationen begannen, habe ich unglaubliche Angst gehabt, dass wieder so etwas wie der 17. Juni 1953 passiert (darüber hatte ich als 10-jähriger in einem Schülerkalender gelesen). Die mutigen DDR-Bürger haben der deutschen Geschichte ihr schönstes Ereignis beschert: Eine erfolgreiche, unblutige Revolution in Deutschland.
Wenn ich heute die Tagesschau-Aufnahmen von damals sehe, kommen mir sofort die Tränen. Egal, was für zermürbende Jahre dieses Land und seine Bewohner hinter sich haben – es gibt Ereignisse, die verlieren nie an Wert, ja, gewinnen höchstens mit der Zeit noch daran.
Immer wieder kommen von Aussenstehenden also Westdeutschen aussagen wie „Ich währe da schon viel früher auf die Straße gegangen.“ sind wir ja auch.
Diese Leute vergessen den 17. Juni 1953 wo die Ostdeutschen Aufstände mit Panzern niedergeschlagen wurden, mit zweistelligen Todesopfern.
Es braucht Zeit sowas zu vergessen und neuen Mut zu fassen, die meisten Demonstranten jenen Herbst hatten sicherlich keine aktive Erinnerungen an den 17. Juni aber alle haben im Westfernsehen die Geschehnisse von Platz des Himmlischen Friedens gesehen, und darum ist ihr Mut auf die Straße zu gehen noch viel höher einzuschätzen.
Sehr interessant die ganzen Kommentare zu lesen. Ich kann mich an die Zeit so gut wie gar nicht erinnern.
Mann, bin ich froh. Ich dachte immer, ich bin die einzige, die heute immer noch ne Gänsehaut kriegt und heulen muss. Deswegen hab ich das Video auch nicht nochmal angespielt.
Und ich frage mich damals wie heute, was passiert wäre, wenn Genscher in dem Jubel gesagt hätte, dass „Ihre Ausreise… NICHT genehmigt wurde“.
Ja, unwahrscheinlich, ich weiß, aber…
Quark im Schaufenster war ich.
Ich war damals gerade 8 Jahre alt geworden und habe deshalb nicht so ganz verstanden, was da alles passiert.
Ich kann mich noch an die Zeit vorher erinnern, dass meine Mutter z. B. mal erzählt hat, dass gerade in den Nachrichten kam, dass es ein Mann geschafft haben soll, über eine Mauer zu fliehen. Was das für eine Mauer war wusste ich nicht. Nur, dass man da wohl nicht rüber durfte und erschossen werden konnte, wenn man es versucht.
Dann weiß ich noch von Bildern in den Nachrichten, wo viele Menschen über einen hohen Zaun klettern wollten. Dabei war es hinter dem Zaun doch total überfüllt. Trotzdem hatte es die Leute offenbar eilig und haben sich gegenseitig geholfen haben, rüber zu klettern.
Und solche Bilder kamen die Tage darauf immer wieder in den Nachrichten, und es hat geheißen, dass das wohl nicht ganz einfach ist, mit so vielen Menschen auf engem Raum.
Auch an das Video von oben kann ich mich noch erinnern: „žWir sind zu Ihnen gekommen, um Ihnen mitzuteilen, dass heute Ihre Ausreise“. Ich habe mich gewundert, warum die Leute jubeln, weil ich gar nicht verstanden hatte, was der Mann gesagt hat. Aber in diesen Tagen habe ich dann wohl verstanden, dass irgendwas ziemlich großes passiert war.
Dann kann ich mich noch an Bilder von glücklichen Menschenmassen erinnern, an Trabbi-Kolonnen, die durch überfüllte Straßen fahren, und denen glückliche Menschen auf das Dach klopfen, an fremde Menschen, die wohl in den Abendstunden mitten auf der Straße zusammen feiern. Und schließlich an Menschen, die Löcher in eine mit Graffitys bemalene Mauer schlagen. Zu dem Zeitpunkt hatte ich wohl verstanden, dass da nun ein zweites Land mit zu dem, was ich als Deutschland kannte, dazugehört.
Und dann hab ich Geldscheine gemalen. Als Begrüßungsgeld ;-)
Im Oktober habe ich die ganze Zeit Pixies „Doolitttle“ gehört und den Rest ausgeblendet. Ich war jung und brauchte die Musik.
Obwohl ich 14 Jahre alt war, erinnere mich nicht mehr an den 30.09. (dafür umso mehr an den 09.11.), aber an eine gute Geschichte kurz nach der Maueröffnung:
Mein Vater war Geschichtslehrer an einer westdeutschen Realschule. Er hat sich sofort nach der Maueröffnung seine Klasse geschnappt, ist bei einer Kleinstadt im Harz zur Grenze gefahren und wollte mit den Schülern in die DDR einreisen. Der Grenzzaun war aufgeschnitten und auseinandergebogen, daneben stand ein Campingtisch, an dem zwei DDR-Grenzer saßen. Ohne Visum wollten sie die Schüler nicht einreisen lassen. Mein Vater hat ihnen das Dauer-Familienvisum gezeigt, was er in seinem Pass hatte, weil die Familie meiner Mutter in Magdeburg lebte. Das galt zwar eigentlich nur für meinen Bruder und mich, aber nach einigen Verhandlungen haben sie tatsächlich in seine Papiere eingetragen: „Vater mit 27 Kindern reist ein.“ Der begleitende Kollege musste draussen bleiben, war zu alt für ein Kindervisum…
Genscher (Prager Botschaft)
Habe mich seinerzeit maßlos über die falsche Satzstellung/Formulierung geärgert.
–
Zu diesem Zeitpunkt habe ich mir eine Scheibe Brot mit Butter bestrichen. Als Höhepunkt kam dann noch satt Formvorderschinken darauf. Mit etwas Kren.
— Nur um die Tränen zu erklären –
Ich war in den USA (Austauschjahr) und hatte von den Protesten in der DDR, den Flüchtlingen in der Prager Botschaft und eigentlich allem überhaupt nichts mitbekommen. Eines Morgens hat mich der Lehrer in der ersten Stunde mit den Worten „The wall is gone“ begrüßt und ich habe nur gefragt „What wall?“. Und dann stand ich da und war vollkommen verwirrt und nach der Schule habe ich im Fernseher Menschen auf der Berliner Mauer tanzen gesehen.
Ich war durcheinander und irgendwie auch ängstlich und musste unbedingt nachts bei meinen Eltern anrufen und fragen, was da eigentlich passiert ist.
Heutzutage ist es kaum vorstellbar, wie weit weg Deutschland von den USA aus damals war, ohne Internet und E-Mail.
ich war 4 jahre alt und mein 10 jahre älterer bruder hat mir gesagt „deutschland wird jetzt noch größer“. ich dachte mir „wow, deutschland wird noch größer!“
Ich war bei Freunden zum Essen und der Fernseher lief nebenher. Auf einmal sahen wir, was dort in Berlin geschah. Wir konnten es nicht fassen und saßen weinend vor dem Bildschirm. Es war ein so großes unbeschreibliches Gefühl und keiner hat sich dafür geschämt. Es kommen mir heute noch die Tränen in die Augen, wenn ich an diesen Moment denke. Jedes mal wenn ich durch das Brandburger Tor gehe kommt dieser Moment in Erinnerung und innerlich halte ich still und schaue zurück, wie ich von der Westberliner Seite damals rüber nach Ostberlin geschaut habe.
An der Mutterbrust. In der DDR geboren, erinnere ich mich exakt an überhaupt gar nichts. Interessant in einem Staat geboren worden zu sein, den man nicht kennt. Naja, besser als in ein Land geboren zu werden, in dem man nicht leben will… ach fuck.
Ich war 15 und hatte grad angefangen Musik zu machen. In der Schule hat man uns immer was von historischen Tagen erzählt und die einzige Geschichte die ich schreiben wollte war die eigene.
Wolfsburg war der erste „West-Bahnhof“ auf dem Weg von Stendal, deswegen hatten wir viel Besuch, ich hab mit etlichen Leuten in der Stadt gesessen und mir von denen erzählen lassen wie die Wochen zuvor für sie gelaufen sind. Einfach so, ohne Namen ohne Adressen.
Trotz allem war mir die historische Reichweite dieser Tage zu keinem Zeitpunkt bewusst.
„ich war 4 jahre alt und mein 10 jahre älterer bruder hat mir gesagt „deutschland wird jetzt noch größer“. ich dachte mir „wow, deutschland wird noch größer!““
Und alle so: „Yeahhh!“ *duck* :)
Blödsinn beiseite:
Ich war 14 und hab davon so gut wie nichts mitgekriegt. C64, Fußball und die süße Italienerin aus der Parallelklasse waren wichtiger. Erst als die ersten „Ossis“ zum Freundeskreis gehörten, interessierte mich der Mauerfall.
Ich war damals sechs Jahre alt und noch nicht so in der Materie drin. Heute weiß ich nicht mehr, ob die Erinnerungen an den Fall der Mauer etc. echt sind oder aus der Endlosschleife der Fernsehwiederholungen stammen.
Nur die Ost-Verwandten hab ich damals schon groß beäugt: War ja irgendwie seltsam, wenn die mit so einem hutzeligen Auto samt „DDR“ Sticker bei uns auftauchten und merkwürdigen Dialekt (Sächsisch) redeten. Ich hielt die DDR für ein weit entferntes, furchtbar mysteriöses Land.
ich war bei mc donalds in budapest
http://einestages.spiegel.de/static/authoralbumbackground/527/treffpunkt_mcdonalds.html
war auf den strassen leipzigs unterwegs, mit ormig-zetteln voller hoffnung, appelle & initiativen. da hatte jenes feuer, über dem die schwerter umgeformt werden sollten, noch eine ungebändigte kraft & naivität. ernüchterung war etwas was später kam. ernüchterung nicht wegen der bananen bei aldi, sondern wegen der affen die vorgaben für so etwas wie eine neue zeit & alternativen zu streiten. dabei ging es auch hier nur um die dicksten früchte. das war vor 20 jahren, heute ist saarland…
Ich war sechs Monate alt und damals noch in irgendeinem russlanddeutschen Dorf in der UdSSR. Dass ich mein ganzes bewusstes Leben in Deutschland verbracht habe, ist auch das Verdienst von Genscher, Kohl und all den anderen.
Wenn ich die Bilder von damals sehe, muss ich immer fast heulen – das passiert mir sonst fast nie ;)
war 11 und ziemlich gut indoktriniert von der Staatspropaganda. Konnte nicht verstehen, warum die lieber abhauen, anstatt mitzuhelfen den Sozialismus aufzubauen, und dass sie den Staat geradezu zu Polizeigewalt zwangen. Und das es für uns übrigen jetzt bestimmt sehr eisig werden würde.
Ansonsten war ich in der Zeit sehr mit einem Zauberkasten beschäftigt und übte Dinge verschwinden zulassen.