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CIA beobachtet Blogs, Foren, Twitter

WIRED berichtet, dass In-Q-Tel, das Beteiligungsunternehmen der CIA, in Visible Technologies investiert hat. Visible beobachtet auf rund einer halben Million Websites sogenannte „Open Source Information“, also jene Information im Netz, die frei zugänglich ist. Geschlossene Netzwerke wie Facebook bleiben derzeit verschont, aktuell überwacht Visible Blogs, Foren, Flickr, YouTube, Twitter und Amazon-Kommentare und sortiert und wertet die Ergebnisse bisher in erster Linie für Unternehmen aus.

Man könnte meinen, es wäre unbedenklich, wenn jemand offene Informationen sammelt und auswertet, schließlich sind auch die Ergebnisse von Studien, die ähnlich entstehen, durchaus hilfreich und gesellschaftlich relevant. Und sollten Unternehmen irgendwann einmal anfangen, ihre Kunden nicht als Feinde zu betrachten, könnten Netz-Auswertungen sogar Produkte verbessern.

Im Bereich der Politik ist dieser Optimismus jedoch fehl am Platz, denn es ist nur eine Frage der Zeit, bis solche Sammel-Ergebnisse politisch missbraucht werden: Gegen politischer Gegner, gegen Journalisten, gegen einzelne Bürger. Die Informationen mögen für sich zwar sowieso offen sein, gebündelt und professionell in Relation gesetzt werden sie jedoch zur Waffe. Es versteht sich dabei von selbst, dass Visible oder die CIA Ergebnisse der Forschungen, die auf Grundlage öffentlicher Informationen entstanden sind, nicht veröffentlicht.

Zu verhindern ist dies kaum, es wäre lächerlich zu glauben, dass staatliche Stellen oder eben Spionageabteilungen sich die Gelegenheit des automatisierten Mithörens auf dem virtuellen Marktplatz entgehen lassen; letztendlich ist Informationsbeschaffung genau die Aufgabe der CIA und ähnlicher Agenturen. Profis sind lt. WIRED außerdem der Meinung, dass Gefahrenabwehr bspw. im terroristischen Bereich über das Beobachten öffentlicher Sites effektiver sei als die klassische Geheimspionage.

Visible operiert bisher in 12 Sprachen.
Big Brother is watching you indeed.

16 Kommentare

  1. 01

    Eben die konsequente Fortführung des allumfassenden Überwachungsstaates.
    Und dass die Daten später einmal von einer neokonservativen Regierung missbraucht werden, um Opposition, Kritik und freie Meinungsäußerung zu unterdrücken, steht für mich außer Zweifel.

  2. 02

    Es scheint fast absurd, welcher Aufwand betrieben wird, um Netzbewohner zu beobachten – und es macht es also kaum einen Unterschied, ob ich aus China, dem Iran, den USA oder Deutschland blogge, „Big Brother is watching me, and you“. Dem Beobachten und der systematischen Auswertung von Blogbeiträgen, Fotos, Foren-Kommunikation etc. auf der einen Seite steht auf der anderen Seite die fehlende Transparenz gegenüber!

  3. 03

    Und wo genau liegt jetzt der Unterschied zur klassischen Geheimdienstarbeit, der Nachrichtenauswertung, dem stinklangweiligen scannen, übersetzen und bewerten von Zeitungen, Fernsehsendungen und anderen Nachrichtenquellen?
    Man sollte wohl mal aufhören den BND, die CIA oder andere Agenturen immer ins Licht des James-Bond-haften zu stellen.
    Diese Agenturen tun lediglich, was die Blogosphäre schon lange von Medienunternehmen fordern: sie stellen sich auf das digitale Zeitalter ein.
    Das an sich ist nicht verwerflich. Es ist die Verwertung und die daraus resultierenden Konsequenzen, über die diskutiert werden muss.

  4. 04

    Also regelmäßig sinnlosen Terrorkram in die Signatur schreiben und schon klingeln irgendwann die netten Herren vom „Geheimdienst in Ihrer Nähe“! Es ist schon erschreckend, wie weit die Möglichkeiten und vor allem auch die Ausnutzung dieser Möglichkeiten fortgeschritten sind.

    Aber hey, sehen wir es doch positiv, auch das erhöht die Zahl der Leser eines Blogs. Solange die Überwacher dann ab und an auch mal auf die Werbung klicken ist doch allen geholfen ;)

  5. 05
    peter h aus b

    Um es mit Loriot zu sagen: Ach was?

  6. 06
    jens

    so what? CIA Mossad und BND lesen sicherlich auch Zeitung und schauen TV…

  7. 07
    Niklas

    @#734352: So isses. Warum sollten die sich den Kram nicht anschauen?
    Aber noch naiver: „Geschlossene Netzwerke wie Facebook bleiben derzeit verschont“. Von der Beteiligungsfirma, ja. Und weil da die Geheimdienste natürlich aus datenschutzrechtlichen Gründen gar nicht ranwollen. Deswegen würde ja auch nie eine Mail gelesen oder ein Telefon abgehört werden.

  8. 08
    hias

    Visible weiss davon sicher schon, aber In-Q-Tel und Facebook wurden in folgendem Artikel schonmal miteinander in Verbindung gebracht:
    http://www.guardian.co.uk/technology/2008/jan/14/facebook

    Zitat:
    „Facebook’s most recent round of funding was led by a company called Greylock Venture Capital, who put in the sum of $27.5m. One of Greylock’s senior partners is called Howard Cox, another former chairman of the NVCA, who is also on the board of In-Q-Tel.“

  9. 09
    Schtuef

    Jihad ! car bomb ! osama ! oil !

    @#734344: der Unterschied liegt darin dass Inhalte der alten Medien von zentralen Stellen kommen, vorzensiert sind, auf Zielgruppen zugeschnitten, etc
    „web 2.0“ hingegen kommt direkt von vielen einzelnen Menschen

  10. 10
    DSB

    @ Martin (3), Jens (6): Dem würde ich voll zustimmen. Manchmal habe ich das Gefühl, die Netizens werden schon etwas paranoid. Die Analyse „offener Quellen“ gehört seit jeher zur grundlegenden Arbeit von Geheimdiensten. Und man glaubt es kaum: Seit Ewigkeiten gibt es bereits professionelle Unternehmen, die nichts anderes tun, als Medien auszuwerten und ihre Dienste auch an Behörden, Parteien etc. verkaufen. Und mir wäre nicht bekannt, dass deutschen Journalisten bisher Probleme erwachsen wären, weil der BND einen Pressespiegel hat … Vielleicht sollte man sich stattdessen mal lieber Gedanken machen, was man so alles im Netz verewigt – für seinen Datenschutz ist man ja auch selbst mit verantwortlich. Wenn man bestimmte Sachen – ob Online oder per Aushang in der Fußgängerzone – muss sich nicht wundern, wenn andere diese Informationen verwenden. Und staatliche Einrichtungen machen mir bei dieser Weiterverwendung da fast noch weniger Sorgen als Private …

  11. 11
  12. 12

    Gehts noch? Alle reden von Suchmaschinenoptimierung und Content-Aggregierung hier und da und wollen möglichst von überall gelesen werden können… und wenn dann *jemand* der einem nicht geheuer ist auch mitliest sind die auf einmal wieder die Bösen? Das ist schon arg naiv. Die Überschrift, dass die CIA „Blogs, Foren, Twitter“ beobachtet ist schon ziemlich banane wenn man bedenkt dass das ja schon jeder von uns tut und dass Dinger wie Technorati und zigtausend Twitter mashups das auch nicht erst seit gestern vollautomatisiert, in Massen und mit statistischen Auswertungen betreiben. Und es da alle total toll finden (weil sie davon Traffic abbekommen vermute ich mal – „datenschutzrechtlich“ braucht man bei dem ganzen Zeug sowieso schon lange nicht mehr argumentieren).

  13. 13
    quasi

    Wer gezielt Information und Desinformation nutzen möchte kommt wohl um diesen Schritt nicht herum.

  14. 14

    PS: achtung, der cia kauft auch ganz gemeine datentraeger und speichert informationen drauf.
    ausserdem trinken die mitabeiter coca cola und da ist koffein drin.
    vorsicht beim naechsten colakauf!!!