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Slowakei – Paraguay 0:2

Ich habe Robert Vittek selten lachen sehen. Robert Vittek ist fast immer traurig. Robert Vittek könnte sehr gut Blues spielen, oder als Bassist in einer Grunge-Band. Ganz im Gegensatz zu, beispielsweise, Valdez. Valdez, das ist ganz eindeutig progressive Hardcore.

Paraguay schnürte die Slowaken von Beginn an ein, als wären die Dita von Teese. Lucas swings, Nelson sings, Roque rockte. Sie spielten Forechecking, dass die Schwarte krachte.

Die Slowakei zeigte sich die ersten Minuten sehr überrascht von dieser Rampensaumentalität, fügte sich aber nach und nach den Umständen. Bald standen sie zu sechst am eigenen Strafraum, warteten, was Paraguay so einfallen würde und sangen leise: Here we are now, entertain us. Und weil sie sich gut organisierten, fiel den Südamerikanern nicht viel ein außer Standards. Sie wollten es sicherlich nicht zu riskant spielen (wozu auch), sondern vertrauten geduldgig auf die bewährten Mittel. Währenddessen hofften sie auf die Entertainer-Qualitäten von Barrios und Santa Cruz. So, wie Paraguay spielte, stelle ich mir die Entwicklungsabteilung für Fernsehshows bei den Öffentlich-Rechtlichen vor.

Und dann, der Geniestreich: die Slowakei vertändelt nach einem Einwurf den Ball, Barios läuft und verzögert und wartet und schaut und spielt einen perfekten Pass auf Vera, der den Ball mit dem Außenrist ins lange Eck schlenzt. Ein verdientes Tor, und eines der schönsten bei der WM bisher.

Insgesamt schien sich Paraguay besser auf die Slowakei vorbereitet zu haben: Weiss und Hamzik, die begabtesten der Slowaken, wurden, wannimmer sie zum Ball kamen, gedoppelt oder gedreifacht und anschließend gevierteilt; deswegen kamen überhaupt keine Bälle in die Spitze. Während Paraguay zwei, drei halbe und 3/4-Chancen hatte, war bis zur 60. kein bisschen klar, wie die Slowakei überhaupt in den Strafraum kommen wollte. Vorne stand Vittek und summte den Lonesome-Blues.

Sei es, dass Paraguay sich ein wenig Ruhe gönnte; sei es, dass die Slowakei im Mittelfeld besser in die Zweikämpfe kam: das Spiel wurde ausgeglichener. Hin und wieder traute sich einer Mal was, Durica ging mit nach vorne, sie kämpften und grätschten, aber bis vors Tor kamen sie nicht. Paraguay wartete wie eine Muräne in ihrem Loch auf eine Gelegenheit, zuzuschnappen. Vera fletschte schon die Zähne, aber sein Kopfball – wieder fein herausgespielt! – kullerte links vorbei. Am Ende biss Riyeros kurz vor Ende zu, als alle anderen nicht mehr wollten, und hob den Ball aus 17 Metern ins Tor hinein. Das wars gewesen, rien n’allait plus. Leise sang Vittek ein paar Takte aus season in the sun.

Hinten solide, vorne kreativ, klug die Stärken des Gegners analysiert und dagegengearbeitet – vielleicht haben wir heute einen Überraschungshalbfinalisten gesehen. Momentan sieht es sowieso nach einer Südamerika-WM aus, dann wäre es nur eine halbe Überraschung.

4 Kommentare

  1. 01
    kkaddi

    Das Spiel hat mich von Ergebnis echt, zum positiven überrascht. Damit hatte ich nicht gerecht, dass Paraguay gewonnen hat. Paraguay das Spiel von beginn an die Räume gekonnt dicht gemacht haben und so verhindernd haben, dass die Slowaken ihr Spiel aufbauen konnten.

  2. 02

    ja, welches spiel denn aufbauen?

    die slowakische nationalmannschaft hatte wieder mal (genau so, wie es im eishockey schon brauch ist) der ganzen slowakei vor aller welt schande gemacht. so spielt doch kein dorfverein, wie diese idioten da in südafrika.

    ich weiss nicht wozu die da überhaupt hingagengen sind. um solch ein spiel zu machen, da konnten die auch zuhause bleiben und südafrikanische hurren auf staatskosten, das bin ich nicht bereit zu bezahlen!

  3. 03
    zerbrumm

    Das ein Schotte nicht bereit ist zu zahlen, überrascht dann doch.