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Spreeblick-Außenstelle Afrika

Lesotho

Donnerstag Abend klingelte mein Telefon und dran war Johnny. Was eine Überraschung war, denn ich kenne ihn nur daher, dass ich für Spreeblick beim Roskilde-Festival war. Aber er hatte etwas noch viel krasseres auf Lager: „Hast du Lust, nach Südafrika zu fliegen?“, fragte er. Luftschnapp. „Na, klar, wann denn?“ Und Johnny so: „Übermorgen“. Gut, das musste ich erst mal verdauen und dann meinen Chefs beibringen, dass ich spontan eine Woche nicht da sein würde – aber es hat geklappt, und nun sitze ich im Sun Hotel in Maseru, Hauptstadt des kleinen, rundum von Südafrika eingeschlossenen Königreichs Lesotho mit knapp zwei Millionen Einwohnern.

So schnell kann’s gehen. Aber Johnny finanziert mir hier natürlich keinen Urlaub im Schickihotel, sondern Spreeblick wurde von der international tätigen Organisation The Global Fund eingeladen, sich ein paar Tage lang die Einrichtungen zur Aidsprävention vor Ort anzuschauen.

aussenstelle
Spreeblick-Außenstelle

In den kommenden drei Tagen werde ich mir also Kranken- und Waisenhäuser anschauen, die der Global Fonds hier mitfinanziert. Die Organisation ist eine öffentlich-private Partnerschaft und bündelt finanzielle Ressourcen von unterschiedlichen Geberländern, um damit regionale Projekte zur Prävention und Behandlung von HIV/AIDS, Tuberkulose und Malaria zu finanzieren. Im Kampf gegen Aids gehen ein VIERTEL aller weltweit bereit gestellten Mittel auf die Kappe von The Global Fund, und er versorgt im Moment fast drei Millionen Menschen mit einer antiretroviralen Therapie gegen HIV. Die Organisation ist also, milde gesagt, nicht unwichtig für das subsaharische Afrika, wo 67% aller weltweit infizierten Menschen leben. In Lesotho selbst ist jeder vierte Erwachsene infiziert.

Okay, ich hör auch schon auf mit dem Zahlenrumgewerfe. Hat man ja schon oft gehört, und der Fond hat mich und vier andere Blogger nicht hierher eingeladen, weil er ein Schulterklopfen für seine gute Arbeit abholen will. Es geht natürlich, wie immer, um Geld. Am 5. Oktober werden die Geberländer in New York ihre Budgets für die nächsten drei Jahre festlegen. Deutschland ist bisher mit 200 Millionen jährlich der drittgrößte Geber – und hat schon Einsparungen angekündigt. Mit der großen Social-Media-Kampagne http://www.bornhivfree.org soll jetzt die Öffentlichkeit mobilisiert werden, um genau das zu verhinden. Die Tatsache, dass Carla Bruni-Sarkozy da Schirmherrin ist, die lassen wir hier besser unter den Tisch fallen…

Worum es auf Spreeblick in den nächsten Tagen gehen wird, sind Eindrücke von der Arbeit der Organisationen hier vor Ort, und davon, ob die Global-Fund-Projekte wirklich so gut regional eingebunden sind, wie behauptet.

Am Flughafen in Johannesburg hat übrigens noch eine dritte Überraschung auf mich gewartet: Linus Neumann ist für Netzpolitik hier und hat auch schon mal angefangen zu bloggen. Und weil er so gut fotografieren kann, wird das ein oder andere Foto von ihm auch hier auftauchen. Wir haben uns gestern nachmittag schon mal dran gemacht, das Klischee der überfallwütigen Lesothen zu testen und sind mit unseren Spiegelreflexkameras einfach mal drauflosspaziert. Und es ist tatsächlich nix passiert, wer hätte das gedacht?


Foto: Linus Neumann (CC-BY)

Alle Artikel aus Lesotho findet ihr hier.

23 Kommentare

  1. 01

    Meine Haltung ist ein völlig unkritisches: Wow. Chapeau Spreeblick : )! (Und man sollte wohl bei diesem Roskilde nächstes Jahr mitschreiben x])

  2. 02

    „Gefällt mir“!!!

  3. 03

    johnny, warum hast du eigentlich meine telefonnummer noch nicht?

    harhar :D

  4. 04

    So ganz scheint das mit der „grossen Social Media Kampagne“ aber leider noch nicht zu funktionieren:

    Der Twitter account hat magere 1,800 follower, auf Facebook „liken“ auch nicht gerade berauschende 18,000 die Kampagne und auf YouTube sind 8,000 subscribers auch nicht weltbewegend.

    Ob das gut oder schlecht ist dass Carla Bruni da Schirmfrau ist kann und will ich nicht beurteilen, Bono und Paul McCartney scheinen da ja ihre Gesichter auch irgendwie fuer hinzuhalten.

    Vielleicht steckt der Artikel ja schon irgendwo in den Drafts, aber wenn der Sinn der Sache ist auf die Kampagne hinzuweisen und alles was dazugehoert zu verbreiten, waere es vielleicht sinnvoll da auch noch mal gesondert drauf hinzuweisen?

  5. 05
    titi

    @#771415: ich auch wow.

    Meine Güte Spreeblick, ich würde euch am liebsten kaufen, wenn ihr ne Zeitung und nicht so ein Internetdings wärd. Bin Beeindruckt.

  6. 06

    @#771432: Kommt ja, kommt ja. :)

    @#771437: @#771415: Dankeschön, aber wir haben da ja zunächst auch erstmal nur Glück gehabt, dass man uns gefragt hat. Und nun drücken wir Kathrin die Daumen, dass sie a) eine gute Zeit hat und b) uns spannende Eindrücke liefern kann.

  7. 07

    @#771438:

    Dann bin ich ja beruhigt dass der Artikel schon lange in den Drafts steckt und nur korrekturgelesen werden muss. ;-)

  8. 08

    @ Kommentare 1 – 7: Kathrin und ich kommen gerade aus einem Waisenheim für HIV-infiziert geborene Kinder zurück. Für mein persönliches Seelenheil in dieser Angelegenheit wäre es toll, wenn ich in den Kommentaren was anderes lesen könnte als die Gedanken der 3 Trolle, die wir uns bei Netzpolitik zu diesem Thema eingefangen haben. Also, wenn ihr mir eine Freude machen wollt…

  9. 09

    @#771432: Ich kann gerne nochmal stärker auf die Social-Media-Kampagne hinweisen – ich wollte mir nur selber mal anschauen, wie die Organisation eigentlich arbeitet, bevor ich einen riesigen Aufruf starte. Aber bisher finde ich die Art, wie der Global Fund arbeitet, ganz gut, mehr dazu später. Das Thema verdient auf jeden Fall Aufmerksamkeit, aber auch längerfristig. Ob sich mit der Kampagne so kurzfristig noch viel beeinflussen lässt, ist meiner Meinung nach ohnehin fraglich.

  10. 10

    @#771449:

    Das ueberlass ich gerne Dir, ich finde halt nur im Moment schweben die Artikel ein bisschen ohne verstaendlichen Hintergrund durch die Blogs:

    Was ist das fuer eine Organisation? Wer unterstuetzt die wie und warum? Warum haben die die Blogger (und andere) eingeladen? Was soll mit dieser Aktion erreicht werden und wie?

    Ich habe heute in der Mittagspause mal ein bisschen auf deren Website rumgestoebert, unter anderem deswegen mein Kommentar weiter oben. Auch weil ich das Gefuehl habe dass das die wenigsten tun werden und ihr bessere Resonanz auf Eure Artikel bekommen werdet wenn ihr ein bisschen mehr Hintergrund bringt.

  11. 11

    @Linus Neumann: Bin sehr unbeleckt in der ganzen Thematik, bemerke aber an mir, dass sich das ändert, wenn Spreeblick- und netzpolitik-Autoren mit ihrer (für mich vorhandenen) Kredibilität darüber berichten / diskutieren. Ich finde deshalb den Vorwurf „Die brauchen alles, nur keine deutschen Blogger“ sehr erstaunlich.

  12. 12

    @#771454: Womit dann auch Armins Frage beantwortet wäre, warum die sich an Blogger wenden: Weil sie hoffen, nochmal andere Leserinnen und Leser zu erreichen. Und damit mögliche Unterstützer.

  13. 13

    @#771458: Das mit dem Erreichen ist gelungen und ich bin sehr klar motiviert mehr von @#771450 und @#771448 zu lesen. Dabei bin ich gespannt, welch konkreten Einblick ihr vermitteln werdet! Auf Gutes!

  14. 14

    @#771458: Das mit dem Erreichen ist gelungen, Johnny, und ich bin sehr klar motiviert mehr von kommander und Linus zu lesen. Dabei bin ich gespannt, welch konkreten Einblick ihr vermitteln werdet! Auf Gutes!