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Passen

Sommerferien. Sechs Wochen, die mir als Kind wie ein ganzes Jahr vorkamen. Manchmal verreisten wir, fast immer nach Dänemark und dort immer an den gleichen Ort, manchmal verbrachten wir die Ferien aber auch in unserem winzigen und doch so großen Schrebergarten, für dessen Hütte mein Vater das Fundament selbst gegossen und den Rest selbst gezimmert hatte.

Sechs Wochen Sommerferien bedeuten für Kinder den Himmel auf Erden, schier endlose Freizeit, Spiel ohne Pause und Ende, Sonnenbrand, Wasserschlachten und späteres Zubettgehen. In erster Linie aber: Keine Schule.

Und selten zuvor – nicht einmal in meiner eigenen Kindheit – habe ich diese schullosen Wochen mindestens so sehr ersehnt wie meine Söhne in diesem Jahr, in dem einer von ihnen die Grundschule verlässt.

Als kinderloser Erwachsener hatte ich keine Ahnung, wie schwer es sein würde, Kinder und Jugendliche zu erziehen, oft genug die richtige oder wenigstens zufriedenstellende Antwort parat zu haben, gerecht zu sein. Es ist unmöglich und unnötig, perfekt zu sein, doch wer strebt als Vater oder Mutter nicht ein Mindestmaß an Fairness und Klugheit an, wenn es darum geht, Kinder auf das Erwachsensein vorzubereiten? Und scheitert dabei nicht regelmäßig an den eigenen Vorsätzen?

Dabei ist der familiäre Mikrokosmos das Eine und meistens noch Machbare. Das Andere und mindestens ebenso Schwerwiegende ist das Paralleluniversum Schule und damit der Ort, an dem außenstehende Instanzen und Fremde ins bis dato relativ selbstbestimmte Leben eingreifen, Urteile abgeben, Weichen für die Zukunft stellen, erziehen. Es ist der Ort, an dem auch Eltern Kompromisse gegen den eigenen Willen und gegen die eigene Überzeugung eingehen müssen, der Ort, an dem sich zusätzlich zum Elternhaus entscheidet, welche Lebenshaltung sich ein Heranwachsender angewöhnt, welche Erfahrungen er im Umgang mit außerfamiliären Autoritäten sammelt und welche Schlüsse er daraus für sein eigenes Leben zieht. Und es ist der Ort, an dem er trotz der hoffentlich vorhandenen Rückendeckung durch Eltern und Geschwister völlig allein ist.

Das ist soweit in Ordnung, denn allein sind wir am Ende alle mehr oder weniger und so ist Alleinsein ein Zustand, den man kennenlernen sollte. Allein zu sein ist nichts Schlimmes.

Allein gelassen zu werden hingegen schon.

Das Grundschulsystem, das ich als Kind kannte und nun als Vater erlebe, hat sich in den letzten Jahrzehnten kaum verändert und bietet noch immer wenig Platz für den Einzelnen, es erzieht noch immer – notgedrungen, wahrscheinlich – nach den Regeln der Industriegesellschaft. Birth, School, Work, Death.

Das Leben als konstanter Lern- und Erfahrungsprozess, das Selbst als flexible Veränderung, die Welt als gigantischer Abenteuerspielplatz … so wünsche ich mir die Ausbildung meiner Kinder an den Stellen, an denen ich es nicht mehr selbst leisten kann. Doch das ist nicht das, was ich erlebe.

Während Lehrerinnen und Lehrer in viel zu großen Klassen ausgebrannt an einer Highspeed-Welt und ihren Kindern verzweifeln, scheitert die Politik an dem, woran sie immer scheitert: Ihrer Kurzsichtigkeit, ihrem Mangel an Mut zur Radikalität. So schwer und applauslos ist es, für eine Zukunft über vier Jahre hinaus zu planen, so aussichtslos scheint es, Unterstützung für weitreichende Projekte zu erlangen, dass man es eben bei kurzfristigen Lösungsversuchen und Experimenten belässt, die in Bürokratie ersticken.

Ist man ehrlich, sind es aber die einzelnen Politiker genauso wenig wie die einzelnen und teilweise sehr engagierten Lehrer, die einzelnen Eltern nicht und erst recht nicht die einzelnen Kinder. Ein Klischee, ich weiß, doch es ist wahr: Es ist das System, das nicht funktioniert und im Grunde unserer Herzen wissen wir das alle. Das System, das Lernen nicht als Prozess, sondern als Abfrage einzelner Fakten versteht, das System, das nicht das individuelle Talent, nicht die individuellen Interessen zu entdecken sucht und dafür auch gar nicht ausgelegt ist.

Der wilde Haufen, den meine Söhne ihre Freunde nennen, könnte und wird in wenigen Jahren Bands, Organisationen und Unternehmen gründen, die Welt auf den Kopf stellen und sie vielleicht sogar verbessern. Jeder Einzelne von ihnen ist schon jetzt ein solch ausgeprägter Charakter, dass man bei ihrem Zusammenspiel von einer einzigartigen Chemie sprechen kann, von Ergänzungen und Kooperationen. Jeder Einzelne von ihnen ist ein Juwel, ein Kopf, ein Typ, und ich habe die ganze Bande in den letzten Jahren sehr in mein Herz geschlossen.

Doch jeder Einzelne von ihnen hört sich in der Schule seit Jahren an, was an ihm nicht stimmt. Der Eine ist zu laut. Der Andere zu aggressiv. Der Dritte ist zu unruhig und der Vierte hört nicht zu. Der Fünfte wird es nie kapieren und beim Sechsten muss man sich nicht wundern. Bei den Eltern.

Sie alle verbindet mehr als Freundschaft, sie alle verbindet eine Erfahrung: Sie passen nicht. Das hat man ihnen in der Schule sehr deutlich klar gemacht und ich frage mich, was das für einen Einfluss auf ihr weiteres Leben hat. Und ahne nichts Gutes.

Ich kenne Kinder, die das Malen und Zeichnen nach anfänglicher Begeisterung aufgebeben haben, nachdem ihnen in der Schule mehrfach gesagt wurde, dass sie das „falsch“ machen. Ich kenne Kinder, die vor empfundenen Ungerechtigkeiten resigniert haben, weil ihr Wort oder ihre Sichtweise nichts galt. Und ich kenne Jungs, die sich selbst schon als Neunjähriger als „zu dumm“ bezeichnet haben.

Viele von diesen Jungs werde ich wahrscheinlich nie wieder sehen, denn die meisten Wege trennen sich nun. Sechs Wochen Sommerferien sind eine lange Zeit, danach kommen die neue Schule, neue Herausforderungen und auch neue Freunde. Unwahrscheinlich, dass die alten Banden diese Veränderungen überdauern.

Und so bleibt mir nur, diesen Jungs alles Gute zu wünschen und ihnen zu sagen: Lasst euch nicht passend machen. Das tun schon zu viele.

46 Kommentare

  1. 01
  2. 02
    jakuuub

    Passend dazu ein toller RSA-Vortrag wie die Erziehung und das Schulsystem die Kreativität tötet

    http://www.youtube.com/watch?v=zDZFcDGpL4U

  3. 03
    Daniel

    Vielen Dank Johnny. Eine beeindruckende Analyse auf den Punkt, die berührt. Mich jedenfalls …

  4. 04

    Ich bin heute nach gut 30 Jahren immer noch sauer, dass ich von diversen Lehrern Zensuren bekommen habe, weil sie mich nicht mochten und ich sie ebenso wenig mochte. Mein Können wurde nicht bewertet.

    Hätte ich damals das Wissen und den Mut den ich heute habe, hätte ich mir das nicht gefallen lassen!

    Daher sehe ich auch mein Schulzeugnis als obsolet an!

    Ich wünsche den Kids einfach Durchhaltekraft und wie Johnny es auch schon schrieb „Lasst euch nicht passend machen!“

  5. 05
    myhead

    Danke! für! den! Artikel!

    arbeite neben dem Studium immernoch im Hort, und zumindest für mich sieht es so aus, wie wenn die (meisten) Lehrer das genauso sehen und irgendwann am System zerbrechen. Nicht „nur“ die Kinder.

  6. 06
    ElWiegaldo

    danke

  7. 07
    Niels

    Ich glaube, dass das Grundschulkonzept von Maria Montessori genau in die richtige Richtung geht und einige der genannten Probleme löst.

  8. 08

    Vielen Dank für deine Worte und einmal den Satz „Lasst euch nicht passend machen“ ganz in Fettschrift bitte und unterstreichen!

  9. 09

    Ich kenne Kinder, die das Malen und Zeichnen nach anfänglicher Begeisterung aufgebeben haben, nachdem ihnen in der Schule mehrfach gesagt wurde, dass sie das „falsch“ machen.

    Word!

    In der 3. Klasse hat mich der Klassenlehrer im Kunstunterricht heftigst kritisiert, weil mein Mähdrescher so klein war. Die der den anderen Kindern waren riesig und laut ihm sehr gut.

    Was hätte ich mich gefreut, hätte er stattdessen die vielen Getreidefelder gelobt, die ich gemalt hatte, die fand ich wunderschön…

    Ich hasse meinen damaligen Klassenlehrer!

  10. 10
    Maxe

    Sehr schön!

  11. 11
    Jonas

    Toller Artikel, wegen Texten wie diesen lese ich Spreeblick. Danke

  12. 12
    kalle

    Huch…
    ich hatte am Ende des Textes eine Träne im Auge!

  13. 13
    jes

    lustig, dass ich gerade auf facebook einen reden gehört habe, der schulen so machen will, dass kinder nicht danach als erwachsene sagen, es sei die schrecklichste zeit ihres lebens gewesen und in denen sie nicht auf gehorsam getrimmt werden (schulen der zukunft): http://www.youtube.com/watch?v=4eEhSv0Tfn0&feature=player_embedded
    mein sohn hat sein erstes zeugnis bekommen und ich erkenne ihn teilweise darauf nicht wieder (er hat kein rhythmusgefühl? pah, das weiß ich besser. aber er kann musikunterricht nicht leiden!) und ich bin erleichtert, dass nicht alles kaputt gemacht wurde, was ich an seiner art zu lernen so liebe. so weit isses schon mit schule.

  14. 14

    Es gibt übrigens auch heute schon Schulen in die die Kinder (meist) gerne gehen und in denen sie nicht passend gemacht werden: http://www.freie-alternativschulen.de/

    Mein Sohn geht auf die Freie Schule Frankfurt und sehnt das Ende der Ferien jetzt schon herbei.

  15. 15
    analphabet

    Ja.

  16. 16
    Lukas

    Danke Johnny für diesen Text.
    Mir geht es ähnlich, ich habe keine Kinder, aber vor zwei Monaten selber meine Schule nach dem Abitur verlassen. Ich stamme aus dem letzten bayrischen G9 Jahrgang und bin somit Teil des befürchteten „Doppeljahrgangs“. Uns wurde auch ständig vor Augen gehalten, wie sehr wir uns jetzt anstrengen müssen und dass wir uns so beeilen müssen einen geeigneten Studienplatz zu finden (Semesterbeginn am Tag der Schulentlassung).
    Ich finde es unfair, dass uns „jungen Menschen“ mit Tatendrang und Motivation so sehr gesagt wird was wir denn jetzt mit unserem angebrochenen Leben anfangen sollen, ja uns regelrecht Angst gemacht wird, dass wir irgendwie aus dem System fallen, wenn wir uns jetzt nicht sofort entscheiden.
    Viele meiner Freunde haben sofort das Studieren angefangen und prompt habe ich sie aus den Augen verlorgen. Seltsames Gefühl, dass die Menschen mit denen ich bisher mein ganzes Leben verbracht habe auf einmal verschwunden sind. Aber ich wünsche ihnen trotzdem alles Gute, und dass sie hoffentlich bald bemerken, dass ein angepriesener Studienplatz nicht alles ist im Leben…

  17. 17

    Danke für diesen Text. Er spricht mir aus der Seele.

    Ich bin Helfer für eine Kindergruppe der Falken – die meisten Kids gehen nun von der vierten in die fünfte Klasse. Es ist frustrierend miterleben zu müssen, wie sie in ihren Schulen beschämt und selektiert werden – ich kenne und mag sie alle als die tollsten Kinder, die man sich wünschen könnte.

    Von den Eltern kommt immer wieder die Rückmeldung, ihre Kinder würden ihren Akku von Ausleben und Selbstbewusstsein bei unseren Gruppenaktivitäten volltanken – und nur so den Schulstress und -frust überstehen. Warum sind diese Einrichtungen immer noch so kinderfeindlich?!

  18. 18
    Michael

    @#789704: Es ist nicht so, das die „noch so kinderfeindlich“ sind, sie sind es in den letzten Jahren zunehmend geworden. Der Leistungsdruck hat doch stark zugenommen. Siehe auch diesen Artikel in der Zeit: http://www.zeit.de/2011/22/DOS-G8

  19. 19
    HCL

    ob zumindest ein teil der bande sich nicht bei facebook die stange hält, weisst du nicht. bei uns schreiben und treffen sich einige der betreffenden jugendlichen immer noch regelmässig nach einem jahr oberschule.

  20. 20

    Ach du meine Güte. Das kommt mir verdammt bekannt vor, und ich bin fünf Jahre älter als du, Johnny. Die Sprüche und Werturteile waren früher eine Pest und sind heute noch eine; leider wohl auch immer noch wirksam. Den guten Wünschen für die Jungs schließe ich mich gern an.

  21. 21
    martin

    Hi Johnny,

    da hat sich in deinem liebenswürdigen Text ein kleiner Fehler eingeschlichen. Ich weiß nicht ob es bei mir der späte Abend war, oder bei dir das kleine verrückte „es“ – jedenfalls hielt mich dieser eine Satz für einen längeren Moment im Bann und auf – bis es endlich dämmerte! Das unheimliche „Es“, eine mir grausig filmisch eingebrannte Kindheitsfessel mit damals schlaflosen Nächten (http://www.sueddeutsche.de/kultur/buecher-ueber-das-boese-denn-sie-wissen-was-sie-tun-1.1113245), hat hier den Sinn des Satzes verstellt:

    „So schwer und applauslos ist es, für eine Zukunft über vier Jahre hinaus zu planen, so aussichtslos scheint es, Unterstützung für weitreichende Projekte zu erlangen, dass man es eben bei kurzfristigen Lösungsversuchen und Experimenten belässt, die in Bürokratie ersticken.“

    Äußerlich begradigt und innerlich wieder beruhigt, freue ich mich auf ne ruhige Nacht und bitte drum, keine Es‘ mehr zu verrücken… ;-)

    Gute Nacht!

    Martin

  22. 22

    Wer beginnt, sich mit der Schule auseinanderzusetzen, kommt schnell zu solchen Gedanken. Wir zwingen unsere Kinder in ein System, in dem ihnen konsequent der Spaß am Lernen genommen wird. Ich sehe das an meinen eigenen Kindern ebenfalls bereits in der Grundschule. In Deutschen Schulen wird nach wie vor Stoff unterrichtet, nicht Kinder. Heterogene Lerngruppen – und die sind eigentlich die Regel – sind nicht vorgesehen. Die Folge ist unendliches Leid der Kinder, die nicht zu dieser Fiktion passen.

    Dass es auch anders geht, zeigen Filme wie Treibhäuser der Zukunft http://www.archiv-der-zukunft.de/Filmuebersicht/Treibhaeuser-der-Zukunft-DVD.php

    Ausschnitte: http://www.youtube.com/user/archivderzukunft

    Viele Grüße
    Michael

  23. 23

    @#789707: Das kann natürlich sein, es sei denn, Facebook ist in zwei Jahren komplett out. Was so gut wie sicher ist. :)

    @#789709: Ähm … wo ist der Fehler? :)

  24. 24
    Maren

    Ich finde das generell sehr individuell einen Blogeintrag an Grundschüler zu schreiben :). Dennoch ist der Artikel persönlich, kritisch und doch resignierend. Denn immer noch ändert sich nichts, immer noch werden positive Bildungsvorbilder wie die skandinavischen Länder nicht zum Vorbild genommen.

  25. 25
    Micha_G.

    Würde es nicht ganz so extrem sehen. Ich denke, die Unterschiede im Schulsystem sind enorm, von Bundesland zu Bundesland und sogar von Ort zu Ort. Berlin scheint da schulmäßig leider einer der problematischen Gegenden zu sein. Bei uns auf dem Dorf im Speckgürtel von Hamburg sieht das ganz anders aus, kleine Gruppen, Betreuung nach der Schule mit enorm vielen Freizeitangeboten und einigermaßen tolerante Lehrer. 2 Orte weiter aber ist es schon wieder anders…
    Trotz allem, im Vergleich zu meiner Schulzeit in der DDR hat meine Tochter 10 mal so viele Freiheiten, und ich beneide sie richtig darum.

  26. 26

    @#789728: Ja, die Unterschiede sind enorm. Erstaunlicherweise wird dabei in Berlin relativ viel Geld ausgegeben, sagt man. Auch daran liegt es also ganz offenbar nicht. Wobei Großstädte wahrscheinlich immer schwieriger zu managen sind als ländlichere Gegenden.

  27. 27
    bruli

    Die Betroffenheit über “ das System“ ist doch geheuchelt. Du, Johnny, bist sehr erfolgreicher Teil des internationalen Kapitalismus und ich vermute mal, dein Sohn besucht nach den Sommerferien nicht die Rütlischule. Deine Kinder haben zumindest die besten Startchancen. Weinen könnte ich über den Zustand der ehemaligen deutschen Arbeiter, die heute zu Hartz-Verelendeten geworden sind und deren Kinder schon im Elend aufwachsen und dadurch leider auch zu elenden Gestalten werden. Und daran sind Internationalisten wie Du schuld. In einer nationalbezogenen Volkswirtschaft und in einem Land mit nur einem kleinen Ausländeranteil hätten wir die Probleme nicht. Also: wenn du nicht NPD oder was ähnliches gewählt hast, heul nicht, denn du bist Ursache für das Problem.

  28. 28

    @#789737: Ganz schön heiß heute, hm?

  29. 29
    Eddy

    Bei mir war es auch so, dass ich im Grundschulalter eine große Begeisterung für Fantasyfiguren hatte und diese auch sehr gut zeichnen konnte (habe noch eine volle Mappe mit Werken). Aber als ich auf die Mittelschule kam und ich mich bewusst für den Kunstzweig (Kunsterziehung) entschloss, wurde mir eingetrichtert wie man „wirklich“ malt/zeichnet und als ich auch noch schlechte Noten auf manche Werke bekam zerstörte das mein ganzes Selbstwertgefühl, da im jungen Alter nicht unterschieden Wurde zwischen dem was man IST und dem was man MACHT bzw. wie die Kreation auf andere Wirkt.
    Im nachhinein bin ich sehr wütend auf diese Entwicklung, da ich frühzeitig damit aufgehört habe zu malen.

  30. 30
    J.Panzee

    @bruli: Die Angst vor dem Statusverlust führt dazu, dass man sich nach unten hin absichern will. Nach dem Motto „Aber mir gehts immer noch besser als [den Ausländern / dem Assi-Nachbarn / irgendeinem Sündenbock].“ Du bist ein gutes Beispiel dafür. Auch wenn das absolut gar nichts mit dem Thema hier zu tun hat, empfehle ich dir mal diesen Beitrag, der hoffentlich deinen Horizont erweitert: http://www.youtube.com/watch?v=6m0kFgf3m9Q

    Nationalisierung ist keine Lösung, sondern führt nur zu noch größeren Problemen für gerade die Bevölkerungsgruppe, die sie unterstützt.

    Nochmal sorry fürs verfehlen des Themas. Aber genau das ist auch ein Kritikpunkt in Schulen (und damit bin ich wieder beim Thema :D). Ich zumindest habe damals bei einem Aufsatz direkt eine 5 bekommen, weil ich das Thema verfehlt hatte. Das was ich da eigentlich geschrieben habe wurde dann gar nicht mehr bewertet. Ich denke eine Abwertung wegen Themaverfehlung hätte gereicht.

  31. 31
    sn

    @#789744: Mit Irren ist nicht zu diskutieren, wertes Leut. Wer es doch tut, sollte dann aber doch wenigstens hier das Thema nicht verfehlen. Denn zwischen „Mir geht es immer noch besser als…“ und „Dem Deutschen geht es so schlecht wegen…“ besteht nicht nur ein gradueller Unterschied. Vortragslink u.U. trotzdem gut, dafür vielen Dank.

    @#789741: Wieder anfangen, los!

  32. 32

    Hier eine kleine Geschichte einer Mutter mit dem Titel „Pisa oder der andere, na sag schon, der Dingsda“ (nichtkommerzieller Link) – Passt zum wunderbaren Beitrag hier :

    http://goodnewstoday.de/gute_nachrichten/2010/12/16/pisa-oder-der-andere-na-sag-schon-der-dingsda/

  33. 33

    Die Grundschule war noch relativ party, aber in 10 Jahren Gymnasium wurde mir vor allem klar gemacht, dass ich falsch gewickelt und zu dumm für diese Welt war. Es gab noch ein paar wenige irgendwie andersartige an meiner Schule, denen es so ging, wir formierten eine Art solidarische Zweckgemeinschaft. Erst an der Hochschule war es kein Problem mehr, anders zu sein. Auf einmal waren sehr gute Leistungen bis hin zu einem sehr guten Abschluss möglich und es gab genug andere Menschen, die auch irgendwie anders waren. Die irgendwie andersartigen von damals sind heute Künstler, Wissenschaftler, Lebenskünstler oder für immer psychisch Kranke. Die sogenannten Normalen sind Bankkauffrauen, Juristen, Ärzte oder Lehrer geworden.

  34. 34

    Wirklich toller Beitrag, besonders der letzte Satz! :-)

  35. 35
    Floda Nashir

    Ihr tut mir alle leid. Besser?

    Ich war immer gern in der Schule. Obwohl es kein Zuckerschlecken war. Aber ich bin eben auch kein Romantiker.

  36. 36
    Ingo

    @ Johnny: Sehr lesenswert: ,,Das Lexikon des schulischen Elends“ von Tom Blech, eine schonungslose Abrechnung mit dem morbiden System Schule aus der Sicht eines Ex-Lehrers.

  37. 37

    @#789778: Danke für den Tipp!

  38. 38
    Nadja

    Politik und Gesellschaft lassen sie alleine, „unsere“ Lehrer. Ihnen wird unter hohem Geräuschpegel täglich abverlangt, bis zu 30 Persönlichkeiten zu unterrichten – Verschleiß total. Ein verordnetes Sabbatical für Lehrer zugunsten unserer Kinder! Hilfreich auch Kenntnisse von Montessori-Pädagogik- weg mit frontal! – als Ansatz für mehr Selbstbestimmung und mehr Würde der Schüler. Doch auch eine Bresche für die Lehrer und Erzieher, die an die Kraft der Kinder glauben! und – obwohl sie schulseits oft nicht unterstützt werden und trotz des organisatorischen Aufwands – ihnen das Leben auch draußen vor den Toren der Schule zeigen und Musik, Theater und Tanz-Projekte u.ä. in die Schule schleppen und so Möglichkeiten für eine andere schulische Identifikation bieten. Wo das gut gemacht wird, kann Schule heute wunderbar sein – so gesehen. Hier sind immer auch wir Eltern gefordert: Lobby, Verstärkung und neue Wege für Lehrer, damit unsere Kinder auch unpassend sein und bleiben können!

  39. 39

    @#789695:
    Selbst auf die Gefahr dass ich mich wiederhole.

    Mein Geogra(f)phielehrer hat mir nicht geglaubt,
    als ich ihm beteuerte, dass es Australische Dollar
    gibt.
    Solche und ähnliche Begebenheiten haben mich
    dazu bewogen ungebildet zu bleiben.

  40. 40
    martino

    Johnny,

    wegen solchen Texten liebe ich deinen Blog!
    ehrlich.
    danke!

    m

  41. 41

    zu traurig, um wahr zu sein. Kinder werden in Förmchen gedrückt wie Plätzchenteig an Weihnachten. Die meisten sind aber keine Herzchen, Sternchen oder kleine Nikoläuse..sie sind einzigartig, Individualisten und alles andere als konform-legt ihnen das immer wieder nahe, trichtert ihnen das ein, nur so können sie in der Schule müde lächeln, wenn der Lehrer mal wieder was am Bild auszusetzen hat.

  42. 42
    Holli63

    Toller Artikel,
    unser Sohn kommt jetzt in die 4.Klasse und hat einiges von dem Geschilderten selbst erlebt. Ich hab so den Eindruck, dass gerade Jungs mit ihrem körperlicherem Verhalten in Schule als „auffälliger“ von LehrerInnen wahrgenommen werden. Oft wissen die Leherinnen (denn die sind ja meistens an den Grundschule aktiv) nicht damit umzugehen.

  43. 43
    Joborobo

    Als angehender Lehrer (Referendariat an einer „Brennpunkt“- Hauptschule) kann ich dir nur teilweise zustimmen.
    Klar, die Selektionsfunktion des zergliederten Schulsystems zerreißt Kinderfreundschaften. Aber geschieht dies nicht mindestens ebenso häufig durch den berufsbedingten Arbeitsplatz und damit Wohnortswechsel der Eltern?
    Zudem geht die aktuelle Entwicklung stark in Richtung der Inklusion, daher wird das mehrgliedrige System auf Dauer verschwinden.
    Das LehrerInnen Andersartigkeit, Auffälligkeit und Kreativität unterdrücken halte ich für einen Allgemeinplatz. Natürlich will man aus Elternperspektive nur das Beste für sein Kind, verschließt dabei jedoch manchmal, so scheint mir, die Augen vor der Wirklichkeit. Neuere Formen der Methodik und Didaktik ermöglichen durchaus den kreativen Umgang mit Lerninhalten, wenn sie den von den Lehrkräften umgesetzt werden. Leistungsbewertung ist ein wichtiger Teil des Schulsystems und hat neben der selektiven Funktion auch positive Auswirkungen auf das schulische Arbeiten und Lernen.
    Was ich mir als Lehrer oft eher wünschen würde als eine Reform des Systems, ist eher eine verantwortungsvollere Wahrnehmung der Elternrolle (Das mag auch an meiner Schulform liegen). Hier liegen übrigens gute Möglichkeiten, Freizeitwünsche und Talente, die von den Schulen nicht aufgefangen werden, zu fördern.

    Trotzdem ein guter Artikel, der zum Nachdenken anregt und mir die Sicht auf Schule aus der Elternperspektive näher bringt. Vielen Dank!!