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Dieser Artikel ist ein Leserbeitrag im Rahmen der Open-Spreeblick-Aktion.

Analoger Urlaub

Vielleicht erinnert sich noch jemand an früher, als es noch kein Internet gab und man den Urlaub über ein (mit der Postkarte) angefordertes Prospekt buchen musste.

Die Planung übernahm nicht Google oder der Routenplaner, da wurde der so genannte Verkehrsatlas aus dem Regal geholt und ganz analog, mit ein wenig geographisches Halbwissen, die Route ausgearbeitet.
Fliegen war zu meinen Kindheitstagen übrigens eine kostspielige Angelegenheit und Billigflieger waren nicht existent, früher war Fliegen noch etwas besonders. Aber da musste man auch nicht um jeden Preis in alle Ecken der Welt einmarschieren.

Am Abreisetag wurden morgens Stullen mit Dauerwurst geschmiert, als besonders Special gab‘s noch eine Packung Capri Sonne und für die Großen eine Thermoskanne Kaffe.
Autobahnrastplätze waren tabu, weil sie unsauber und verdammt teuer waren, aber das hat sich im Prinzip ja bis heute nicht geändert.

Das Navigationssystem konnte nicht programmiert werden, weil es ganz einfach keines gab. Auch hier wurde wieder der Straßenatlas zu Rate gezogen oder der Beifahrer musste im Notfall navigieren. Jedoch endete das meistens in einer Auseinandersetzung, welche für eine elektrisierende Stimmung im Kleinwagen sorgte.
Angekommen ist man trotzdem – irgendwie…

Vor Ort und nach der üblichen Zimmer- bzw. Wohnungsinspektion, musste erst einmal mit Oma und Opa telefoniert werden. Meistens die üblichen Sätze, dass man gut angekommen ist und die Unterkunft auch der Beschreibung entsprach.
Mehr Zeit blieb auch nicht, da sich vor den Telefonzellen Schlangen bildeten, denn zur Abendzeit war das Telefonieren günstiger.
Einerseits konnte das Stress bedeuten, wenn ungeduldige Zeitgenossen gnadenlos an die Tür hämmerten, andererseits kam man ins Gespräch mit anderen Urlaubern.

Irgendwie vermisse ich das ein wenig.
Damals hatte man kein Smartphone, kein Navigationsgerät etc. und die Welt ist nicht untergegangen.
Heute machen die Menschen extra wegen diesen Geräten Urlaub.

Wo ist die nächste Zeitmaschine?