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Dieser Artikel ist ein Leserbeitrag im Rahmen der Open-Spreeblick-Aktion.

Ein wehmütiger Blick aufs Finale Japan – USA für Deutschlands Fussball-Planer

Was hätte das für ein Fest werden sollen. Alles war geplant: Finale Deutschland gegen wen auch immer und das ganze Land spielt das Sommermärchen 2006 nach, wobei diesmal den fussballspielenden Mädels zuzujubeln gewesen wäre.

Fast schon generalstabsmässig wurde die WM von DFB und öffentlich-rechtlichem Fernsehen als allgemeines Sommerglück geplant (inklusive eigener Tatortfolge, Stichwort „Theo lass uns nach Eppheim fahren“).

Aber die Rechnung ging nicht auf. Es scheiterte an einem unwesentlichen Detail: die DFB-Mädels haben einfach nicht so gespielt, wie sie sollten. Eine exorbitante Vorbereitungsphase, von der ein Jogi Löw nur träumen könnte, unter Teamchefin Silvia Neid hat nichts gebracht, im Gegenteil das spielerische Nivaeu der deutschen Mannschaft konnte mit dem der US-Girls oder der Japanerinnen (die auch für Deutschlands aus im Viertelfinale verantwortlich zeichnen) nicht mithalten.

Insgesamt bleibt der gescheiterte Versuch sich und dem Land ein „Sommermärchen“ zu bauen. Fast hätte es geklappt, man stelle sich vor die deutschen Damen hätten die WM gewonnen, ja der Römer wäre aus allen Nähten geplatzt. Man darf irgendwie froh sein, dass es soweit nicht kam. Es gibt eben einen Unterschied zwischen echter Begeisterung und einem gepushtem Hype. Ja schon gut, die Fernseh-Zahlen für die deutschen Spiele waren grandios, aber die Stimmung im Land, die gespannte Erwartung des nächsten Auftrittes, die ständigen Unterhaltungen nur über ein Thema, volle Public-Viewing-Plätze, dieses Fieber das wir von Herren-Weltmeisterschaften kennen, all das konnte der Frauen-Fussball nicht bieten.

Und das ist zurecht so. Zu viele technische Fehler, zu viele missglückte Pässe, zu wenig Tempo. Natürlich ist der ständige Vergleich mit den Männern auch ein wenig unfair, aber wir sind eben verwöhnt. Es stimmt: auch die Herren liefern schlechte Spiele, aber es gibt auch die grandiosen Partien, die bei den Damen leider fehlen (zumindest spannungstechnsich war Brasilien-USA aber auf jeden Fall sehenswert).

Das Finale bestreiten in Frankfurt nun also Japan und USA. Die Amerikanerinnen haben sicher am meisten überzeugt im Turnierverlauf und Japan hat sich mit taktischer Disziplin und ganz ordentlicher Technik diesen Auftritt verdient. Noch einmal ein volles Stadion dann wird es wieder ruhig um den Frauenfussball. Vielleicht kommt der ein oder andere Zuseher mehr zu den Bundesligaspielen in der neuen Saison, mehr als einige hundert pro Spiel werden es auch nach dem gescheiterten Sommermärchen nicht sein.

All das macht fast gar nichts. Die Mädels werden weiterspielen und wieder Freude am Fussball bekommen. Frauenfussball-Sommermärchen auf Begeisterungs-Augenhöhe mit den Männern sind etwas für DFB-PR-Strategen und GrünInnen-Politiker, der Spass am Fussball aber ist tatsächlich etwas für alle.