Der erste Überblick, die Überschrift – ein Blick darauf genügt und schon erklingt sie. Die innere Erzählerstimme, als eine seit jeher durch Lektüren aller Art begleitende Gedankenvertonung. Selbst beim Schreiben ist sie nicht still, ständig ändert sie ihre Betonung, die Lautstärke und den Leserhythmus, wie ein Hörbuch imaginärer Art, dessen Klang beim bloßen Anblick eines Wortes, gar eines Buchstabens, erklingt. Und das macht sie ebenso besonders, der Klang. Auch er ist variabel, ändert ständig seine Tonhöhe: von ruhig und tief bis schnell und hoch, stets äquivalent zum Inhalt der Worte, die vorliegen. Dabei bleiben diese Worte keineswegs so fixiert, wie sie es materiell gesehen auf dem Papier o.ä. sind. Nein, sie verändern sich beim Zusammenfügen zu Sätzen indem die innerstimmliche Vertonung ihnen Form und Gestalt verleiht, die sie zu dynamischen Gedankenelementen macht. Das erste Wort. Ein weiteres schließt sich daran an und noch eines, immer fortwährend, bis die zunächst einzelnen Gedankenbausteine vom einzelnen Ton eines Wortes ausgehend in eine fortwährende Melodie fließen. Diese Melodie durchfließt nun das Bewusstsein, vom assoziativen Bereich über Erinnerungen, die bildhafte Szenen vor dem geistigen Auge projizieren. Das Ohr mit seinem Gehörgang scheint sich nach innen gerichtet zu haben, um der Buchstabenvertonung im Inneren zu lauschen, die Geräusche der Umgebung werden zur Nebensache. Die Augen schauen auf die geistige Leinwand und verfolgen das Imaginationsschauspiel, welches ihnen dargeboten wird. Der Text ist nicht mehr länger bloß als solcher erkennbar, seine Zeichen verbinden sich zu einer bewegten Landschaft aus Klängen, Tönen, Farben, Schatten und Umrissen – eine audiovisuelle Erzählungsmusik. Das letzte Wort, das letzte Satzzeichen, und die Stimme, der sprachliche Melodiefluss, verstummt so schlagartig wie sie begonnen hat.