Gegenüber meiner Wohnung ist ein Supermarkt. Eigentlich habe ich mir verboten dort einzukaufen, denn die Preise bewegen sich weit über dem Durchschnittsniveau. Doch mein Schweinehund ist gerissen. Um kurz vor acht meldet er sich.
Irgendetwas zum Naschen müsse her, da ich mich doch sonst nicht auf diesen wichtigen Text konzentrieren könne.
Ich zögere.
Man könne auch noch Hackfleisch kaufen, dann würde man heute Abend Hamburger machen, einen Film in der Videothek leihen, vor dem Fernseher essen und zum Nachtisch Schokolade knacken.
Ich schlucke.
Für den restlichen Film gebe es dort dieses mexikanische Bier, das, mit einer Limonenscheibe im Flaschenhals, an diesem Sommerabend die passende Ergänzung wäre.
Warum bin ich diesem Dreckskerl so schutzlos ausgeliefert? Niemand hilft mir und beschützt mich. Er und der Supermarkt vor meiner Tür sind auf Anhieb beste Freunde geworden und ich habe auch noch dabei zugesehen. Wie hätte ich das verhindern sollen? Die einzige Institution, die zu so etwas in der Lage gewesen wäre, ist meine Bank. Doch weit gefehlt.
Sie kenne keinen Schweinehund und wolle nichts mit ihm zu tun haben. Das sei alleine meine Privatangelegenheit
Supermarkt, Bank, Schweinehund – es ist nur eine Frage der Zeit, bis ich dieses Komplott aufdecke. Aber wenn ich jetzt noch ein bischen zögere, dann ist es zu spät und der schweinische Plan fällt ins Wasser.
Man könne zur Not auch in den Dönerladen um die Ecke, denn der verkaufe neben dem Fleischbrät am Spieß auch Schokolade und gekühltes Bier.
Kläfft mich der Schweinehund an und ich zucke zusammen. Ich greife in meine Hosentasche um meine Bargeldbestände zu kontrollieren.
Das allerbeste am Supermarkt sei, das man mit der EC-Karte bezahlen könne.
Natürlich, es ist ein Komplott. Und ich ziehe mal wieder den kürzeren. An mir bleibt die Auseinandersetzung mit dem schlechten Gewissen hängen. Doch das kommt natürlich erst später. Gedemütigt mache ich mich auf den Weg und betrete den Supermarkt. Er ist voller Menschen, die ebenfalls kurz vor acht dem inneren Ruf gefolgt sind. Hilflos irren wir gemeinsam durch die Gänge, Schweinehund und Waren ausgeliefert. Im Hintergrund dudelt das Supermarktradio:
“Kaufen sie auch Schakkalakka. Nudeldudeludel… denn Schakkalakkaahhhh ist so Schakkalakkaaaahhh…”
Wo denn dieses Schakkalakka stehe will er wissen.
Halt endlich deinen Mund! brülle ich ihn an. Etwas das Schakkalakka heißt werde ich nicht kaufen! Nie!
Man werde sehen wer den längeren Atem habe. Man brauche zu Hamburgern noch Majonaise und die stehe direkt da drüben.
Wütend werfe ich die Majonaise in den Einkaufskorb. Ja, auch die Schokolade und das Bier, aber mehr nicht. Die Schiebetür öffnet sich surrend, da fällt mein Blick auf ein Schild. Erschrocken versuche ich woandershin zu sehen, doch es ist zu spät. ER hat es auch schon gesehen…
Was das denn für ein neuer Laden sei und ob man ihn nicht mal ansehen wolle, gucken koste ja schließlich nichts.
Was soll ich machen? Er hat nicht nur Recht sondern sich auch noch mit meiner Neugier verbündet. Da bin ich machtlos. Auf der anderen Straßenseite angekommen ahne ich Böses. Ein Blick durch das Schaufenster genügt um zu wissen das es sich bei dem neuen Laden um ein obszönes Etablissement der besonderen Sorte handelt. Ein Mann der auf einer Leiter vor dem Laden steht, bringt ein Schild an. Ich traue meinen Augen nicht: Pimmel-Himmel
Wenn man jetzt doch noch in den Supermarkt ginge und das Schakkalakka kaufe, könne er den Pimmel-Himmel zumindest heute Abend vergessen.
Ich bin meinem Schweinehund und allen Versuchungen ausgeliefert, meine Bank kooperiert mit ihm, mein Verstand hat Urlaub und ich… …ich will jetzt einfach nur meinen Hamburger essen, Bier in mich schütten und einen Film sehen, um Schakkalakka, Pimmelhimmel und diese Nervensäge einfach zu vergessen. Wenigstens bis morgen, dann darf sich der Schweinehund mit dem Wecker rumschlagen und ich hab meine Ruhe.
Schönen Feierabend!
Björn Braune