Eine Brief-Autorin, die im Alter von neuneinhalb Jahren ihren Punkt so klar rüberbringt – und dann auch noch in Schönschrift, obwohl sie echt ’n Hals hat –, die verdient Gehör.
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Weiß jemand, wie solche Änderungen in Büchern genau aussehen? Gibt es dann in den neuen Versionen einen Anhang, der darauf eingeht und den Prozess dokumentiert?
UPDATE, aus Anlass: Ein Besuch bei der Sprachpolizeiakademie.
UPDATE Der Brief ist echt und wurde auf Facebook bereits mehr als 1.600mal geteilt, Floyd hatte das alles schon recherchiert und auch Helga wusste Bescheid.
das hat eine neunjährige geschrieben? wohl kaum….
So ein Blödsinn, jetzt werden schon 9 1/2 jährige Kinder indoktriniert, dass orwellsche Sprachreform sein muss, und gesellschaftliche Verachtung politisch verklemmt viel schöner ausgedrückt werden muss, ja das Wörter Ausgeburten der gesellschaftlichen Verachtung sind, was sie im historischen Kontext nie waren. Die Sprachreformer haben daraus doch erst ein Schimpfwort gemacht. Ich bin ein stolzer Neger. Ich finde es doof wenn Kindern beigebracht wird, dass Neger was Doofes sind (und man die nicht so nennen darf). Als kleines Kind wurde ich indoktriniert von meinen Schulbüchern tolerant gegenüber Zirkusleuten zu sein, ich wäre gar nicht auf die Idee gekommen, dass das was zweitklassiges ist. Was geblieben ist, dass ist nur der Stachel dieser verlogenen Indoktrination zur Toleranz gegenüber Personen, gegen die ich als Kind shcon mal gar nichts hatte. Aber schon bei uns ging das los, dass Negerküsse (lecker) nicht mehr so heissen sollten, sondern irgendwie jahresendflügelfigürlich umgetauft werden sollen. Mohr ist ja fast Poetensprache aber wohl auch nicht mehr genehm. Da entstand damals schon ein Gefühl von Unzufriedenheit bei mir. Das Gefühl, dass da dumme Leute Sprache und Semantik verwechseln und ihren eigenen Hass auf andere in Benimmregeln für ganz normale Menchen verwandeln, die gar keine solche negativen Werturteile hegen. Nö, Martin Luther King war kein Rassist als er die Rechte der „Negroes“ einforderte. Das das Wort Neger bei einem Menschen nicht abwertend gemeint sein könnte kommt einem Rassisten gar nicht in den Sinn. Und mit deren Geist werden schon 9 1/2 jährige Kinder verseucht. george Orwell hat das alles voraus gesehen.
Aufgestöbert:
„Man darf daran zweifeln, dass Astrid Lindgren heute das Wort «Neger» noch verwenden würde. Und doch hat man ein ungutes Gefühl beim Gedanken, dass die Klassiker der Kinderliteratur nun systematisch im Sinn der political correctness gesäubert werden sollen. Besteht diese Gefahr tatsächlich? Der Thienemann-Verlag zumindest ist keineswegs dabei, seine Klassikerbestände zu durchforsten. Eingriffe in den Text kosten die Verlage Geld: Zu den Änderungen in «Die kleine Hexe» hatte man sich nicht zuletzt deshalb entschlossen, weil im Juli 2013 vier Bücher von Otfried Preussler in einer kolorierten Neuausgabe erscheinen und der Text wegen des grösseren Formats ohnehin neu umbrochen werden muss. Weitere Änderungen in anderen Büchern seien nicht geplant, so Willberg, auch nicht in «Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer» (1960), wo sich Michael Ende erlaubt, mit Jims schwarzer Hautfarbe zu spielen: Jim will sich zum Beispiel nicht waschen, denn seine Haut sei ja ohnehin schwarz. Niemand habe die Absicht, solche Stellen zu retuschieren, betont Willberg. Ebenso wenig käme es infrage, Michael Endes politisch nicht ganz korrekte Witze auf Kosten der Chinesen zu entschärfen oder das aus feministischer Sicht nicht mehr zeitgemässe Waschbrett zu streichen, das Jim seiner Freundin Li Si zur Verlobung schenkt.“
Quelle: http://www.nzz.ch/aktuell/feuilleton/literatur/debatte-um-sprachliche-saeuberungen-1.17944924
Ist denn bekannt, woher der Brief kommt? Wer hat ihn veröffentlicht?
Ich glaube eher, dass der Text von einem Erwachsenen formuliert und einem Kind aufgeschrieben wurde
@#810870: @#810873: @#810874: Die Echtheit des Briefes kann ich nicht nachweisen – er könnte sein Fake sein (als Debatten-Auftakt ist er aber dennoch okay). Dass er prinzipiell aber von einer fast Zehnjährigen sein könnte, bezweifle ich nicht eine Sekunde lang. Da habe ich schon viel Erstaunlicheres gelesen.
Au Backe, wie dünn müssen Argumente sein, wenn Pickelfressen wieder zu Botschaftern werden. So langsam habe ich das Gefühl in bälde das in Deutschland mit einer Moralpolizei zu rechnen ist.
Ist Umschreiben eigentlich das neue Verbrennen? Sollte man vorsorglich in original Ausgaben diverser Kinderbücher? Aber wo lagern bis die Säuberungen vorbei sind?
Mmh, würde ich einen Brief wie diesem meinem 10jährigen Sohn zutrauen … oder meiner Tochter? Mmmh – ich überlege scharf. Und dass sie „Scheiße“ schreibt, ja Wooohh! ;)
Schwierig zu sagen, wie es um die Echtheit damit steht – insb. ohne Quelle. Der muss dann ja eigentlich aus der ZEIT Redaktion kommen, oder?
Literatur wurde durch die Jahrhunderte immer angepasst, aber bei den diskutierten Änderungen kann ich mich nicht wirklich zu einer Entscheidung ob Gut oder Schlecht durchringen, tendiere jedoch zur Ansicht es stehen zu lassen und aufzuklären – oder, wie Du implizierst, es zu ändern und entsprechend zu vermerken. Wäre aber wirklich mal spannend – und das hat man bisher soweit ich weiß noch nicht getan – den schwarzen Bevölkerungsanteil in die Diskussion einzubeziehen.
@Johnny Haeusler
Es gibt ellenlange Briefe von Kindern in diesem Alter, welche die DDR, Stalin, Mao, Hitler usw in den höchsten Tönen loben und gar nicht verstehen können warum ihre Idole so schlecht dargestellt werden etc pp .. usw
Wer Pickelfressen zu Botschaftern macht ist nur einen Millimeter von einer Diktatur entfernt.
@#810871: Tatsächlich habe ich mir bei diesem Thema noch keine abschließende Meinung gebildet. Die Sorge um eine Art „Geschichtsverfremdung“ kann ich aber nachvollziehen.
Und herrje, @#810876: vom Leserbrief eines Kindes zur Moralpolizei in nur 30 Worten? (Die Pickel kommen übrigens erst später.)
@#810877: Umschreiben, Redigieren und Überarbeiten ist im Prozess des Büchermachens etwas vollkommen Normales. Schau mal hier: http://gazette.rainlights.net/index.php?/archives/164-Betriebsgeheimnisse.html
Diese Debatte ist sehr komplex. Es wäre schön, sich mit den Argumenten von Fachleuten (=Literaturwissenschaftlern) vertraut zu machen, bevor man unbeleckt von jeder Sachkenntnis herumgrölt.
Im Übrigen ist in Deutschland weder mit einer Moral-, noch Literatur- oder Gedankenpolizei zu rechnen.
@#810879: Sie ist vermutlich Hitler. Und du bei der nächsten „Pickelfresse“ raus. Komm‘ mal ein bisschen runter, dann kann man miteinander reden. Falls du das überhaupt willst.
Ich habe zwar auch meine Zweifel daran, dass durch das Streichen konfliktträchtiger Ausdrücke aus Kinderbüchern Probleme gelöst werden können. Aber ich finde die Argumentation in dem Brief gerade viel überzeugender als die in einigen Kommentaren. Und ich traue einer Neunjährigen weit eher zu, dass sie so einen Brief selbst schreibt, als dass sie sich ihn von irgendjemandem diktieren lässt.
@#810881: Danke!
Lieber Frank Meier, man kann ja anderer Meinung sein aber muss man gleich so harsche Worte wählen? Und warum bezeichnen Sie Kinder als „Pickelfressen“? Ich weiß nicht genau wie es um die Verpickelung bei einer 10-Jährigen bestellt ist aber ich würde mal behaupten, Kinder haben in dem Alter noch nicht so viele Mitesser, zu mindestens weniger als so mancher Erwachsener um die 30 herrum. Sag ich jetzt mal als 31-Jähriger.
Den Brief hat Mekonnen Mesghena gestern bei Facebook in Absprache mit den Eltern von Ishema veröffentlicht: https://www.facebook.com/photo.php?fbid=10200211126782992&set=a.1106609187565.2018155.1296852388&type=1&theater (und wurde auch bereits über 1500 Mal geteilt). Mesghena von der Heinrich-Böll-Stiftung ist derjenige, der sich an den Thienemann Verlag gewendet hatte:
https://www.facebook.com/photo.php?fbid=10200181329038067&set=a.1106609187565.2018155.1296852388&type=1&theater
@#810880: @#810881:
„tzztzz tzz tuschel räusper“ also Neger sagen wir hier nicht mehr. Schlimmer als jede Sittenpolizei sind Ereiferte dem auch noch freiwillig vorgreifen.
Mal ganz unabhängig davon, wie man zu der Thienemann-Aktion steht — ich kann dieses ganze Geschrei um „Orwell“, „Neusprech“ und „Zensur“ einfach nicht mehr hören. Diese Vergleiche sind auf so vielen Ebenen unsinnig, dass ich gar nicht weiß, wo ich mit dem Erklären anfangen soll. Bitte mal den Ball flachhalten. Und im Zweifelsfall Orwell lesen, statt ihn für eine schiefe Argumentation zu missbrauchen.
PS: Wer sich ausführlicher für die Argumente der von Rassismus Betroffenen interessiert oder warum die Angst vor „Sprachpolizei“ überzogen ist, findet bei Noah Sow und Florian Freistetter Informationen und Links auf eine Reihe weiterer guter Texte.
@#810888: Bevor du dich so eifrig für den Erhalt der deutschen Sprache einsetzt, empfehle ich dir, dich mit den Regeln des Satzbaus vertraut zu machen.
hahaha …
Was mich nur wundert warum ´89 so viele Menschen unbedingt über den antifaschistische Schutzwall klettern wollten, der sie doch vor dem Unbill schützen sollte.
Oder war der antifaschistische Schutzwall nur eine Sprachschöpfung?
@#810889:
schon blöd, wenn die Realität das Fiktive überholt und noch blöder, wenn es man sich gerade so kommod gemacht hat
Ich stehe der Änderung solcher Ausdrücke eher skeptisch gegenüber. Zumal ich das Buch früher na klar gelesen habe, aber an die spezielle Wortwahl null Erinnerung habe – ich glaube nicht, dass der Einfluss wirklich so groß ist…..Trotzdem finde ich die Argumentation des Briefes, wer auch immer ihn nun verfasst hat, durchaus nachvollziehbar. Muss ich wohl nochmal drüber nachdenken…
Es sei auch auf die sehr gute Erklärung des Thienemann-Verlags verwiesen: http://cms.thienemann.de/index.php?option=com_content&view=article&id=632%3Aerklaerung-zur-modernisierung&catid=15%3Anews-artikel&Itemid=29
Dass Rotkäppchen mal eine „Dirne“ war, ist heute auch nicht mehr bekannt. Und wenn man solche Prozesse nachvollziehen will, muss man in der Regel einfach einen Blick in die alten Editionen werfen. Die verschwinden ja auch nicht über Nacht aus dem Handel und den Bibliotheken … so viel auch noch mal zum Thema „Geschichtsfälschung“ …
@#810885:
harsche Worte? Ja.
Sehen Sie sich einmal Kinderzeichnungen von 1933 aufwärts und aus der Zeit der DDR an. Sie werden viele Parallelen der Indoktrinierung finden und es ist das schäbigste Spiel, wenn Kinder für eine politische Agenda benutzt werden.
@#810893: „Neusprech: Missverstandene fiktive totalitäre Sprache aus →1984. Kann zu Verwirrung führen, da es im Roman um die Eliminierung von Konzepten wie “Freiheit” aus der Sprache geht. Die Verwendung des Begriffs Neusprech durch die →PC Gegner heisst nicht, dass, wie man in Analogie meinen könnte, sie der →Minderheit unterstellen, dass sie die von ihnen verteidigten Gruppen aus dem öffentlichen Bewusstsein tilgen wollen. Es bedeutet nur, dass sie den Wikipedia Artikel dazu oder das Buch nicht gelesen respektive missverstanden haben.“
Mehr hilfreiche Begriffe für diese Debatte gibt es hier: http://scienceblogs.de/zoonpolitikon/2013/01/20/sprachpolizeiakademie/
@#810897: Danke, auch für den Link!
Für alle die glauben, dass der Brief nicht echt sei. Bisher konnte ich das so weit rekonstruieren. Am Ende der Recherche fand ich mich bei Mekonnen wieder, der eigentlich sehr nette Links und Texte zum Thema hat. Sorry, dass ich hier meinen eigenen Artikel verlinke, aber das ist mir für einen Kommentar zu lange ;)
http://www.fakeblog.de/2013/01/22/9-jahrige-schreibt-einen-leserbrief-zur-neger-kinderbuch-debatte-an-die-zeit/
@#810899: Super, danke für deine Recherchen. Sehr interessant!
@#810897:
Ich sagte es ja bereits: „Ereiferte“ die sich im „Ereifertsein“ überbieten.
@#810896:
Ihr Argument, dass eine 9 Jährige nicht auf die Welt kommt und die Bedeutung eines Wortes kennt, was sie vorher nie gehört hat, mag stimmen. aber Sprache funktioniert nun mal so, dass Worten Bedeutung verliehen wird und diese für alle gleich ist um sich verständigen zu können. Es ist also vollkommen unsinnig zu argumentieren, dass die Kinder hier instrumentalisiert werden. Oder wollen sie jetzt Begriffe wie Mongo auch wieder aus Mottenkiste holen?
@#810886: @#810889: @#810899: Und nochmals: Danke.
Notiz an mich selbst: Wir brauchen ein eigenes LIKE-System für Kommentare.
@#810904: Like ;-)
@#810902:
Sie glauben also allen Ernstes das sich die Realität durch Worte verändert? Das durch z.B. die institutionelle Umbenennung vom Engel zur Jahresendzeitfigur christliche Werte ablösen lassen?
Ich sähe es lieber, wenn Kinder in der Realität aufwachsen, Ihnen den Gebrauch der Wörter erklärt als ihnen eine Softchell-Erde zu bauen, in der sie tot umfallen weil ihnen beim 18ten Geburtstag der Vorhang aufgerissen wird und sie eine Welt vorfinden in der Sie nicht zu recht wissen was sie erwartet.
eine so wichtige diskussion, und überall schreihälse. auf beiden seiten.
ja, die änderungen sind gefühlt völlig okay und ja, ich bin im grunde dafür. aber auch ein wenig dagegen. das hier drückt ganz gut aus, warum ich auch ein bisschen dagegen bin:
http://albannikolaiherbst.twoday.net/stories/235476557/
ich finde die diskussion wird manches mal zu leichtfertig geführt.
@frank Meier
Dem habe ich nichts hinzuzufügen, da auch meine Meinung. Vielen Dank!
@#810909: Hmmmmmnnnnnnnnnnnnnssssssss … ich wage zu vermuten, dass du da gerade leider auf Debatten-Scharlatanerie und unnötige sowie sinnlose Übertreibungen mit Hang zur Paranoia reinfällst. Das Eine (bedacht über Worte und ihren Kontext nachdenken) schließt das Andere (Kinder in der Realität aufwachsen lassen) nämlich nicht aus, und auch, wenn es erstmal ein bisschen richtig klingt, das mit der Realität, dann ist es am Ende in diesem Zusammenhang doch Unsinn.
@#810911:
Wie fürsorglich Sie Anderen erklären können, sich des eigenen Verstandes berauben zu lassen ..
Das ist wohl der Schmalz der Ereiferte über alle Epochen hinweg zusammenhalten lässt, Worte so beständig umdrehen zu können, bis sich das Wortgebilde für einen Moment wie echt an fühlt.
@#810911:
Ihre Zusammenfassung entspricht nicht dem geschriebenen:
So schrieb ich, das ich es für befremdlich halte das Pickelfressen Briefe an die „Zeit“ senden und sich über gefühlten Rassismus in Kinderbüchern beschweren. Was zweifelsohne den Eindruck hinterlässt Kampagnengesteuert zu sein. Und aus Erfahrung und Geschichte sind mir Pickelfressen als Botschafter suspekt. Nichts gegen Briefe an Frau Dr. Sommer aber das Ding hat Geschmäckle …
Und um die Probe auf Exempel zu statuieren, wie wäre es wenn wir in jeden Buch zukünftig auf die Schimpfwörter Kraut- oder Kartoffelfresser, Ösi, Ossi, Besserwessi, Piefke, Polack, Barzie, Krüppel, Mongo, Spasti, Irrer, Missgeburt etc .. pp. verzichten. Ich bin mir sicher dass die Welt ungemein bereicherter, bunter und friedfertiger wird.
@#810912: Ich bin etwas enttäuscht, ich habe den „Gutmenschen“-Vorwurf noch gar nicht gehört. Kommt der noch?
Wie „echt“ fühlt sich denn das Ihrer Meinung nach so rettungswürdige und für das Aufwachsen in der echten (harten, oder?) Realität angeblich nötige Wort „Neger“ für Sie an, um mal beim Thema zu bleiben?
(Ja, ich weiß wie völlig sinnlos es ist, Ihnen zu antworten, aber ich habe gerade Spaß daran!)
@#810914: Bei „Kampagnengesteuert“ bin ich ausgestiegen, sorry. Okay, das war gelogen, eigentlich schon bei „zweifelsohne“.
@#810916:
Schon Ende? Erst noch Lust und nun vorbei. Strohfeuer?
BTW .. irgendeinen “Gutmenschen”-Vorwurf werden Sie von mir nicht lesen, ist nicht meine Art, war sie nie. Aber den Eindruck dies wäre kampagnengesteuert lassen ich für mich erst einmal gelten; zu oft denn habe ich Pferde kotzen sehen als das ich bei jeden lauen Windchen hyperventiliere.
Das Sie sich daran stoßen würden ist klar, wäre diese Tatsache doch der Ring der Sie durch die Manege führt.
@#810918: Na, sie machen mir aber Spaß, also echt. Da habe ich mich etwas verschätzt, wenn ihr Repertoire doch ein anderes ist?
Ich hätte schon noch Lust, muss mich aber jetzt erstmal auf anderes konzentrieren. Vielleicht später mehr, ich bin sicher, Sie geben mir noch ein paar Gründe. :)
@#810919:
Da können Sie ja so lange mal; über die Idee einer Loseblatt-Sammlung nachdenken. Dorten können in regelmäßigen Abonnements alte nicht zeitgemäße durch neue im Sprachgebrauch korrekte Seiten leicht ausgetauscht werden.
Welche Möglichkeiten sich hier für allerlei Befindlichkeiten auftun. Wir retten die Welt und das Zusammenleben durch Loseblatt-Sammlung. Jeder hat eine wöchentliche Aufgabe, fast wie Treppenhaus bohnern am Freitag.
Vielleicht auch alles nur eine clevere (nennt man das heute ‚virale‘ Marketing Strategie ?), die vom Verlag für Juli 2013 geplante „kolorierte Neuausgabe von „Die kleine Hexe“ schon mal ins Gespräch zu bringen. Auf jeden Fall läuft die mediale Verwertung des Themas auf alle Kanälen. Nur über den Rassismus in dieser Welt ist wenig zu hören.
Soll das “ Neger “ doch ruhig gestrichen werden.
Der verklärt-romantische Blick auf die Vergangenheit wird dadurch doch nur gestärkt, die Umstände hochstilisiert.
Es ist doch immer wieder erheiternd, die gänzlich nicht zum Kontext passenden, eingesetzten Bezeichnungen zu lesen.
Die Euphemismus-Tretmühle dreht sich fröhlich weiter.
@Johnny
Zugegebenermaßen habe ich nicht alles an Querverweisen und alle Kommentare gelesen. War durch die Arbeit dann doch abgelenkt und möglicherweise doch nur refexartig und unreflektiert in meiner Äußerung. Also, demnächst nur noch fundierte Äußerungen von mir bzw. dann auch mal die Klappe halten. Das meine ich auch so, ganz ohne Ironie.
@#810926: Ich hab‘ das nur geschrieben, weil ich dich ja aus den Kommentaren hier ein bisschen „kenne“ – ich war überrascht. War aber auch überhaupt nicht böse gemeint (als würde *ich* mich immer nur fundiert äußern … ;)).
Die meisten meiner Kontakte (insbesondere ältere Deutsche) auf der Arbeit (Neuwagen-Vertrieb) verwenden das Wort Neger für dunkelhäutige Menschen, um Ihre Position zu signalisieren. Ich denke, dass die Umschreibung wenig daran ändern wird. Ich glaube sogar, dass die Debatte ansich, auch in Schlagzeilen unter Neger-Debatte zu finden, beleidigender ist.
Es ist schon erstaunlich was ich alles zu hören bekomme, wenn ich unter Deutschen sitze, die vergessen, dass ich ein „ex-Ausländer*“ bin.
* seit sehr langer Zeit der deutschen Sprache mächtig und ausgestattet mit einem höchst deutschen Nachnamen und der deutschen Staatsangehörigkeit aus Überzeugung (Inzwischen von Zweifeln geplagt und angst als Judas zu sterben.)
@johnny
Hab ich auch nicht so aufgefasst ;-)
@#810928: Ich kenne das von älteren Menschen auch, die sich das Wort nicht nehmen lassen wollen, sobald es um dunkelhäutige Menschen geht (deren Vorfahren nicht aus dem arabischen Raum stammen, natürlich, für die gibt es dann andere Worte).
Vielleicht geht das erst weg, wenn diese Menschen weg sind. Weshalb ich es aber noch einmal wichtiger finde, bei den jungen Generationen ein Bewusstsein zu schaffen, und dazu gehört eben (auch) die Debatte um bestimmte Begriffe. Ich halte das für essentiell – Language is a virus.
Wahrscheinlich ändert man mit dem Hinweis, das man bestimmte Wörter nicht hören will, nicht die Grundhaltung des anderen Menschen, aber jeder dritte Betroffene denkt vielleicht doch irgendwann mal drüber nach.
Das alles muss wiederum nicht unbedingt mit der Frage zu tun haben, ob man alte Original-Texte ändern sollte oder nicht, ich denke, das muss sehr individuell und kontext- (und text-) abhängig diskutiert werden.
@#810929: Prima. :)
(Das „Antworten“-System hat leider eine kleine Macke, nicht wundern …)
Hm. Mit gemischten Gefühlen mag ich dann doch meine persönliche Sicht dazu zeigen, da es hier, Dank Frank, eher um Politik und hohles Blah geht, denn um Sprache und Gefühle. Ich hab auch noch keine abschließende Meinung, denke es wäre völlig ok, die Bücher in beiden Versionen aufzulegen, statt sich hier zu echauffieren.
Ich bin mit Pipi der Negerprinzessin, Jim Knopf dem Negerkind und vielen anderen groß geworden. Zeit meiner Kindheit waren das positiv aufgeladene Begriffe. Später habe ich gelernt, daß manche Worte für andere Menschen sehr verletzend sein können. Gelernt, Worte, und zwar alle, im Kontext zu verstehen. Es ist doch egal, was Sarrazin letztlich wörtlich sagt, es wird immer verletzend sein. Und Worte wiederum sind doch immer nur das, womit wir sie aufladen. Für mich innerlich z.B. ist Negerkuß immer noch eine Süßigkeit, positiv behaftet, wenngleich ich das Wort niemals sagen würde und meine Alarmglocken läuten, wenn ich es lese oder höre.
Sprache ist toll, Sprache lebt und Sprache ist nie neutral.
Was ich auch spannend finde, ist, daß ich den Sprecher ja auch nur verstehe, wenn ich mich auf dessen Sprache einlasse, also verstehen will.
Mein erstes halbes Schuljahr, bevor es meine Eltern aufs Land verschlug, war ich auf einer recht progressiven Schule, und ausgerechnet dort spielten wir „Wer hat Angst vorm schwarzen Mann?“ Ein Turnhallenfangspiel, daß ich später unter vielen anderen Namen kennenlernen sollte. Das verschlägt einem heute die Sprache, für mich damals war der schwarze Mann aber ein zorroartiger Phantomtyp mit Zylinder. Die Angelegenheit ist rassistisch aber sprachlich PC. (Ich würde auch nicht der Pädagogin unterstellen wollen, daß ihr das bewusst war.)
Also, ich glaube jedenfalls, daß es auf den Inhalt ankommt, und durch das Ändern bestimmter Begriffe werden Nazikinder nicht automatisch zu Gutmenschen – für mich ein positiver Begriff, auch mit naiver Konnotation!
Ok, und was gerade diese Kinderbücher betrifft, fällt mir vor allen Dingen eins noch auf: die verkörpern doch gerade das Gegenteil von Rassismus und Kleingeist! Oder hat sich da mein Bild verklärt?
Ist nicht genau in dem Kontext sprachliche Sensibilisierung gut aufgehoben?
Naja, ich weiß immer noch nicht ob ich meinen Kindern Neger vorlesen möchte. (Mein Dilemma bei Pipi z.B.: ich finde den Südseeprinzessin einfach doof – Südsee – das ist für mich so ein (durchaus rassistisch konnotierter) TUI-Baströckchen-Wohstandswirtschaftswunderscheiß!)
*seufz*
beim lesen des briefes hatte ich sofort die troll-kommentare vor meinem inneren auge… ja klar, natürlich werden wir von einem terrorregime von moralaposteln geknechtet, die uns das schöne wort „neger“ wegnehmen will. ach, kinder… nee. ihr seid so oll!
(die erfreulichen, differenzierten beiträge will ich damit nicht kleinreden.)
für die debatte:
dass kinderbücher unter diesem gesichtspunkt überarbeitet werden, kann ich erstmal nur begrüssen. für kinderbücher lohnen sich keine kommentierten ausgaben, daher sind wortänderungen, selbst wenn es, in einem puristischen sinne, die integrität des originalwerkes verletzt, der gangbare weg. niemand, ausserhalb rechter randfiguren, bringt heute noch seinem kind bei, dass man afrikaner „neger“ nennt.
im einzelnen (!) muss man dann schauen, wie man das umsetzt. nicht jede neuinterpretation mag dabei gelungen sein. darüber kann man aber keine pauschalurteile fällen, sondern man muss jedes mal prüfen, ob eine gute lösung gefunden wurde oder auch nicht.
im übrigen sollte man bei der debatte nicht vergessen, dass jedes buch, bevor es veröffentlicht wurde, bereits ein lektorat durchlaufen hat. die änderungen, die sich aus einem solchen ergeben können, sind nicht selten weit umfassender als eine solche wortänderung. was hier von einigen als zensur angeprangert wird, kann man insofern auch als re-lektorat verstehen. es sei denn natürlich, man fühlt sich in seinen freiheitsrechten verletzt, weil man jetzt nicht nur nicht mehr „neger“ sagen, sondern sogar nicht mehr lesen „darf“.
@#810934: @#810936: Ich freue mich ja immer über weitere spannende Beiträge anstelle von Polemik. Danke sehr. :)
(Habe gerade nachgedacht und festgestellt, dass der „Schwarze Mann“ in dem Spiel für mich auch immer eher ein fieser Typ mit schwarzem Mantel war.)
Wir lesen unserem Kleinen abends immer vor und natürlich haben wir auch schon in der alten Pippi Langstrumpf-Fassung nicht „Negerkönig“ vorgelesen. Warum nicht? Unter anderem darum, weil wir nicht wollen, dass unser Fünfjähriger zu dem schwarzen Schulfreund unseres großen Sohnes „Neger“ sagt. Wie soll man denn Kindern erklären, dass bestimmte Wörter verletzend und beleidigend sind, wenn sie sie selbst von den Eltern vorgelesen bekommen? Einem Fünfjährigen wird man das nicht begreifbar machen können (und 10jährige, denen man das erläutern könnte, lesen nicht mehr Pippi Langstrumpf).
Das Sprach- und Gedankenpolizei-Geplärre kann ich nicht mehr hören, der Verlag tut jedem vorlesenden Elternteil einen großen Gefallen.
Bücher sind Kunstwerke, Kunstwerke sind Zeitdokumente, in Zeitdokumenten fuhrwerkt man nicht nachträglich rum. Politisch korrekt oder nicht.
Abgesehen davon formt die Sprache nicht das Bewusstsein sondern umgekehrt. Durch andere Begrifflichkeiten treibt man den Rassisten nicht den Rassismus aus.
P.S. Der „schwarze Mann“ in dem Spiel war für mich auch immer so ein Typ in schwarzen Klamotten, kein Farbiger. Auf die Idee wäre ich überhaupt nie gekommen, bis ich grade den Kommentar von nikö gelesen habe.
@Johnny Und dass selbst diese Vorstellung vom schwarzen Mann nicht stimmt, hat Christine Nöstlinger ja relativ lustvoll in dem Kinderbuch „Der schwarze Mann und der große Hund“ gezeigt.
@#810939:
dazu kann ich nur wiederholen, was ich schon unter #56 anmerkte. an dem fertigen buch, wie wir es kennen, wurde vorher mit an sicherheit grenzender wahrscheinlichkeit „gefuhrwerkt“, nämlich während des lektorats. ich gebe zu, dass da ein unterschied besteht, da dies in zusammenarbeit mit dem künstler geschah. allerdings haben kinderbücher vornehmlich eine andere funktion, als dokumente ihrer zeit zu sein. wer sich literaturwissenschaftlich oder unter historischen gesichtspunkten mit diesen büchern auseinandersetzen will, wird auch immer die gelegenheit dazu finden. niemand kauft die antiquarisch gehandelten und sonstwie gelagerten alten ausgaben auf, um sie durch vernichtung aus der geschichtsschreibung zu tilgen.
überarbeitete ausgaben von klassikern gibt es überdies zu hauf. nicht jede überarbeitung geschieht zum besseren, aber für jeden, der sich dafür interessiert, gibt es mit sicherheit alternativen.
9-Jährige? Das könnt ihr jemand anders erzählen. Das „altdeutsche z“ spricht schon mal eher dagegen, der lnhalt genauso. Ausserdem liegt sie falsch. Jede Form von Zensur und „Zurechtschneiden“ auf Konformität ist falsch und abzulehnen. Ich will auch keine zensierte Michelangelo-Kunst, wo man plötzlich meint, das unbedeckte Genitale entfernen zu müssen, keine lslamisten, die ihnen unangnehme Devotionalien anderer Religionen zerstören, keine zensierten Songs, in denen das Wort „shit“ rausgedingst ist (Pink). Ferner erinnere ich daran, dass die Moderne Welt über so nem Quatsch steht, man erinnere an das vor wenigen Jahren noch extremst negativ besetzte „schwul“, was heute in einer offenen und aufgeklärten Welt völlig wertfrei ist. Dasselbe ist für mich das Wort „Neger“. Lasst euch von den Konformisten keinen Unsinn einreden!!!
@#810943: Du vergleichst „schwul“ mit „Neger“. Nun, vielleicht kommen wir irgendwann dahin, dass es ganz normal ist, mal einen gleichgeschlechtlichen und mal einen nicht gleichgeschlechtlichen Partner zu haben. Bis dahin, ist „schwul“ eine Bezeichnung, die es ermöglicht über etwas zu reden, das beredenswert ist und somit eine eigene Bezeichnung rechtfertigt.
Das Wort „Neger“ ist allerdings überflüssig. Ich möchte jedenfalls nicht, dass Unterschiede gemacht werden, zwischen Menschen unterschiedlicher Hautfarben und sehe es somit als sinnlos an, für eine bestimmte Gruppe ein gesondertes Wort zu haben, das obendrein eine gewisse Ähnlichkeit zu einem anderen Wort aufweist, das wahrscheinlich auch du streichen lassen würdest, ehe es ein Kind zu Gesicht bekommt.
@#810943:
verstehe ich sie richtig, dass sie als (kategorischer?) non-konformist an dem gebrauch des wortes „neger“, völlig unbefangen, weil ja neuerdings wertfrei (hä?), festhalten?
abgesehen davon geht der zensur-vorwurf schon deshalb fehl, da der gesellschaft nichts durch eine authoritäre instanz vorenthalten wird. auch p!nk wurde von niemandem zensiert. die eigene plattenfirma hat sich vielmehr für eine zusätzliche „clean version“ entschieden, um die streuung und letzendlich die verkaufszahlen zu optimieren. die entscheidung kann man mögen oder nicht, auferzwungen ist sie nicht. man kann sich auch (wie viele es tun) gegen bestimmte radiostationen oder ladenketten entscheiden, die ihrerseits keine „swearwords“ dulden wollen. man muss dafür nur eben evtl. geringere einnahmen hinnehmen.
@#810943: Das “altdeutsche z”, wie Sie schreiben, wird aktuell an deutschen Grundschulen (nicht allen) so gelehrt. Wurde mir kürzlich von einem Grundschullehrer so gesagt.
@#810943: Oh. Endlich. Die Islamisten kommen ins Spiel. Hatte mich schon gewundert, warum die noch gar nicht erwähnt wurden in dieser Debatte. Aber auf manches kann man sich doch verlassen in diesem Internet.
Hitler-Vergleich, anyone?
„Schwul“ und „Neger“ sind also völlig wertfreie Begriffe, hier, in diesem Land, bei allen? Na sicher.
@#810951: #
Wo waren wir stehen geblieben? Ach ja, Sie verteidigten vorhin ansatzweise die freie Rede in einer flammenden Rede und wiesen übereifrige in ihre Schranken .. ah nein, das waren sie nicht …
vielleicht hilft Ihnen Rowan Atkinson auf die Sprünge
http://youtu.be/gciegyiLYtY
Wenn wir mit den Büchern fertig sind, können wir uns um das Spielzeug kümmern, denn wie man sieht gibt es reichlich Korrekturbedarf ..
http://www.welt.de/vermischtes/kurioses/article113050721/Tuerkische-Gemeinde-wirft-Lego-Volksverhetzung-vor.html
was die diskussion so verwirrend macht und manch einer an dem anderen vorbeiredet (reden will?):
es geht doch nicht darum, das wort „neger“ wieder in der alltagssprache zu verankern (wo es unglücklicherweise ja immer noch ein föhliches fest samt worten wie „bimbo“, „spast“ etc feiert), sondern – wenn ich die diskussion recht verstehe – darum, ob dieses wort teil eines in fernen tagen geschriebenen buches sein darf … oder ob es, weil pc-beseelte wie frau schröder dieses wort ihren kindern nicht vorlesen mag, dort entfernt werden soll.
wir hätten von morgens bis abends themen genug, die uns die ganz „normale“ jugendsprache von heute zu hauff bietet, über rassismus zu diskutieren … aber wir diskutieren darüber, ob ggfl. astrid lindgren und ottfried preußler opfer ihres eigenen rassismus geworden sind und wir nun ihre „sünden“ entfernen müssen.
herrjemine, es gibt doch regenbogenfische en masse, warum muss diese unterbelichtete person ihren kindern überhaupt „pipi“ vorlesen? die hat doch die bibel und kann dann endlos lang darüber nachdenken, ob g*tt nun mann, frau oder wasauchimmer sein sollte.
und – wenn ich so darüber nachdenke – möchte ich gerne mit der jungen dame, die diesen netten brief verfasst hat, in sagen wir mal 10 jahren noch mal darüber reden, ob sie das problem jenseits der populistischen oberfläche nicht doch etwas besser versteht.
Man könnte natürlich auch die Historie Wortes Neger/Nigger (hallo Tom) seinem Kind erklären, anstatt sie zu Ignoranten zu erziehen.
Aber hey, dann hätte ich ja 5 Minuten weniger Zeit um in irgendwelchen Kommentarspalten zu trollen und müsste die mit meinem Kind verbringen.
Ach ja, ich vergaß diese unvergessene Erinnerung mit Ihnen zu teilen.
Dieses grandios zeitlose Dokument indoktrinierter Kinder, abgestellt zur Beweihräucherung selbst auferlegter Wirklichkeit potemkinscher Dörfer.
http://www.youtube.com/watch?v=7UVBhkgjx3k&feature=share&list=PL5D9083D08FDBB2E1
Ja, das Wort Neger, das wird man ja wohl noch mal sagen dürfen! So ereifern sich die Leute, fühlen sich in ihrer Freiheit beschnitten, sprechen von Zensur.
Ich kann nicht nachvollziehen, das es Menschen so schwer fällt gewisse Dinge los zu lassen. Das Neger ein Schimpfwort ist, haben wir doch schon in den 90ern geklärt, als nach der Wiederkehr des offenen Neo-Nazitums, in Deutschland sich eine Identitätsbewegung von Deutschen, mit ausländischen Vorfahren formte.
In der USA wird diese Debatte mit Huckleberry Finn geführt. Der Unterschied dort ist allerdings, das ich verstehen kann, wenn man das Wort in der Geschichte belassen will, denn es bildet die damalige (schreckliche) Realität ab. Belässt man es in Büchern aus unserem Dunstkreis bildet man damit allerdings nur ab, das es einmal einen positiven Umgang mit diesem Wort gab. Ist das wirklich eine schützenswerte Kulturinformation?
Abschließend kann ich nur sagen: Meine Haut ist Milchkaffeebraun und sie können ja gerne mal testen, wie meine Reaktion ausfällt, sollten Sie mich auf der Strasse Neger nennen.
@#810959:
Das Konzept der Freiheit sieht nicht vor auf Dinge zu verzichten um Anderen weniger im Weg zu stehen. Das Konzept der freien Rede sieht vor, ungestraft zum Wohle aller Dinge auszusprechen, die unbeliebt, verletzend, gemein etc. pp. sind. Das Gemeinwohl erträgt Hass in Worten eher als Duckmäusertum in Namen der Wohlanständigkeit.
Vielleicht sollten Sie einmal darüber nachdenken, bevor Sie zu dem werden was Sie angeblich bekämpfen.
Alle Achtung! Dieses kleine Mädchen hat recht. Man sollte solche Sachverhalte immer aus verschiedenen Perspektiven betrachten. Dann wird einem schnell klar, dass Wörter wie „Neger“ nichts in Kinderbüchern verloren haben. Andererseits wäre es auch ein Unding z.B. alte Märchen zu verändern, es sollten besser neu Fassungen für Kinder geschrieben werden.
Warum streicht Ihr nicht deutsche Kartoffel aus dem Regal und ersetzt es durch deutsche Erdäpfel ? Diese „Debatte“ hätte genauso viel Geschmack und Sinn !
Genauso wie Ihr unseren Körpergeruch riechen könnt und die meisten von euch angewidert sind, genauso sind wir in der Lage Rassismus zu riechen. Heuchler sind ganz leicht zu entlarven.
Jeder von uns, ob schwarz oder weiss, wir beschäftigen uns viel zu wenig mit dem existenziellen Leben und dessen Fragen.
@#810952: Nee, jetzt ist mal gut. Ich muss nicht mit jemandem über Freie Rede debattieren, der in meine Kneipe kommt, erstmal ihm fremde Minderjährige als „Pickelfressen“ bezeichnet, auch weiter alles tippen darf, was wer will, und dann aber rumheult, dass der berüchtigte Untergang des Abendlandes bevorstünde und die „Moralpolizei“ schon vor seiner Tür stünde.
Nutzen Sie ihre Redefreiheit! Eröffnen Sie in wenigen Minuten ein eigenes Blog und verschwenden Sie ihre Zeit nicht mir Kommentaren bei uns, sondern schreiben Sie dort, in ihrem Blog, viele, viele Texte. Ich habe das Gefühl, das uns da etwas ganz Großes erwartet.
Viel Spaß und Erfolg dabei!
Mal ganz im Ernst gefragt: Wenn der „Neger“ gehen muss, warum darf die „Hexe“ dann bleiben? Ist das nicht Frauendiskriminierung? Müsste in letzter Konsequenz das Buch nicht „Die kleine Zauberkünstlerin“ heißen? Mindestens?! Warum reicht hie die Verniedlichung „klein“ aus, das die Hexxe nicht als Schimpfwort wargenommen wird? Wieso reicht die Verniedlichung NegerLEIN nicht aus, das er bleiben darf?
Rassismus und Diskriminierung beginnen im Denken, nicht mir Worten. Worte gewinnen ihre Bedeutung im Kontext. Wenn ich einzelnen Worten Rassismuss beimesse, überlasse ich sie den Rassisten. Ich würde mir damit die Sprache verbieten. Dazu bin ich nicht bereit, so werde ich weiter die Worte Neger und Hexe verwenden, ohne sie im diskriminierenden Kontext einzusetzen. Ich kann doch kein Kind versauen, indem ich es Kinderbücher lesen lasse! Hat sich jemand mal die inkriminierte Stelle bei Pippi Langstrumpf angesehen? Das soll rassistisch sein?! So ein Quatsch!
@#810960:
Das ist das Problem mit euch selbsternannten Verteidigern der freien Rede: Ihr nehmt euch das Recht heraus, jeden und alles zu beleidigen und zu beschimpfen. Zum Wohle aller. Aber dann reagiert ihr so verdammt empfindlich, wenn wirklich mal jemand beleidigt reagiert. Oder auch nur sensibel.
Darf irgendwer fröhlich weiter „Neger“ sagen? Bitte. Darf ich ihn dafür den Rassist nennen, der er ist? Wahrscheinlich auch. Aber warum darf ein Verlag, wenn es nach dir geht, jetzt plötzlich nicht entscheiden, in einem von ihm herausgegebenem Buch ein winziges Detail zu ändern? Warum darf ein neunjähriges Mädchen nicht die kritisieren, die den Verlag dafür kritisieren? Warum muss das dann gleich eine Verschwörung der Moralpolizei und Indoktrination von „Pickelfressen“ sein?
Du denkst, du wärest der Champion der Meinungsfreiheit. Dabei bist du nur der gute alte Commander Doppelmoral.
den begriff neger mögen die damit gemeinten menschen nicht hören?
warum wird das jetzt ein problem, statt neger, dann eben etwas anderes zu nehmen?
kapier ich nicht.
@#810964:
„Narren hasten –
Kluge warten –
Weise gehen in den Garten.“
Rabindranath Tagore
Spielkind
„Verschwörung der Moralpolizei“
vt – genau richtig. nur mal 30 min durch die kommentarspalten auf pi – news gehen.
wenn ich die denke, in diesen kreisen nehme, dann ist deutschland 2013, ein sozialistischer überwachungsstaat. geheime gulags und ferngesteuerte linke großmedien.
völlig gaga.
vor allem sind diese selbsternannten info-krieger ärgerlich, weil sie mit ihrer paranoia und desinformation, von den wahren problemen ablenken.
ps.: wer steckt z.b. noch mal hinter der tea – party – bewegung und finaziert selbige:))
Die Absicht durch das Verwenden anderer Wörter das vorurteilbehaftete Denken zu ändern ist ja nicht völlig falsch. Sprache bildet die soziokulturellen Determinanten des Denkens.
Ich zweifle nur daran, dass es funktionieren wird. Unabhängig von den Wörtern haben wir noch zuviel falsche Vorstellungen von Afrika im Kopf. Wir denken bei Massai noch an Touristenbesuche im Kral von vor dreißig oder vierzig Jahren. Sehen wir die Gegenwart mit Hunger, Aids, Mali oder eben die nicht vorhandene afrikanische Fähigkeit zu einer Selbstorganisation, befördert das wieder ein schlechtes Afrikabild. Ich fürchte das befördert alte Vorurteile und schafft schneller neue, als das Umschreiben von Kinderbüchern verhindern kann.
Ich vermute übrigens, dass der Koran und die Bibel zu den am häufigsten und am gezieltesten umgeschriebenen Büchern gehören.
@ Frank Meier
dein kampf für meinungsfreiheit in allen ehren, aber darum geht es hier doch gar nicht.
in dem beispiel oben geht es um menschen und respekt. ich bin ein weißer. wenn ich beim sport nicht weiße kennen lernen und merke, das die bestimmte begriffe über sich, nicht mögen, dann respektiere ich das.
warum soll ich als weißer darauf bestehen, neger weiter sagen zu dürfen, wenn zb das mädel oben sich damit beleidigt fühlt?
ich will respektiert werden und will auch nicht als nazi bezeichnet werden, weil ich ein weißer deutscher bin und angeblich nazi dann mich ganz gut beschreibt.
was menschen im privaten machen, ist wieder etwas anderes. aber auf der staatlichen eben, zb in der schule oder bei behörden, verlange ich, das dort sachlich und nicht ideologisch gearbeitet wird. wenn ein lehrer privat vom ali und ahmet als kanacken spricht – seine sache – aber in seinem job will ich, das er seine schüler respektiert und gleich behandelt. ohne ansehen der person, wie es so schön heißt.
so was nenne ich moderne professionalität.
@ all
in manchen kommentaren habe ich davon gelesen, das es sich lediglich um begriffe, wörter handelt und hier ein propans veranstaltet wird. „es-ist-doch-nur-ein-wort“. sprache ist ausdruck davon, was der sie benutzt denkt. ausdruck auch von gesinnung.
ich kann mit sprache menschen motivieren, fördern und zu hochleistung antreiben und ich kann mit sprache menschen demoralisieren und fertig machen. sprache kann aufbauen und zerstören. darum ist es doch positiv, wenn es menschen gibt, die versuchen, das unsere jugend möglichst im geist von gegenseitigem respekt erzogen wird.
es ist ein luxusproblem, wenn wir hier darüber streiten, ob ein erkenntnisgewinn, auch eingang in ein älteres kinderbuch findet.
ich kenne vom fußball her ne menge kurden aus der türkei. vielleicht bin ich deswegen etwas mehr zu empathie fähig, als so manch anderer hier.
http://www.youtube.com/watch?v=il2wnw5CgLI
@#810966:
Es ist schon lustig zu lesen, dass derjenige, der sich über den neuerlichen Versuch eine entartete Kunst zu etablieren beschwert, nun ausgerechnet von jenen attackiert wird, die sich wohl selber als Erben einer aufgeklärten Gesellschaft bezeichnen, beständig gegen Rechts demonstrieren ohne dabei je gemerkt zu haben, das ihr neues bunt mittlerweile braun geworden ist. Das muss wohl ein Treppenwitz der Geschichte sein.
Für Ihr Verständnis hier die Vorgeschichte:
Klaus Willberg im Thienemann-Verlag hatte vergangenes Jahr einen Brief bekommen von einem Mitarbeiter des Referats „Migration und Diversity“ der Grünen-nahen Heinrich-Böll-Stiftung, namens Mekonnen Mesghena : Der Mann beschwerte sich, dass in dem Kinderbuch „Die kleine Hexe“ von Otfried Preußler das Wort „Negerlein“ vorkommt. Das sei ein „rassistischer und ausschließender“ Begriff. Aufgefallen ist ihm das beim vorlesen desselbigen seiner 7-jährigen Tochter gegenüber. Otfried Preußlers (89) selbst habe sich laut «taz» sehr lange gegen Änderungen seiner Klassiker gestemmt. Musste wohl aber am Ende zur Einsicht gelangen, dass die Authentizität des Werks der sprachlichen Weiterentwicklung untergeordnet werden muss, so Willberg. Worauf dieser nachschob: «Wir werden alle unsere Klassiker durchforsten» Fortan sollen Worte wie „Negerlein“ „Chinesenmädchen“ und „Türken“ ersetzt werden bzw. Neger ersatzlos gestrichen werden.
@#810969:
Verstehe ich Sie richtig? Alles abseits Ihrer eigenen Meinung ist Rechts? Natürlich mit nachgeschaltetem Finanzsystem? Paranoid?
@#810972:
das ist zwar alles gut und richtig. allerdings muss man schon darauf achten, welche absicht tatsächlich verfolgt wird. den verlagen vorzuwerfen, dass sie das afrikabild in europa nicht zurechtzurücken vermögen, ist an dieser stelle nicht ganz fair. hier geht es ja lediglich darum, klassische kinderbücher auch heute noch lesbar zu machen, ohne kindern falsches (aus heutiger sicht überholtes), diskriminierendes vokabular zu vermitteln.
@#810965:
niemand unterstellt astrid lindgren oder ihrem werk rassismus. allerdings kann man von heutigen kindern (gerade in der relevanten altersgruppe) nicht erwarten, die termini von damals heute richtig einzuordnen.
und was die „hexe“ angeht: machen wir uns doch nicht lächerlich. wir beide wissen, wie begrenzt vergleichbar das ist, da frauen zu keiner zeit in unserer geschichte kollektiv als hexen verunglimpft wurden. im gegensatz zu „neger“ hat „hexe“ eine eigentliche bedeutung, beschreibt das wort doch frauen mit bestimmten magischen, diabolischen fähigkeiten. den „hexer“ oder „hexenmeister“ gibt es im übrigen ebenso.
„sprache ist ausdruck davon, was der sie benutzt denkt. ausdruck auch von gesinnung.“
Nicht ganz von der Hand zu weisen. Andererseits möchte ich mich nicht auf „Indikatorbegriffe“ verlassen, um jemanden dann in eine „passende“ Schublade zu stecken. Vielmehr möchte ich schon gern verstehen, was jemand versucht auszudrücken. Da stünde mir ein Begriff als Indikator im Weg. Das Vorurteil lässt grüßen.
@#810976: Woah, dann frag mal die Kirche, wie schnell man da in Flammen aufgehen konnte… Ich finde mein Ansinnen nicht lächerlich und auch nicht hinreichend erklärt, warum Hexe geht, Neger aber nicht.
Und es stimmt: Kinder können Begriffe eher nicht in einen geschichtlichen Kontext setzen. Warum begreift man das nicht als Chance, dem Begriff seine abwertende Bedeutung zu nehmen? Ihn als Schimpfwort untauglich zu machen? „Schwul“ war auch mal (und ist in manchen Kreisen immer noch) ein Schimpfwort. Normaler Weise ist es heute aber die weitverbreitetste Bezeichnung für ein homosexuell lebendes Männerpaar.
Was ich damit zeigen will: Begriffe sind nicht diskriminierend, der Kontext ihrer Verwendung ist es. Sonst könnte ich mich auch seitenweise darüber echauffieren, als „weiß“ bezeichnet zu werden. Meine Haut hat sehr viele Farbtöne, sogar temperaturabhängige – aber sie ist objektiv keinesfalls weiß!
@#810974:
„Entartete Kunst“, „braunes Tun“ – eine Nummer kleiner haben Sie es nicht?
Die Vorgeschichte ist bekannt, vielen Dank. Ganz akkurat ist Ihre Nacherzählung übrigens nicht, der Mitarbeiter der Böll-Stiftung hat den Brief nach eigener Aussage in seiner Freizeit und als Privatmann geschrieben. Das nur, falls Sie jetzt die Stiftung noch zum Teil Ihrer Antifreiheitsverschwörung machen wollen.
Und jetzt kommen Sie doch bitte mal auf den Teppich und wir reden über das, was hier wirklich passiert: Ein Verlag tauscht ein Wort in einem Text aus – einfach, weil es von Lesern heute anders verstanden wird als vom Verfasser zum Zeitpunkt des Schreibens. „Neger“ war damals (für den Autor) eine arglose Beschreibung von Schwarzen, wird heute aber als die Beleidigung verstanden, die es im Kontext der Szene nicht ist. Damit ein Kind die Szene heute richtig versteht, wird das geändert. Und das gleiche gilt auch für alle anderen stellen, wo das Bild des Autors von vor 50 Jahren mit unseren modernen Ansichten von heute kollidiert. Wenn Sie so wollen, ist es nichts anderes als eine neue Übersetzung.
Könnten Sie mir jetzt bitte kurz erklären, was daran jetzt besonders „braun“ ist?
Hm, weil es sich bei Pippi um eine Übersetzung handelt, können wir es einfach „neu übersetzen“. Bei „Die kleine Hexe trifft das nicht zu, das ist im Original so. Wenn wir da anfangen, können wir aber auch gleich bei Schiller weiter machen: „Der Mohr hat seine Arbeit (nicht Schuldigkeit!) getan, der Mohr kann gehen“. Oder wie wäre es mit Wilhelm Busch? Da kommt der schwarze Mann ganz schlecht weg, machen sich die Texte doch über ihn lustig: http://www.zeno.org/Literatur/M/Busch,+Wilhelm/Bildergeschichten/Fipps,+der+Affe/Erstes+Kapitel
Oder legen wir hier andere Maßstäbe an, weil es keine Kinderbücher sind? Warum?
@#810983:
Doch. „Die kleine Hexe“ können wie genauso neu übersetzen wie „Pippi Langstrumpf“, schließlich ist beides in einer anderen Sprache geschrieben – einmal im Schwedischen von vor 50 Jahren, einmal in dem Deutsch von vor 50 Jahren.
Und wenn „Die kleine Hexe“ heute nicht mehr von Kindern gelesen würde, sondern nur noch als Quelle der Literaturforschung diente (so wie diese Busch-Texte oder das Schiller-Gedicht), wäre eine Übersetzung den Aufwand nicht wert bzw. sogar wenig hilfreich. Es geht aber um ein Buch, das heute noch von Kindern gelesen wird. Und da denen der historische Kontext fehlt, um die Verwendung von „Negerlein“ richtig einzuordnen, und da Eltern den vielleicht auch nicht beim Vorlesen erklären wollen, muss der Verlag hier also ein bißchen genauer hingucken.
@#810981:
Wann hatten wir Worte in Büchern ausgetauscht, wann haben wir Kunst nach hinten geräumt weil sie nicht mehr in die Zeit passte. Warum haben unzählige ihr Blut vergossen um dem Treiben des Missliebigen zu beenden, wenn Sie Angst vor dem Wort Neger in einem Kinderbuch haben.
Ich bin mir nicht sicher ob ein Brief von Ihnen persönlich bei Herrn Willberg die gleiche Wirkung erzielt hat und ob nach Pipi Langstrumpf und der kleinen Hexe nun Schluss ist? Jetzt nachdem sich die Türkische Kulturgemeinde in Österreich an Lego stört, wage ich das zu bezweifeln .. wo fangen wir an, wo hören wir auf. Bliebt der Zigeunerbaron von Johann Strauss bestehen?
„Könnten Sie mir jetzt bitte kurz erklären, was daran jetzt besonders “braun” ist?“
Ist die Frage ernstgemeint? Sie sortieren doch schon bereits in akzeptabel und geht gar nicht.
Finde es seltsam, dass hier noch keiner auf die linguistische „Rechtfertigung“ des BEgriffes an sich eingegangen ist. Scheinbar besteht über den rassistischen Gehalt des Wortes Konsens. Der Einwand von Frank Meier, es handle sich um gefühlten Rassismus, gilt nicht. Er ist Ausdruck von Superioritätsdenken („Was rassistisch ist definier immer noch ich“) und damit Teil der MAchtstrukturen im Rassismus. Er drückt die Anmaßung aus als Teil der privilegierten Bevölkerung darüber entschiden zu können, wann sich nun der arme Schwarze beleidigt fühlen darf und wann er eine „Mimose“ ist und gefälligst das Maul halten soll.
Wer anderen die Definitionsmacht über ihr BEfinden und ihre subjektive Erfahrung abspricht arbeitet an der Front die er vorgeblich und nur scheinbar attakciert: Die Aufhebung von „Freiheit“. Die Behauptung „Das Konzept der Freiheit sieht nicht vor auf Dinge zu verzichten um Anderen weniger im Weg zu stehen.“ fußt auf der Annahme, das zum jetzigen Zeitpunkt sämtliche Privilegien Geschichte sind. Das sind sie nicht. Menschen aus Afrika erfahren jedenTag auf neue was es heißt kein weißer Europäer zu sein, Schwarze Deutsche erfahren jeden Tag, dass sie aufgrund ihrer Hautfarbe als „fremd“ und „Exotisch“ wahrgenommen werden, als lebendige Ausstellungsstücke, für die bestimmte gesellschafliche Regeln nicht gelten. Was Sie hier als verlust von Freiheit wahrnehmen ist lediglich der Entzug von unrechten Privilegien. Und wie ein ertrinkender wird sich an das Floß des N-Wortes geklammert, als ob ohne ein Leben nicht denkbar wäre. Vielleicht ist es das für die Verfechter der „Authentizität“ auch nicht, vielleicht ist alles was sie haben das N-Wort und ohne es fällt ihre mühsam aufrecht erhaltene Fassade der Überlegenheit zusammen. Und auf ist da nichts mehr „unter einem“, sondern man muss sich mit sich selbst und seiner Identität selber auseinander setzen. Das ist nicht ganz leicht und macht angst, wir verstehen wenn der ein oder andere schritt schwerer fällt, der ein oder andere Rückschlag hingenommen werden muss und die ein oder andere Tatsache länger geleugnet wird. Aber ein fortwährendes Perpetuieren dieses rassistischen Welt- und Selbstbildes wird (glücklicherweise) nicht unwidersprochen hingenommen. Wer darauf beharrt, dass das N-Wort unkommentiert ein wichtiger Zeitzeuge sei, der muss sich gefallen lassen, wenn ihm rassistische Tendenzen bescheinigt werden. Denn leider zeigt sich rassismus selten durch einen Mitgliedausweis in der NPD oder des „Allgemeinen Deutschen Rassistenverbandes“. Rassismus ist gesellschaftlich nicht „en vogue“, es gibt ihn eigentlich nicht, wenn die Leute gefragt werden. Und trotzdem passiert dann sowas wie der NSU, die Anschläge und Pogrome von Mölln, Lichtenhagen, Hoyerwerda. Die Angriffe auf Menschen mit anderer Hautfarbe, ausländisch klingenden Nachnamen und anderem Kleidungsstil. In der Aussage „Das Konzept der freien Rede sieht vor, ungestraft zum Wohle aller Dinge auszusprechen, die unbeliebt, verletzend, gemein etc. pp. sind. Das Gemeinwohl erträgt Hass in Worten eher als Duckmäusertum in Namen der Wohlanständigkeit.“ setzt im nächsten Satz Freiheit mit freier Rede gleich und viel problematischer „Freie Rede“ mit dem Recht auf Hass, Verletzungen und Gemeinheiten. Darüber hinaus wird das Verzichten auf Hass etc. als „Duckmäusertum“ gebrandmarkt und diskreditiert. Das ein Verzicht auch bewusst aus Respekt vor jemandem oder etwas geschehen kann wird bequemerweise ausgeblendet (Fasten, Rauchverbote in Kirchen, Kinderprügel, Verzicht darauf den partner „Schlampe“ zu nennen). Des Weiteren wird so unterstellt, dass das N-wort lediglich die Wirklichkeit abbilde, weil eine Vermeidung ein Einknicken darstellt. Dabei ist das N-wort nicht ein Gegensatz zum Weiß, nichtmal an eine bestimmte Hautfärbung gebunden, sondern eine herabsetzende Bezeichnugn für Schwarze (ursprünglich für Schwarze Sklaven).
Jeder Versuch, diesen Begriff unreflektiert (meint: Verweis auf Etymologie, aufzeigen besserer Alternativen, „“) zu übernehmen und weiter zu verwenden ist nur der SChrei nach einem fortbestehen rassistischer Positionen und andauernder Selbstbestätigung. Vielleicht würde es diesen Leuten auch helfen eine Wand mit dem N-Wort zu tapezieren, damit sie es oft genug lesen können, oder sich ernsthaft fragen, warum sie es als Weiße doof fänden fortan nur noch „schweinchen“ genannt zu werden (oder auch schon „Weiße“ ablehnen, der Begriff taucht trotz mangelnder negativer Konnotation erstaunlich wenig auf). oder sich mal an einen Tipp von oben halten und was von Noah Sow lesen, auch wenn es schwer fällt.
Zur „Hexe“: Ich denke, da hat einfach eine erfolgreiche Umdeutung und Selbstbenennung stattgefunden. Siehe Bibi blocksberg, Die Kleine Hexe, Madam Mim, sogar Mary Poppins, die renaissance von Kräuter-KRam, Walpurgisnächte und anschließende Medienberichte, Harry potter usw usw. Also keineswegs vergleichbar mit de deutschen N-Wort, vielleicht mit dem amerikanischen (aber das sollte man als nicht zugehöriger ja auch eher vermeiden).
Vielleicht sollten Sie einmal darüber nachdenken, bevor Sie zu dem werden was Sie angeblich bekämpfen.
@#810987: “Könnten Sie mir jetzt bitte kurz erklären, was daran jetzt besonders “braun” ist?”
Ist die Frage ernstgemeint? Sie sortieren doch schon bereits in akzeptabel und geht gar nicht.
ich glaube die nazis haben auch geatmet.
@#810989: triple post, aber leider kein edit da: „Vielleicht sollten Sie einmal darüber nachdenken, bevor Sie zu dem werden was Sie angeblich bekämpfen.“ gehrt nicht zu meinem post, und das wolt ich auch nicht schreiben, das war ein überrest eines copy-paste-zitier-vorganges. oder so.
@#810987: Das hier wäre eine einfachere Diskussion, wenn Sie halbwegs deklinieren und konjugieren könnten. Manche Ihrer Sätze sind kaum verständlich, tut mir leid. „Warum haben unzählige ihr Blut vergossen um dem Treiben des Missliebigen zu beenden…“ Que?
Zu den Fragen davor: Vor der Nazizeit, in der Nazizeit und danach auch. Anders gesagt: Ständig! Wir tauschen Wörter aus, weil wir Texte sonst nicht mehr verstehen, siehe die „Bibel“ oder den „Herr der Ringe“. Wir räumen Kunst nach hinten, weil sie uns heute nichts mehr zu sagen hat, aus der Mode ist oder zum Beispiel von Nazis gezimmert wurde und uns daher heute anwidert. Nicht umsonst ist „zeitlos“ für ein Kunstwerk ein ganz besonderes Lob, das zum Beispiel auch für die Kinderbuchklassiker von Otfried Preußler zutrifft. Damit Kinder von heute aber noch den gleichen Spaß damit haben, müssen ein paar missverständliche Wörter ausgetauscht werden.
„Wehret den Anfängen“ ist kein vernünftiges Argument, wenn die Anfänge an sich noch gar nicht unproblematisch sind.
Und zu Ihrem letzten Absatz: Sicher, dass hier nur ich in „geht gar nicht“ und „akzeptabel“ sortiere?
Im vorletzten Absatz muss es natürlich „problematisch“ heißen, sonst verneint es sich da ja doppelt und vierfach…
@#810989:
Es wird ob der vielen Worte nicht besser. Verdichtet lässt sich in jedem Ihrer Sätze die Kernaussage ableiten; wer Neger behalten will ist ein Rassist und stellt sich bewusst über Andere. Ist es ist so schwer einfache Wort zu finden?
Dabei verdrehen Sie eigentlich auch nur die aktuelle Diskussion ob ein BUCH appeasement umgeschrieben werden soll oder ob negativ behaftete Wörter im Sprachgebrauch benutzt werden. Mit Verlaub, die Auseinandersetzung auf diese Ebene zu heben, ist um mit Merkels Worten zu sprechen wenig hilfreich.
Für mich macht es einen erheblichen Unterschied ob ich Kunst und Kultur auf dem Alter einer Wohlgefälligkeit opfere. Sie werden keine besseren Menschen erschaffen, weder Frieden segnen. Im Gegenteil, SIe entziehen den Menschen die wichtigste Eigenschaft, das mündige Wesen, die Selbstreflexion.
@#810993:
Probleme mit dem Schreiben?
Das ist interessant: Bislang galt als „zeitlos“, was eben gerade nicht ständig verändert werden musste.
…
Feridun Zaimoglu: Das politisch korrekte Sprechen ist eine Sprachstellung der bürgerlichen Verklemmungen. Das ersetzte Unwort erzeugt eine Leerstelle. Das ‘richtige’ Ersatzwort besteht aus Pappe, Hirn und Spucke. Es stammt aus dem Fachjargon der Gebildeten und Gelehrten: kein Feuer, keine Entflammungsgefahr, ödes Zeug. Die dunklen Worte – gekappt, verboten, verfemt – setzen sich im Gedächtnis der unteren Volksmassen fest. Ein Dicker heißt nunmehr Bürger mit molligem Hintergrund – man darf ihn nicht mehr als Fettsack bezeichnen. Der von Bildungsingrimm befeuerte Ausländer tilgt das Rauhe und Ruppige. Alle wollen alles verbieten – was soll der Blödsinn? Ich fange gleich mal mit einem kleinen Regelverstoß an: Ficken ist schön.
Muss man als Autor jetzt drei Mal überlegen, was man wie ausdrückt, um niemanden zu verletzen?
Feridun Zaimoglu: Ein Autor, der sich vorsieht, wird am Ende nur ein Theorietraktat verfasst haben. Das ist ja das Elend der vertrottelten Fraktion der Kulturelite: Sie füllen die Näpfe mit Trockenfutter. Die Sprachhygieniker können uns Schreiber mal. Wenn wir schreiben, nähern wir uns dem Leben. Wenn wir ein gutes Buch vorlegen, dann haben wir darin auch das Schlammige, Ungeklärte und Verfluchte eingefangen. Wir wollen es so, die Leser wollen es so, und auf die Sprachhygieniker verzichten wir gerne.
Diejenigen, die Du als Sprachhygieniker bezeichnest, kommen aber mit dem Argument, dass man besonders in Kinderbüchern auf die verwendete Sprache achten sollte, um eine tendenziell rassistische Sprache zu verhindern.
Feridun Zaimoglu: Ein fanatisierter Korrektor hält den Finger über die Löschtaste. Sein Selbstverständnis: Er gehört zu den Guten. Er begradigt, er berichtigt, und bezähmt damit die Bestie Mensch. Er skandalisiert das unbehagliche Leben. Er retuschiert die Bilder der Entstellung und der Verzerrung. Ein Selbstbetrug. Meist ist der Retuscheur ein Kindskopp mit abgeschlossenem Studium. Die Niedlichkeit ist ein Abschlussfirnis. Er bekämpft nicht das Übel, er dämpft und fälscht.
http://erenguevercin.wordpress.com/2013/01/20/die-sprachhygieniker-konnen-uns-schreiber-mal/
genau am sonntag abend sprach das thema eine bekannte von mir an und sagte
„deshalb koenne man nicht alle geschichtsbuecher aendern“. ?? ehrlich gesagt war ich ueberrascht und sagte nichts daraufhin. meine reaktionfaehigkeit ist ehr langsam wenn ich bei freunden meinungen so nicht erwarte. SPRACHE IST LEBENDIG und deshalb gibt es auch alle paar jahre neue uebersetzungen/ausgaben von klassikern. es gilt dabei gewiss ein behutsames editieren. deshalb sollte man meiner meinung nach in neuauflagen auch das vokabular in solchen faellen anpassen. in kinderbuechern wird schliesslich generell darauf geachtet schimpfwoerter zu vermeiden.
@#810996: Sie sagen „verändert“, ich sage „neu übersetzt, um den Sinn des Originals zu erhalten“.
Genau so, wie man heute in einer modernen Edition vom Grimms Märchen Rotkäppchen als „Mädchen“ und nicht, wie im Original, als „Dirne“ findet. Weil „Dirne“ damals eben auch „unverheiratetes Mädchen“ bedeuten konnte, und nicht „Prostituierte“.
Das heißt nicht, dass man nicht auch in Kinderbüchern die hässliche Wirklichkeit abbilden kann. Wäre Rotkäppchen eine Prostituierte, sollte man sie auch so nennen. Würde Pippi Langstrumpf Schwarze dumm und minderwertig finden, sollte das auch da stehen. In beiden Fällen ist das nicht der Fall, kann aus dem unveränderten Originaltext heraus aber so verstanden werden.
Bitte beachten Sie, dass es mir hier nicht um Begriffe wie „unangemessen“ geht. Es geht mir um „unpassend“ im Sinne von „das Wort von damals passt heute nicht mehr zu seiner Bedeutung von heute“.
@#810994: sie verwechseln aussage und argumentation. Positionen kann jeder haben, die von anderen argumentativ widerlegen und eigene mit argumenten belegen ist eine andere sache. Klar war ihnen klar, was ich sagen möchte. Ich habe nur ausführlich dargelegt, warum ich das sage. Damit habe ich die Diskussion auf keine Ebene gehoben. Das N-Wort ist rassistisch und war das auch immer. Damals war es nur anerkannter und wenig reflektiert. Wer heute darauf besteht begibt sich auf eine rassistische Position. Damit ist die Hebung deutlich geringer als bei Ihnen, der hier anhand eines buches einen Untergang konsturieren will.
Ich kann gut mit ihrer Zusammenfassung meiner aussage leben, bezweifle jedoch, dass eine Auseinandersetzung mit der Argumentation stattgefunden hat. Ich habe keineswegs was gegen „negativ behaftete Wörter“ (welch hübscher euphemismus für „rassistische Beleidigung“ und wieder welche Privilegiertheit, die es ihnen ermöglicht ohne große Zweifel ein Wort zu bewerten, das sie gar nicht meint), wie meine Verwendung von „Rassismus“, „Hass“, „NPD“, „schweinchen“ belegt. Ich habe aber ein problem mit offenen beleidigungen, wie „Arschloch“, „Kackwurst“, „Furzgesicht“ und eben das N-Wort sowie andere beleidigungen wegen Hautfarbe, sexueller Orientierung, Herkunft, Gesundheit. Negative worte, die einen zusammenhang mit negativen eigenschaften, die nicht phänotypisch bedingt sind, (wie beispielsweise: Rassist, Hass, Mörder, Dieb usw usw) gehen vollkommen in ordnung.
Für äußerst strittig halte ich ihre These, dass durch die netfernugn von rassistischen Beleidigungen (bitte verzeihen sie diese Häufung, aber ich benutze „rassistisch“ hier als eigenschaft der beleidigung, nicht als verstärkung) „Kunst und Kultur auf dem Alter einer Wohlgefälligkeit“ geopfert werden. Erstens geht es hier nach wie vor um Kinderbücher. Bei alle Liebe, stellen diese keinesfalls die einzige Leistung von Kunst und Kultur dar. Ausserdem wird nichts vernichtet, die alten ausgaben bleiben ja existent und öffentlich zugänglich (bibliotheken heissen diese Orte für gewöhnlich). Zweitens stellt sich die Frage, wie erhaltenswert kunst und kultur sind, deren einzige Leistung das Verwenden rassistischer Beleidigungen ist. Denn nach ihnen sind die Texte ohne diese Worte bedeutungslos, zerstört, oder auf „dem Alter einer Wohlgefälligkeit“ geopfert.
Ich hoffe Sie lesen noch mit. Ich erkläre ihnen gerade warum ihre aussagen so keinen Bestand haben können. Es wäre nett wenn sie auf diese Kritik einsichtig oder ablehnend eingehen könnten und nicht nur die länge, bzw. Ausführlichkeit kritisieren, sondern eventuell auch inhaltliche Punkte ohne sich dabei widerlegter Ideen zu bedienen.
Ähnlich verhält es sich mit der Aussage: „Im Gegenteil, SIe entziehen den Menschen die wichtigste Eigenschaft, das mündige Wesen, die Selbstreflexion.“. Ich halte es für gewagt zu behaupten, durch eine Wortänderung wird ein sonst in Gang gesetzter Prozeß gestoppt. Im besten Falle wird er das. Dann aber in die andere Richtung, es werden nicht mehr rassistische Stereotype und Denkweisen transportiert. Genauso wenig verliert der Mensch, ein Kind zumal, dadurch die „eigenschaft der Selbstreflexion“ (das Selbstreflektion nicht wirklich eine eigenschaft (etwas, das man hat, zwei Beine, Haare (oder eben nicht) Ruhe) ist, sondern eine Fähigkeit (etwas, das man übt, das man lernt, verbessert, oder auch nicht benutzt) soll hier erstmal nicht weiter interessieren. Wichtig ist, das a) noch viele andere Plätze zum Üben dieser Fähigkeit vorhanden sind, Plätze an denen problematische Äußerungen nicht unkommentiert stehen bleiben (müssen). und b) die Schaffung von Neuen Menschen (war da eigentlich ein unterschweilliger Anwurf?) keinesfalls das Ziel ist. Alles was den Leuten auf eine leichte Art und Weise beigebracht werden soll ist etwas Anstand. Es geht darum, einen Teil der Menschheit nicht weiter zu beleidigen. So wie man heute zu unehleichen kindern nicht „Bankert“, zu Prostituierten/Sex workern nicht „Nutten“, zu Frauen nicht „Fickschnitzel“ sagt. Leicht, weil die Debatte hier und anderswo zeigt, wie schwierig es ist auf diese Weise sozialisierte Menschen später zu überzeugen.
@#810997: Anti-Intellektuelle argumentation, Gefühl von „Ich darf nicht mehr wie ich will“, Übersehen davon, das durchaus noch dicke, schwarze, schlanke, asiaten usw beschrieben werden dürfen und können, nämlich in im Buch reflektierter weise (bspw. Ich erzähler, der für den leser offen rassistisch ist (anders als Pippi und ihr Vater btw), Ficken ist schön ist kein Regelverstoß, siehe Roche, der Gestus des „ich tu was böses“ aber nervt und ist falsch (s.o.), generell keine argumente, nur „ich will aber so gerne beleidigen. Wenn es um künstlerische Gestaltungsmöglichkeiten ginge würde sich das Problem im übrigen nicht so stellen. Es ist durchaus möglich Romane mit stereotypen figuren zu besetzen, hauptsache ist die im buch stattfindende reflektion, das der schwarze jetzt nicht wegne seiner hautfarbe kriminell ist. oder was weiss ich.
Interessanterweise hat er mit genau dieser Haltung einige erfolge gehabt. Also darf er wohl. Aufgrund seines Engagements bei Kanak Attack halte ich das Interview für aus dem Zusammenhang gerissen und böswillig zitiert. Der mann würde nie das N-Wort wie bei Pippi verteidigen. und aha, die letzte frage:
Auch Du bist ja nicht gerade zimperlich in Deinen Büchern. Würdest Du Dir durch ‘Sprachpolizisten’ ins Handwerk fuschen lassen?
Zaimoglu: Ich reiche jedesmal ein Manuskript ein; wenn mein Lektor es für anständig befindet, wird es gedruckt. In Deutschland ist der Schreiber sehr frei – er darf schreiben, was er will. Ich wurde noch nie zensiert, von meinen Kolleginnen und Kollegen weiß ich Gleiches zu berichten. Was verbiete ich mir aus Überzeugung? Die Verherrlichung des Faschisten, des Vergewaltigers, des Kinderschänders, des elenden Rassisten. Diese Leute können mich am Arsch lecken.
@#811000:
Wie ich lese, bereitet es Ihnen Probleme das Wort Neger überhaupt zu schreiben, was mich zu der Annahme bringt, Ihnen eine besondere Form der Verklemmtheit zu attestieren. Üben Sie die Aussprache dessen vor dem Spiegel, 20x am Abend sollte genügen.
Wenn ich Ihren ausführlichen Text richtig verkürze, möchten Sie mir im Grunde genommen, das ebengleiche wie auch im Text zuvor mitteilen. Wer auf im Sprachgebrauch nicht geduldete Wörter in Büchern besteht ist ein Rassist, NPD-Wähler, Grobian oder ähnliches. Desweiteren ist ein großer Absatz Ihres Werkes meiner Lieblingsausrede „.. aber die armen Kinder, denkt an die Kinder..“ gewidmet, welche mittlerweile je nach Inbrust vorgetragen, jedes Verbrechen relativiert.
Bedenklich erscheint mir jedoch Ihre Aussage wonach Kinderbücher weniger Wert besäßen und für Sie sich generell die Frage nach dem „erhaltenswert“ von Kunst und Kultur stellt.
Und um grundsätzlich diese Art der Diskussion abzuschließen, mit Sicherheit ist Selbstreflexion ein erlernte Fähigkeit. Aber wie erlernen, wenn alles Dunkel getilgt ist? Kann Licht überhaupt ohne Dunkelheit existieren? Bedingen sich beide nicht einander?
Der wieder einmal zu Tage getretene Furor Teutonicus birgt die Gefahr ein oberflächlich geglättete Welt zu schaffen, in dem missliebige Wörter an der Oberfläche nicht mehr vorkommen aber um so heftiger schwelen.
Die Schaffung von Neuen Menschen ist keinesfalls das Ziel?, wenn Sie nur zwei Sätze weiter den Leuten auf eine leichte Art und Weise etwas mehr Anstand beibringen wollen und einen Teil der Menschheit nicht weiter zu beleidigen beabsichtigen.
Da stellt sich mir die Frage ob Literatur selbst diesen Anspruch hat und welcher Teil der Menschheit eigentlich weiter beleidigt werden darf?
@#810998:
Ist es die vernehmlichste Aufgabe eines Kinderbuches auf Schimpfwörter zu verzichten? Ist dem so?
@#810999:
Sie können Ihren Kindern beibringen eine viel befahrene Straße zu queren oder Ihnen die Ampel zeigen. Ich wage allerdings zu bezweifeln dass jene in der Lage sein werden, bei Ausfall der Ampel ohne fremde Hilfe von der Verkehrsinsel wieder herunterzukommen.
Oder anders ausgedrückt, Eltern die ihren Kindern wohlfeine Ausgaben bereinigter Bücher vorlesen drücken sich von der Aufgabe den Kindern die Welt zu erklären. Nicht mehr und nicht weniger. Es ist ein Abschieben der Verantwortung auf Andere.
@#811005: Ich denke, meine Kinder kommen mit Verkehrsinseln und der Welt ganz gut klar, danke der Nachfrage. Ich zitiere mich mal selbst:
Das heißt nicht, dass man nicht auch in Kinderbüchern die hässliche Wirklichkeit abbilden kann.
Und füge hinzu: Wenn es der Autor so gemeint hat.
Ansonsten würde ich die Diskussion mit Ihnen an dieser Stelle gerne beenden. Ich denke nicht, dass hier eine Seite die andere überzeugen könnte. Von verstehen ganz zu schweigen. Ich wünsche Ihnen einen angenehmen Abend.
@#810980:
falls sie auf die hexenverbrennung anspielen (die in dieser diskussion eigentlich nicht viel zu suchen hat): die betraf auch männer. ich weiss zwar nicht genau, was an meinen ausführungen so schwer verständlich war, aber ich versuche es nochmal so: eine „hexe“ ist in erster linie ein fabelwesen und kein diskriminierendes schimpfwort. „neger“ ist ein wort, dass aus überheblichkeit gegenüber einer anderen rasse entstanden ist.
desweiteren ist es nicht die aufgabe von kinderbüchern, diskriminierende wörter so inflationär zu gebrauchen, dass sie ihre eigentliche bedeutung verlieren, nicht einmal wenn man dieses ansinnen für sinnvoll hielte.
allerdings kann man sich die ganze diskussion auch sparen. es geht doch letzendlich um die frage, ob wir unseren kindern tatsächlich beibringen wollen, dass man afrikaner „neger“ nennt. wer diese frage bejaht wird, nicht ohne grund, stets den verdacht erwecken, rassist zu sein. stellt sich nurnoch die frage, ob man das will. wenn ja, erübrigt so oder so jede debatte.
@ @Stephan (Der Echte):
zitat: „…Das Vorurteil lässt grüßen…“
das mach die welt aber ganz schön kompliziert. ich soll nicht mehr nach dem gehen was einer sagt, sondern erst einmal sein umfeld studieren, seine herkunft untersuchen, gestik und mimik nicht vergessen, vielleicht noch religiösen background checken,…. puuhhhh watt anstrengend!
alles richtig. nicht nur an den worten messen, weil oft zu verkürzt. aber worte , sprache, begriffe sind ja nun auch keine nebensächlichkeit.
beispiel: zwei frauen unterhalten sich über einen nachbarsjungen in der straße. beide kennen seinen namen. frau a spricht dabei von dem 14 jährigen negerbengel und frau b von 14 jährigen john.
natürlich kann ich rückschlüsse auf eine bestimmte einstellung gewinnen, wenn ich sprache analysiere.
worte / begriffe verraten unter umständen etwas über die denkweise des benutzers?!
anderes beispiel:
ein pfarrer spricht von gays als gays und ein zweiter pfarrer spricht von gays nicht als gays, sondern in seinem blog nur von kotstechern.
unterschiedliche begriffe – unterschiedliche einstellungen dazu ? aber sicher !
@Frank Meier
zitat: “ … Sie können Ihren Kindern beibringen eine viel befahrene Straße zu queren oder Ihnen die Ampel zeigen. Ich wage allerdings zu bezweifeln dass jene in der Lage sein werden, bei Ausfall der Ampel ohne fremde Hilfe von der Verkehrsinsel wieder herunterzukommen.
Oder anders ausgedrückt, Eltern die ihren Kindern wohlfeine Ausgaben bereinigter Bücher vorlesen drücken sich von der Aufgabe den Kindern die Welt zu erklären. Nicht mehr und nicht weniger. Es ist ein Abschieben der Verantwortung auf Andere….“
völlig an der realiät vorbei gedacht. kinder werden nicht auf das leben vorbereitet, wenn man ihnen mit ideologischen kampfbegriffen die welt erklärt. anders herum wird ein schuh draus: elternpaar a erzieht seine kinder zu menschen , die anderen grundsätzlich mit respekt begegnen. elternpaar b bringt seinen kindern die welt mit hilfe von begriffen wie neger, schwuchteln, mongos, kanacken, …. bei.
die kinder von a kommen später klar. weil sie auf die vielfalt positiv reagieren und damit konstruktiv umgehen können. die kinder von b können am besten in ihrem gedanken ghettho existieren, weil mit allem anderen kommen sie nicht klar, da grundsätzlich negativ eingestellt. eine großstadt wäre z. der pure stress für die kids aus b.
@ orios
zitat: „… Es geht darum, einen Teil der Menschheit nicht weiter zu beleidigen. …“
strike !
darum ist das hier eine absolute luxus diskussion. typisch für einen bestimmten teil von leuten im westen. in der türkei wurde bis vor ein jahren noch in der schule das wort kızılbaú für aleviten (30% der bevölkerung) benutzt. es drückt aus, das kinder bei aleviten während gruppenorgien gezeugt werden.
oder rassenlehre in schulbüchern. da wurde dann bis vor ein paar jahren noch, genau geklärt, wie ein echter türke auszusehen habe.
wenn jetzt beleidigende begriffe gegen alevitische bürger oder „rassen“diskriminierende texte gegen kurden aus schulliteraur genommen wird, dann ist es doch ein aufklärerischer fortschritt und kein kulturverlust.
wenn kurdische bürger nicht wollen, das man sie als „bergtürken“ bezeichnet oder schwarze, deutsche eltern nicht wollen, das der lehrer von ihnen im unterricht als nigger, neger, bimbos… spricht, dann hat das etwas mit gegenseitigem respekt zu tun und nicht mit sprachpolizei.
die welt ändert sich. manchmal auch zum positiven. was früher in wort und/oder tat toll war kann heute eben schlecht sein.
wenn etwas publiziert wird, also in den öffentlichen raum gegeben wird und somit logischerweise nicht mehr intim und privat ist, hat man damit auch eine verantwortung, für das was z.b. geschrieben wird.
@ orios
weil du zaimoğlu zitierst gib es eine geile szene von heidi semonis mit zaimoğlu:
http://www.youtube.com/watch?v=Redlbxp0284
die semonis gibt da eine ober peinliche figur ab. geil wenn eine weiße, deutsche politikerin und ein ex – ddr musiker, dem feridun seine welt erklären muuhahahahahaaaaaa…..
@#811003: ich korrigiere: schimpfwörter bei kinderbüchern werden tendenziell !! NICHT generell vermieden….
siehe „tom und die schimpfwortpolizei“
http://www.buecher.de/shop/pappbilderbuecher/tom-und-die-schimpfwortpolizei/militz-philip-pannen-kai/products_products/detail/prod_id/26380596/
aber um kinderbuch-zensur geht es hier nicht primär, sondern um eine dem sinn nach veränderte und demnach im heutigen sinn entrückte wortwahl. denn das wort „neger“ ist bei frau lindgren eben NICHT als beschimpfung gedacht. und kann daher in einer aktuellen veröffentlichung dem heutigen sprachgebrauch angepasst werden. damit verschwindet ja nicht das „original“. es ist wie gesagt völlig gängig, das verlage viele werke immer wieder behutsam „aktualisieren“. o-ton des verlags dazu: „Begriffe, die zur Entstehungszeit der Klassiker nicht diskriminierend waren, es in der heutigen Zeit aber eindeutig sind, (werden) gestrichen oder ersetzt.“ ..richtig so! steht ja im uebrigen jedem frei sich eine alte originalausgabe zu besorgen.
@Frank Meier
Aus Ihrer Antwort zu @ n-kuss entnehme ich also, das Sie sich primär über Politically Incorrect bilden und sog. Info – Krieger als seriös ansehen. Ganz schön selbstbewusst. „Die Schaffung von Neuen Menschen ist keinesfalls das Ziel?“ Anti Rassismus auch in der schulischen Bildung steht für Sie unter Manipulationsverdacht?
@Stephan (Der Echte):
„“Der Mohr hat seine Arbeit (nicht Schuldigkeit!) getan, der Mohr kann gehen”. Oder wie wäre es mit Wilhelm Busch? Da kommt der schwarze Mann ganz schlecht weg, machen sich die Texte doch über ihn lustig: http://www.zeno.org/Literatur/M/Busch,+Wilhelm/Bildergeschichten/Fipps,+der+Affe/Erstes+Kapitel
Oder legen wir hier andere Maßstäbe an, weil es keine Kinderbücher sind? Warum?“
Willkür und Zensur? Damit können Sie allen Eltern Zensur vorwerfen. Jeder Erwachsene trifft immer eine Auswahl und entscheidet FÜR (sic!) sein Kind. Ich halte das für normal. Ich nenne so etwas Erziehung. Natürlich will ich nicht, das mein 9 Jähriger Sohn Musik von Blockmonsta hört. Was er mit 15 hört, kann ich dann nicht mehr beeinflussen, aber ich werde alles tun, um mein Kind vor Hasskultur zu schützen.
Kinder funktionieren in der Psyche anders. Wer meint, man könne Kindern alles vorsetzen, der hat keine Ahnung, wie Kinder ticken. Kinder sind naiv.
@#810888: Herr Meier, Sie sind ein Rassist.
„Wie ich lese, bereitet es Ihnen Probleme das Wort Neger überhaupt zu schreiben, was mich zu der Annahme bringt, Ihnen eine besondere Form der Verklemmtheit zu attestieren. Üben Sie die Aussprache dessen vor dem Spiegel, 20x am Abend sollte genügen.“
Ich kann das Wort ausschreiben. Ich habe aber auch eine Vorstellung, wie das dann aussieht. und zwar so, als wäre mein Hauptanliegen, in dieser Diskussion endlich mal ungestraft, weil in Diskusson, das N-Wort benutzen zu dürfen. Wenn sie ein grundlegendes Level an Akzeptanz für selbstgewählte Bezeichnungen vermissen lassen, müssen sie sich den Vorwurf gefallen lassen, dass der Ausgangspunkt ihrer Argumentation nur der Verlust des Benennungs-Privilegs der Schweinchen ist.
Oder um es mit einem Beispiel aus der Populärkultur zu illustrieren:
In der Fernsehserie „Scrubs“ fragt J.D. (weiß) an einer Stelle seinen sehr guten Freund Turk (Schwarz), ob es in Ordnung wäre in einem Lied die amerikanische Form des N-Wortes mit zu singen. Die durchaus entrüstete Antwort: „NEIN! Nie niemals, unter keinen Umständen.“ Ende der Diskussion in der Serie. Warum nicht auch in echt?
„Wenn ich Ihren ausführlichen Text richtig verkürze, möchten Sie mir im Grunde genommen, das ebengleiche wie auch im Text zuvor mitteilen. Wer auf im Sprachgebrauch nicht geduldete Wörter in Büchern besteht ist ein Rassist, NPD-Wähler, Grobian oder ähnliches.“
Wie auch im text zuvor: Jein. Das ist die Aussage, die sich bei Textlänge nicht ändert. Mit der feinen unterscheidung zwischen „ist ein Rassist“ und „begibt sich auf eine rassistische Position“. Letzteres lässt eine Änderung, Einsicht, was auch immer zu und kategorisiert eben nicht die ganze Person aufgrund einer Äußerung. Ein vorwurf, der hier auch erhoben wurde und damit entkräftet wird. Die argumentation allerdings schon. Auf die gehen sie aber kaum ein, und wenn dann mit polemischen, wenn auch interessant gewendeten, Mitteln wie:
„Desweiteren ist ein großer Absatz Ihres Werkes meiner Lieblingsausrede “.. aber die armen Kinder, denkt an die Kinder..” gewidmet, welche mittlerweile je nach Inbrust vorgetragen, jedes Verbrechen relativiert.“
Interessant gewendet, weil Sie in ihrer vorigen Antwort selbst das Wohl des Kindes, bzw. dessen vorgeblich „freie entfaltung“ wenn Pippis Vater nicht zum Südseekönig um benannt wird. Sie schneiden sich hier ins eigene (dünne Argumentations)fleisch.
wie sie merken zitiere ich recht gerne, um Aussagen gegenüber stellen zu können. So mache ich dann auch gleich weiter:
Sie schreiben:
„Bedenklich erscheint mir jedoch Ihre Aussage wonach Kinderbücher weniger Wert besäßen und für Sie sich generell die Frage nach dem “erhaltenswert” von Kunst und Kultur stellt.“
Ich denke sie beziehen sich auf folgende auslassung meinerseits (großer vorteil von direkten Zitaten):
„Erstens geht es hier nach wie vor um Kinderbücher. Bei alle(r, nachträgliche Korrektur) Liebe, stellen diese keinesfalls die einzige Leistung von Kunst und Kultur dar.“
Aus einem „Nicht die einzige“ ein „schlechter als anderes“ zu machen halte ich für nicht zulässig. Ich stelle auch nicht die generelle Frage nach dem „erhaltenswert“ von kunst und kultur. Ich bezweifle den Erhaltenswert des zeitgenössisch korrekten, heute völlig inakzeptablen, N-Wortes in einem sonst sehr emanzipatorischen Werk. Ich stelle quasi die Behauptung auf, dass Frau Lindgren, wenn sie auf deutsch und einige jahrzehnte später geschrieben hätte, das wort genau so behandelt hätte wie jetzt der Verlag. Diese Behauptung ist natürlich kein gültiges Argument, weil nicht direkt überprüfbar. Aber eine zulässige aussage, weil es in Pippi Langstrumpf sicher nicht darum ging Pippis Vater als eine Art Herr Kurtz darzustellen. (wie mittlerweile halt auch bei nic o steht.)
@icke: Den Herrn zaimoğlu hat Frank Meier zuerst zitiert. Und dabei die letzte Frage, mit einer nicht ganz so bequemen Antowrt weg gelassen. Es darf geschrieben werden, was wer auch immer will.
Ich schreibs sooft, bis es jede/r verstanden hat: Herr Frank Meier ist ein Rassist.
Für MICH hatte das Wort Neger niemals eine abwertende Bedeutung. Bewußt habe ich es wohl im Kinderbuch „Neger Nobi“ von Ludwig Renn zum ersten mal wahrgenommen.
@ Hendrik
Reiner Zufall, aber ich habe vor ein paar Tagen diesen text hier http://volltext.online-merkur.de/?m=v&link=/daten/www.online-merkur.de/mr_1968_06_0503-0516.pdf&session=E3D1205F7D81C5A5BC9B909CD0B04BDD über die „sexuelle Ächtung des schwarzen Mannes “ gelesen.
Das Wort Neger habe ich ewig nicht mehr gelesen und dann in diesem Text als altmodisch und komisch wahrgenommen. Für mich wirkt es irgendwie fremd, wenn in einem Aufsatz von Negern gesprochen wird. Aber war eben eine andere Zeit.
Ps.: Bin überrascht, wie viele hier Sprachanalyse ablehnen. Das „es sind doch nur Worte Argument“ lass ich nicht gelten. Wenn aus einem „Kriegsministerium“ ein „Verteidigungsministerium“ wird oder aus „Sozialabbau und Kürzungen“, „Reformen“ werden,die „GEZ -Steuer“ zu „Servicegebühr“, „Finaler Rettungsschutz“ etc. etc. etc. belegt, das es eben nicht nur Worte sind.
Stichwort: Neusprech.
Es gibt übrigens in Deutschland, in der Rechtsprechung, Urteile, wonach das Wort Neger als Beleidigung gewertet worden ist. Allerdings auch Urteile mit gegenteiligem Ergebnis. Wenn das Wort Neger als Beleidigung empfunden wird, dann vielleicht auch daran, das es nun sehr ähnlich klingt wie Nigger.
Wer also meint, Neger geht in Kinderbüchern schon ok, kann ja mal den Praxistest machen: Man begibt sich in die Innenstadt oder zum Bahnhof. Dort angekommen, wartet man solange , bis einem der erste Schwarze begegnet. Jetzt geht man auf ihn zu und begrüßt den Mann mit einem lächeln im Gesicht und freundlichen Gruß: HALLO NEGER ! Jetzt bitte seine Reaktion abwarten:))
Ps.: Ein Standartwerk und als Literaturvorschlag „Sprache, Denken, Wirklichkeit“ von Lee Whorf.
Dieser Brief ist schon sehr bekannt worden, es wird darüber nicht nur in Sozial Media disskutiert, ob die Texte von bekannten Märchen entsprechend geändert werden sollen.
tl;dr
soso, weißbrote und kartoffeln beschließen jetzt also, daß wir bimbos uns nicht so anstellen sollen, wenn irgendwo ’neger‘ steht, weil es 1) schon immer so war und 2.)sie selbst sich davon nicht beleidigt fühlen.
@#811040: Witzig – das hatte ich mir auch gedacht, als hier die Debatte wieder losging, ob der Begriff beleidigend sein kann oder nicht.
Aber um die leidige Problematik mal zwischenezeitlich wieder ein wenig kleiner zu fassen, was in Blogdiskussionen leider zunehmend verloren geht:
Ich bin da auch, ganz an meine eigene Nase packend, der Ansicht, dass ich selbst den Begriff nach Möglichkeit nicht mehr verwenden will, weil er von einer nicht unerheblichen Anzahl von Menschen als beleidigend empfunden wird. Und zwar nicht nur den Mimosen aus der Mädchentruppe oder anderen extremistischen Foren, sondern auch Leuten, denen bei zeitgemäßem Sprachgebrauch kein Äderchen im Hirn zu platzen droht (das halte ich für einen wichtigen Maßstab, denn irgendwer ist natürlich immer beleidigt und von Zeit zu Zeit ist es daher nicht von Nachteil, wenn sich solche Leute per Hirnschlag durch unnötiges Aufregen selbst aus dem menschlichen Genpool entfernen, damit Onlinediskussionen nachvollziehbarer werden).
Es ist mir fast egal, ob jemand anderes mit der Verwendung des Begriffs gar nicht beleidigen will, *ich* will es auf jeden Fall nicht. Deshalb lass ich es einfach. In diesem Sinne würde ich auch gerne z.B. meinem Neffen Bücher schenken, bei denen ich mir einigermaßen sicher sein kann, dass Worte zeitgemäß verwendet werden und nicht in einem veralteten kolonialem Sinne. Insofern kommt mir entgegen, wenn sich ein Verlag bereit erklärt, Teile seines Bestandes auf einen Stand zu bringen, der mir dies ermöglicht.
Dass jetzt einige PI-ler wie Herr Meier traurig sind, weil in dieser Welt ein paar mal weniger „Neger“ geschrieben steht und offenbar die Kultur des Abendlandes so sehr von der Verwendung dieses Begriffes abhängt, dass man seine Verwendung vor dem Spiegel üben sollte, nehme ich dafür gerne in Kauf. Ich halte es sogar für einen erfreulichen Nebeneffekt, und hoffe auch an dieser Stelle auf den einen oder anderen Gehirnschlag – ideologisch mache ich da nämlich wenig Unterschiede.
Ich würde sicher einen anderen Maßstab anlegen, wenn es um Frau Kuttmanns „Negerpuppe“ geht, aber die wird mein Neffe mit Sicherheit erst um einiges später in die Finger kriegen. Es ist auch nicht so, als würde das Wort nicht an anderer Stelle vorkommen und erklärt werden. Da mache ich mir wenig Sorgen.
@ Kitty
Dein Straßenbeispiel ist eine gute Idee.
Ich ergänze um Schlitzauge.
Mal ehrlich, es können doch nur Arschlöcher dafür sein, das Kinderbücher mit Beleidigungen wie Neger, Schlitzauge, Pollacken, Itaker, Kümmeltürken oder Kuffnucke verkauft werden.
zur heuchelei der neger – wort – bewahrer ein interessanter artikel bei http://jungle-world.com/artikel/2013/04/46991.html
Denke mal,
wie auch weit klügere als ich es schon getan,
es auf die Betonung ankommt. Hart ausgesp-
rochen klingt es herrisch. In schriftlicher Form
kann es durchaus Missverstanden werden.
Beginnt jetzt die Zeit der Bücherverbrennung,
nur weil ältere Schriften die damals gängigen
Anschauungen beinhalten?
Die lieben Kleinen werden doch nicht zu Rassisten,
nur weil sie in einem älteren Buch gelesen haben.
@ PIPI
„Die lieben Kleinen werden doch nicht zu Rassisten,
nur weil sie in einem älteren Buch gelesen haben.“
Gib deinen Kindern normale Bücher, dann brauchste dir auch nicht dein Köpfen darüber zerbrechen, ob sie möglicherweise später mal Probleme mit Ausländern bekommen. So einfach ist das.
„Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Neger“, Heinrich Lübke
Warum ist es überhaupt so wichtig, das die Hautfarbe betont wird? Ist doch egal, welche Hautfarbe oder Religion ein Kind hat.
Es wird oft so getan, als wenn Deutschland 2013 so fair und akzeptiert mit Menschen umgeht, die von der Norm „weiß, gesund und heterosexuell“ abweichen. Ist das so? Wenn auch nur 50 % von dem stimmt, was der Wallraff ( http://www.youtube.com/watch?v=4z9STIwvjBM ) in seinem Doku als schwarzer Flüchtling unterwegs quer durch Deutschland erlebt hat, dann ist doch klar: Weiße erleben Deutschland anders, als Schwarze. Wenn Schwarze aufgrund von negativen Erfahrungen allergisch auf das Wort Neger reagieren, ist es anständig, wenn ein Buchverlag darauf reagiert.
@ PIPI
Ohne scheiß, aber die Idee, das Wort Neger könne man auch liebevoll oder zärtlich aussprechen, so das es bei dem Betroffenen nicht als Aggression rüber kommt, find ich ja zum brüllen:))
@ Podm
Du bist ein „stolzer Neger“ ? Das bezweifle ich. Stolz bestimmt, aber kein Neger. USA Urlaub und dann in Gegenwart von Schwarzen Neger rufen. Bekommst dann deinen Stress. Bei der Vergangenheit und der Sprache dazu auch kein Wunder. Ich will auch nicht die ganze Zeit als Kartoffeln bezeichnet werden.
Übrigens hatte das Hakenkreuz ursprünglich auch einen vollkommen anderen Hintergrund und dann kamen die Nazis. Benutzt heute noch ein Nicht Nazi das Hakenkreuz? Nein. Ein kultureller Verlust, weil das Hakenkreuz heute fehlt? Nein.
http://www.youtube.com/watch?v=xZJ7TrqwdZo
Und wenn Weiße liebe Neeeeger , als Schwarze sagen http://www.youtube.com/watch?v=NUNBNZgm_eU&feature=related
Weils so schön ist, schreibe ich es hier auch nochmal: Ich lese das Wort nicht vor. Bei mir gibt es nur Afrikaner (kleine Hexe) oder Takka-Tukkaner (Pippi Langstrumpf). Das ist mühsam und deshalb empfinde ich es als Service, wenn es gestrichen wird. Ich lese es deshalb nicht vor, weil das Kind sehr viele Kinder kennt, die man früher „Neger“ genannt hätte. Dem Kind ist aber noch nicht in den Sinn gekommen, dass man Leute nach ihrer Hautfarbe bewerten kann, und aus diesem Grund will ich es auch nicht erklären („Nein, Luis ist kein Neger. Sein Vater auch nicht. Du darfst ihn auf KEINEN Fall so nennen!“).
Die meisten Leute, die „Sprachpolizei“ schreien, haben sonst mit der Unantastbarkeit von Literatur nicht so viel am Hut und kennen außerdem anscheinend keine Kinder, die es verletzt, wenn sie „Neger“ lesen müssen. Anders kann ich mir das empörte Geschrei nicht erklären.
„Die meisten Leute, die “Sprachpolizei” schreien, haben sonst mit der Unantastbarkeit von Literatur nicht so viel am Hut und kennen außerdem anscheinend keine Kinder, die es verletzt, wenn sie “Neger” lesen müssen. Anders kann ich mir das empörte Geschrei nicht erklären.“
@ Elblette
Genau so ist es ! Sehr gut formuliert und auf den Punkt gebracht. Ich denke das selbe, kann es nur nicht so gut sagen.
mal was anderes in diesem Blog :)
@#811078:
eine kleine ausfuehrung zum thema HAKENKREUZ
ich sage nur „texte und kontexte“!
wie man woerter beurteilt ist im weitesten sinne zwar subjektiv aber nicht kontextfrei. vielleicht sollten leute mit subjektivistischer argumentation zur anregung doch mal u.a. kants „kritik der urteilskraft“ lesen.
nochmal:
die semantik laesst sich in diesem fall nicht einfach aus dem kontext trennen.
natuerlich kann ein kuenstler wie jonathan meese sich zur aufgabe machen symbole zu befreien. im rahmen der kunst und als diskussions anregung
darf er auch ein hakenkreuz oder hitlergruss polemisch und missverstaendlich verwenden ohne ein nazi zu sein. ein mittel um der aufmerksamkeit willen die diskussion in gang zu bringen. bzw. kann er so seinem anliegen:
durch eine „versachlichung“ der symbole diese von ihrer bedeutung zu „befreien“
…gehoer verschaffen. jeder also auch ein autor besitzt das gleiche recht. ein politiker sollte jedoch sensibler damit umgehen. ein heute deutscher politiker allemal. im asiatischen raum z.b hat das hakenkreuz symbol noch seine urspruengliche bedeutung. in china sieht man heutzutage auf den buddas ueberall hakenkreuze die auch dort kaum mit den nazis assoziert werden.
wir koennen uns im kontext nur an unseren eigenen und somit natuerlich subjektiven kulturellen hintergrund bzgl. der werte/bedeutungen orientieren.
und nochmal: daher ist sprache lebendig.
das N-wort haette frau lindgren auch, wuerde sie noch leben, wohl vermutlich heute nicht mehr in diesem zusammengang benutzt bzw streichen lassen. es gilt hier und heute als rassistisch.
fuer leute die dazu immernoch keine meinung haben, folgendes:
ein deutscher verlag sollte sich gut ueberlegen ob eine aktuelle neuausgabe dieses kinderbuches wirklich in diesem speziellen fall nicht geaendert werden sollte.
zum glueck ist der verlag nicht so borniert wie ein paar wenige kommentatoren hier im forum.
(diese plaedieren vermutlich auch fuer ausschliesslich alten
grenzen in einem atlas OHNE geschichts hinweis dazu)
in zukunft ist diese sensible sprachanpassung nicht nur zeitzeugnis lingualer semantik. man wird vermutlich eine komfortable geschichts-zeitleiste zunehmens bei zumindest vielen digitalen inhalten/veroeffentlichungen haben. mit einem timeline-slider kann wer will bis auf das original manuskript zurueck greifen/scrollen.
das argument fuer die unantastbarkeit des originals bzgl der historien verfaelschung ist heutzutage absurd.
Mitunter sind Meinungsäußerungen nicht kompatibel mit den anderen.
Das sehe ich nicht als Affront, sondern als Aufforderung mich besser zu artikulieren. Für sachdienliche Hinweise bedanke ich mich im voraus. ;)
Ein toller Beitrag. Auch wenn einige der Kommentare schmerzhaft in meinen Augen brennen. Man kann derartige Begriffe wohl kaum liebevoll in Szene setzten.
@ an die neger-wort-lieberhaber hier
wie borniert muss man eigentlich sein, sich als weißer mitteleuropäer, über angeblich hyper sensible schwarze zu amüsieren?!
ob das wort neger oder nigger oder dachpappe oder oder oder… als beleidigung empfunden werden kann oder nicht, entscheidet wohl KEIN WEIßER !
DAs soll ein Kind geschrieben haben ? geschrieben ja aber disktiert hat es jemand anders :)
Dadurch aber das ich ihn kenne und mit ihm verheiratet
war, habe ich mich auch in seinen Kreisen bewegt und viele Afrikaner (Nigerianer,
Ghanesen, Togo usw.