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Mein Wahlthesentest (Update: u.a.)

Die Idee der SZ, bei ihrem Wahlentscheidungswerkzeug die eigene Haltung mit der von einzelnen Parlamentariern vergleichen zu können, ist zwar aus der Not entstanden, aber vielleicht ist dieser Vergleich sogar sinnvoller als ein Abgleich mit den Parteiprogrammen. Auf jeden Fall fand ich es so spannend, den Test durchzuführen, dass ich gleich zweimal alle Fragen beantwortet habe.

Meine Ergebnisse:

wahl01

Das war das erste Ergebnis. An der Spitze nicht besonders überraschend für mich, die immer noch relativ hohe Übereinstimmung mit den Angaben der Parlamentarier von FDP, CDU und CSU überraschte mich aber. Sie lag, glaube ich, an meiner sehr diplomatischen Klickweise. Selten hatte ich auf „Stimme absolut (nicht) zu“ geklickt, meist war ich bei „Stimme eher (nicht) zu“, besonders gewichtet hatte ich kein Thema. Ich war etwas schwammig. Wie viele Parlamentarier vermutlich auch.

In einem zweiten Durchgang war ich radikaler, fragte mich selbst genauer, welche Themen mir wirklich wichtig sind und gewichtete diese doppelt. Und natürlich wurde das Ergebnis dadurch kein völlig anderes, dennoch – wie meine Antworten eben – erheblich klarer:

wahl02

Interessant an diesen Ergebnissen ist, dass ich aus diversen Gründen noch nie ernsthaft darüber nachgedacht habe, Die Linke zu wählen. Immerhin wird mich mein Wahltestergebnis nun aber dazu bewegen, mich mit dem Programm der Linken näher zu beschäftigen als bisher. Und ebenfalls spannend finde ich, dass die SPD inzwischen so weit weg von mir ist. Klar, 74% sind immer noch okay. Mehr aber auch nicht.

Und bei euch? Waren Überraschungen dabei?

UPDATE Hier gibt es einen Test für die Direktkandidaten und der Wahl-o-mat der BpB ist jetzt ebenfalls online.

UPDATE 2 Hier mein Ergebnis beim Wahl-o-mat.

wahlomat

UPDATE 3 Meine Rangfolge beim Direktkandidaten-Check:

1. Die Linke (19 Übereinstimmungen bei 24 Thesen)
2. Die Grünen (17 Übereinstimmungen bei 24 Thesen)
3. Piratenpartei (16 Übereinstimmungen bei 24 Thesen)
4. SPD (14 Übereinstimmungen bei 24 Thesen)

23 Kommentare

  1. 01

    aber die Wagenknecht war gestern bei Illner doch massiv naiv, weltfremd und polemisch. Erstaunlicherweise fand ich den Mißfeld ganz gut.

  2. 02
    Hilli Knixibix

    War mir bis vor 30 Minuten unschlüssig, ob ich den Wahlzettel ungültig machen soll als Protesthaltung. Habe den Test eben gemacht, gleiche Reihenfolge wie Du dabei erzielt. Absolut überrascht hat mich meine Nähe zu den Linken und gehe nun ähnlich vor wie Du.
    Fest steht aber jetzt: ich wähle.

  3. 03

    Viel interessanter finde ich mein Ergebnis beim Wahl-O-Mat: Meine Übereinstimmung mit der NPD ist größer als mit der CDU/CSU…(wenn auch beides auf sehr niedrigem Niveau)

  4. 04
  5. 05

    Meine Überraschung war, dass im Wahl-o-Mat „Die PARTEI“ bei mir auf Platz 4, aber sogar noch vor der SPD lag.

  6. 06

    Bei mir hat die Partei gewonnen, die ich wähle, allerdings liegt die Übereinstimming nur bei 72%. Nach Deinem Hinweis, habe ich bewusst versucht „extreme“ Positionen zu wählen, sprich eher „absolut“ als „eher“.

    Ganz interessant ist auf der Ergebnisseite die Möglichkeit, die einzelnen Punkte mit den Durchschnittswerten der Parteien vergleichen zu können.

  7. 07
    PolitikOhneNick

    Spaßfakt: Bei mir liegt die MLPD noch kurz vor der Linken.

  8. 08

    Hihi Johnny, du wirst auch noch meiner Wahlempfehlung folgen ;)

    http://todamax.kicks-ass.net/2013/wahlgeheimnis-ich-verzichte/

  9. 09

    Ich stelle schon seit geraumer Zeit fest, dass mir (bei diesen Wahl-O-Maten) die Positionen der Linken offenbar deutlich näher sind als die der Grünen, die zwar immer an zweiter Stelle landeten, zum Teil aber deutlich weniger Prozentpunkte erzielten.

    Trotzdem konnte ich mich nie damit anfreunden, sie auch zu wählen.

    Zum ersten Mal richtig durchgelesen habe ich mir in den letzten Tagen das Parteiprogramm der Piraten, und *SPOILER* festgestellt, dass das mit uns nix wird. Neben ein paar ganz interessanten eigenen Positionen finden sich leider zu viele altbackene Allgemeinplätzchen.

    So sind wir wohl alle ein wenig gefangen im zähen Sumpf der deutschen Parteienlandschaft.

    Aber zwei Dinge stehen für mich fest:
    1. Wählen muss sein!
    2. Merkel muss weg!

  10. 10

    @ Johnny „dass ich aus diversen Gründen noch nie ernsthaft darüber nachgedacht habe, Die Linke zu wählen.“
    Das waren sicherlich gute Gründe, Johnny und solange „die Linke“ sich in ihrem Partei Programm nicht eindeutig von der Menschen verachtenden Ideologie des „real existierenden Sozialismus“ ihrer SED Vergangenheit distanziert und politische Alternativen zu dieser verlogenen Spielart des sog . Sozialismus entwirft, sollte sie „no go“ bleiben.

  11. 11

    Dass bei der SZ Parteien auftauche, die gar nicht bundesweit zur Wahl stehen (CSU, Freie Wähler), aber dafür viele andere gar nicht (z.B. Die Partei, MLPD), wundert mich ein wenig.

    http://www.wahl-o-mat.de/ – Mein Ergebnis:
    DIE LINKE 83,8 %
    Die PARTEI 78,8 %
    MLPD 78,8 %
    GRÜNE 75 %
    PIRATEN 75 %
    Partei der Nichtwähler 66,3 %
    SPD 62,5 %
    AfD 31,3 %

    Passt!

  12. 12
    Jan

    @Johnny: Vergiss bitte nicht, daß es hier um sehr geduldiges Papier geht. Ich zumindest kann die reale Regierungspraxis (bei der „Linken“ 40 Jahre brutal menschenverachtende Diktatur) nicht ausblenden und schaue eher, welche handelnden Personen denn vertrauenswürdig sind. Da keine Partei nach der Wahl die Macht haben wird, ihr Programm umzusetzen, sollte man es nicht so wichtig nehmen. Fähigkeiten und Charakter der handelnden Personen sind letztendlich wichtiger.

  13. 13

    Bei mir sieht’s ähnlich aus. Piraten/Linke/Grüne ganz vorne, aber extrem dicht zusammen.
    Lustig fand ich, dass ich von allen 28 Parteien praktisch die geringste Übereinstimmung mit der CDU/CSU hatte (na gut, die Republikaner waren nochmal um 1% drunter, aber sonst niemand).

  14. 14

    @#814788: @#814795: Eine Website-Klick-Umfrage wird mich sicher nicht so sehr beeinflussen, dass ich eine bestimmte Partei wähle. Interessant finde ich das alles dennoch.

  15. 15

    Doch, schon Überraschungen, der hohe Piraten-Anteil, den ich nicht erwartet hätte. Andere Überraschung: ich hatte vergangene Woche den Kandidaten aus meinem Wahlkreis (außer den Piraten, weil das Nerz ist und daher wenig Fragen waren) eine Mail mit Fragen zum Thema Überwachung geschickt. Schon einen Tag später hatte die FDP geantwortet, zwei Tage später beide SPD Kandidaten (eine Abgeordnete und ein Kandidat), und heute kam die Antwort der LINKEN.
    Überraschend bei (fast) allen: die völlige Textbausteinfreiheit.
    Die meisten Mails waren sehr lang, sehr ausführlich, kamen ohne Killerlinks wie „lesen Sie mehr dazu auf meiner website“ etc. aus.
    Mitten im Wahlkampf finde ich das sehr sehr beachtlich, so viel Zeit in eine einzige Wählerin zu einem dermaßen sperrigen Thema zu investieren.
    DAS wird meine Wahlentscheidung auf jeden Fall beeinflussen.
    Und ansonsten: geht wählen. Holt Euch die Briefwahlunterlagen, die kann man fast überall online bestellen. Schaut einfach auf die websites Eurer Gemeinde.

  16. 16

    Bei mir kamen bei den drei Onlinetests, die ich durchgeführt habe (Kandidatencheck auf abgeordnetenwatch.de, der Test der SZ Online gestern und nunmehr der „offizielle“ Wahl-o-Mat) jeweils ähnliche Ergebnisse heraus: Piraten und Linke Kopf an Kopf vorn, kurz dahinter die Grünen und dann auf den Rängen SPD, FDP und CDU/CSU. Randparteien wie AfD oder NPD sowie Spaßparteien wie DIE PARTEI habe ich nicht mit einbezogen, da ich so etwas im Leben niemals wählen würde. Die Linken würde ich aufgrund ihrer Historie und der nicht-Distanzierung von der Diktaturvergangenheit auch nicht wählen, obwohl ich den Gysi für einen den fähigsten und vernünftigsten Köpfe halte. Zur FDP muss man wohl nichts mehr sagen, fällt völlig aus.

    Bleiben die Piraten, die mir eigentlich in jeder Hinsicht komplette Bauchschmerzen bereiten und die Grünen, die mich die letzten Male sehr enttäuscht haben. Zwischen SPD und Union sehe ich real keinen Unterschied mehr, die Wahl zwischen den beiden ist für mich wie die zwischen Pocken und Krebs und das SPD-Gehype in meiner Timeline erfüllt mich mit Befremden.

    Das einzige Argument, die Piraten gegen jeden inneren Widerstand zu wählen, wäre für mich, dass sie bei Einzug in den Bundestag Zugriff auf Dokumente und Vorgänge haben, die ihnen von aussen verwehrt bleiben. Im Sinne der Transparenzbemühungen wäre es also wünschenswert, jemanden wie die Piraten in der Opposition zu haben, die üble Mauscheleien und undemokratische Verschleierungstaktiken, wie sie aktuell an der Tagesordnung sind, aufdecken oder erschweren könnten. Jedenfalls in der ersten Legislaturperiode; danach werden sie, da mache ich mir keine Illusionen, so korrupt sein wie alle anderen.

  17. 17
    dingens

    Mir geht es nicht unähnlich: Hatte die Linke nie wirklich auf dem Schirm bis vor Kurzem.

    Was mir nach Durchsicht des Wahlprogramms und etlicher Redebeiträge im Bundestag (http://www.youtube.com/user/linksfraktion) doch sehr aufgefallen ist: Das klingt alles sehr viel vernünftiger und vertretbarer, als es das mediale/öffentliche Bild der Partei vermuten lassen würde.

  18. 18

    Die FDP hatte bisher noch den besten Spruch, sinngemäß erinnert: Gehen Sie in der Mitte und halten Sie ihr Geld fest.

  19. 19
    detlef

    Manchmal könnte ich mich tierisch aufregen…

    Mach ich jetzt aber nicht, also: tief durchatmen.

    Worum geht es mir? Es geht mir um das gebetsmühlenartig vorgebrachte Argument, die Linken hätte sie nie von ihrer menschenverachten Zeit der DDR-Diktatur distanziert.

    Nunja. Wenn wir schon die Geschichte bemühen, dann doch bitte richtig. Wie war das noch gleich mit Globke und Filbinger in der BRD? Hat sich die CDU von Adenauer distanziert?
    Das sind immer so einseitige Berichte genauso wie die Behauptung, die Amis hätten uns befreit vom Faschismus. Pardon, aber die Sowjets haben da auch einen großen, wenn nicht größeren Teil, dazu geleistet. Und man sollte auch nicht vergessen, dass die Amis die Sowjets im 2.WK finanziell kräftig unterstützt haben… bis es ihnen zu unheimlich wurde und dann wollten sie „den Russen“ wieder zurück drängen. Man denke auch nur an die Kommunisten-Verfolgungen unter McCarthy.

    Aber zurück zu Deutschland. Ich erinnere nur daran, dass Herr Adenauer 1933 als Oberbürgermeister den Wahlerfolg der NSDAP begrüßt hat, weil „nun hoffentlich endlich mit dem kommunistischen Terror aufgeräumt wird.“ Oder wenn wir noch weiter zurück gehen. Wie war das mit den bürgerlichen Parteien in der Weimarer Republik? Und wie war das mit den bürgerlichen Parteien und der SPD, als über den 1.WK entschieden wurde? Die Kommunisten haben sich im ersten WK jedenfalls nicht mit Blut bekleckert.

    Von daher: die bürgerlichen Parteien, einschließlich der SPD, haben eine genauso blutige, wenn nicht blutigere Weste in ihrer Vergangeheit rumzuhängen, es interessiert nur niemanden. Und in Bezug auf die Bürgerlichen kann man genau das gleiche sagen: die haben sich nach 45 umbenannt, neu organisiert. Aber eine Abrechnung mit und eine Distanzierung von der eigenen Vergangenheit steht meines Wissens aus.

    Selbst die Grünen haben ihren Kosovokrieg.

    Vielleicht sollte man das mal näher bedenken, bevor man immer wieder und wieder die SED-Vergangenheit der Linken herauskramt und sich dann andererseits darüber wundert, dass man mit ihrem Wahlprogramm so sehr übereinstimmt.

    Was mich betrifft, so werde ich für die Linken stimmen aus ganz praktischen Gründen. Weil sie Dinge wie das Berlin-Ticket oder den Bürgerhaushalt (hier in Lichtenberg) durchgesetzt haben bzw. hatten. Dieser Bürgerhaushalt wurde von der SPD übrigens wieder schön ins Online-Nirvana verfrachtet, damit es keiner mitbekommt und irgendwann wird er dann aufgrund mangelnder Mitwirkung eingestellt werden. Klasse demokratische Mitbestimmung. Und ja: ich kann Frau Wagenknecht auch nicht ab.

    Ich hoffe, ich konnte einige anregen, mal über ihren geistigen Schatten zu springen.

  20. 20
    Max

    Erstaunlich ist, dass doch einige regelrecht zusammenzuzucken, wenn sich andeutet, dass Johnny darüber nachdenkt, die Linke zu wählen. Und was kommt dann: der blödsinnige Verweis auf die SED, als habe die noch was mit dem zu tun, was die Linke oder sonstwer heute für Polotik macht. Das scheint das einzige zu sein, was einem noch einfällt gegen die Linke. Nicht besonders viel. Damit sagen die Betreffenden eigentlich: Die lügen doch nur und wollen in Wirklichkeit eine Diktatur. Jeder weiß, dass das vollkommener Unsinn ist, aber zumindest kann man so das unwohle Gefühl aufrecht erhalten, das einem „guten Bürger“ bei der Linken gefälligst zu kommen hat.

    Um das an dieser Stelle auch mal zu zitieren. Aus dem Programm der Linken: „Es ist deutlich geworden: Ein Sozialismusversuch, der nicht von der großen Mehrheit des Volkes demokratisch gestaltet, sondern von einer Staats- und Parteiführung autoritär gesteuert wird, muss früher oder später scheitern. Ohne Demokratie kein Sozialismus. Deshalb formulierten die Mitglieder der SED/PDS auf einem außerordentlichen Parteitag im Herbst 1989: „Wir brechen unwiderruflich mit dem Stalinismus als System“. Dieser Bruch mit dem Stalinismus gilt für DIE LINKE ebenso.“

    Vor allem aber: Die Linke hat schon jetzt allein durch ihre Existenz so viel dazu beigetragen, dass die Grünen noch und SPD wieder soziale Ansprüche in ihem Programmen stehen haben, da kann ganz Deutschland dankbar für sein.

    Die Linken haben (wenn auch zu spät) als erste die Mietenpolitik als überragend wichtiges Thema entdeckt. Die SPD ist sofort auf den Zug aufgesprungen, weil die Zeiten, als uns die SPD-Senatorin Junge-Reyer in Berlin erzählen konnte, es gebe keine Probleme mit der Miete deutlich vorbei sind. Und jetzt will angeblich selbst die CDU das Mietrecht zu Gunsten der Mieter ändern, oder tut es in Berlin sogar. Wer hat’s erfunden?

    Ich habe schon vor Jahren mal mit meinen damaligen vier MitbewohnerInnen den wahl-o-mat betätigt. Alle hatten als oberste Präferenz im Ergebnis die Linke stehen. Wieviele haben schließlich die Linke gewählt? Einer. Ansonsten drei mal Grüne und ein mal SPD. Warum? Keine Ahnung. Muss ein Reflex sein.