Bei den Coverversionen der letzten 3 Tage hatten wir es ja mit einigermaßen werktreuen Übersetzungen zu tun, Nina und Mike haben aber auch gezeigt, dass das nicht immer so sein muss.
Heute gibt es ein weiteres Beispiel dafür, dass die Dolmetscher oft völlig gewissenlos an das Material herangegangen sind, denn „Ruby, don´t take your love to town“ von Kenny Rogers beschreibt die niederschmetternde Gefühlswelt eines zum Krüppel geschossenen Vietnamveterans, dessen Gefährtin aufbricht, um „die Wünsche und Bedürfnisse, die eine Frau in deinem Alter nun mal hat“ zu befriedigen, und dass, obwohl „it won’t be long, I’ve heard them say, until I’m not around“, er sie also bald Richtung Jagdgründe verlassen und damit auch freigeben wird …
Hans Bradtke war das offenbar völlig egal, er schrieb für Gerhard Wendland auf Rogers Melodie einfach eine Sehnsuchtsserenade des lüsternen Nachbarn, der gleich über den Zaun kommt – immerhin singt good ole Hardy das Ganze gewohnt schmalzig.
http://vimeo.com/99994471
Wegen der Taucherausrüstung auf der Rückbank dachte ich zunächst, dass Gerhard hier in einem Amphicar (Schwimmautos aus Berliner Produktion – eigentlich ein eigenes Kalenderblatt wert) sitzt, die hatten aber andere Dreiecksfenster – welches Auto hier tatsächlich abgebildet ist, kann ich leider (noch) nicht sagen …
Bradtke hatte übrigens schon vor Jahren mal etwas zum Kalender beisteuern können, von ihm stammt nämlich der Text zu „Der Sommerwind“ (Musik Henry Mayer), der von Frank Sinatra gesungen weltbekannt wurde, aber eben ursprünglich gar nicht für ihn, sondern für die Dänin Grethe Ingmann geschrieben wurde – hier mal die Interpretation von Esther Ofarim, damit man sie heute auch mal live und in Farbe erleben kann:
Und so klingt das Ruby-Original von Rogers, man beachte Thelma Camachos Top-Performance an den Schellenringen: