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A summernights dream

Was ich erwarte von diesem Film? Das Negative in drei Worten vorneweg: Zu viel Naidoo.

Entrückung. Ganz viele erwachsene Menschen, die sich verhalten, als wären sie zwölf Jahre alt und wären beim ersten Boygroup Konzert und einer der Jungs hätte in die Menge gehustet. Verhalten, wie viele diesen Sommer (nicht das Husten). Wie ich auch. Wie andersartig neu wir teilweise waren.
Ein hoffentlich weitestgehend unkommentierter Film, der einen dieses schöne Ereignis aus einer anderen Betrachtungsweise noch einmal erleben lässt.
Einblicke, die sagen, wie normal diese Menschen am Ball sind. Wie weit weg vom Platz diese semiprofessionellen Aftergameinterviews doch sind, weil der Terror oder die Euphorie im Kopf zu ganz anderen Zeitpunkten stattfindet. Wie geplant die Tore und Pässe waren, oder auch nicht. Mal Mäuschen spielen. Wird es nicht, aber ich wünsche mir das.
Vielleicht auch etwas enttäuscht sein, weil Lahm nicht nur im Fernsehen so redet. Sondern immer quäkt. Und ihn deswegen mögen. Und weil Hitzkopf Lehmann abseits des Platzes so friedlich scheint. Und immer noch nicht wieder in die Handschuhe spuckt und…
Ein bißchen Gewinner sein, obwohl wir es nicht geschafft haben. Und ich bin mir nicht sicher ob ich den Film genauso gespannt erwartet hätte, wenn wir Weltmeister geworden wären, weil es schon zu durchgekaut wäre.

Und endlich mal wissen was auf diesem verdammten Papierfitzel stand, den Lehmann in die Hand gedrückt bekam, bevor Argentinien erledigt wurde. Oder wie Psychologie mit leeren Papierzetteln funktioniert.
Und ganz im Geheimen hoffe ich einige Taktiken/Ansprachen des Trainers herauszufiltern, die Herr Finke meinem SC Freiburg mal beibringen könnte, bevor letztiger endgültig in Liga 3 verschwindet.

Ich hoffe, der Film wird gut.

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2006 • September

10 zu whatever. Einfaches Triumphieren gegen Amateure. Ich stelle mir die ganze Zeit den SCF gegen die Sanmarinesen vor…. Egal. Glückwunsch! Weiß jemand die Adresse von Jogi? ;)

8

Besser als England damals?

Also ich tippe noch immer noch auf 8:1. Besser als England mal wieder. Das erste Auswärtsspiel seit gefühlten Jahren… Dass wir gewinnen werden steht außer Frage. Aber da müssen noch ein paar mehr Tore fallen. Mehr individuelle Einblicke werden Malte und Mo liefern, ich habe morgen Klausur. Eine von vielen derzeit. Verzeihung.
PS: Wir werden Europameister! (Skepsis bitte unten)

17

Didn’t watch the game?

Wir haben gewonnen. 3:1. Alle sind Weltmeister. Und Papst und Kaiser und Fußballgott. Jetzt husch, husch! Feiern gehen! Stimmung überall.

(Ich darf drei Minuten im Internetcafé umsonst ins Netz. Wegen meines Trikots.)

5

Lieber Jürgen,

Es wird gesagt, Du hättest mit der Mannschaft die Deutschen verändert. Kann sein, muss man aber nicht glauben. Du hast eine leistungsfähige Mannschaft aufgebaut, mit der sicherlich noch einiges zu erreichen ist. Diesmal war es noch nicht so weit. Aber es wurde gute Arbeit geleistet.

Diese Mannschaft hat es mit einer angenehm anderen Spielweise geschafft, dass in unseren Köpfen irgendwas passiert ist, sagen sie. Der Fahnenknopf gedrückt wurde. Sich die Stimmung gewandelt hat. Ob das nun anhält oder nicht. Ich bin mir nicht sicher, ob das an der Mannschaft lag oder ob wir einfach bereit dazu waren, mal so richtig einen draufzumachen. Oder einfach weil’s bei uns war. Verändern können wir uns eigentlich nur selber, aber wir scheinen einen Auslöser gesucht zu haben. Wahrscheinlich war es beides, wenn es wahr sein sollte. Auf jeden Fall hat die Mannschaft ein Ziel, in unseren Herzen anzukommen, erreicht. In meinem auf jeden Fall.

Da ist sie also, eine Mannschaft, von Dir aufgebaut und mit streckenweise wundervollem Fußballspiel. Mit Motivation (auch ohne BWL auf dem Platz), mit dem Drang zum Tor, der so lange fehlte. Weitestgehend gute Pässe und eine im Vergleich recht faire Spielweise, die auf Tore und nicht auf Schwalben angelegt ist. Eine junge Mannschaft, die sich auch mal bis zum letzten Atemzug verausgabt, wir alle haben Philipp Lahm nach dem letzten Spiel gesehen. Mit einer ordentlichen Abwehr, auch wenn es mal ein, zwei Spiele dauert. Mertesacker machte dem zweiten Teil seines Namens alle Ehre, auch die Anderen da hinten. Mit einer Spitze, die vom zuverlässigen Mittelfeld mit guten Chancen versorgt wird. Wenn das Mittelfeld es nicht gerade selber mal mit Torschüssen versucht.
Mit einem Miroslav Klose, der auch wieder mit dem Kopf trifft, nachdem er sich endlich den verkappten Beckham (natürlich nur Wanne-Eickel Version) weggekämmt hat. Mit einem Lukas Podolski, der nicht umsonst heute einen Preis bekam. Eine Mannschaft, die nicht unbedingt legendär ist. Aber mit den Großen mithalten kann, wenn man so weitermacht.

Jetzt mal im Ernst: Willst Du das wirklich aufgeben? Wer würde diese Mannschaft verdienen, in die Du so viel Arbeit gesteckt hast? Die Du zusammengeschweisst hast. Is the job done yet? Ein Team ohne guten Trainer ist wie ein Wohnwagen ohne Auto. Und willst Du wirklich, dass dann etwa noch jemand wie Lothar die Früchte Deiner Arbeit erntet?

Man kann sicherlich auch anderer Meinung ;) sein, aber irgendwie wäre es schade, wenn Du nun Deinen Hut nehmen würdest. Es gibt da noch so ein paar sportliche Ziele, die könnte man doch ins Auge fassen. EM, WM und ein paar eingetrocknete DFB Strukturen. Und wie es aussieht, meinen das viele andere auch. Eigentlich ist es auch gut, dass Du nicht immer in Deutschland bereitstehst. Verheize Dich nicht in unseren Medien. Setz Dich gerne auf die kalifornische Veranda, les in der Zeitung über Baseball und plane Powerpointpräsentationen. Und wenn Du für die Mannschaft gebraucht wirst, sei da. Also wie immer. Davon gehe ich jetzt mal aus.
Immerhin hast Du dieses Gerücht bereits fast wieder aus der Welt geräumt. Wäre ja auch unter Deinem Niveau gewesen.

Also: Bleib. Ich’ würd mich freuen.
Danke schon mal.

Lena

PS: Da ich so ungern umsonst lobhudele, bitte heute schön spielen lassen und gewinnen ;)

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Angelo 2: Wenn einen Cappuccinowerbung auf der Gegengerade einholt

Vor gar nicht allzu langer Zeit…Anfang Juni 2006…Gefühlte Ewigkeiten her.
10:25 Uhr morgens. Aufwachen.
10:25 UHR MORGENS??!! Waaah! *damn wecker* Batterie alle. *fluch*
Es ist doch ein Werktag, heute war doch was? Mir fällt ein, dass heute eines der freien Trainings der holländischen Nationalmannschaft ist. Wann fing das nochmal an? Um elf? Und letztes Mal war es doch so voll.
Also DuschenAnziehenKaffeeKippeKameranichtvergessen. Jetzt aber schnell. Zum Glück nur 1 Minute bis zum Stadion wenn ich schnell radle. Und das mach ich dann auch.

Dort angekommen stellt sich heraus, dass zwar nicht mehr los ist als letztes Mal, aber der Holländeranteil um ein Vielfaches größer. Und diesmal nur Gegengerade und Südtribüne offen. Gegengerade muss sein, denke ich mir. Irgendwo in der Mitte, sonst sieht man ja nichts. Also an den Ordnern Stewards vorbei, mittlere Treppe hoch und ab ins oranjefarbene Zuschauermeer. Alles voll. Mist.

Wenig gibt einem ein dämlicheres Gefühl, als in einer sitzenden Publikumsmenge einsam rumzustehen und verzweifelt zu versuchen, irgendwo einen Platz ausfindig zu machen. Ein leerer Platz? Ach nein. Deutsche sind auch da, die mit ihren Handtüchern irgendwelchen Klamotten Plätze für nicht mich reservieren.

Etwas zupft an meinem linken Hosenbein. Ich schaue herunter und sehe einen etwa 30jährigen Afrikaner im Jogginganzug, der mich freundlich angrinst. “Hier iseh noch ein Plaatz.” sagt er mit nicht identifizierbarem Akzent und deutet auf die gefühlt einzige und wunderschönste Plastikschale des Universums neben ihm. Überrascht, ja baff, setze ich mich reflexartig neben ihn. “Danke, hatte ich gar nicht gesehen.” Muss lächeln.

Robben, van der Sar und Kumpanen laufen ins Stadion ein. Jubel, Getröte und Getose. Alles Orange. Das es nur ein Training ist, interessiert gerade keinen. Ich schaue mich um. Auf der Tribüne sitzen nur niederländische Fans oder Leute aus Freiburg, die an einem Werktagmorgen eben Zeit haben: Weiter hinten eine Kindergartengruppe, Opas mit Enkeln, Studenten und streikende Ärzte.

Mein Nachbar stubst mich an. “Du Fähn von hoolländischee Team? Speak english?” Ich nicke und wir kommen ein wenig ins Gespräch, während wir der Mannschaft beim Warmlaufen zuschauen und unverständliche Fangesänge ignorieren. Lukas heißt er, kommt aus dem Sudan und macht einen Deutschkurs, momentan. Was er denn mit seinem Arm gemacht habe, frage ich, und deute auf den Gips an seinem rechten Arm. Ach, er arbeite auch als Bauer und da sei das passiert.

Nach etwas Plauderei schauen wir wieder dem Training zu und ich mache einige Fotos. Beobachte Politje, Polizisten und Vertreter der Medien. Ein Training eben, nicht so wirklich spannend. Vor allem wenn man nicht vergleichen kann, wie die Spieler sonst so im Training sind.

Plötzlich erscheint ein Schatten hinter meinem Sitznachbarn und mir. Der holländische Familienvater hinter uns beugt sich vor und stößt Lukas an. *insert niederländisch*, er sagt irgendetwas, was wir beide nicht verstehen und schaut Lukas fragend an. Dieser ist wiederum ziemlich verwirrt und so meine ich reflexartig nur “Can you speak english oder deutsch?” Die Miene des Mannes erhellt sich und er wendet sich mit recht schlechtem Englisch wieder meinem Sitznachbarn zu. “Do you play football?” Lukas nickt zögernd. Wirkt leicht irritiert, aber mit einem nachdenklichen Blick in seinen Augen. Hat die Frage wohl nicht wirklich verstanden, so aus heiterem Himmel. “For what team?” wird er gefragt. Lukas fängt an zu lächeln “Ähh, from Sudan. I mean: Ähem…You know Sudan?” — “REALLY? For the NATIONAL Team of Sudan?” Die Augen des Holländers werden groß und man merkt, wie seine beiden Söhne auf ihren Plätzen schon unruhig hin und her rutschen.

Eine kurze Pause, dann erhellt sich Lukas’ Blick und er nickt, und dann eine gefühlt noch größere Pause, in der man die Gehirnwindungen des Familienvaters vor sich hinrauschen fühlt und in der man so ein schmuckes Grillenzirpen wie bei den Simpsons abspielen möchte. Dann meint er “Would you mind taking a picture? With me and my sons?” Lukas grinst mich für eine hundertstel Sekunde an und meint dann: “Yes, no problem.”

Daraufhin aufstehen, Kamera anmachen, positionieren, klick. Und nochmal mit den Jungs. Und alle zusammen. Und nochmal mit dem Spielfeld im Hintergrund. Lukas scheint das zu überstehen, tapfer lächelt er auch noch nach dem 15en Foto. Denn es sind auch noch andere Niederländer auf die Szenerie aufmerksam geworden und wollen mit ihm fotografiert werden. *Me and the National Player* Nach 7 oder 8 Minuten setzt er sich wieder neben mich, hat einige Leute abgewimmelt und schaut grübelnd auf’s Spielfeld. Hinter uns besichtigt sich die Familie die Fotos auf der Digicam und diskutiert Unverständliches.

Ich wende mich nach dem Halligalli wieder dem Spiel Training zu. Fußballvolleyball oder so wird gerade gespielt. Die freuen sich wie der Weihnachtsmann, wenn sie einen Punkt machen, die niederländischen Spieler. Und das im Training. Was die wohl genommen…ach nee. Auf einmal kommt ein Flüstern von der Seite. “Hey!” Ich drehe mich um und schaue Lukas fragend an. Er grinst und meint:

“You know, I was never a good footballplayer as a child and I’ ve never played it ever since.”

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Dritter. Danke!

Ich kann nicht mehr sehen, nicht mehr hören, nicht mehr schreien, das Bier ist schal und vom Geruchssinn ganz zu schweigen. Und fühlen? Ich kann nicht mehr. Habe alles gegeben, eben. Ihr auch, Odonkor, Lehmann, Friedrich und das ganze Team, ich weiß. Danke.

“Und wenn das hier mal ein Traum war, ist er böse, denn hier geht er…So sieht’s aus. Unter’m Strich. Es tut uns nicht leid.” (kettcar)

Immerhin. Lahm ist grandios, egal, wo auf dem Platz. Lehmann, oh ja. Selten eine Meinung so geändert. Mertesacker, defensiv fast ohne gelbe Karten. Überhaupt. Alle. Das ist ein Team! Und letzteren Satz kann man nicht auf jede der angetretenen Mannschaften anwenden. Ach, es war toll. Und Italien hat es irgendwie dann doch verdient? Ich weiß nicht. Heute blieb sämtliche Rationalität nach dem Anstoss irgendwie woanders zurück. Also Dritter. Wäre mehr als verdient.
Danke.

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preparing…

Fiebrige Hitze, warten auf das Halbfinalspiel und Rituale aus plötzlich existierendem, nicht nachvollziehbarem “Aberglauben” wiederholen.

Trikot? Wo ist es? Suchen. Wie die letzten Male auch. Dabei habe ich es keineswegs versteckt.
Noch zwei Tattoo-Abziehbildchen mit der Deutschlandfahne übrig. Immer nur eins benutzt. Ein Omen? Wie immer nur last minute draufpappen (fast vergessen) und auf dem Weg zum Public Viewing noch an der Bank vorbeifahren, wie bei jedem Deutschlandspiel. Dabei will ich diesmal gar kein Geld abheben.


Nein, das Fußball-Plugin vom Firefox nicht deinstallieren und auch nicht die Einstellungen ändern. Am ersten Tag auf Saudi-Arabien eingestellt und aus Langeweile nicht geändert. Nicht ändern!
Halbzeitbier. Kommt dann später. Muss sein. Selbst wenn ich nicht will. ;)
Das Cap nicht vergessen, auch wenn diesmal wohl keine Sonne mehr scheint. Deswegen auch, wie jedesmal, die Sonnencreme vergessen. Ist ja zum Glück abends. Mal kein Sonnenbrand.

Mehr kann ich nicht tun, aber mitzittern, mithoffen, mitglauben, mitapplaudieren und mitdaumendrücken sind inklusive. Und Herzblut. Und der kleine opportunistische Gedanke, dass ein WM Titel vielleicht etwas ändern würde. Was? Ich weiß es nicht. Aber es gibt doch genug, oder? Jeder kann sich für sich etwas aussuchen und vielleicht wird etwas Gemeinsames draus. Und ich schwelge wohl mal wieder in übertriebenen Hoffnungen. Nun. Erstmal Halbfinale. Sie haben alle Chancen und volle Unterstützung. Auf dass sie das nutzen! (Können mal nicht in Frage gestellt)

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Ach ja. Dann also gegen Italien…

Hatten ja sowieso viele alle schon vorhergesagt. Einem so hochkarätig besetzten Außenseiter wie der Ukraine hätte man mehr zutrauen können. Wenn die vorherigen Spiele besser gewesen wären. So spielten sie sogar fast bemüht und hatten ihre Chancen. Aber gegen die abgebrüht zockenden Italiener blieben nur wenige Möglichkeiten. Toni (Fanchor hinter mir: Riga-Toni. Kalauer, haha.) machte fast locker sein Double, nachdem seine Mannschaft durch das Tor von Zambrotta schon in Führung lag. So wurde dann auch der sich ansatzweise zeigende Spielfluß der Ukrainer zu Beginn der zweiten Halbzeit schnell abgebrochen. Wenig Sheva-Schenkel.
Italien spielte fast überraschend. Ja spielte. Nicht mal schlecht, leider. Und eigentlich war’s das auch, denn…


Es ist so verdammt schwer, solch ein Spiel als begeisternswert zu empfinden, wenn nur wenige Minuten zuvor der deutsche Jubel verklang, weil man sich von der Straße entfernt hat. Wenn man eigentlich noch ein bißchen genießen will, weil man nicht weiß, ob es vielleicht das letzte Mal ist. Schließlich ist bei einer WM alles möglich. Auch, dass Italien ein Spiel gewinnt. Rationales Fußballdenken dann morgen wieder.
So, ich fange jetzt erstmal an, Jens Lehmann zu mögen. Und warte auf das dritte, vielleicht einfachere, Finale für Deutschland. Nichts mehr mit 1:4. Pah! Und gehe wieder feiern. Prost!

6

Wir

(Begriff selber mit werbetauglichen, tollen, effektiv klar beschreibenden, boulevardtauglichen Worten füllen. Oder mit Emotion. Oder sein. Woher kommt dieses unglaubliche Tohuwabohu? Was geht in uns ab? Ich gröhle “Es gibt nur ein Jürgen Klinsmann” quer über die vom Autokorso besetzte Strasse? Hunderte Kehlen tun dasselbe. Und morgen trifft man sich beim Bäcker. Wahnsinn. Momente des puren Fußballglücks. Dem Fantaumel entkommend Italien schauen. Seufz. )

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Die Welt und Frankreich freuen sich

Die Welt:

ohne...Sie wissen ja.

Frankreich darf sich auch freuen. Noch.

warten auf Ronaldo

File under: Emails lesen am Morgen [via]; Zwei Tage Entzug.

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Bedankt en tot ziens! Portugal kloppt sich mit Holland 1:0

Wieso Holland? Wieso schlägt irgendein kleiner Teil meines Herzens beim
Fußball immer für Holland? Das darf man hierzulande doch eigentlich gar nicht?! Vielleicht weil “made in the Netherlands”…oder weil viel Urlaub gemacht dort…weil aufgewachsen in einem Dorf, dass im Sommer regelmäßig eine Invasion von Niederländern über sich ergehen lässt und halbnackte Bierbauchträger am Sparkassentresen toleriert…oder die putzige Sprache…vielleicht auch ganz einfach die leckeren patat speciaal. Ich weiß es nicht so genau. Vielleicht auch die Hoffnung auf ein zweites ‘74. Die Deutschen besiegen die Niederlande im Endspiel? Mein Traumfinale, aber ich war zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal ein Gedanke. Irgendwie mag ich die Niederländer einfach ein bisschen.

Ich werde es vermissen, diese Wochen, die ich in der Hochsicherheitszone gewohnt habe. Jeden Tag mehrmals Helicopter über dem Haus. Auf dem Weg in die Stadt am Stadion vorbeifahren und schwarzgekleidete, glatzköpfige Sicherheitsleute umradeln und von der freundlichen Politie angehalten werden und die Strasse räumen zu müssen, weil ein Bus voll hochversicherter Waden zum Training fährt.

Dreimal gab es ein öffentliches Training der Mannschaft. Zweimal habe ich mich auf der Tribüne gelangweilt, weil ein Training eben ein Training ist. Da gibt es nicht viel zu berichten, aber sie waren sympathisch. Sowohl die Fans als auch die Mannschaft. Danke Oranje!
Gestern Abend war es ein wenig so, als hätte die gelbe Karte zu Iwanow vor dem Spiel geseufzt: “Mir wird immer so schlecht vom Schweißgeruch, wenn ich da in Deiner Brusttasche herumgetragen werde. Nimm ein anderes Deo oder hol mich doch öfter mal an die frische Luft.” Und Iwanow genickt hätte und sofort Einspruch von der roten Karte kam, die auch etwas atmen wollte. Die Gelbe konnte sechzehnmal, die Rote viermal frische Luft schnappen.

Das Spiel war definitiv kein schönes. Voller Agressivität und Provokationen. In der ersten Halbzeit ein Highlight: Das wunderschöne Tor von Maniche. Darauffolgend einige ordentliche Konterchancen der Niederländer, die erstmal Ronaldo umbolzten um ihn loszuwerden. Auch Portugal spielte einige Minuten mal ganz ordentlich. Dann der Rauswurf Costinhas kurz vor der Pause. Aber die Holländer konnten ihre zahlenmässige Überlegenheit zweimal nicht nutzen und foulten lieber bis wieder eine gerechte Anzahl Spieler auf dem Platz war. In der zweiten Hälfte arbeiteten sie sich deutlich öfter als die Portugiesen zum gegnerischen Tor vor, standen dort aber teilweise herum wie froschsuchende Störche auf der Wiese. Robben war nicht Robben und konnte seine angebliche Genialität nicht zeigen. Figo habe ich zum ersten Mal in der 60 Minute gesehen. Ab da war es auch ein ständiges Warten auf die Massenschlägerei, die dem Publikum dann doch erspart blieb. Die Partie mit den meisten gelben Karten und Platzverweisen. So war das Spiel eben auch. Dribbelnfouldribbelnfoulpassfoul. Und am Ende wieder dieses Spiel auf Zeit, das einfach unschön ist. Aufgefallen ist vor allem van der Sar, der gerade in der zweiten Halbzeit einigen Chancen der Portugiesen widerstand. Und die Latte des portugiesischen Tors. Maniche spielte ganz schön und ich weiß jetzt endlich wem Figo ähnlich sehen würde, wenn er mal cheesy grinsen würde.
Herausragend gespielt hat keine der beiden Mannschaften. Ich hätte mich für die Niederländer gefreut. Aber so habe ich jetzt bei dieser WM nicht nur gezittert, gehofft, gelacht und Gänsehaut bekommen. Sondern auch ein kleines bißchen geweint, gestern.