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Beckenbauer (2)

(20:21)
KERNER: Der DFB hat hier – im Umfeld des Stadions – versucht, missliebige Transparente zu unterbinden. Halten Sie das für eine gute Idee?
BECKENBAUER: Äh, halte ich schon. Weil, die stören. Sie werden aufgenommen, äh, diese Bilder gehen nicht nur in Deutschland, äh, äh, um die Welt, sag ich mal, sondern sie gehen eben wirklich um die Welt.
KERNER: Aber das ist schon Zensur, auch.
BECKENBAUER: Ja. Macht aber nichts.

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Beckenbauer (1)

(20:17)
KERNER: Guten Abend, Franz Beckenbauer.
BECKENBAUER: Ja, guten Abend.
KERNER: Warum gewinnt Deutschland heute?
BECKENBAUER: Weil sie muss.
KERNER: (verunsichert) Haha.
BECKENBAUER: Haha.

Hä?

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Der Fussballkrieg

In den frühen Morgenstunden des 14. Juli 1969 tauchte über Tegucigalpa ein Propeller-Flugzeug des Typs P-51 auf, warf über dem Zentrum der Stadt eine Bombe ab und verschwand am Horizont.

Die Explosion, die mehrere Wohnhäuser in Stücke riss, versetzte die Hauptstadt Honduras’ in Angst und Schrecken und markierte den Anfangspunkt zu einem kurzen, aber erbitterten Krieg zwischen zwei lateinamerikanischen Nachbarstaaten.

Auf den ersten Blick betrachtet hat ein bewaffneter Konflikt dieser Art nichts Ungewöhnliches. Der Krieg, so Clausewitz, ist auch nichts Anderes als die Fortsetzung der Diplomatie mit anderen Mitteln.

Aber für einmal lag der Stratege falsch. Im vorliegenden Fall war der Krieg nicht die Fortsetzung der Diplomatie. Sondern die Verlängerung eines Fussballspiels.

Das Hinspiel in Rahmen der Qualifikation für die Weltmeisterschaft 1970 in Mexiko fand im bereits oben erwähnten Tegucigalpa statt. Zwischen Honduras und El Salvador war es bereits seit längerem zu politischen Scharmützeln gekommen, da Wirtschafsflüchtlinge aus Salvador brachliegendes Land in Honduras besetzt hatten. Dementsprechend geladen war die Stimmung am Vorabend des Spiels, als die Mannschaft aus Salvador in einem Hotel der honduranischen Hauptstadt Quartier bezog.

Keiner der Spieler sollte ein Auge zumachen: Das Hotel wurde von einer schreienden und pfeifenden Menschenmasse belagert, Steine flogen in die Zimmerfenster, Böllerschüsse wurden abgefeuert und die Fahrzeuge angereister Fans in Brand gesteckt. Die Explosionen der Tanks waren bis in die frühen Morgenstunden zu hören.

Am darauffolgenden Sonntag besiegte Honduras die zitternden Nervenwracks aus Salvador mit einem effizienten 1:0. Das entscheidende Tor durch den Stürmer Cardona fiel in der letzten Minute und traf Salvador wie ein Schlag.

Ganz besonders wie ein Schlag traf es Amelia Bolanios. Sie weinte bitterlich, schaltete den Fernsehapparat ab und schoss sich mit der Pistole ihres Vaters ins Herz. Sie war zwölf Jahre alt.

Die Zeitungen machten das patriotische Mädchen zu einer Märtyrerin, und zu ihrer Beisetzung erschienen Hunderttausende. Und die Nationalgarde. Und der Präsident Salvadors. Und die Nationalmannschaft.

Eine Woche später fand in San Salvador das Rückspiel statt. Wie man sich vorstellen kann, standen die Zeichen nicht auf Entspannung.

Die Salvadorianer revanchierten sich herzlich für die Gastfreundschaft, die ihren Spielern eine Woche zuvor in Honduras zuteil geworden war. Das Hotel wurde vom hysterischen Mob mit Tierkadavern bombardiert und buchstäblich zerlegt. Als endlich der Morgen kam, wurden die übernächtigten Spieler mit bewaffneten Panzerwagen ins Stadion gebracht, das mehr an eine militärische Sperrzone als an den Austragungsort eines Fussballspiels erinnerte. Hunderte von Soldaten der Nationalgarde mit entsicherten Waffen hatten das Spielfeld umstellt, und statt der Flagge von Honduras flatterte ein fäkalienbeschmutzter Fetzen an der Fahnenstange.

Einen Sieg hätte die Nationalmannschaft Honduras’ wohl kaum überlebt. Aber soweit kam es glücklicherweise nicht. Gastgeber Salvador triumphierte mit einem eindeutigen 3:0 und erzwang ein Entscheidungsspiel ( – das tatsächlich wenig später noch ausgetragen wurde; allerdings auf neutralem Boden in Mexiko-City. Salvador gewann 3:2 und ging dann in der ersten Runde der WM sang- und klanglos unter).

Die Verlierermannschaft wurde umgehend zum Flughafen eskortiert und kam mit der Schande davon. Die honduranischen Fans hatten nicht soviel Glück. Sie wurden niedergeknüppelt, verfolgt, und viele von ihnen schafften es nicht mehr über die Grenze.

Aber die wurde ja wenige Stunden später sowieso geschlossen.

Der Krieg trägt in der 1945 beginnenden Zählung der Hamburger Arbeitsgemeinschaft Kriegsursachenforschung (Akuf) die Nummer 100, und kurioserweise dauerte er auch genau 100 Stunden. Das hohe Mass an Opfern zeugt von der Entschlossenheit, mit der er geführt wurde. 5000 Menschen liessen ihr Leben, doppelt so viele wurden verletzt. Nach fünf Tagen erzwang die Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) einen Waffenstillstand.

Die beiden Kriegsparteien Honduras und Salvador trennten sich mit einem 0:0 unentschieden.

Die damalige Öffentlichkeit beachtete diesen Zwischenfall kaum. Denn die Aufmerksamkeit der Welt wurde von einem anderen Ball in Anspruch genommen. Einem sehr grossen Ball, der sich seit sehr langer Zeit mit einer Orbitalgeschwindigkeit von 1.03 km/s um die Erde dreht.

Der Schatten, den Stürmer Neil Armstrong zwei Tage nach Einstellung der Kampfhandlungen auf die kalte Mondoberfläche warf, schob sich auch vor das Geschehen in Lateinamerika. Und machte es zu einer Randnotiz des Weltgeschehens.

Zum Thema: Der polnische Journalist und Autor Ryszard Kapuscinski hat diesen Krieg hautnah miterlebt. Was der Mann als Auslandskorrespondent in Afrika, Asien und Lateinamerika erlebt hat, beschreibt er umwerfend und clever in seinem Buch ‘Der Fussballkrieg’