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Rahmsoße zum Spieltag

Heute mal explizit kulinarisch. Das war auch mal an der Zeit.

Frankfurt – Bielefeld 2:1
Da wir hier die deutsch-österreichischen Wochen schon eingeleitet haben, bleibe nicht unerwähnt, dass das „Neunerl“ in Österreich meiner klagenfurter Tante zufolge eine Zwischenmahlzeit, sozusagen ein Brunch, ohne dass Breakfast und Lunch entfallen, darstellt. Synonym könnte man das jetzt auf Fenin übertragen, der zwar die 17 trägt, aber eigentlich den Neuner spielt, und der nach den Berlinern jetzt auch die Bielefelder abgefrühstückt hat. Bielefeld hat, auch das soll nicht unerwähnt bleiben, als kulinarische Spezialität Pumpernickel im Angebot und die sogenannte „Bielefelder Luft„. Die wird übrigens dünn gerade.

Stuttgart – Hertha 1:3
Was von Hoeneß zum Ende der vorigen Saison vermutlich als „Gipfeltreffen“ imaginiert worden ist, hat vor dem Spieltag höchstens das Prädikat Kipferltreffen verdient: kleine Brötchen, alles in allem. Werden auch nächste Saison gebacken werden.

Bochum – Cottbus 3:3
Cottbus spielt hors d’oeuvre-Fußball: Das mag ja durchaus alles nach was aussehen, aber wichtig ist doch, dass es am Ende am Leib hält. Tut es nicht.

Wolfsburg – Duisburg 2:1
Mit dem Beuckert hat sich Duisburg ja ordentlich was eingebrockt: immer mal wieder für ne happige Situation gut, so zwischendurch.

Nürnberg – Rostock 1:1
Och, Mönsch. Ist das blöde, wenn einem Pointen schon vor Abpfiff einfallen: manchmal werden sie dann unbrauchbar. Eigentlich hätte ich ja gerne auf das Nürnberger Leibgericht „Blaue Zipfel“ angespielt, und dahinter hätte der Satz gestanden: Elf Würstchen kriegen Saures. Und dann spielen die Unentschieden.

Hannover – Karlsruhe 2:2
(Keine Witze mit Namen! Keine Witze mit Namen!)

Leverkusen – Hamburg 1:1
Das wünscht man sich zum nächsten Spieltag Grillfest: ein Rost, der nichts anbrennen lässt.

(Kalauer off)

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Vielleicht 42

Nicht bis fünf zählen können.

Wenn ich, wie heute, schlaflos zu Bette liege und der Sandmann, diese Trantüte, sich wieder verspätet hat, muss ich mit dem Zählen anfangen. Zählen macht, da bin ich ganz im Volksmund, ungeheuer müde. Bloß Schafe sollens nicht sein, erstens bin ich Nonkonformist und zweitens sind Schafe zum Essen da, wenn überhaupt. Nicht zum Schlafen. Ich habe inzwischen schon so allerlei gezählt, zum Beispiel Wellen. Ich stelle mir einen schönen kleinen bretonischen Strand vor, an den der Atlantik schwappt und zähle Wellen. Problem: Ehe ich überhaupt ansatzweise müde werde, wird die Blase schwach. Auch blöd.

Heute, in einem Anfall geistiger Mondfinsternis, dachte ich die ganze Zeit bloß: Bayer 04 Leverkusen, Bayer 05 Uerdingen, Bayer 04 Leverkusen, Bayer 05 Uerdingen, Bayer 04… und so weiter. Da wird man bescheuert von, wenn man nicht schnell einschläft. Ich bin lieber aufgestanden, nach anderen Bayer-Vereinen Ausschau haltend. Und siehe, da gibts einige, 27 momentan. Aber bloß zwei weitere haben eine Zahl im Vereinsnamen, nämlich

Schwimmverein Bayer Uerdingen 08
Schachverein 47 Bayer Dormagen

Und morgen Nacht werde ich bestimmt auch nicht schlafen können, weil ich mich die Nacht über mit der Frage beschäftigen werde, warum die Namensgebungsstelle im Bayer-Konzern nicht in der Lage ist, zählbares zu produzieren. Ungeheuerlich.

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Äpfel zum Spieltag

Rostock – München 1:2
Arbeitstitel: Kahn auf Abschiedstourette.
(ntm: Bildergalerie implementieren)

Cottbus – Leverkusen 2:3
Tapferes Cottbus! Wenn Du jedesmal ein solches Lechfeld hinterläßt, klappts das nächste Mal bestimmt mit der Schädlingsbekämpfung.

Karlsruhe – Nürnberg 2:0
Bayernverfolger? Wer hat hier Bayernverfolger gesagt?

Hertha – Frankfurt 0:3
Nachdem Matthias Stach in der Konferenz zum dritten Mal bemerkt hatte, dass die Frankfurter „massiert“ im Mittelfeld standen, hatte ich noch sehr genau im Ohr, was mir damals, in meiner ersten Zeit in Hamburg, mein werter Freund und Zivildienstanleiter sagte: „Trau keinem Laden, wo Massage draufsteht.“ Vielleicht meinte Stach auch einfach nur, dass Funkel die Mitreise der Spielerfrauen erlaubt hatte und so… aber nein. Fürs Boulevardeske sind Medien, die Bilder lieber mögen als ich, geeigneter.

Duisburg – Dortmund 3:3
Ich kann Duisburg noch nicht einmal genau lokalisieren: ich habe mein Hohngelächter deswegen vor die Tür gestellt. Ihr könnt es, liebe Duisburger, auf dem Weg in die zweite Liga einfach abholen kommen. Aber gerne doch.

Hamburg – Hannover 1:1
Parallel zur „Schwalbe“ fände ich es sinnvoll, einen Begriff einzuführen, der ein saudämliches Foul im Strafraum bezeichnet, dem berechtigterweise ein Elfmeter folgt. Ich schlage hiermit Meise vor. Oder Storch. Oder Eichelhäher. Oder Meise. Meise ist super: Demel hat die Meise gemacht. (Die Schrittfolge hat er sich bestimmt von der Simonis bei Let’s dance abgeschaut.)
Jedenfalls demnächst neu im HSV-Shop: der Hampel-Rost. Irgendwie so mit Rost als Gesicht. Nicht zu verwechseln mit dem Ampel-Horst.

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Kuntz

Ich weiß nicht, warum mir Kuntz so sympathisch ist. Das war er schon damals, bei Lautern: Seine Unaufgeregtheit. Seine Eleganz. Seine Intelligenz. Und sein Humor. Die Unaufgeregtheit ist bei Bochum ja sehr gut aufgehoben, seine Intelligenz hat er eben da unter Beweis gestellt, und sein Humo, ja, hören Sie selbst:

Es gibt ja den alten Witz mit der Zigarettenpackung (Leiht sich eine Packung vom Pressesprecher und schiebt die durchsichtige Folie hoch, so dass ein Hohlraum entsteht) Was ist das? (Pause) Der Trophäenschrank des VfL Bochum. Über diesen Witz ärgern wir uns natürlich.

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Lothar Matthäus

(antizyklisch schreiben: auch mal spät dran sein, viel zu spät)

Matthäus ist ja, wie im Grunde genommen jede Witzfigur, eine traurige Gestalt, weswegen es gut passt, dass mir immer und immer der Satz von Coluche in den Sinn kommt, meldet er (Matthäus, nicht Coluche) sich (selbst) mal zu Wort:

(Matthäus ist der beste Beweis für die Grundthese der Bibel, dass das Wort dem Nichts entspringen kann, by the way. Ein Canterbury-Muss.)

Il faut se mefier des gens de bonne volonté, parce que ca ne remplace pas le talent.

zu Deutsch (und ohne fehlendes Cédille):

Man muss sich in Acht nehmen vor Leuten, die guten Willens sind, weil guter Wille Talent nicht ersetzt.

Und Wissen, Fachkenntnis, Zwischenmenschlichkeiten erst Recht nicht.

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Da lang gehts nach Dortmund

Man kann es auch so ausdrücken: Jens Lehmann ist ganz gut im sich Verzetteln.

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Cleansmann

Ich geb ihm acht Monate. Plusminus.

Den Titel hab ich übrigens hier geklaut.

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Märchen

Die Märchen, die der Fußball erzählt, die über den Fußball erzählt werden, diese kometenhaften Aufstiege, diese Erfolgsdichtungen mit wattebäuschigen Enden, alles wird gut, alles wird fein, aller ränkt sich ein, wirst schon sehen, Kleiner, jetzt schlaf ein, gute Nacht, schöne Träume: das sind die Grimm-Märchen, die abgespeckten Versionen volkstümlicher Erzählungen, die man mit Moral überträufelt hat, nachdem man alles Brutale, Gewaltige, Giftige, Blutige aus ihnen herausoperiert hat.

Die Misserfolgsgeschichten, die Abstürze, die Fehlleistungen, die der Fußball, die über den Fußball erzählt werden, das sind die Hauff-Märchen, Erziehungsliteratur, moralgeschwängert, mit erhobenem Zeigefinger zu lesen: Unterstreiche die Botschaft, und lerne daran.

Als Kind waren mir die Märchen von Andersen am liebsten, die seltsam brutal verlaufen und zwar häufig versöhnlich enden, aber doch: ein Zeichen des Bösen bleibt immer zurück, die Geschichte brennt sich in die Körper ein, sie vergeht nicht, ist zwar vergangen; aber immer wird man sie sehen können.

Klasnic, das war Grimm; Ailton, das ist Hauff; und Andersen, das ist Uwe Rösler:

Aber ich bin noch nicht der, der ich früher war. Den Fußballer Uwe Rösler wird es nicht mehr geben.

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Ottmar Hitzfeld

Da geht er hin, der Verwaltungsfachangestellte unter den Bundesligatrainern. Beinah tut es einem leid, denn er sah sehr zerledert aus. Seit Clint Eastwood hat sich kein Gesicht mehr so um die Zuschreibung „ledrig“ bemüht, wie seines die letzten Wochen. Während aber Eastwood die Wildwest-Variante, unbehandelt und kaum gegerbt, in die Sonne hält, ähnelt Hitzfelds Gesichtsoberfläche den Glacéhandschuhen der Großmutter, die zwar langsam, aber unübersehbar zerfallen. Kein Wunder, da Hoeneß und Rummenigge ihre breiten Hintern darauf plattgesessen haben. Das hätte man voraussehen können: In Bayern gilt Leder schließlich als kommodes Gesäßgefäß.

Doch dann erinnert man sich. An diesen unsäglichen Verschiebebahnhof-Fußball. An den Fußball der Realitäten. Das Konzept war das Ergebnis: Während Trainer wie Thomas Schaaf ihre Mannschaft teilweise halsbrecherischen Offensivfußball spielen ließen, Marcel Koller ein beeindruckend ausgefeiltes System aufstellten oder zumindest unterhaltsam waren in ihrer hilflosen Verzweiflung an der eigenen Mannschaft (Thomas Doll), hätte Hitzfeld zu jeder Pressekonferenz einfach die Tabelle an die Wand hängen und sich mit den Worten „Erklärt sich von selbst“ verabschieden können.

Nein, vermissen werde ich ihn nicht, und den wenigsten wird es anders gehen. Es ist gut, wir sagen Servus, baba, bis dann, tschüßing, viel Spaß noch. Und Hitzfeld selbst hat, das wird man in zehn Jahren sehen, zumindest für sich alles richtig gemacht: Denn wo sonst, wenn nicht bei den Bayern, wird man für eine derart trantütige Art, Fußball spielen zu lassen, zum Welttrainer hochgejazzt.

So gilt auch hier das alte Wort, dass mittelmäßige Geschichten immer milde enden.

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Nachtisch zur Ente

Duisburg – Frankfurt 0:1
I could be Karlsruhe, but I’m Duisburg.

John Butler Trio – Zebra
Nächstes Jahr dann wieder Montagsspiele.

Für Funkel hat man viele Namen gefunden: Der Aufsteiger. Der Absteiger. Der Retter. Der Depp, der. Nur Gleichbleiber, das ist mir noch nicht untergekommen. Klingt ja auch scheiße. Da klingt Papa Schlumpf besser, zum Beispiel.
Jedenfalls, Funkkels Eintracht spielt, als läge der Bodensee vor der Haustür. Auch das eine Leistung, denkt man an frühere Krawallzeiten zurück: nur eben eine, die sich schlecht loben lässt.

Rostock – Bochum 2:0
Tapferes Rostock! Du schlägst Dich doch beachtlich. Wie viele haben sich als Totengräber versucht, Tasmania zitiert, Dir die Bundesliga-Tauglichkeit abgesprochen, über Beinlich gespottet, Pagelsdorf belächelt, in ihren Küchen Ratespiele gespielt, wie man denn nun Schapusadee schreibe (wer verlor, musste den Abwasch machen). Und Du? Spielst Fußball, gar nicht mal so schlechten, sieht man vom Saisonbeginn ab. Aber das zählt nicht, das sind Akklimatisierungsphasen. Bleib tapfer, und immer oben schwimmen!

Koller ist schwer unsympathisch zu finden. Und wen der alles so entdeckt hat: Lukas Podolski, Gekas, Epalle (noch in Arbeit), Sestak. Und nie beklagt der sich! Nicht über Schiedsrichterleistungen, nicht über Verletzungspech, nicht über die unerträgliche Doppelbelastung, gleichzeitig Trainer und Autofahrer sein zu müssen. So viel Koller gibts gar nicht, wie man sich davon Scheiben abschneiden müsste und verteilen, an die Herren Kollegen.

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Ente zum Spieltag (fünf Gänge, Servietten inklusive)

Cottbus – Hannover 5:1
Cottbus lebt. Wer da Samstag Abend durch die Innenstadt schlendert, mag geneigt sein, Gegenteiliges zu behaupten*: Uns interessieren hier aber Zeiten, die Großmütter gerne nutzen, anderen Großmüttern ihr frisch gewienertes Porzellan mit etwas vollzugießen, das sie „Kaffee“ nennen, das sich aber bei genauerer Betrachtung nur als eine traurige Reminiszenz an die aufgekochte Baumrinde entpuppt, die sie aus Vorkindheitstagen in Ostvorpommern erinnert. Nur, der Zucker, der. Eben.
Gleichwohl: Cottbus ist der Beweis dafür, das etwas nicht stimmt in der Bundesliga: Als, zu Beginn der Saison, Sander tatsächlich seine Spieler mit der Vorgabe überforderte, den Ball, sofern man ihn hat (hätte!), auf gefälligere Art und Weise nach vorne zu bringen, als per Schaufelschwung, wurde er herausgeschnitten und fortgeworfen, abgezupft und umgetopft. Das traurigste Gesicht der Bundesliga (früher hätte man sich so Nieselregengötter vorgestellt, rauchende) ersetzt durch einen jovialen, lustigen Mann mit Bauch, Bojan Prasnikar, der sich schnell als Hegel der Fußballphilosophie entpuppte: Weniger Fußball und mehr Vragel da Silva mach dann doch irgendwie mehr Fußball, und keiner versteht, warum.
Das Ergebnis da oben täuscht: der momentane Tabellenstand auch. Es wird, da bin ich sicher, reichen, vor allem mir, wenn ich mir nochmal so Spiele wie gegen den HSV ankucken muss.

Hannover hingegen, Heimstatt mittelmäßiger Nationalspieler, und nicht nur in dieser Hinsicht der Hertha verwandt, wird überschätzt (ein bißchen). Richtig viel überzeugendes war da nicht dabei, abgesehen von Werder, und auch das: nicht überzeugend, sehr spannend allerdings. Das Pflichtprogramm, das lief gut, aber dann: Gegen die Bayern und Leverkusen untergegangen, zu pomadig gegen Hamburg und gegen Schalke schlichtweg, oder aber schlechterdings am Schlingern gewesen. Zwei drei Ausrutscher (wie dieses Mal), und heraus kommt wieder ein Friedrich (Caspar David) als Saisongesamtbild.

*(Diese Aussage ist durch gebürtige Cottbusser verifiziert, also wehe, es schreit jemand „Ost-Bashing“. In einem solchen Falle müsste ich mit einem fröhlich-jovialem „Faschist“ antworten, und zwar einfach so.)

Schalke – Nürnberg 2:1
Schalkes Chancen: Aus fünf Metern Strand das Meer nicht treffen. Paragdigmatischer Halil Altintop: Wenn er knipsen sollte, gehen alle Alarmleuchten an. Ich ertappe mich beim Gedanken, das könnte was im Kopf sein, diese Fehlleistungen im gegnerischen Sechzehner: aber mit den Füßen klappts ja auch nicht. Gegen Hamburg, gegen Werder, gegen Stuttgart, Leverkusen, München und Rostock geführt, sich dann an der Nase herumführen lassen wie ein mittelmäßiger Tanzbär. Aber sympathisch: weil schlechte Verwalter.

Nürnberg dagegen, den Stuttgartern verbrüdert. Gut eingekauft, aber dann: lange Aufenthalte auf der Quarantänestation für die Neuankömmlinge. Verletzungspech und anderweitig auch, insgesamt sozusagen; trotzdem, keiner hat vor, den Weihnachtsbaum in Schutt und Asche zu legen. Obwohl, der Roth macht sowas gerne normalerweise. Im Gegensatz zu Middendorp aber wird Hans Meyer offensichtlich ernst genommen. Und wenn schon Ansprüche unterbieten, dann richtig.

Bremen – Leverkusen 5:2
Bremen: toll. Schwer, sich nicht vor Begeisterung die Schamhaare grün zu färben: noch schwerer, zu sagen, dass das CL-Ausscheiden trotz allem okay ist. Denn Stalteri war wegweisend in gewisser Hinsicht, was Werders Europa-Ausflüge anbelangte: Bei den Bremern gibt es immer ein, zwei Positionen, die zwar gut genug für die Bundesliga, in der CL andauernd überfordert. So viele schlechte Tage hat man selbst als Alkoholiker nicht, wie Pasanen, Vranjes, Schulz und Magnin so im Laufe der Zeit. Andererseits: Rosenberg. Ja, stimmt. Klappt aber nicht immer, leider.

Leverkusen aber, irgendwie unheimlich. Unter dem Schirm durchgerutscht. Kann mich kaum erinnern, die stehen da oben und ich weiß nicht warum. Wessen ich mich noch entsinne, sind Stefan Kießlings wenig graziös anmutende Versuche, den Ball so zu treffen, das er eine wie auch immer gewünschte Richtung einschlägt: häufiger scheiterte es schon am Treffen. Wenn der Ball Kießlings Geliebte ist, dann aber zickig wie Vickie Beckham.

Bielefeld – Stuttgart 2:0
Bielefeld, Meisterschaftskandidat, Bayernjäger, Bratwurst-Ernie, sektgefüllt, damals schon Wackeldackelkandidat, dann: Leistungsloch, langanhaltend. Debakelfußball: Middendrop raus. Wozu Mathias Hain noch sagt:

Ernst hat eine sehr spezielle Art und spezielle Methoden. Kurzfristig funktioniert das, aber langfristig scheint es schwer, diese Form wirkungsvoll durchzuziehen.

Jetzt also Frontzeck, auch der hat spezielle Methoden im Gepäck, die zwar erfolglos, aber antialkoholisch sind. Der frische Wind hat einen frischen Atem in Bielefeld.

Stuttgart tut einiges dafür die letzten Jahre, die Fanfluktuation auf Rekordniveau zu halten. Nach dem hoffnungsvollen Start gegen Schalke ging das Dopamin aus, und Veh schaute ratlos. Veh kann sehr schön ratlos schauen: Er runzelt dann etwas die Augenbrauen, steckt die Hände in die Taschen, wippt die Wampe leicht nach vorne und linst beinah schon in die Ferne, entdeckt dort nichts und dreht dann leck. Hat er häufig gemacht die Saison, das gibt extra Haltungspunkte, die aber mit den Minuspunkten in puncto Schäfer und Gomez (denen die Fähigkeit des nachdenklich Schauens nicht gegeben scheint) verrechnet wird.

Karlsruhe – Hamburg 1:1
Alle Jubeljahre darf sich ein anderer Kleiner im Konzert der Großen versuchen, Sympathieträger sein und sich hinterher auskaufen lassen: Nürnberg, Bielefeld, Gladbach, Bochum, 1860, und so weiter, und so weiter. Karlsruhe wird wohl die kürzeste Saison aller Bundesligisten spielen: Man darf gespannt sein, wie nach 35 erreichten Punkten die Leistungen aussehen werden. Jedenfalls seit Freiburg der rundheraus sympathischste Verein, dessen Verlauf ich ohne Herzklopfen mitansehe; das Management allerdings, das gibt Abzugspunkte.

Hamburg, räusper. Hamburg ist Cottbus2.0, nein: 1:0. Aber schön zu sehen, wie sich der HSV bemüht, allgegenwärtige Gemeinplätze realitätsnah zu dekonstruieren: Huub Stevens sieht noch immer aus wie eine eingedellte Tomate spanischer Provenienz. Erfolg macht eben nicht sexy.
Verwunderlich, dass ein so pragmatisch spielender Verein im Falle Van der Vaart an derart biedere, altbackene Gefühle appelliert: Anstand. Vertrauen. Maß. Gerüchteweise ging die Kunde, HSV-Fans hätten versucht, ein selbstgemaltes Plakatschild mit ins Stadion zu schmuggeln, auf welchem, mit blutroten Lettern, geschrieben stand: Unsre Ehre heißt Treue. Aber weil man es ihnen am Eingang abgenommen hat und das alles sowieso nur unbestätigte Gerüchte und überhaupt: Schwamm drüber.

Berlin – Bayern 0:0
Schön, diese Interviews mit Hoeneß, wenn er verstohlen zwinkernd darauf hinweist, man habe ja zwei brasilianische Nationalspieler im Kader und werde deswegen benachteiligt. Weil, wenn die die WM-Qualifikation. Jetlag. Kann nicht sein, sowas. Alte Tanten vertragen sowas schlecht, da muss man Rücksicht drauf nehmen. Andersrum lässt sich sagen, dass Hoeneß als Schönheitschirurg jede Saison aufs neue versagt: Es will einfach nicht gelingen, aus der Hertha ein modernes Hübschchen zu schneiden, ansehnlich und lecker. Was aber gelingt, und häufig: ihr die Würde zu nehmen.

Bei den Bayern hingegen, da geht das Märchen so: Weihnachtsmann Hoeneß ließ es Geschenke regnen auf Familienpapa Hitzfeld, bis der Rumenigge, aus rotgeränderten Gesichtsmuskeln zuckend, den Ruprecht gab, mit Verbalpeitsche. Nur eines der Kinder durfte am Krippenspiel mitwirken: Ribéry nämlich, als Wichtel. Und im Sack: ein neuer Trainer.

Wolfsburg – Dortmund 4:0
„Wir kaufen keine Konzepte, wir kaufen den ganzen Mann.“ So muss das geklungen haben im Turn- und Sportverein Volkswagen. Fairerweise soll gesagt werden, dass Magath keinen einfachen Job übernommen hat: 35 Leute im Kader, und trotzdem krebst die zweite Mannschaft auf dem letzten Platz der Regionalliga Nord herum. Also stimmt wohl etwas grundsätzlich nicht bei den zahnlosen, von Altersrheumatismen geschüttelten Wölfen, worüber man wochenlang schreiben könnte. Nur, eben: keinen interessierts. Und wie sagt Oscar Wilde so schön?

Gleichgültigkeit ist die Rache der Welt an den Mittelmäßigen.

Zitat des Jahres, Thomas Doll: „Jetzt weiß ich, auf wen ich mich verlassen kann.“ Hat er ab dem zweiten Spieltag jedes Mal die Mikrofone wissen lassen. Mal sehen (aber gähnend, Wiederholungen sind nicht so sehr mein Fall), wer ihn im Laufe der Spielzeit noch so alles verlässt.

Nachtisch folgt.

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Der Oliver-Kahn-Gedächtnisball


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