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Don’t slam poetry, hang the DJ instead. Ich monologisiere öffentlich.

lorenzen

Sachen scheiße finden kann jeder, es gehört zu den leichtesten, unverfänglichsten und konformsten Dingen, die man so tagein, tagaus machen kann. Und zu den langweiligsten und überflüssigsten auch noch. Man braucht keinen Mut, um etwas scheiße zu finden. Die Liste der Dinge, die ich scheiße finde, ist so lang, dass ich mir damit, wäre sie dreilagig, mein Leben lang … nee, dass ich aufgehört habe, mich für sie zu interessieren, obwohl sie sich immer wieder in mein Blickfeld drängt und mich ablenkt von den wichtigen Dingen. Denen nämlich, die gut sind.

Die große Kunst, Damenundherren, liegt also darin, Dinge gut zu finden, dazu zu stehen, sie zu verbreiten und sich und andere von ihnen inspirieren zu lassen, um selbst Gutes auf die Beine zu stellen. Nichts gegen einen toll geschriebenen Verriss, aber schreibt mal einen mitreißenden Text über euer Lieblingsalbum, der so reinhaut, dass jeder, der ihn liest, das Album kauft, ohne es gehört zu haben. Dann reden wir weiter, okee?

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#tvduell: We’re doomed

Twitter war voll mit Kommentaren zum #tvduell (und ist es noch immer), die nach der Sendung folgenden Talkrunden analysierten das Aufeinandertreffen von Merkel und Steinbrück, und heute titeln die Tageszeitungen mit ihrer Wertung des Ereignisses. Man könnte den Eindruck bekommen, dass gestern Abend etwas Großes passiert ist. Dabei war es nichts anderes als die durchgeplante Vorführung von Mittelmäßigkeit.
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#StopWatchingUs, Berlin, 27.7.2013 (Fotos, Video)

Zunächst war ich enttäuscht, als ich gegen 14 Uhr am Heinrichplatz in Berlin-Kreuzberg angekommen war. 400 bis 500 Menschen, schätzte ich, hatten von der Demo mitbekommen und sich in die Hitze geschleppt, ich fand, es hätten trotz der hohen Temperaturen von rund 35 Grad Tausende sein müssen. Als sich der Zug dann nach einigen Reden in Bewegung gesetzt hatte, kamen jedoch immer mehr Menschen hinzu und während des Spaziergangs zum Brandenburger Tor werden es dann wohl doch 2.000 oder sogar mehr Leute gewesen sein.

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Das Internet ist kaputt [Updates]

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UPDATE Für Capital habe ich den Artikel noch etwas erweitert.

Natürlich habe ich geahnt, vermutet, befürchtet, gewusst, dass nichts, was ich im Internet treibe, wirklich privat ist und bleibt. Und dass Behörden bei Verdacht auf kriminelle Handlungen Zugriff auf alles Mögliche haben, war mir klar. Das aktuelle Ausmaß der grundlosen Überwachung durch Systeme wie Prism oder Tempora und was da noch alles ans Licht kommen mag, lässt jedoch viele bisherige Verschwörungstheorien lächerlich naiv wirken.

Es ist eine Sache und schlimm genug, dass ich davon ausgehen muss, dass Mail-Kommunikation mit – sagen wir mal hypothetisch: Julian Assange – bei der NSA landet. Es ist jedoch noch mal eine ganz andere Geschichte, wenn nicht nur diese Kommunikation, sondern sämtliche meiner Mails aus einem bestimmten Zeitraum dorthin gelangen und ich erst zwei Jahre später davon erfahre. Wenn überhaupt.

Ich kann nun ahnen, vermuten, befürchten, wissen, warum die Bundesregierung nicht mit schärfster Kritik reagiert (immerhin aber die Justizministerin, zumindest in Richtung UK), ich kann sowohl die Forderungen als auch die Zuversicht von Peter Schaar teilen, doch die wichtigste Frage bleibt: Wie verhalten ich mich ab jetzt? Wie verändern die enthüllten Tatsachen mein eigenes Verhalten in der digitalen Welt?

Und vor allem: Wie kann ich sicherstellen, dass ich meine Grundrechte auch im Netz wahrnehmen kann?

Die frustrierende Antwort ist: Gar nicht. Das Internet ist kaputt. Für immer.
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2013: Das Web zurückerobern

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Die gesamte Grafik gibt es hier.

UPDATE Ich habe hier eine kleine Nachbearbeitung zu diesem Artikel getippt.

Facebook, Twitter, Google, Tumblr, Apple, Instagram, Pinterest und wie sie alle heißen … sie machen das Web kaputt.

Vorbei die Zeiten, in denen für die Öffentlichkeit gedachte Inhalte im öffentlichen Raum – dem Web nämlich – stattfanden, wo sie in den meisten Fällen von allen Internet-Nutzern gefunden, gesehen, verlinkt und kommentiert werden konnten. Vorbei auch die Zeiten, in denen die eigene Repräsentanz im Netz gleichbedeutend mit einer eigenen Homepage oder einem Blog war, auf denen ein individuelles Archiv der Meinungen, Links und Netzfundstücke der Betreiber entstand.

Heutzutage vergraben wir unsere kurzen Gedanken und Links in der Twitter-Wüste, unauffindbar nach nur wenigen Tagen. Wir posten längere Artikel bei G+ und können nur hoffen, dass Google den Dienst nicht irgendwann genauso einstellt wie viele andere Dienste zuvor. Und wenn wir das tolle Video suchen, das neulich jemand auf Facebook geteilt hat, dann sind wir aufgeschmissen, sobald die Facebook-Timeline es verschluckt hat.
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The Walking Dead Story

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(Achtung, dieser Artikel enthält ein paar kleinere Spoiler, wer also mit The Walking Dead noch anfangen möchte, sollte ihn nicht lesen.)

Erst jetzt bin ich nach vielfacher Empfehlung dazu gekommen, einige Folgen der amc-Erfolgsserie The Walking Dead zu schauen. Da ich eine Zeitlang mal in einem Büro mit Nerdcore-/Crackajack-René saß, ist mir die wahnsinnige psychologische Tiefe und philosophische Vielschichtigkeit des Genres durchaus bewusst. Anders gesagt: Ich kann so’n Zombie-Film schon auch mal klasse finden.

Bei The Walking Dead jedoch fällt mir Begeisterung schwer, denn nachdem der Respekt vor einer visuell prima ins „große Fernsehen“ übertragenen Comic-Serie verflogen ist, bleibt nur ein merkwürdiges und teilweise sogar ärgerlich schlechtes Drehbuch.
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Geld, Musik und YouTube

Wir reden uns die Köpfe heiß über das Internet im Zusammenhang mit Musik. Während die Einen das Netz als großartigen Verteiler für Songs und Sounds und als direkten Draht zum Fan empfinden, stellt es für die Anderen eine Bedrohung für ihr kreatives Schaffen dar – oder zumindest für die Entlohnung desselbigen.

Die Wahrheit wird wie immer auf einem gemäßigten Feld irgendwo dazwischen liegen und darauf warten, entdeckt zu werden, doch eines steht fest: Urheber, Komponisten, Musiker und andere Kreative im Netz verdienen längst und auch manchmal auch sehr ordentliches Geld im Netz, und zwar unter anderem auf YouTube.
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Plan B: Jetzt online erhältlich

plan b

Ich kann mich daran erinnern, wie es war, als ich die erste Schallplatte (also Vinyl) von der eigenen Band in der Hand hielt. Es war großartig, erhebend, spannend, aufregend und ich war sehr stolz drauf.

Seit heute, Freitag, den 2. November 2012, sind nun drei der Alben von Plan B erstmalig als reguläre Downloads online und in neu gemasterter Qualität erhältlich sowie als CDs vorbestellbar und … naja, es ist nicht ganz das gleiche Gefühl wie damals, als die schweren Kisten aus dem Presswerk kamen, die Zeiten haben sich eben geändert. Aber stolz bin ich trotzdem drauf, zumal die Alben nun auf dem Band-eigenen Label erschienen sind. Prost!

Plan B (Berlin) bei iTunes.

Greenhouse Effect, Intensified!, Cyber Chords bei Musicload.

Amazon-Partnerlinks:
Greenhouse Effect (MP3), Intensified! (MP3), Cyber Chords (MP3)
Greenhouse Effect (CD), Intensified! (CD), Cyber Chords (CD).

Für Fans: Die Facebook-Page.

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Netzgemüse: The Movie

Es ist eine verrückte Welt. Lego-Figuren fallen aus 40 Kilometer Höhe vom Himmel und für Bücher gibt es jetzt Trailer. Irre.

Die Netzgemüse-Facebook-Page für unser Buch, das am 19.11.2012 als Taschenbuch und als eBook erscheint und schon jetzt vorbestellbar ist (Partnerlink! Partnerlink!), ist gerade gestartet, das Blog zum Buch braucht noch ein paar Tage …

Wer als Bloggerin oder Blogger oder Journalistin oder Journalist Interesse an einem Rezensionsexemplar des Buches hat, schickt bitte einfach eine Mail an johnny at netzgemuese.com mit einem kleinen Hinweis, wo eine Rezension erscheint, wenn sie denn erscheint (Post-Adresse nicht vergessen!).

Und wenn wir mal irre lustig drauf sind, veröffentlichen wir die Outtakes vom Dreh des Trailers …

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Roche und Böhmermann ist die beste Show im deutschen Fernsehen

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Was in den letzten Jahren nur einigen Fußballspielen und Pop-Unfug wie dem Bundesvision-Song-Contest gelungen ist (und Letztgenanntem vermutlich mit dem letzten Mal zum letzten Mal), das haben Charlotte Roche und Jan Böhmermann endgültig und mit regelmäßiger Nachhaltigkeit geschafft: Ich schaue wieder TV. Und zwar nicht in der Mediathek, nicht hinterher auf YouTube, sondern genau dann, wenn die Sendung auf ZDFkultur läuft, nämlich Sonntags um 22 Uhr. Im Fernsehen. Ihr erinnert euch.

Ich kann natürlich auch begründen, warum ich Roche und Böhmermann für die beste TV-Show seit Jahren halte, ich wollte das begründen, wollte von Frau Roches tollem Fragestil berichten und davon, wie großartig ich es finde, wenn Jan Böhmermann einen Gast mitten im Satz grammatikalisch korrigiert, wollte von Olli Schulz‘ fantastischem Rant und Max Herres Eingeschnapptheit erzählen und auch davon, wie sehr ich Herrn Böhmermann in seiner latenten Wut auf Christopher Lauer verstanden habe. Und dann wollte ich noch etwas zu den fein formulierten Einspielern sagen, die oft hart sind, aber – wie die ganze Sendung übrigens – nie zynisch. Böse, aber nicht boshaft. Und ich wollte etwas über das grandiose Setting und die kleinen Rand-Gags schreiben und darüber, dass #RundB eine der wenigen Sendungen ist, die noch Unerwartetes bieten.

Und dann kam am Dienstag Abend die vorerst unbestätigte Meldung rein, dass Roche und Böhmermann den Fernsehpreis gewonnen hätten und da dachte ich: Mist, dachte ich, mein Artikel ist so dermaßen zu spät, dass ich ihn in die Tonne treten sollte, stattdessen haue ich ihn jetzt einfach so raus. Denn wenn das stimmt, dann haben die beiden plus Redaktion und Produktion den Preis verdient, auch wenn mich sonst einen feuchten Dreck interessiert, wer diesen Preis bekommt. Denn ich möchte, dass diese Show alle Preise verdient, die es gibt.

UPDATE 22:37 Uhr: Es ist ein Förderpreis für die Produktion. Unter anderem für den „Retro-Look“ (herrje …).

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ZDF log in: Manfred Spitzer, Jimmy Schulz und icke

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Links: Johnny. Rechts: Jimmy. Nicht im Bild: Manni.

Das war anstrengend, aber interessant: Ich war als Gast bei der ZDF-Sendung „log in“ und kam leider nicht dazu, mit dem Bestseller-Autor Manfred Spitzer über tatsächliche Herausforderungen im Zusammenhang mit digitalen Medien zu diskutieren, habe aber immerhin im Vorfeld der Sendung während der Recherche den Begriff Gish-Galopping (auf Deutsch etwa: „sarrazinen“) kennengelernt. Und ich bleibe auch nach der Sendung bei meiner Überzeugung, dass Spitzer keinerlei Lösungen bietet, sondern als Angstmacher auftritt.

Den Mitschnitt der Sendung findet ihr in der Mediathek.

UPDATE Guido Brombach hat damit begonnen, „Gegenstudien“ zu Spitzers Thesen zu sammeln. Es sei außerdem darauf hingewiesen, dass es sich bei der von Spitzer herangezogenen südkoreanischen „Studie“ zur Vergesslichkeit durch an digitale Geräte ausgelagerte Aufgaben offenbar um diese Umfrage (!) einer Job-Website handelt, und dass „digitale Demenz“ in Südkorea eher ein Mode- und Medienwort ist und nicht als Krankheit angesehen wird.

Außerdem: Nilz Bokelberg lehnt es nach der Sichtung von „log in“ ab, bei Jauch mit Spitzer zu diskutieren.

UPDATE Ebenfalls sehr lesenswert und unterhaltsam: „Wenn Spitzer Studien zitiert“.

UPDATE Prof. Dr. Heinz Moser zu Spitzers Buch.

„Wo ist eigentlich jener Teil des Bildungs-Bürgertums abgeblieben, der mit dem Fortschritt, mit der Globalisierung, mit komplexen gesellschaftlichen Verhältnissen und Entscheidungsstrukturen, mit Technik und Internet, mit Bildungs- und Vernetzungsmöglichkeiten – also mit der heutigen Welt – etwas anzufangen weiß?“
Wolfgang Michal bei carta.

UPDATE Im Zusammenhang mit den Debatten macht sich Addliss um eben jene Gedanken: Die zwei Paradigmen der Internetdiskussion.

UPDATE Das JFF – Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis hat sich ebenfalls geäußert: „Hier wird mit den Ängsten und Sorgen von Eltern und professionell Erziehenden gespielt anstatt aufzuklären.“ (Danke, biblio!)

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GEMA: Die unendliche Geschichte

Mein gefühlt halber Facebook-Bekanntenkreis schimpft gerade über das Interview der Berliner Zeitung mit der GEMA-Sprecherin Gaby Schilcher zur umstrittenen Tarifreform ihrer Arbeitgeberin. An persönlichen Beleidigungen in den Kommentaren zum Artikel mangelt es nicht, eher schon an Zahlen, Fakten und einem sachlichen Umgangston in eben diesem – auf beiden Seiten des Gesprächs.

An dieser Stelle daher zwei etwas ruhigere und gleichzeitig informativere Lesetipps für diejenigen unter uns, die immer noch nicht durchblicken (also quasi alle, nehme ich mal an und schließe mich mit ein …):

Sebastian Schwerk bei mittelstern.
Thomas Hohnen beim MT Portalblog.

Ergänzende Lesetipps sind herzlich willkommen, auch wenn immer mehr Meinungen und Zahlen den Durchblick auch nicht zu vereinfachen scheinen. Manchmal wünscht man sich wirklich einen kompletten Reset mit anschließendem Neustart in diesem ganzen Wahnsinnssystem. Aber das geht einem ja nicht nur in Sachen Urhebervergütungen so.