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Meine RAF

Wann immer es in den vergangenen Jahren um die RAF ging (und jetzt wieder zur Entlassung von Christian Klar, habe ich gemerkt, dass ich eigentlich Stellung beziehen müsste. Dass die Sache ja eigentlich ganz klar ist, aber etwas in mir etwas ganz anderes sagt. Weil die Wirklichkeit zu akzeptieren bedeutet, den zu verraten, der ich mit 15 war.
Der erste RAF-Anschlag, an den ich mich erinnere, war der auf Alfred Herrhausen. Ich muss davon wohl morgens im Radio erfahren haben, denn ich habe es noch recht klar vor Augen, dass ich auf dem Weg zur Schule äußerst beschwingt war.

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Die Denk-Krise

Als der Psychologe Norbert Bischof Assistent von Konrad Lorenz wurde, war seine einzige Aufgabe, ein paar Jungvögel großzuziehen. Ein Jahr lang wurde ihm ein volles Assistentengehalt dafür gezahlt, mit zwei jungen Blässgänsen durch die oberbayerische Hochmoorlandschaft zu spazieren. Niemand hatte erwartet, dass er mit einer Hypothese seine Arbeit beginnt, nicht einmal mit einer Fragestellung im Hinterkopf sollte er die jungen Gänse beobachten. Und doch erschütterten die Folgen dieses Jahres mit den beiden Gänsen die Fundamente der Psychologie. Read on my dear…

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Jonathan Haidt: Konservative und liberale Psyche

Jonathan Haidt, Psychologieprofessor mit dem Schwerpunkt ‚Moralforschung‘, hat einen bemerkenswerten TED-Vortrag gehalten. Er destilliert aus der Gewichtung der fünf moralischen Werten (Care, Fairness/Justice, Loyalty, Respect, Purity) die politische Einstellung. Ob rechts, ob links, ob Mitte, das alles erklärt sich aus der Moral. Vortrag und einige sehr kritische Anmerkungen nach dem Klick.

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Myspace-Mädchen

Wenn die Wirklichkeit ein Schnappschuss ist, ist die Utopie ein Myspace-Mädchen.
Natürlich habe ich schon vom Myspace-Angle gehört, ich kenne Photoshop und im Allgemeinen bin ich auch kein Optimist und habe darüber hinaus genug Vorstellungskraft, um mir denken zu können, was sich in Wahrheit dahinter verbirgt. Aber wenn ich für einen Moment meine übliche Rolle als in geschlechtergerechter Sprache schreibendes Blog-Neutrum verlasse, dann drängt es sich auf festzuhalten, dass die Welt ein besserer Ort wäre, wenn alle Menschen aussähen wie Myspace-Mädchen.

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Zwei Kirchen in Nordneukölln

Die letzten Jahre waren keine guten für die traditionelle Kirche. Selbstherrliche Kirchenfürsten, der Erfolg der freikirchlichen Bewegung, Mitgliederschwund und zunehmende Bedeutungslosigkeit: so sieht sie aus, die Moderne. Und immer wieder die Frage, welche Bedeutung das Wort christlich heute noch hat: ein Besuch in zwei Kirchen in Nordneukölln.

(Alle Fotos (CC) Stefanie Lamm)

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Roger Kusch an der Grenze

In dem Kindergarten, in den ich gegangen bin, gab es extra-große Windeln, damit die Erzieherinnen nicht mit uns aufs Klo mussten. Es gab starke Beruhigungsmittel für die Unruhigen und wenn trotzdem jemand tobte, wurde er an einen Stuhl gebunden. Wenn wir nicht aßen, wurde uns der Löffel gewaltsam in den Mund geschoben, alles musste immer schnell gehen, geredet hat nie jemand mit uns.

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Elite

Dass der Begriff Elite umstritten ist, liegt in der Natur der Dinge. Denn wenn die einen die Auslese einer Gesellschaft sind, was sind dann die anderen? Überflüssig? Masse? Plebs? Elitenbefürworter bespötteln die typisch deutsche Elitenangst, während die Ängstlichen lieber nicht ins Kröpfchen wandern würden. Was ist nun mit der Elite? Brauchen wir Exzellenz im Bildungswesen?

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49

Wo ist das Leben?

Beim Spiel Frankreich gegen Italien saß ich mit einer Reihe von Leuten zusammen, die davon leben, online zu publizieren. Das Gespräch kam irgendwann darauf, dass alle es schon einmal erlebt hatten, dass ihre Arbeit ernster genommen wird, wenn sie gedruckt vorliegt – ich selbst bin kürzlich erst wieder gefragt worden, ob es von mir etwas gebe, das man anfassen kann*. Hinter dieser Verachtung des auf dem Bildschirm erscheinenden Wortes verbirgt sich eine Frage, die auch in Blogs immer wieder diskutiert wird – ist online verbrachte Zeit vergeudete Lebenszeit?

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Ärzte und das Internet

Ärzte schütteln immer den Kopf UND verdrehen die Augen UND sagen dabei mit Nachäff-Stimme „Im Internet“, wenn ich erzähle, was ich im Netz zu meiner jeweiligen Krankheit gelesen habe. Als hätte man vor, zu belegen, dass die Attentäter des 11. September allesamt Ärzte waren. Das ist sehr schade, denn gerade die Artikel in der Wikipedia sind oft hervorragend. Außerdem hat das Netz mir am Wochenende die Gesundheit bewahrt.

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Volks-Freud: Du bist Österreich

Allerorten ergehen sich die Schreiber über den Volkscharaker der Österreicher. Volk ist ja überall. Mal schauen, was in anderen Ländern so los ist.

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31

Shut up and sing

Man is least himself when he talks in his own person
Give him a mask and he will tell the truth
(Oscar Wilde)

Von irrwitzigen Kulturscheuklapplern und Biznessquacksalbern schon lange fehlprognostiziert, taucht es in ZeitenVZ erneut und verstärkt auf, das Märchen vom planbaren Künstler (2.0, natürlich), dessen Erfolg von Transparenz, Zugänglichkeit und dem direkten Dialog mit seinen Fans abhängig sei. Ohne diese Faktoren könne kein Musiker mehr einen Fuß auf die Monitorbox bringen, meint beispielsweise und nicht zuerst Thomas Euler beim PR-Blog und konstruiert auf dieser Basis Thesen, die vielleicht aus internetter PRetriebsblindheit heraus entstanden und daher an den Haaren herbeigezogen sind. Zeit zur Widerrede.

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Allgemeine Sozialbedingungen

„Dieser Service ist kostenlos.“ — „Die Anmeldung bei unserem Dienst ist mit keinerlei Kosten verbunden.“ — „Dieses Portal bleibt kostenfrei.“

Die verschiedensten Dienste im Netz buhlen um die Gunst der Nutzer und versprechen dabei keinerlei Kosten zu verursachen. Was nicht stimmt. Denn selbstverständlich bezahlen wir jeden kommerziellen Service in wertvollen Währungen, nämlich mit unserer Aufmerksamkeit und unseren Daten. Nicht nur bei StudiVZ.

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