Archiv

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Ahne: Bär hin, Bär her

Der von uns bereits empfohlene Ahne, der hier bloggt und dort lesebühnt, hat uns freundlicherweise seinen Berlinale-Text zur Verfügung gestellt, den wir mögen und außerdem ist ja gerade Berlinale, passt also.
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Kirsten Fuchs, Männerversteherin

Das werde ich nie mehr los und freue mich schon jetzt auf kommende verpfuschte Abendrot-Emomente!

Als letztes Jahr ein Schnee in dicken Flocken vom Himmel stob, da lehnten wir aneinander Arm in Arm am Fenster zur Südseite — ich wohne ganz oben über der lärmenden Stadt- über mir wohnt nur Herr Himmel. Dunkelstblö spannte der Abend seine Schwingen über uns um zum Nachtflug anzuheben — wir hatten den Tag über einen Stammstreit in mehrere Nebenstreits verästelt und bis in jedes kleien Zweiglein hineingestritten. Nun standen wir, des Uneins-seins übertrüssig beisammen, ich unter seinem Armdach — gereckt nach einem Kusse von seinen herrlich bartumstoppelten Lippen — schön wars und als es gerade schön war, sagte er „žZieh mal!“ und hielt mir seinen Finger hin.

Danke, Kirsten Fuchs!

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Ein Weihnachtsmärchen

Weihnachten 2001, es schneite, scheiß Natur. Es war der erste Weihnachtsfeiertag, und Pitt stand auf einer Holzterasse in der Kälte, um zu rauchen. Drinnen stand Frau Wempe und wünschte ihm einen schnellen, aber schmerzhaften Tod. Wann immer er das Wohnzimmer verließ, um draußen zu rauchen, schloss sie nonchalant die Terassentür hinter ihm ab, um ihn dann hämisch anzugrinsen, wenn er nach vollendeter Zigarette am Knauf rüttelte. Er vermied es, unter der Regenrinne zu stehen, denn Frau Wempe war es durchaus zuzutrauen, dass sie die von dort herunterhängenden Eiszapfen angesägt hatte in der Hoffnung, einer möge sich durch die Erschütterung seiner Schritte von der Rinne lösen und ihm den Schädel spalten.

Sie hatten kein sonderlich gutes Verhältnis. Denn er hatte ihr die Tochter geklaut.

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Das Schönes-Wochenende-Ticket

Ohne das Schönes-Wochenende-Ticket der Bahn hätte ich in den 1990ern viel weniger Zeit in Berlin verbracht, hätte die Stadt nicht so und nicht so ausdauernd kennengelernt, ohne Wochenendticket der Bahn wäre ich vielleicht nie nach Berlin gezogen. Ohne Wochenendticket hätte meine Jugend rund um Stuttgart nicht einmal annähernd an die von Punks im Allgäu herangereicht.
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Heimat

Kürzlich erschien das neue Stijlroyal-Magazin, mit Texten von u.a. Sibylle Berg, dem Vergrämer, Else Buschheuer und vielen anderen mehr. Das Heft gibt es hier zu kaufen, am Samstag findet in Wiesbaden die Releaseparty statt. Statt vieler weiterer Worte folgt mein übellauniger Text zum Thema Heimat, der es auch ins Magazin geschafft hat. Nach dem Baumstamm.
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Punk Dead II

Der 1. Teil ist hier

Wir waren damals in jener Übergangsphase, die nur Landkinder erleben: Wir luden uns nicht mehr abends gegenseitig in unsere Käffer, unsere Elternhäuser ein, um zusammen in einem der Kinderzimmer zu schlafen, nachdem wir einen Nachmittag lang gemeinsam Hausaufgaben gemacht, Fußball gespielt und die Simpsons gesehen hatten. Aber wir hatten noch nicht damit begonnen, wilde Sturmfrei-Partys zu feiern. Meistens sahen wir uns nachmittags, während der Mittagspause oder weil wir sonst „in der Stadt“ blieben, saßen herum und spielten rauchen.

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Funkloch

Ohne diesen Schmerz fehlt mir etwas. Eine latente Sehnenscheidenentzündung an der rechten Hand ist Verwirklichung meines virtuellen Daseins im Körperlichen. Irgendein Mobile Device muss quasi permanent in meinen Fingern liegen, egal was ich sonst treibe. Ständige Kommunikationsbereitschaft, die Synapsen einhändig an den Funkpuls des Internets binden.

Doch kürzlich blieb der Puls aus.
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Einzugsbereich

I live by the river!

– Werbung in eigener Sache –


Der folgende Text und 14 weitere Kracher der Unterhaltungsliteratur befinden sich in dem eBook „I live by the river!“, das man hier für lächerliche € 0,99 kaufen kann und auch soll! Infos dazu gibt es auch hier.
– Ende der Werbung in eigener Sache –

Die zwei Holzscheiben für die Geschirrspülerabdeckung fehlten im Paket und sind leider nicht am Lager, werden aber per Post nachgeliefert, irgendwann. Die Zuleitung zum Gaskochfeld scheint laut Manometer undicht zu sein, der Fachmann muss gerufen werden; der Fachmann, der wie alle anderen Fachmänner von Wirtschaftskrise nicht einmal gelesen zu haben scheint und daher keinen Termin frei hat. Irgendwo gibt es einen kleineren Wasserschaden. Die Scheuerleisten sehen aus wie Sau und wo verdammt ist der Karton mit meinen Socken?

Kein Zweifel: Wir sind umgezogen.
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Punk dead


Das ist Punk, dachten wir. So wie er, dachten wir. So gut man eben mit vierzehn Punk sein konnte in einer süddeutschen Kleinstadt, also nicht sehr. Ein Freund aus Cottbus hat mir mal erzählt, es gäbe bei ihnen nur drei Möglichkeiten, was man als Teenager sein könnte: Punk, Nazi oder Hiphoper. In einer idyllischen süddeutschen Kleinstadt mit spitzen Kirchtürmen und den Lateinleistungskursen, mit den ganzen Audis als Zweitwagen, den Wälder und Wiesen, den Kühen auf der Weide und den Ochsen im Rathaus, war das anders. Wir waren sosehr Provinz, wir hatten noch nicht einmal Subkultur. Der nächste soziale Brennpunkt war ein Asylbewerberheim in vierzig Kilometer Entfernung, München und Stuttgart hielten wir für Großstädte. Wir hatten keine Ahnung, von nichts. Wir hatten noch nicht einmal Hitler-Witze gemacht.

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Alte Frau

Im Syndikat sitzt in der Ecke die alte Frau und murmelt vor sich hin. Sie brummt ein bisschen und spielt mit dem Feuerzeug. Ihr Gesicht ist ganz zerknittert, die Haare trägt sie in Fetzen. Wir sehen uns um, es gibt keinen freien Tisch mehr. Nur noch die Stühle bei der alten Frau.

„Tschuldigung, ist da noch frei?“

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Der schlimmste Job, den ich je hatte

Irgendwann kamen wir uns selbst albern vor, packten unsere iPhones weg und taten das, was andere Leute in unserer Situation auch tun: Wir bestellten drei dritte Bier und packten Anekdoten auf den Tisch. Max erklärte, wie man früher im Osten an eine neue Wohnung kam, René holte die besten Taxifahrer-Stories raus und schon waren wir bei:

Hier dramatische Musik vorstellen
Der schlimmste Job, den ich je hatte!
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Beim Friseur

Frauen, die etwas ändern wollen, gehen zum Friseur, sagen führende Friseurzeitschriften.
Vielleicht steckt da eine tiefere Weisheit drin. Da ich offen bin für tiefere Weisheiten, fahre ich also zu meinem Friseur. Das Mädchen, das mir immer die Haare schneidet und das ich nur wiedererkenne, weil sie unter all den zauberhaften Homosexuellen das einzige Mädchen ist, hat Zeit. Das letzte Mal sah sie aus wie Marylin Monroe nach der Überdosis, jetzt wie Kylie Minogue im Video von Can´t get you out of my Head. Manchmal ist sie sehr hübsch. Wir betrachten mich im Spiegel und denken darüber nach, was mir stehen würde. Wir blättern ein paar Magazine mit Frisurbeispielen durch. Alles zuviel Frisur. Die Models sind alle 20 und sehen aus wie äußerst attraktive Mädchen. Ich bin 34 und sehe aus. Mann, sehe ich aus! Read on my dear…