Deutschland – Japan 0:1 n.V.
Am Ende sagte Silvia Neid diesen einen Satz. Einen uninspirierten, ideenlosen, entlarvenden Satz. Ein Satz, der das große Missverständnis zwischen Sommermärchen und Silvia Neid war. Sie sagte: „Wir waren nicht in der Lage, ein Tor zu machen, obwohl wir viele Standards hatten.“
Standards? Wieso denn Standards? War das der Matchplan? Eckbälle schinden und hoffen, dass die Japanerinnen nicht hoch genug hüpfen können? Es sah ganz danach aus. Es ist den Deutschen ja auch weiter nichts eingefallen. Nicht einmal haben sie in 120 Minuten gefährlich aufs Tor geschossen. Nicht einmal. Es gab auch kaum einmal eine Idee, wie man das machen könnte: einmal gefährlich aufs Tor zu schießen. Es interessierte sich auch kaum jemand dafür, dazu eine Idee zu entwickeln. Stattdessen standen hinten drei Verteidiger um eine bedauernswerte Japanerin herum, um mögliche Konter und hohe Bälle abzufangen. Davor das defensive Mittelfeld, das nach vorne in etwa so viel Kreativität entwickelte wie ein Karaokeabend im Altersheim.
Da kann die Nationalmannschaft seit den 50ern das 4-2-3-1 spielen, wenn die Idee hinter dem System nur darauf abzielt, das Spiel zu zerstören. Man kann Chopin nicht mit Boxhandschuhen an den Händen spielen. Solche Spiele zu sehen ist schon bei Erfolg kaum erträglich. Wenn man so auch noch verliert, bleibt überhaupt nichts mehr, woran sich der Zuschauer freuen kann.
Read on my dear…