Jetzt mal Hand aufs Herz, wer von Euch schafft es, im Urlaub vollständig auf sein Handy und das Internet zu verzichten? Ich nehme mir das jedes Mal vor, am Ende ist das Verlangen, nicht völlig von der Welt abgeschnitten zu sein aber dennoch zu groß. Nichts zu machen. Wir sind alle Sklaven des Smartphones. „Schnell mal schauen, was auf Twitter los ist.“, „Hat mir jemand eine E-Mail geschrieben?“, „Was machen meine Freunde auf Facebook?“.
Das Problem dabei: im Ausland kann dieses Verlangen ganz schnell ins Geld gehen. Tante EU sei Dank ist Daten-Roaming zwar mittlerweile recht bezahlbar, für viele Verträge und vor allem für die vielfältigen Möglichkeiten der Smartphones gilt aber weiterhin, dass man ordentlich aufpassen muss. Andernfalls herrscht bald Ebbe in der Urlaubskasse, das böse Erwachen erwartet einen mit der nächsten Mobilfunkrechnung. Natürlich gibt es Möglichkeiten, wie freie WLANs, Internet-Cafés oder eben ausländische Prepaid-Karten. Das ist aber umständlich. Wer an die ständige Verfügbarkeit des Internets in der Hosentasche einmal gewöhnt ist, der möchte nicht erst zum nächsten Access-Point laufen, um Netz zu bekommen.
Bei meinem letzten Irland-Urlaub ging es mir gleich am Flughafen in Dublin so. Wie komme ich am schnellsten in die Stadt? Klar, Griff in die Hosentasche, iPhone raus, Flughafen-Webseite mit Verkehrsmittelplan – ach nein, geht ja nicht, ist ja hier im Ausland teuer. Aber halt, vielleicht gibt es ja am Airport ein Gratis-WiFi? Fehlanzeige? Na dann halt auf die altmodische Art. Und tatsächlich, ich habe es geschafft, auch ohne Smartphone die nächste Bushaltestelle zu finden. Zum Glück sind Handytickets in Deutschland noch nicht so weit verbreitet, sonst wäre mir wohl das Bezahlen des Busfahrers mit Bargeld statt per Handy wohl seltsam vorgekommen.
In Situationen wie diesen merke ich, wie abhängig wir mittlerweile von den kleinen Wunderwerken der Technik geworden sind. Manchmal sollte man wirklich einmal abschalten. Wie früher auf den Stadtplan gucken statt auf Google Maps. Wäre entspannter, dem Prozess „Reisen“ angemessener. Sich treiben lassen, umherwandern statt zielgerichtet per Smartphone geleitet zu werden. Ist es nicht geradezu eine Ironie, dass der Begriff „Roaming“ genau das bedeutet? „Umherwandern“? Vielleicht ist es ja gut, dass Neelie Kroes es, trotz ihrer begrüßenswerten EU-Roaming-Initiative, noch nicht geschafft hat, Daten-Roaming wirklich günstig zu bekommen. Vielleicht sollten wir die nächsten Jahre im Ausland auch mal ohne Handy auskommen. Mit einem Gefühl, das etwas fehlt, was uns aber sicherlich spannendere Reisen beschert.