Auslandssemester. Wir schreiben das Jahr 2011.
Das Schicksal meinte es gut mit mir und so bat man mir einen Platz für drei Monate in Singapur an. Singapur – die Stadt des Merlion.
Hier weht ein anderer Wind. Es existieren harte Strafen auf alles – Essen+Trinken in der Metro, Kaugummi-Verbot und Rauchverbot überall in der Stadt.
Es ist so sauber wie ich es bisher noch nirgendwo sonst erlebte. Alle scheinen sich an das Regelwerk zu halten, aber es scheint kaum jemand zu kontrollieren.
Alkohol wird künstlich teurer gemacht und mit Steuern belegt. Singapur ist vollkommen sicher, sogar sicher als Deutschland, versicherte man uns unzählige male. Ein Zusammenhang?
Es herrscht außerdem eine strenge Wohnungspolitik. Der Staat entscheidet wer dein Nachbar sein darf. Ghettobildung wird so vermieden.
„Die Republik ist so klein, dass sie die Preise für den Autokauf regulieren.“ Sie? Sie. Der Staat. Solche Aussagen bekommt man von Einheimischen sehr oft zugetragen. Sie verstehen die Entscheidungen „von oben“ kaum, aber sie respektieren sie. „Die Straßen sind sehr begrenzt, deshalb gibt es eine Art zusätzliche Steuer auf den Autokauf.“ So sind Autos fast so teuer, wie bei uns ganze Häuser. Unfassbar. Auch der Wohnungspreis ist enorm, und man ist verpflichtet von seinem Lohn einen Anteil zu sparen für einen möglichen Kauf, irgendwann.
Ist soviel Regulierung gut? Kann soviel Regulierung funktionieren?
Der öffentliche Nahverkehr und selbst die Taxis sind subventioniert. Im Vergleich ist ein Trip durch die Stadt somit spottbillig.
Beim Kauf einer RFID-Karte von den Nahverkehrsbetrieben, die problemlos getrackt werden könnte bei den Fahrten, werden keine Personalien benötigt. Man reist völlig anonym. In Deutschland, wo auf jeder Monatskarte schon ein Foto klebt, wäre so eine Praxis wohl nicht denbar.
Singapur ist vielleicht ein gutes Beispiel dafür, dass ein übermächtiger Staat nicht unbedingt problematisch sein muss. Die Einschränkungen für den Einzelnen müssen nur ertragbar genug sein.
Die staatlichen Zuschüsse kommen sicher allen zugute. Und die Einnahmen werden vielleicht über die heftigen anderen Steuern wiederum bestritten.