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Die Huch!-Wirtschaft

Ich verstehe Wirtschaft nicht wirklich, ich bin immer wieder ratloser Amateur, was das angeht.

Ich dachte z.B. immer, dass es speziell in sehr großen Unternehmen mit fast gleich bleibender Kundenzahl relativ leicht und auch zwingend nötig sei, Prognosen zu treffen, ein paar Jahre in die Zukunft zu rechnen, Pläne zu schmieden und deren Einhaltung wenigstens zu versuchen.

Aber das ist gar nicht so.

Die Wahrheit ist, dass Konzern-Manager (nehmen wir mal als Beispiel die Führungsetagen der deutschen Krankenkassen) keinen Schimmer haben, wie das Geschäft so läuft. So ist der Februar eines jeden Jahres ein wirklich intensiver Monat für die Herren, begleitet von immenser Spannung schon in den Wochen davor: Wie es wohl gelaufen ist, das letzte Jahr? Meint ihr, wir haben Plus oder Minus? Keine Ahnung, aber ich bin schon ganz aufgeregt! Was machen wir denn, wenn wir Gewinn gemacht haben? Na mal sehen, können wir ja dann noch entscheiden!

Wenn dann die endgültigen Zahlen ausgespuckt werden (ein kleiner Zettel mit einer langen Zahl kommt aus einem Schlitz in der Mitte eines riesigen Computers, der vorher einen ganzen Monat lang gerechnet hat), ist es im Raum totenstill.

Eine angeheuerte Hostess mit Kurzzeitgedächtnis (Firmeninterna!), die aber Zahlen lesen kann, nimmt den Zettel und geht an ein Mikrofon, das kurz pfeift und damit die Nervösität der Anwesenden noch einmal steigert.

Das laute Verkünden der Zahl auf dem kleinen Zettel klingt wie das Verlesen einer einzigen Lottozahl und wird mit wahnsinniger Enttäuschung oder frenetischem Jubel kommentiert. Dann die Pressemitteilungen raus. Alle sollen es wissen.

So stelle ich mir das vor, denn anders kann ich mir nicht erklären, wie es die Krankenkassen schaffen, 2003 genauso überrascht über 3,5 Milliarden Miese zu sein wie jetzt über 4 Milliarden Gewinn.

Wie gesagt, ich habe keine Ahnung von Wirtschaft.

Aber wenn ich schon dabei bin, keine Ahnung zu haben: Wann wird eigentlich damit begonnen, die völlig unsinnige Diskussion um die Senkung der KK-Beiträge um 0,2% (somit je 0,1% Wahnsinnsersparnis für Arbeitnehmer und Arbeitgeber) in eine Diskussion darüber zu verlegen, ob nicht man mal bei anderen klingelt, die vielleicht noch ein paar Milliärdchen mehr Gewinn machen? Zum Beispiel die Pharmaindustrie?

Hat da jemand eine Ahnung?

30 Kommentare

  1. 01

    Nein, leider nicht.

  2. 02
    Lord of Karma

    Aus dem selben Grund, warum die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinander geht, weshalb es eine Globalisierung gibt, weshalb es eine SO große EU geben muss, weshalb der Euro vorschnell eingeführt wurde:

    Die Unter- und Mittelschicht wird zugunsten der Oberschicht ausgequetscht.

    Und wir halten still………………..

  3. 03

    Ich lerne diesen ganzen Quatsch gerade in der Berufsschule, als Großhändler muss man erstmal durch den ganzen „Schätzungsunsinn“ durchsteigen den sich die Geldvermehrer da über Jahrhunderte zurecht gebogen haben. Ich hatte bis jetzt gedacht Schätzungen und hypothetische Annahmen zur Berechnung von Variablen gibt es nur in den Naturwissenschaften. Da hat mir auch mein Abitur nicht geholfen. Das Problem an der ganzen Sache ist das diese Prognosen und Berechnungen nicht viel bringen wenn die Leute die den Prozess zu steuern haben (die die Entscheidungsbefugnis haben) zu sehr damit beschäftigt sind sich mit Kunden-Dinés und Firmenwagenputzen auszulasten. Ab einem gewissen „Grad der Macht“ muss man sich einfach um solche Kinkerlitzchen wie Mitarbeiterbindung oder Einblick in das Unternehmen nicht mehr befassen, weil man nen Haufen Leute hat die vor Angst um den Arbeitsplatz sowieso alles für einen erledigen und zum anderen durch gewaltige Einkommensunterschiede in einer ganz anderen „Liga“ Menschen spielt. Ein Prokurist mit fünfstelligem Monatseinkommen unterhält sich nun mal sehr selten über Fussball oder ähnlich banale (aber Sozialverträgliche) Themen. Und wenn schon der Begriff „Arbeit“ in der Definition von Umzugskartons schleppen und Stundenlang mit Kopieren zubringen bis hin zum vierstündigen Luxusmeeting im 5-Sterne Hotel mit anschließender Übernachtung und Flug nach Hause variiert, dann will ich nicht wissen wie viele Konflikte es da bei einem „Weltbild“ erst gibt. Über das Thema könnte ich mich stundenlang auslassen. Bei Interesse kurze Mail, ich diskutiere liebend gerne.

  4. 04

    Findet ihr eigentlich, dass ein Spreeblick-Forum Sinn machen würde? Oft sind ja die Kommentar-Stränge spannender als die Artikel, aber eben schwer zu verfolgen…

    Naja, ich denk mal drüber nach.

  5. 05
    Matthias

    Nach dem Vorbild von Userfriendly vielleicht. Die Forumssoftware gefällt mir ganz gur und ist auch frei verfügbar.

  6. 06

    Aber das ist schon auch recht hässlich und unübersichtlich, oder?

  7. 07
    Peter the man without hair

    Ja habe ich!
    Unternehmen die nicht wirklich den Marktwirtschaftlichen Gegebenheiten unterliegen müssen auch keine Ahnung von Wirtschaft haben. Aus diesem Grund wird ja auch eine Wirtschaftliche Vorrausschau in Auftrag gegeben, die aber nicht hilft, weil Sie eh nie stimmt! (Das bezieht sich auf Krankenkassen!)

    Bei Pharmaunternehmen liegt der Fall etwas anders. Warum sollten die Preise für Medikamente gesenkt werden, wenn die Krankenkassen bereit sind, die derzeitigen Preise zu zahlen. Davon abgesehen können die aber planen was an Kohle reinkommt.

    Ich könnte das eventuell noch genauer erklären, aber das würde hier den Rahmen sprengen! (is ja nicht mein Blog!) :-)

  8. 08

    Also ich bevorzuge die Artikel-Foren-Struktur bei CodeProject (z.B. hier, ganz unten) und zwar, weil

    a) CodeProject klasse ist und
    b) Die Programmierung der Artikel-Foren von mir ischt :-)

  9. 09

    Oh ne! Kein Forum. Vielleicht sind es nur meine Vorurteilen Foren gegenüber, aber Foren scheinen mir etwas zum abrutschen zu neigen. Manchmal habe ich das Gefühl, dass das Pöbler und „First!“ Poster anlockt. Und die gibt es ja hier nicht. Ich denke da z.B. an das Heise Forum. Was ich allerdings tatsächlich sehr cool finden würde: Kommentare zu von mir gewählten Artikeln als Feed lesen zu können. So ähnlich wie die „Subscribe to comments“ Funktion, aber eben als Feed und ohne Notwendigkeit einen Kommentar schreiben zu müssen. Aber Kommentare via Mail zu bekommen ist auch schon cool. :)

  10. 10

    in foren empfiehlt sich zudem eine registrierung, da sonst frisch & fröhlich jeder seinen *müll* frei von der leber lässt und solche sachen dann meist ausarten :-(

  11. 11

    also ich nutz als Forum SimpleMachines ( http://www.simplemachines.org ) und bin damit sehr zufrieden..

  12. 12

    Schließe mich meinem Vorredner an. Foren saugen.

  13. 13

    Gibt’s nicht sowas wie nested comments für WP?

  14. 14
  15. 15

    Ja, mal sehen, ob nested comments nicht die Wahl sein sollten. Foren arten u.U. aus, das sehe ich auch so.

    Schön, dass wir das geklärt haben. :)

  16. 16

    Aber das sind doch alle Kommentare zu allen Beiträgen. Oder?

  17. 17

    Stimmt. Ich dachte, darum geht’s. Mal sehen, wie WP 1.5 das macht, vielleicht gibt’s da auch Neuerungen…

  18. 18
    Bettina

    Ich arbeite im Personalbüro .. und erfreue mich jedesmal, wieviel die Krankenkassen über eine Beitragssenkung schreiben (faseln) können. Man setze auf eine schlanke Verwaltung (die mit den 01805-Tel. Nr.) und man gebe das Ersparte an die Versicherten zurück.
    Wird der Beitragssatz allerdings angehoben, kommt meistens nicht mal ein Informationsschreiben.

  19. 19

    Während meines Studiums habe ich dann irgendwann doch etwas gelernt – und zwar, dass Prognosen sehr schwer zu erstellen sind. VWL-Vorlesungen unterschiedlichster Art und die Suche nach dem Schnittpunkt der Woche, nur um ihn dann doch wieder zu verfehlen, gepaart mit betriebswirtschaftlichen Sachvehalten rund um Unternehmensführung – nein, es ist nicht leicht. Wahrlich nicht. Aber mal ne Schätzung um 4 Milliarden zu verfehlen ist schon ein Wort – in Zeiten knapper Kassen. Vorschlag: Geld nutzen, nicht zurückgeben. Da ich aber BWL und nicht Jura studiert habe, weiß ich nicht, ob die Kassen dazu verpflichtet sind.

    Und: nein, bitte kein Forum. Dies ist ein Weblog…und das ist auch gut so.

  20. 20

    @johnny:

    Für die Comments zu einem bestimmten Artikel einfach die Artikel-ID an die URL des WP-Feeds hängen, z.B. für diesen hier:

    http://spreeblick.com/blog/wp-commentsrss2.php?p=545

  21. 21

    Mathias, wie cool, danke dir. Macht Sinn. Hätt ich ja auch mal selbst recherchieren können… naja.

  22. 22

    @Uwe: Nice! Fehlt nur noch, dass man mehrere Einträge öffnen kann. Was passiert, wenn JS aus ist?

  23. 23

    War keine Recherche… bei WP 1.5 hast du die URL automatisch im Disclaimer für die Comments, ich habs einfach mal bei dir ausprobiert ;)

  24. 24

    von wegen „verstehe Wirtschaft nicht wirklich“, da beschreibt der Insider Spreeblick sehr realistisch wie Controlling real funktioniert :-)

  25. 25

    Ich bin für die Bürgerversicherung!

    Gruß Ralf