Spreeblickleser und Spreeblickleserinnen. Wer seid das ihr? würde Helge Schneider fragen. Der kommt aber ja erst später…
Eigentlich hätte ich erwartet, dass Ihr Euch mehr für das Video vom Zauberwürfeldrehenden Roboter selbst interessiert, als für die kleine Bemerkung zum letzten Tatort im Begeleittext.
Eure Reaktionen beruhigen mich. Offensichtlich bin ich mit meiner Affinität zum öffentlich-rechtlichen Sonntagskrimi nicht ganz alleine. Denn das, was da am Sonntag nach der Tagesschau über den Bildschirm flimmert, ist, so finde ich, es meist durchaus wert, gesehen zu werden. Im Kreise von Freunden oder mit Oma und Opa auf dem Sofa:
Der brilliante Axel Milberg als kühler Kieler Kommissar Borowski; Maria Furtwängler kann sowieso alles – als Heidekönigin Charlotte Lindholm auch höchst unterhaltsam Mordfälle aufklären. In Ludwigshafen darf Ulrike Folkerts als inzwischen Dienstälteste im Schatten der Chemiefabriken auch mal Aliens jagen und noch seltener Mädchen küssen. Axel Prahl lässt sich vom kiffenden Filmpapa im Taxi durch Münster zum Tatort bringen und in Frankfurt ermittelt viel zu selten Andrea Sawatzki.
Nur aus dem äussersten Südwesten der Fernsehnation kamen Produktionen, für die man sich sogar als Wahlsaarländer geschämt hat. Keine Story war zu dünn, keine schauspielerische Leistung zu schlecht, kein Cliché zu abgegiffen, als dass man nicht daraus einen saarländischen Tatort hätte machen können.
Aber da Max Palu nun mit seiner Baguette unterm Arm für immer entlang der Saar nach Frankreich entradelt ist, richten sich unsere Hoffnung nun auf Maximilian Brückner als Kommissar Franz Kappl und auf Fred und Leonie Breinersdorfer als Autoren.
Vielleicht klappt es dann jetzt mal wieder mit einem anständigen TV-Mord an der Saar. Die Stühle sind jendenfalls schon einmal zurechtgerückt und das Bier kaltgestellt. Für die Tatortparty am Sonntag in meiner Küche. In Saarbrücken.
Update, 12:10:
Stralau hat ein ziemlich umfassendes Archiv von Tatortkritiken unter der schönen Rubrik immer wieder sonntags zusammengefasst. Danke, Stralau!
nun, da du gewissenhaft wieder die bayern ignorierst muss ich nochmals auf die kollegen aus münchen hinweisen: http://www.daserste.de/tatort/kommissare_aktiv_dyn~team,3~move,prev~cm.asp
– wie ich finde eines der besseren teams.
aber die manschaft in münster mit axel prahl, der reibeisen-staatsanwältin und dem pathologen samt intelligenzgnom ist schon sehr unterhaltsam.
also was kiel, münster, münchen, köln und frankfurt anlangt kann ich ja nur zustimmen, aber frau folkerts als politisch korrekte und total betroffene kurpfalz jean d’arc ist mir mittlerweile auch zuviel.
komischer weise hat meine abneigung gegen tatort/polizeiruf produktionen einen echten ostdrall. einschließlich unserem lehrer kommisar azorn in berlin.
ich hoffe ja das richy müller unseren arg verschnarchten und auf der geht-gar-nicht-skala nur kapp hinter palü liegenden bienzle
bald ablöst.
btw charlotte sänger rulez!
Das ist allerdings wahr. Für die Saarländer muss jetzt mal was besseres an den Start bzw. an den Tatort.
Tja, der Tatort ist schon ein Hochlicht der Deutschen Fernsehunterhaltung. Zwar leben viele Episoden einfach von der Situation(skomik) und den Ermittlern (in Münster z.B. ja hauptsächlich vom Spiel zw. Prahl und Liefers), aber die Drehbücher sind trotzdem oft auf hohem Niveau (Die Ufo-Folge kenne ich nicht) Und auch den neuen Saarbrückener Komissaren werde ich eine Chance geben.
Fand ja den Bienzle auch immer eher unterste Kajüte und mit Ortskenntnis regt man sich noch mehr drüber auf… was einem da als „Stammheim“ verkauft wird, ist irgend ein anderes Gefängnis… Und mit dem Lokalkolorit ist es halt so eine Sache – über falsch nachgemachtes Saarländisch kann ich als nicht-Saarländer halt eher lachen (erkenne ich eh nicht) als über falsch nachgemachtes Schwäbisch als Schwabe.
Sogar der Konstanzer Tatort wirkt irgendwie professioneller als der Stuttgarter.
westernworld: Azorn ermittelt als Castorf allerdings in HH, in Berlin sind es doch Ritter und Stark.
Nicht vergessen sollte man wohl auch Eisner in Wien, allerdings schade, dass sie ihm Kommissarin Roxane (Sophie Rois) wieder genommen haben.
Polizeiruf kenne ich zu wenig, um ein allgemeines Urteil abgeben zu können, aber dort habe ich auch schon – eher zufällig – echte Perlen gesehen.
polizeiruf ist doch der hammer… aber nur die vopo-folgen.
der abneigungs-ostdrall bez. der produktionen ist erstaunlich. es geht nicht nur mir, sondern sehr vielen meiner bekannten ebenso. dabei ist es egal, wo deren wurzeln liegen.
> Für die Tatortparty am Sonntag in meiner Küche. In Saarbrücken.
Ist notiert :)
@bloom et al:
ja, die münchener sind eines der besseren ermittlerpaare. das stimmt. eigentlich hätte ich es umkehren muessen und nur die tatorte nennen, die mir persoenlich so gar nichts sagen:
– Bienzle, Stuttgart. Solide wie langweilig.
– Ehrlicher, Leipzig – viel zu viel Lokalkolorid
– die Berliner Tatorte sind enttaeuschend, weil sie die Chance verpassen, die Hauptstadt vernuenftig in Szene zu setzen.
Aber gerade mit dem Lokalkolorid kann man auch gute Tatorte machen. Letztlich haben die Schimanski Tatorte auch nur vom Ruhrgebiet-Cliché gelebt. Das hängt in der Tat auch von den Schauspielern ab, die mitwirken. Ich finde z.B. Eva Mattes als Klara Blum (Konstanz) sehr gut, aber die Bücher! Langweilig. Dennoch: man kann es sich ansehen und dabei siche sein, dass auf den anderen Kanälen noch sehr viel schlechtete Qualität zu finden ist…
In Saarbrücken kann es ja echt nur besser werden. Die Münchener Tatorte mit ihren blassen bajuwarischen Beamten zählen für mich auch maximal zum stark abstiegsbedrohten Mittelfeld. Bisher fehlt hier aber noch das Lob der Bremer Tatorte. Kommen zwar selten, sind aber meistens schön düster. Ich sag nur: Fleischerhaken.
Da er bisher noch (fast) gar nicht erwähnt wurde, muss ich als Kölner auch mal eine Lanze für den Kölner Tatort brechen. Die zwei sind wirklich Klasse und für mich stimmt hier die Mischung aus Krimi und Likalkolorid. Aber vielleicht liegt das auch an der persönlichen Nähe zu Köln…
Sind Ihnen die Schleichnamen im Werbetatort vom Sonntag aufgefallen?
Der Name des Opfers war „Max Junghans“, was mir schon verdächtig vorkam, als dann sein Notar auch noch Dr. „Bill“ hieß, war die Sache klar…
Seitdem Schleichwerbung durch Productplacement bei der ARD unterbunden wird, sind die Werber kreativ in der Namensgebung der Opfer und Nebenrollen. Wem würde, am auf den Tatort folgenden Montag, die schöne „Max Bill“-Uhr von Junghans nicht bekannt vorkommen?
Alles nur Zufall?
also ich muss hier mal ne lanze für den sympathisch-opa-haften palü brechen
keiner der anderen kommisare hat soviel spaß bereitet
dieser wunderbare französische charm der immer mal wieder durchkam hatte was
nichtsdestotrotz muss ich aber auch zugeben, dass die drehbücher etwas flach waren
zu guter letzt bin ich sehr erfreut dass es doch mehr leute gibt die die den sonntäglichen tatort genauso lieben wie ich
danke palü
aber das berliner team ist doch wirklich auch nett. boris aljinovic…seufz.
und der täter ist immer der einzige raucher, übrigens.
Andrea Sawatzki ist die Beste überhaupt, viel zu selten, richtig. Und Axel Milberg gebührt schon dafür Lob, wie er im Tatort stets Anrufe abnimmt: „Ich höre!?!“ Ich werde das mal bei mir einführen.
Ja ja, Palu war mehr als peinlich. Unvergessen, als er sich mit seinem „Rennrad“ eine Verfolgungsjagd mit einem Ferrari lieferte und den dann „auf dem Rastpfuhl“ stellte. Ich als Saarländer hab mich da immer weggeduckt, wenn „unsere“ Tatorts liefen.
Palü war am Ende ganz schlimm tantig — ich meine, man will immerhin noch ein bißchen Krimihandlung haben, oder? Ich hoffe auch sehr auf Besserung am Sonntag.
Momentan sind großartig: Kiel, Frankfurt, Polizeiruf aus München (die haben aber neue Drehbuchschreiber — Vorsicht! Und Edgar Selge steigt in zwei Jahren aus), Schwerin fällt gerade ziemlich ab, seit Beate Langmaack die Bücher nicht mehr schreibt. Hannover und der Münchner Tatort sind auch ganz prima und Österreich mal so, mal so.
Münster ist trotz Axel Prahl zu klamaukig und Ludwigshafen war mal gut, wird aber immer seichter. Berlin ging noch nie, Leipzig und Halle sind schlimm. Ach ja, Konstanz auch.
Und sonst (ein bißchen Eigenwerbung erlaubt?) entsteht seit über einem Jahr, hier ein kleines aber wachsendes Archiv.
„Tod im All“, Ulrike Folkerts Alienjagd mit dem besten Tatortende ever war schon auch ein Highlight….
Der absolute Tiefpunkt des Tatorts ever war klar die Folge in Bremen bei so eine Art Westentaschen-Doktor Mabuse im Spacepark rumgeistert. Nie etwas schlechteres gesehen.
Die Brandenburger Krimis sind zum Teil echte Perlen, grade der oben verlinkte (http://www.daserste.de/polruf/sendung.asp?datum=27.02.2005) ist echt klasse.
Also, meine Reihenfolge steht fest. Aber was ich mich da frage: Sind das schon die ersten Anzeichen des Konservatismus, die da bei uns „popkulturellen Linken“ hochkraulen? Jedenfalls bin ich Sonntags ab 20:15 noch schlechter zu erreichen als Samstag bei der Sportschau. ;-)
Grüße von der Heimatfront : „Das lockerste Land auf Erden !“ „Die besten Tatörtchen aller Zeiten !“ Die Jungen oft alleine gelassen oder zu früh in den Erwachsenenkorsetten erdrückt ? Die Eltern : eine abgedankte Generation. Verbraucht, unsichtbar oft, ausgeknipst ? Meinen die etwa euch ?!
@19: Hmm, was hat der Hinweis auf diesen Film jetzt noch einmal genau mit dem Artikel hier zu tun?
also, bis jetzt fand ich palu immer sehr okay. aber grad kam eine wiederholung im wdr http://www.daserste.de/tatort/sendung_dyn~actid,2417~cm.asp. den würde ich zu den schlechtesten tatorten zählen, die ich je gesehen hab.
„Lena Odenthal“ ist zwar die Dienstälteste, aber die meisten Folgen haben mittlerweile die Münchner abgedreht und damit sogar „Stoever/Brockmöller“ abgehängt.
Aber nicht nur im Saarland hat sich die Besetzung geändert, sondern auch der Stuttgarter „Bienzle“ wird demnächst durch Richie Müller ersetzt. Damit lohnt sich dann auch wieder den Schwaben-Tatort zu schauen!
Meine Favoriten sind die Bremer, Kölner, Münsteraner und der Kieler.
Die Saarländer, Stuttgarter und die Bodensee-Trulla werden nicht geguckt *gähn*
Andreas = @ 20,
den Text zu diesem Film fand ich einfach passend. Sind doch im Grunde alles „Tatort-Bullenfilme“, wo uns die herrschende kleinbürgerliche Moral vermittelt wird (sicherlich subtil). Keine Bullenfilme, wie sie die Franzosen hin bekamen (Melville etc., wo wir auch schon mal auf der Seite des Unrechts standen, gerne). sondern vom Kaliber, netter Nachbar… (oder …rin) klärt auf als Kommisar(in).
Als der renommierte Hollywood-Regisseur Sam Fuller, sich einmal in den Tatort verirrte, war das der größte Quotenrflopp der Serie.
Das muß so sein, denn, das Dumme ist nicht, dass wir locker oder flockig tun, Fälle lösen, zusammen mit de Kommisaren, wie im Kindergarten, sondern nix losen und das diese verklemmten Filme unser Gemüt geradezu streicheln, und in sofern zu diesem Land passen, wie die Faust aufs Auge (auch die meisten Kommentare bestätigen dies hier).
Naja. Immerhin in Farbe.
war aber sowas von mittelmass der neue. ich war enttäuscht und bin kurz vor schluss injepennt. und der nächste kommt erst im märz 07. oh mann ey. :-/