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Wu-Tang Clan: 8 Diagrams

Hey yo, the Wu ist back.
Doppelpremiere für mich beim neuen Wu-Tang Album 8 Diagrams: Zum ersten Mal habe ich auf Guerilla-Marketing reagiert (ist es überhaupt schon Guerilla, Aufkleber an jede Straßenlaterne zu pappen?) und zum ersten Mal ein Album bei iTunes gekauft. Erstaunlich: Es wird ein Extra-Ordner Einkäufe angelegt. 8 Diagrams wurde schon für den Sommer angekündigt, immer wieder aufgeschoben, aber wenn es sehnsüchtig erwartet worden sein sollte, dann schlägt sich das nicht in den Verkaufszahlen nieder.

Das beste Album der letzten 25 Jahre war ganz ohne Frage „3 Feet high and rising“ von De La Soul. Das Wichtigste war Enter the Wu-Tang (36 Chambers), das der Wu-Tang Clan 1993 herausbrachte. De La Soul waren in ihrer genialistischen Verspieltheit, in ihrer Experimentierfreude und Attitüdelosigkeit zu einzigartig, um Einfluss auszuüben. Durch einen bizarren Winkelzug der Geschichte ist allerdings der deutsche Studenten-Hip-Hop der neunziger Jahre durch De La Soul entstanden. Keine Beginner, kein Fettes Brot ohne A little Bit of Soap.

Aber hier geht es ja um die Wus. Die haben also nicht das beste Album gemacht, dafür aber das wichtigste. Nach ihnen war der Hip Hop nicht mehr derselbe. Und doch gab es irgendwann 50 Cent. Und diese fleischgewordene Reimverstopfung verkauft sich jetzt zehnmal so gut.

Mein persönlicher Wu-Tang-Tiefpunkt war natürlich die Zusammenarbeit des Clanchefs RZA mit dem Gottesgeschenk Xavier Naidoo. Um es in Johnnys Gefühlswelt zu übertragen: So wie ich hätte er empfunden, wenn Joe Strummer für Dieter Bohlen die Midnight Lady gegeben hätte.

A propos religiöse Schmierlappigkeit: Auch die Wusels huldigen mit Kräften Allah, dem Größten, Hip Hop ist viel seltener, als man denken sollte, ohne Gott zu haben. Im Grunde stehen die Leute, deren Musik ich mag, Ratzinger und Osama näher als Darwin und Marx.

Aber ich habe Hip Hop nie ideologisch gehört. Es geht mir um Beats, Breaks und Samples, um Stimmen und Stimmungen. Und da, um endlich zum Thema zu kommen, bietet 8 Diagrams solide Grundversorgung.

Man kennt das ja mit alten Lieblingsfreundinnen, Lieblingsdrogen und Lieblingsbands – es wird nie mehr wie beim ersten Mal. Das erklärt die teilweise wütenden Reaktionen von Youtube-Usern, die die neuen Beats mickrig finden und sich zum ersten Mal sagen hören: Früher war alles besser.

8 Diagrams springt nicht ins Gesicht wie 36 Chambers, aber es bietet schon einige Kostbarkeiten, vielleicht nicht acht, was meine persönliche Erklärung des Titels gewesen wäre, aber doch mindestens:

Wolves

While my Heart gently weeps

und Unpredictable.

Ein Meilenstein wie Tearz ist nicht darunter. Aber manchmal freut man sich ja auch, wenn es einfach gute neue Musik gibt.

20 Kommentare

  1. 01

    die platte hieß „Enter the Wu-Tang (36 Chambers)“… *hust

  2. 02

    ja, blöder fehler, sry, hatte das falsch im ohr.

  3. 03

    absolute grund-zustimmung zum eigentlichen thema: 8 diagrams ist echt ein sehr gutes neues wu-tang album. weg von den plastik- und gummi-beats, wieder (zumindest ein gutes stück) zurück zu guter alter sample-tradition mit dreckigeren beats die auch charakter haben.

    aber einen kommentar zum thema bestes und vorallem wichtigstes album der letzten 25 jahre kann ich mir einfach nicht verkneifen:
    DAS absolut wichtigste album war (und bleibt warscheinlich auch immer) – na? – „it takes a nation of millions to hold us back“ natürlich von PUBLIC ENEMY. dieses album hat den entscheidenden ruck (man sollte eher von einschlag oder erdbeben sprechen) zur nur damals möglichen zeit des wichtigen durchbruchs von rap-music bzw. hip hop im allgemeinen gegeben. *YO!*
    beim thema bestes album stimme ich durchaus zu, wobei es da sicherlich noch mehr verschiedenen meinungen gibt. für mich z.b. ist DAS beste album „dare is a darkside“ vom guten alten redman (welcher das level dieses albums nie wieder erreicht hat)…

    aber beim thema bestes und wichtigstes wird es immer dikussionen geben und immer hat man selbst natürlich am meisten recht ;-) … aber so wird’s wenigstens nicht langweilig!
    WORD!

  4. 04
    MakeAMillYen

    8 diagrams habe ich noch nicht durchgehoert, und werde es wohl auch nie durchhoeren, weil der erste Eindruck war: „unbedeutend“.

    Nee, stimmt nicht, das war der zweite Eindruck. Der erste war: Hey yo, the Wu is back, weil viele der Stimme immer noch Gaensehautreflexe ausloesen.

    Und zwar wegen Tearz, Cream und Ruckuz. Und wegen wiehiessdasnoch:

    [Ghostface Killah]
    Who the fuck knocked our buildings down?
    Who the man behind the World Trade massacres, step up now
    Where the four planes at huh is you insane, bitch?
    Fly that shit over my hood and get blown to bits!
    No disrespect, that’s where I rest my head
    I understand you gotta rest yours too, nigga my people’s dead
    America, together we stand, divided we fall
    Mr. Bush sit down, I’m in charge of the war!

    [www.ohhloa.com – the original hiphop lyrics archive]

    Lol, das hab ich im Plattenladen ueber Kopfhoerer probegehoert und dachte nur, wow, das hat Power. Ueber die Strophe koennte ich Baende schreiben.

    Na ja, das ist alles vorbei. Passender Vergleich, Malte, zu Lieblingsfreundinnen etc, aber es bleiben

    Lieblings-EX-freundinnen.

  5. 05

    Word.

    Wobei der eine oder andere Einzelgang auch ganz ordentlich war. Cappadonna zum Beispiel.

  6. 06

    Das wichtigste Album der letzten 25 Jahren war selbstverständlich Nirvanas „žNevermind“, aber ich bin ja hier unter Hip Hoppern. Ich verzeih Euch das. ;-)

  7. 07

    public enemy, das ist doch die gruppe, deren grab auf mtv gerade von brigitte nielsen geschändet wurde;)

  8. 08
    rio

    Camp Fire & Rushing Elephants sind auch super – zumindest besser als alles was der möchtegern-gangsta rap (50 cent und co) sonst heutzutage rausbringt (aggro berlin & konsorten sind sowieso indiskutabel)

    Method Man endlich wieder erstaunlich gut, Ghostface leider nicht so stark vertreten, rza mal wieder ein meister an den reglern & auch am mic – die kunf-fu sample auswahl sowie die beat auswahl mal wieder erstklassig…

  9. 09
    rio

    Ghostface Killahs „Fishscale“ fand ich übrigens ebenfalls 1-Sahne – Hörmuss!

  10. 10
    MakeAMillYen

    Ok, jetzt doch mal reingehoert. Das Album ist zwischen enttaeuschend und Mist, Windmills nicht schlecht und Hoehepunkt: Jaegermeister-Referenz in Weak Spot.

    Sorry, will nicht haten, aber hey, das ist ein Schatten von 36 chambers.

  11. 11

    Erst gestern abend wurde ich ausgelacht, dafür, dass ich 36 chambers für eins der wichtigsten alben halte.

    Jetzt lache ich umso mehr.

  12. 12

    Ghostface Killah, von dem ich ein völlig verwaschenes T-Shirt mein eigen nenne und was ich immer beim Hausputz, Umzüge, oder Sperrmülltagen trage und das seit ca. 11 Jahren, denn es ist mir heilig genug es zu behalten und zu hässlich zum ausführen, dieser Ghostface Killah sagt über dieses Album folgenden weisen Sätze:

    „I feel that the new Wu Tang album is bullshit…real bullshit, t’s not really our fault. RZA chose a certain selection of beats and wanted brothers to get busy off of that. Nobody else makes beats so that’s gotta come from him. It ain’t like nobody tried that before to bring some shit to the table. But this is a voting thing. You get outvoted, that’s why the last 3 or 4 Wu albums were bullshit.“ (http://www.rap.de/news/3053).

    By the way: Der Royal Bunker hat aufgehört zu existieren. Markus Staiger hört auf! Schade drum.

  13. 13

    Wenn schon geile Rap-Alben aus den 90ern in die Runde geworfen werden, sage ich mal Black Sunday. 13 müsste man wieder sein :-)

  14. 14
    PiPi

    Immer die Klugscheißer

    Mir doch egal http://www.Mercora.com

    ;-)

  15. 15

    alles quark, das wichtigste album was master of puppets. so…. aber wu tang, mhmhm, 36 chambers ist eines der wenigen alben das ich aus dem bereich wirklich mag. mal das neue probehören

  16. 16

    Naja, Matze, hier hat Ghostface seine Worte noch einmal gerade gerückt, bzw. nach erneutem Nachdenken noch einmal etwas differenzierter dargestellt.

    Das Schöne an RZA-Beats ist ja, dass die am Anfang immer square rüberkommen. Man hört sich zunächst schwierig rein, kommt dann aber irgendwann schwer davon los. Das ist bei innovativer, ungewöhnlicher Rap-Musik doch immer so – erinnert Euch an Q-Tips „Amplified“…

    Viele sagen dann immer sowas wie „seiner Zeit voraus“, was absoluter Quatsch ist. Die Leute sollten einfach aufmerksamer zuhören – 8 Diagrams ist ein weiteres, absolutes Wu-Highlight.

    Was die Verkaufszahlen betrifft: Image-Probleme. Klar verkauft 50 10x so viel und Kanye noch einmal das Doppelte; die haben halt die „Noch-Kaufende“ Masse (?) innerhalb Ihrer Fanbase, Wu ist und bleibt da zu sehr Underground. Mit Meth kann man halt nicht kuscheln… :)

  17. 17
    fabiank22

    @MC Winkel: Die Idee zu 50 Cent zu kuscheln finde ich jetzt irgendwie abstoßend. Es ist nur halt leider Soundtrack für Clubs in denen in der Vodka Lemon einen Euro kosten und aus dem Aldi stammt und in denen der Schnaps nach Geschlechtsverkehr benannt worden ist…

    Und mit Kanye West bitte garnicht anfangen, es ist mir heute noch schleierhaft warum Daft Punk dem erlaubt haben ihre Samples zu nutzen.

    Achja, das meiner Meinung nach beste, leider wohl nicht wichtigste aus dem Sektor Hip-Hop/Rap(zumindest teilweise – ich bin halt ein Rapcore Kind) ist entweder Rage against the Machines Evil Empire(keiner übertrifft De La Rocha auf „Year of the Boomerang“) oder YKZs The Fire that burns within.

  18. 18

    Ha!
    Geil, endlich mal bei Spreeblick Diskussion über Dinge, bei denen ich mich auskenne. So ein Scheiß aber auch, dass ich nun Silvestervesper einkaufen muss und gar nicht richtig einsteigen kann. Aber das hole ich nach.

  19. 19

    gestern schon hier gewesen, gelesen und nix weiter dabei gedacht. heute mal schnell noch vorbei gekommen um bescheid zu sagen:

    nett, aber verdammt „last millenium“… denn dubstep aka kode9 aka burial und konsorten haben den bass endlich mal neu verwurstet und eigentlich neu erfunden. da geht einiges mehr, als beim alten wu-tang-heimer.
    also malte, gib dir mal ein paar dubstep dinger (und wenns dringend mit vocals sein muss, nimm z. B. den kode9 mit seinem spaceape oder paar derbe grime-hauer).

    auf ein neues in 2008 :power

  20. 20
    günther

    Tut mir leid,aber kann mit deinen statements nicht viel anfangen…sie sind nicht mal provozierend,soll keine Beleidigung sein,aber du schreibst von einigen Sachen wovon du nicht mal eine Vorstellung hast.