Die Verantwortung der Presse gegenüber der Öffentlichkeit gebietet, dass redaktionelle Veröffentlichungen nicht durch private oder geschäftliche Interessen Dritter oder durch persönliche wirtschaftliche Interessen der Journalistinnen und Journalisten beeinflusst werden. Verleger und Redakteure wehren derartige Versuche ab und achten auf eine klare Trennung zwischen redaktionellem Text und Veröffentlichungen zu werblichen Zwecken.
Pressekodex des Deutschen Presserates, Ziffer 7: Trennung von Werbung und Redaktion.
Was in anderen journalistischen Bereichen eine Selbstverständlichkeit zwar nicht immer ist, aber doch ein Ideal darstellt, gilt im Sportjournalismus nichts mehr. Keinen Blumentopf, noch nicht einmal einen Plastikeimer (sponsored by). Der Fußball an sich ist schon untrennbar verwoben mit Bereichen der Werbung, die in keinem anderen Bereich (sieht man von den Modeseiten mal ab) statthaft wären: Vom Interview vor der Sponsorenstellwand bis hin zur bedingungslosen Übernahme der mehr als lächerlichen Stadiennamen begleitet die gesamte Berichterstattung Werbung und Branding und sowas.
Okay, könnte man sagen, is halt so. Fußball lebt vom Geld fußballferner Konzerne, sollen die doch was zurückbekommen für die ganze Asche, mit der sie die Plätze bestreuen. Von mir aus, keine Widerrede. Die Clubs können machen, was sie wollen, obwohl sie ja eigentlich angehalten sind, das zu machen, was die Mitglieder wollen. Aber das sollen Club und Mitglieder schön unter sich ausmachen: geht mich nichts an (außer bei…).
Dass der Journalismus da zum Steigbügelhalter verkommt (und gerade der Fernseh-), das allerdings geht nicht an. Entweder das ist Journalismus oder Hofberichterstattung, und ich als Fan (oder so, Betrachter, Beobachter oder Mensch geht auch; keinesfalls als Kunde) fordere, dass der Fußball bekommt, was er verdient: eine kritische, zumindest ansatzweise intelligente Berichterstattung jenseits der Dutzend-Klischees. Und ein weniger verzerrtes Bild von der Realität.
Machen wir uns nichts vor, Pappnasen wie Effenberg und Beckenbauer assoziiert der gemeine Fernsehfussballkucker eher mit der Bundesliga als die in der Vorabberichterstattungen umherhuschenden seltsamen Vögel, denen Mama bunte Sticker auf Jeansjacken genäht hat und die selbst bei 35 Grad im Schatten Schal tragen. Warum, weiß man nicht genau, denn an der Fachkompetenz kanns nicht liegen: wahrscheinlich liegts am Nimbus.
(Hier bitte selbstständig ein blödes Wortspiel mit „Schlüsselposition“ einfügen.)
Der Nimbus setzt sich zusammen aus so allerlei: Geschwängerten Frauen, von denen Nacktbilder existieren (roter Ferrari geht auch), Kameraverträglichkeit, vormalige Fuß-Finesse, sowas. Am besten gleich noch einen Haufen Interessenverquickungen (wie bei Netzer, der das Produkt, das er vermarktet, im Öffentlich-Rechtlichen (kritisch) kommentieren und (kritisch) einordnen darf, oder bei Beckenbauer, der… (wir überspringen die nächsten 15 Seiten).
Sowas zum Beispiel wären Verwicklungen, die die Presse aufzudecken hätte. Normalerweise. Im Sport ist es so, da finden diese Verwicklungen in der Presse statt.
Go figure.
ich weiß nicht, ob ich es ertrüge, wenn es nicht nur netzer, sondern auch noch netzer-kritiker (also, ernsthafte) gäbe. dis is doch so schon schlimm genug …
na, Du ersträgstes doch immerhin hier, in this blog.
*grummel*
ich schlage vor, wir haben beide recht: wenn Du über netzer schreibst, mag ich das tatsächlich lesen. das geht aber auch bloß, weil´s das hier nicht so oft gibt. und weil bei Dir nicht zwingend ein ferrari drin vorkommt.
andererseits: zusätzliches medienflimmern ist immer mit mehr aufmerksamkeit verbunden. braucht franz beckenbauer NOCH MEHR aufmerksamkeit?