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The Dark Knight: Einspruch

Nachdem ich nun auch endlich dazu gekommen bin, mir The Dark Knight anzusehen, muss ich Malte, der den Film so gar nicht mochte, vehement widersprechen: The Dark Knight ist die bisher beste Batman-Verfilmung und damit vielleicht die beste Comic-Verfilmung überhaupt.

Vielleicht sind meine Ansprüche niedriger angesiedelt als die von Malte, aber ich habe selten einen so wunderbar überdrehten Wahnsinnigen wie Ledgers Joker auf der Leinwand gesehen, einen schmatzenden Psychopathen, dessen Erregung immer größer wird, je auswegloser seine Situation zu sein scheint. Die Machtlosigkeit der guten Menschen von Gotham („They always have a scheme“) gegen das planlose Böse, dem nicht Geld, sondern der Wunsch nach Chaos („It’s just … there“) als Motivation genügt, erinnert, da gebe ich Malte Recht, an das 9/11-Trauma, doch ist Überinterpretation hier völlig fehl am Platz, denn der Joker ist, nicht nur als kranker Counterpart zu Batman, sondern auch als kollektive Furcht vor dem Ver-rückten, älter als al-Qaida. Man braucht nach 2001 nicht jeden Kriminellen im Film als Terror-Gleichnis zu verstehen, es ist viel leichter: Der Bruchteil der Millisekunde, in dem man überlegt, was wohl passieren würde, wenn man das Lenkrad in der Kurve da vorn einfach nicht bewegen würde, wenn allein das Nichtstun die Welt as we know it aus den Fugen geraten lassen würde … das ist der Moment, den der Joker repräsentiert. The joke(r)’s on you.

Batman ist nicht Prison Break, nicht 24, nicht West Wing. Batman ist eine Comicfigur, die sich im Lauf der letzten Jahrzehnte massiv verändert und entwickelt hat, es gibt keinen einzigen Batman, sondern viele. Tim Burtons Batman war einer davon, Christopher Nolans ein anderer. Und einer, der mir, der nach seiner Kindheit erst wieder durch Year One und The Dark Knight Returns oder auch das fantastische Arkham Asylum zum Fan geworden ist, extrem gut gefällt.

Das ebenfalls von Malte bemängelte Episodenhafte des Films entspricht dem Aufbau einzelner Detective-Comics-Ausgaben, einige Bilder in The Dark Knight wirken wie 1:1-Umsetzungen der Comic-Vorlagen, die grandiose Maske von Two Face (den ich als Figur nie mochte und über dessen filmisches Ableben ich daher dankbar bin, da es ein Auftauchen seines Charakters im nächsten Teil hoffentlich verhindert — gebt mir lieber mehr Ra’s al Ghul), das im absurden Überschwang vorhandene Geld Bruce Waynes, das Stop-and-go-Handeln der Titelfigur, die ebenso einen Therapeut gebrauchen könnte wie sein Widersacher, dem diese Tatsache jedoch viel bewusster ist, ein Commissioner Gordon, der genau so und nicht anders sein muss … all dies fehlte in bisherigen Batman-Verfilmungen. Bisher.

Natürlich hat der Film auch seine Schwächen, natürlich überzeugt nicht jede Figur oder Szene. Und selbstverständlich macht eine Produktion dieser Größe Zugeständnisse an den Mainstream. Aber immerhin: Kein Happy End, die Prinzessin steht nicht wieder auf. Dichter kommt man kaum an die Vorlage heran. Großartig.

35 Kommentare

  1. 01

    Nachdem ich innerhlab der letzten Woche die beiden Burton-Batmanfilme und auch „Batman Forever“ und „Batman & Robin“ ansah, bin ich noch dankbarer für Herrn Nolans Batman als ohnehin schon.
    Allein schon, weil nirgendwo marodierende Zirkusmitglieder auftauchen.

  2. 02

    Das Problem mit Dark Knight ist, dass er einfach zu lang ist. Die ganze Seitengeschichte mit Twoface zieht sich einfach zu lange. Ich hatte während des Filmes viel zu viele „Jahaaaa, wir haben es jetzt kapiiihiert, ist guuhuuut“-Momente. Leider.

  3. 03

    Kann ich so unterschreiben. Und ich bin wirklich gespannt, wer der nächste Schurke sein wird, den sie ausgraben. Two-Face seh ich ja noch nicht gänzlich tot – der Joker wiederrum wird wohl mit dem Tod von Heath Ledger in dieser Reihe batman nicht wiederkommen, denn diese Darstellung schafft so schnell niemand nochmal. Persönlich habe ich ja von Cillian Murphy als Vogelscheuche noch nicht genug gesehen.

    Aber trotzdem danke, dass Du den Film mal von der ewigen Terror-Anspruchs-Debatte losgelöst betrachtest.

  4. 04
    Jander

    Danke Johnny. Auch wenn du das so oft hast lesen müssen: Es wäre schön, mehr von dir zu lesen :D

    Vergesst Malte, Johnny rocks da Bude!

  5. 05

    Nach diesem Blog Artikel bin ich echt am üblergen ob ich nicht doch noch mir den Film im Kino anschauen sollte. Es scheint ja alles im allen eine sehr gute Verfilmung zu sein und der negativen Kritik von anderen gut zu überspielen. Danke für diese Informationsreichen Artikel der mich schon fast überzeugt hat mir den FIlm anzuschauen.

  6. 06

    na aber hallo! danke johnny (wüsste nicht was dem noch hinzuzufügen wäre). und mal wieder: bitte mehr, johnny.

    nachtrag: habe gerade doch dann mal maltes »kritik« gelesen „” und war ziemlichverwundert „¦ hat er den gleichen film wie wir gesehen?

  7. 07

    nichts geht über die burton-batmans, vor allem nicht über den zweiten.
    ich hab den hier nicht gesehen, weil es mich einfach nicht mehr interessiert. mich hat schon batman begins genervt, weil ich keinen grossen unterschied mehr zu zum beispiel den bourne-filmen sah. die ich sehr gut finde. aber warum batman jetzt auch farbreduzierte wackelkamera-action sein muss und deswegen gleich alles erhabene, noble, lässige gestrichen werden muss…das hab ich nicht kapiert. auch die kampfszenen waren scheisse aufgenommen, man sah nichts, nur wackel, wackel, wackel. und mal ganz im ernst:

    michael keaton ist bruce wayne. niemand sonst.

  8. 08
    Michael

    Also find den Film nicht schlecht, teilweise ganz gut sogar. Aber mehr auch nicht. Es fehlt einfach die Spannung. Zuweilen ist der Streifen etwas zu langatmig. Und Cristian Bale ist jetzt auch nicht unbedingt der beste Schauspieler. Heath Ledger spielt in der Tat ausgezeichnet.

    Sin City beispielsweise halte ich für eine wesentlich bessere Comicverfilmung.

  9. 09

    „¦einen schmatzenden Psychopathen, dessen Erregung immer größer wird, je auswegloser seine Situation zu sein scheint.

    Woah! Blogtrolle jetzt auch schon im Film?

  10. 10

    @#692218: Ich möchte Kommentar-Favsternchen. Für solche Kommentare.

  11. 11

    @#692211: Stimmt, Sin City war auch großartig.

    @#692210: Knutschmaul-Batman? Ich bitte dich! ;)

  12. 12

    @#692223: Ich frag mal Max! :)

  13. 13

    @8, @11
    Man schmeisse bitte nicht alle Comicverfilmungen in einen Topf, nur weil es Comics sind. Auch das Frank Miller Sin City erfunden und in den 80ern Batman den Defibrilator rangehalten hat spielt wenig eine Rolle.

    Sin City ist vor allem ein Film zum Comic, da der Autor maßgeblich an der Gestaltung des Films beteiligt war. Nolans Batman ist aber nicht der dunkle Ritter von Miller, denn der Figur von Bale fehlt trotz allem der Zynismus der Graphic Novel, die ja beinahe schon ans faschistoide erinnert, wenn der Batman aus dem Buch am Ende seine eigene Armee im Untergrund aufbaut und das nicht weil er die Ordnung in Gotham wieder herstellen sonder eine neue Ordnung schaffen will.

    Wie Johnny schon sagte: „Batman ist eine Comicfigur, die sich im Lauf der letzten Jahrzehnte massiv verändert und entwickelt hat, es gibt keinen einzigen Batman, sondern viele.“

  14. 14
    ber

    Johnny – das Filmende zu verraten verstoesst gegen die Filmkritik-Etikette.

  15. 15

    @#692237: Ja, das stimmt. Sorry. Ich hab‘ als Entschuldigung nur vorzutragen, dass ich ja kein Filmkritiker bin „¦ und dass ich nicht wirklich das Ende verraten habe, wenn Two Face [edit]

  16. 16

    meiner Meinung nach DER Film dieses Jahres.
    ganz großes Kino – mit Tiefsinn, wenn man sich drauf einlässt

  17. 17
    fabiank22

    Aber der nächste Bösewicht ist doch schon bekannt? Der Typ der Waynes geheime Identität erfährt heißt immerhin Mr.Resse(auch wenn ich am Anfang Mr. Freeze verstanden hab – aber an den traut sich zum Glück nach Arnie keiner ran) Mysteries. Edward Nigma alias The Riddler also und wenn man sich auch nur annähern an der kranken Persönlichkeit und der fast schon Warholschen Popart der Vorlagen orientiert hält man wohl das Niveau.

  18. 18
    Hr.Lohmann

    Two-Face… Genau so ein aufgeblähter Filmpart wie der mit dem „Verräter“, der dann im Auto gerettet wird. Beide Teile machen den Film nur gut, nicht sehr gut.

  19. 19

    Danke für die gute Kritik – ich habe nämlich das Gefühl, dass die vielen schlechten Kritiken nur den Grund haben im Rückenwind des Hypes Aufmerksamkeit zu erhaschen.

  20. 20
    Jander

    @8 Langatmig war der wohl mal überhaupt nicht (bis auf das Gequassel am Ende).

  21. 21

    das ende kennt doch eh schon jeder.

  22. 22
    Jan(TM)

    Johnny hat du noch paar von den Drogen übrig? Aber gut ich fand auch Sin City scheiße.

    die grandiose Maske von Two Face

    Für mich war die über der Ekelgrenze.

    Überhaupt was nützt der schönste Joker und die aufwendige Maske von Two Face wenn sie nur auf einen farblosen 007 Verschnitt Batman treffen? Der Film eindeutig 1 Stunde zu lang ist, die Beziehungen der Personen immer nur oberflächlich bleiben und der fehlbesetzte Diener auch noch den Brief verbrennt der Batman hätte aus seiner Lethargie reißen können?

  23. 23

    @#692312: Klar ist das eklig. Soll ja auch ekig sein, ist auch im Comic eklig.

    @#692268: Da wurde auch Malte vorgeworfen, was ich nie verstanden habe: Wieso sollte ein Verriss denn mehr Leute anziehen, als eine gute oder mittelmäßige Kritik? Wenn überhaupt könnte man doch den Vorwurf machen, dass sich jemand mit einem Verriss „cooler“ machen will als andere, denn der Grundtenor war doch eher Begeisterung, hatte ich den Eindruck.

    Aber egal. Bei uns geht das so: „Ich guck mir Batman an, soll ich was drüber schreiben?“ — „Ja, klar, mach.“ (Was in diesem Fall etwas untertrieben ist „¦ *dieser* Kritik von Malte folgten nämlich zunächst eine tagelange interne Diskussion, ob der Film nun scheiße oder grandios ist und ob Malte Ahnung hat oder nicht. Und sie geht noc weiter, jetzt, nachdem ich auch was dazu sagen kann. :))

  24. 24

    @Johnny

    Ich habe extra versucht meine Aussage allgemein zu halten, weil ich es niemanden eindeutig vorwerfen kann – da Geschmäcker eben verschieden sind und mein Eindruck natürlich nicht stimmen muss.
    Nur mehr Leser ziehst man glaub ich schon damit, weil wer sich wirklich interessiert sucht nach X guten Kritiken sicher auch nach einem Veriss.

    Ansonsten wtf, guter Film für mich, schlechter Film für wen auch immer – Hauptsache es gibt interessante Diskussionen. Macht weiter so.

  25. 25

    @#692326: War auch gar nicht pissig gemeint, und wie gesagt, das meinten ja einige, daher interessierte mich der Gedankengang dahinter. Kein Beinbruch! :)

  26. 26

    @Johnny

    Habe ich auch gar nicht so aufgefasst und wenn das so rüberkam dann lade ich Dich zu einem Bier in die Bathöhle ein.

  27. 27

    @#692338: Kam nicht so rüber, ich bin nur lieber doppelvorsichtig. Batbier aber trotzdem gerne!

  28. 28

    kann ich unterschreiben. der film ist super. das sage ich als jemand der comic-verfilmungen meidet wie die pest.

  29. 29
  30. 30

    @Johnny
    Und was ist nun mit den Kloszenen die Malte angesprochen hat?

  31. 31

    @#692507: Wie schon gesagt: Maltes und meine Ansprüche an einen Batman-Film decken sich nicht wirklich „¦ :)

  32. 32
    RC

    Ich fand Batman Begins besser. Da es in Teil 1 viel um die Philosophie hinter/Entstehung von Batman geht kann ich mir das allein deshalb immer wieder ansehen. Die Umstände/Gründe/Ursachen, durch die er zu Batman werden musste, sprechen mich einfach an. :P Der Humor ist auch besser eingestreut und verteilt. The Dark Knight ist zweifellos sehr toll, aber mehr in der Kategorie eines guten Action Films den man sich deshalb nicht häufiger anschaut. Mir hat es auch irgendwie missfallen das ein sehr großer Teil der Aufmerksamkeit für diesen Film nur durch den Tod Ledgers zustande kam. Ich gehöre ja zu den Leuten die sich seit Begins auf einen Teil 2 freuten/warteten und The Dark Knight so oder so geschaut hätten.

    @23

    Da wurde auch Malte vorgeworfen, was ich nie verstanden habe: Wieso sollte ein Verriss denn mehr Leute anziehen, als eine gute oder mittelmäßige Kritik?

    Und ihr macht es gleich richtig perfekt, indem ihr den Film zerreißt UND lobt. :D :P

  33. 33
    lork

    Grad eben gesehn – und ich bin entsetzt: Warum wird über einen Film mit einem derart schlechten Drehbuch, farblosen Charakteren und hölzernen Dialogen überhaupt diskutiert? Seit dem letzen Star Wars-Prequel ist mir kein vergleichbar prätentiöses Machwerk untergekommen. Schade um Heath Ledger – sein Joker ist charismatisch, kann aber nicht allzuviel retten. Da kann er noch so tot sein.

  34. 34
    RC

    Warum wird über einen Film mit einem derart schlechten Drehbuch, farblosen Charakteren und hölzernen Dialogen überhaupt diskutiert?

    Vielleicht hat es etwas mit den $988,262,586 Box Office zu tun. Was soviel heißt wie: Die halbe Welt hats gesehen. Bei einem Budget von gerade mal 185 Millionen. Teil 3 ist nun unausweichlich und lediglich eine Frage der Zeit.