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Bertelsmann trennt sich von scoyo

Zwei Jahre nach Gründung und kaum ein Jahr nach dem Start der Online-Lernplattform scoyo zieht sich Bertelsmann aus dem ambitionierten StartUp zurück.

Rund 20 Millionen Euro (Zwanzig. Millionen. Euro.) soll man investiert haben, und es lässt sich nun sicher streiten, wo man das Geld falsch angelegt hat oder besser angelegt hätte, aber eben diese Fragen, die man sich jetzt stellen kann, sind nicht meine.

Denn Kapital garantiert keinen Erfolg und Geld kann nicht zaubern. Ich meine: scoyo scheitert an scoyo.

Ich habe scoyo ausprobiert, allein und mit den Kindern. Und es ist vor allem eins: viel Verpackung.

Und weil es stimmt, das Kinder neugierig sind und prinzipiell Spaß am Lernen haben, ist es grundfalsch so zu tun, als müsse man die medienverwöhnte Generation mit jeder Menge Filmchen, bunten Animationen und lustigen Charakteren zu Wissenswertem locken.

Meine Söhne jedenfalls haben schnell abgewunken bei all dem Trallala, das die Lernübungen unnötig in die Länge zieht. Sie wollen keine Abenteuerchen erleben, um die sie nicht gebeten haben, sie wollen spannende Fakten, Highscores und flotte Richtig-/ Falsch-Reaktionen.

Lustige Lerntransporter funktionieren nicht einmal, wenn sie SpongeBob oder Homer heißen, und Wissen muss vor allem interessant und verständlich vermittelt werden. Das leistet scoyo leider nicht. Scoyo tut so, als müsse man Kinder auf Teufel komm raus zum Lernen überreden, aber Wissen ist Kindern per se wichtig.

Mein Rat an potenzielle Neu-Investoren bei scoyo lautet daher: Nehmt die Neugierde der Kinder ernst und unterschätzt nicht ihren Ehrgeiz. Für bunt und lustig haben sie bereits Helden.

9 Kommentare

  1. 01

    Wissen ist wichtig und vor allem den Mut haben für Kids was Neues zu entwickeln, nicht immer nur nachmachen, das reizt kein Kind. Und nicht nur den Ehrgeiz unterschätzen, auch nicht deren Intelligenz unterschätzen. Kinder sind nun mal nicht banal gestrickt.

    (Ich indes schon: Ich bin letzten Freitag von YPSdigital gefollowfridayet worden! *stolz_wie_bolle*)

  2. 02

    Die generellen Übungen bei scoyo sind in der Tat sehr nett, das drumherum verleitet aber zum sinnfreien wiederholen von Aufgaben. Und etwas arg bunt sind sie auch geraten, zudem können Schulkinder üblicherweise Aufgaben lesen und verstehen, Junior hat fast immer die gesprochene Aufgabenerklärung abgebrochen.

    Idee gut, Umsetzung mangelhaft muss man bei Scoyo wohl sagen.

  3. 03
    Jan(TM)

    Wie lange gibts das? Noch nie davon gehört.

  4. 04

    Ich war neulich total erstaunt, dass mein 15jähriger im guten klassischen Bücherregal meine alten Schüler-Duden entdeckte und sich sogar bei ebay noch den Band Physik ersteigerte.

    Das heißt nicht, dass er nicht googelt. Aber es ist zum Teil schwierig aus der Fülle an Informationen die Richtigen zu filtern. Wenn die Informationen dann auch noch aufwendig verpackt werden, wird es noch schwieriger.

    Gruß Susanne

  5. 05

    Kinder sind keine Gelben Säcke, in die Wissen hineingestopft werden muss. Sondern Schwämme, die Wissen aufsaugen. Hab ich irgendwo gelesen.

  6. 06

    Bertelsmann und Internetprojekte? Hat der Teufel gesehen… Ich sprech da aus Erfahrung…

  7. 07
    Ben

    Wo Wissenmachtah verlinkt wird“¦ erstaunlich dass dort Sachverhalte auf eine Art vermittelt werden, die man andern Ortes (z.B. Galileo) nicht mal Erwachsenen zutraut.

  8. 08
    Dror

    Ich kann diesen ganzen bunten, lauten Verpackungsmuell rund um „Lernen“ nicht mehr sehen – das Bilder und Darstellungen, meinetwegen auch Animationen, behiflich sein koennen Sachverhalte zu transportieren ist selbstverstaendlich – aber in den aktuellen „Lernkonzepten“ gibt es keinen Transport mehr jenseits des Bunten.

    Lernen darf auch anstrengend sein – das Erfolgserlebnis nach einer Anstrengung ist extrem befriedigend. Und die Erkenntnis „manche Ziele sind nur mit einer willentlichen Anstrengung und eben nicht spielerich erreichbar“ fehlt vielen Kindern und Jugendlichen.

    Was solls – insgesamt schwieriges Thema – gerade auch fuer Eltern.