Es gibt nichts zeitgeistigeres als Indiemusik. Nirgendwo sieht man Hypes schneller verbrennen. Unzählige Bands mit revolutionären, hochgelobten Debütalben, die auf halber Strecke zwischen dem Weiter, dem Anspruch und Repetitionszwängen zerrieben werden, die auf den Festivalbühnen langsam ausglühen, Best-of-Alben nachschieben, sich als Produzenten von One-Hit-Wondern versuchen, eine Reunion mit jüngerem Sänger und Windmaschinen nachschieben, … – man kennt die Chronologien ihrer Abstürze.
Und dann gibt es Bands, die komplett aus diesem Vorwärts/Rückwärts herausfallen. Anachronismen wie Built to Spill, die in ihren eigenen räumlichen und zeitlichen Dimensionen funktionieren. Someone Still Loves You Boris Yeltsin sind ebenfalls so eine Band, auch wenn der hype-ige Name, den sich die vier aus Springfield, Missouri, Anfang des letzten Jahrzehntes gaben (als es noch schick war sich Bandnamen in der Länge eines Kunsthochschulmanifestes zuzulegen), anderes verspricht.
Seit letzter Woche sind Someone Still Loves You Boris Yeltsin in Europa auf Tour, spielen ihren aus der Zeit gefallenen Power Pop und beweisen nebenbei das Konstanz und Bedachtsamkeit völlig zu Unrecht mißachtete Poptugenden sind.
‚Let it sway‘ ist in der nun zehnjährigen Bandgeschichte der erst dritte Longplayer von SSLYBY. Seit Mitte August steht der in den Läden. Schwankt zwischen hymnisch und nachdenklich und kann seine Hits ganz gut verstecken. Und das obwohl das Eröffnungstrio aus ‚Back In The Saddle‘, ‚Sink/ Let It Sway‘ und ‚Banned (By The Man)‘ einen dicken Unterstrich unter das ‚Power‘ in Power Pop setzt. Bessere Nanana-Mitsingrefrains hat man lange nicht gehört. Die drei Titel an sich würden den Kauf des Albums bereits rechtfertigen, sind darüber hinaus Türöffner für die nachfolgend angehangenen, tiefer und nachdenklicheren Songs. Ein Album gegen die Herbstmüdigkeit, eines das man noch entdecken, sich erarbeiten muss.
[MP3] Someone Still Loves Your Boris Yeltsin – ‚Banned (By The Man)‘ (via Sterogum)
[MP3] Someone Still Loves Your Boris Yeltsin – ‚Sink/ Let It Sway‘ (auf Polyvinyl Records)
Als Promo für ‚Let it sway‘ haben SSLYBY ein sehr persönliches Making-Of produziert, das beinahe als eigenständige Kurzdoku funktioniert und fast zu Tränen rührt:
Die Tour läuft wie gesagt bereits seit einer Woche. Die verbliebenen Konzertdaten im deutschsprachigen Raum und in Städten in denen ich Leser vermute:
06.10.10 Lausanne (CH), Bleu Lezard
07.10.10 Basel (CH), Kaserne
08.10.10 Paris (FR), La Fleche Dor
11.10.10 London (UK), Hoxton Bar & Kitchen
13.10.10 Duesseldorf (DE), Pretty Vacant
16.10.10 Amsterdam (NL), Paradiso
17.10.10 Hamburg (DE) Molotow
19.10.10 Oslo (NO), Cafe Mono
20.10.10 Stockholm (SE), Debaser
21.10.10 Copenhagen (DE), Lades
22.10.10 Berlin (DE), Bang Bang Club
23.10.10 Offenbach (DE), Hafen 2
24.10.10 Stuttgart (DE), Jugendhaus West
Danke für den Tipp, werde versuchen, das Konzert am 20. mitzunehmen…
Ich bin auf jeden Fall beim Konzert am 22. in Berlin dabei!!!
Am 20. in Stockholm bin ich auch dabei ;-)