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Bundesliga 16

„Nächstes Jahr“, raunen nach jeder Saison befreundete HSV-Fans, „nächstes Jahr“. Und je später der Abend und je tiefer das Glas, desto mehr fallen sie zurück in ihren Dialekt: desto mehr hört sich ihr Mantra an wie ein poesches Nevermore. Letztes Jahr Platz sieben, vorletztes Jahr Fünfter, davor Platz vier, wieder Platz sieben: was nach Konstanz klingt, macht den Hamburgern einen grimmigeren Gesichtsausdruck als der Wind, der sich gerade durch die Grindelhochhäuser zerrt. Aktuell Platz neun.

Mit der Trantütigkeit und der Schnarchnasigkeit einer alten Tante kickt sich der HSV gerade durch die Saison. Allein das Gegentor gegen Freiburg: der Ball war länger in der Luft als die Apollo 13, und trotzdem fühlte sich niemand in der Defensive verantwortlich, den möglichen Aufschlagsort zu berechnen. Als Cissé den Ball gegen beide Pfosten hämmerte und der dann unbeschwert in den Fünfer zurückkullerte, beweisen Demel und Westermann eine Geistesgegenwart, die anderswo nicht einmal zu einer Einwechslung ins Entmüdungsbecken reicht.

Gegen Leverkusen das gleiche Bild. Wie Hamburg auf den Außen verteidigte, glich einer unterlassenen Hilfeleistung. Zu langsam, zu pomadig, das reicht vielleicht für einen Bingoabend im Altersheim: bei einem gefühlten Altersschnitt von knapp unter 30 in der Startelf nicht der abwegigste Ausweg. Andere Vereine schicken eine ähnliche alte Mannschaft höchstens zum Hallenmasters. Vermutlich der einzige Titel, bei dem der HSV sich Chancen ausrechnen darf die nächsten… Jahre.

Währenddessen, in Rumänien:

Ach, natürlich VfB. An dieser Stelle ist noch nie etwas über die verblüffende Physiognomie Fredi Bobic‘ gesagt worden, ein Versäumniss. Ein Glück, dass Trainer Baade für mich einspringt, jener Trainer Baade übrigens, der auch dieses beeindruckende Geschöpf namens Bastian Schweinsteiger aus dem Reich der Großkopferten entdeckte.

Bobic‘ Augenpartie erinnerte schwer an jene von Philipp Lahm im Interview nach dem 0:1 im WM-Halbfinale gegen Spanien, und so musste man beinahe fürchten, dass Bobic im nächsten Moment in Neuseeland in seinen eigenen Tränen ertrinken würde.

14 Kommentare

  1. 01

    Gefällt mir

    bis auf die Aussage:
    „…wie ein poesches Nevermore“
    Lieber Fred
    lass uns wissen was ein Philologe damit ausdrücken will.

    Danke :-)

    VFB Stuttgart
    ist ein Verein voller Looser.
    Die Fangemeinde ist nicht
    untätig und bespricht seit
    langer Zeit in den versch.
    Foren darüber unzufrieden
    mit der Leistung zu sein.

  2. 02

    …edgar allan poe vielleicht? oder alan parsons? oder so…

  3. 03
    Marvin

    Zum HSV fällt einem nix mehr ein.

    Zum Tor: „Der Ball ist 5 Sekunden in der Luft, da musst du dann als Torwart halt auch EXPLODIIIIIEREN.“
    (O.K.)

  4. 04

    Es ist wirklich traurig, was der HSV zur Zeit in der Bundesliga bietet. Aber er wird trotz allem wiederkommen. Vielleicht sollte der eine oder andere Kritiker bei allem Verständnis über die frustierende Situation und einem wahrscheinlich wieder einmal vespielten CahampionsLeage Platz daran denken, dass der HSV der einzige Verein ist, der nie aus der Bundesliga abgestiegen ist und von Anfang an dabei war. Und dies trotz allen Fehlgriffen, die man in den letzten Jahren mit den Trainern gemacht hat.

  5. 05
    Forest Labs

    Tja, was will ein Club erwarten, der Armin Veh als Trainer holt, Mittelmaß halt…

    Gruß, Forest Labs

  6. 06
    taikonaut

    @#777643: Uaaah… Gähn. Das ewige „Noch nie abgesteigen“-Argument. Lieber einmal die Katharsis eines Abstieges durchmachen, um dann frisch und frei in der nächsten Saison aufzuspielen, als ewig seinen eigenen Ansprüchen hinterherlaufen.

  7. 07
    Chris

    @#777653: Darüber hinaus sind’s ja auch nur sechs Punkte bis zum 16. Platz. Kein Grund eigentlich, von „gesichertem Mittelfeld“ zu sprechen.

  8. 08
    fred

    @#777625: @#777626 hat Recht: The Raven.

    @#777653: Lass mich ma raten: Du bist kein Herthaner, oder?

    (Mal ohne Quatsch: Mir fallen viele einmalige Abstiege ein, die Clubs um gut fünf Jahre zurückgeworfen haben, aber (bis auf den Lauterer Meisterschaftstitel, wo der Kater dann erst nach dem Abschied Rehagels kam) kaum einer, der nen Verein weitergebracht hätte.)

  9. 09
    Linus

    @fred

    Eintracht aus Frankfurt. Der letzte Abstieg (mit der folgenden Anstellung von Funkel und vor allem von Bruchhagen) hat den Weg zum Besseren geebnet, nachdem man sich jahrelang ähnlich immun wie der HSV wähnte oder gar noch von Meisterschaft und Fußball 2000 träumte.

  10. 10
    Hatem

    Ja, es ist traurig.

    Der HSV hat ein jahrelanges Trainerproblem.
    Und das resultiert aus dem Vorstandsproblem namens Hoffmann.
    Alle Trainer, die nach den Holländern kamen, waren Versager.

    Und was die Spieler betrifft, ist es genau wie bei anderen Clubs: zu viele Söldner, zu wenig Charakter. Ein Frank Rost macht noch keine Mannschaft mit Rückgrat.

  11. 11
    fred

    @#777670: In der Tat. Die hatte ich nicht mehr auf dem Schirm.

  12. 12

    „… länger als Apollo 13 in der Luft“ made my day. Und erinnerte mich an den alten bösen Witz: Where did the Challenger-Crew go for vacation? All over Florida.

  13. 13

    @#777804:
    Man könnte auch witzeln, indem man die Gehälter von Spielern
    den Durchschnittseinkommen reell Arbeitenden gegenüberstellt.

    PiPi