[Anmerkung: Diese Rezension ist zu 100% spoilerfrei, wenn man die Trailer kennt.]
Meine Güte, was bin ich erleichtert! Seit der erste, auf der Comic-Con abgefilmte Trailer durchs Netz wackelte und einen gealterten Kevin Flynn samt jungen Clu zeigte, stand einem ja förmlich der Optimistenschweiß auf der Stirn, damit Disney die Fortsetzung des ’82er Kultfilms “Tron” bittebittebittebitte nicht gegen die Grid-Wand fahren möge.
Nicht, dass der Vorgeschmack Schlechtes versprach – im Gegenteil. Damals hatte ich keine Ahnung, wie ich die Wartezeit bis zum potentiellen Start überhaupt bewältigen sollte, ohne gleich wie das Master Control Program durchzudrehen. Als die langen Monate trotzdem verstrichen, sowie ein Release irgendwann gar in realistische Nähe rückte und die Electro-Götter Daft Punk zudem als Soundtrackschöpfer feststanden, wurde die Vorfreude dank des penetranten permanenten Marketings quasi auch noch täglich bis zur Unerträglichkeit gekitzelt: Teaser pflasterten ihren Weg und sollten nun endlich auch halten, was sie mit ihrem selbstbewussten Neonlicht ausstrahlten.
Und wer hätte das gedacht? Alle Stoßgebete für „TRON: Legacy“ wurden tatsächlich erhört. Die Story beginnt zu einem Zeitpunkt, als Kevin Flynn schon lange erfolgreicher CEO von der zurückeroberten Firma ENCOM ist. Man sieht ihn zuerst am Bett seines Sohnes, den er nach dem Tod seiner Frau alleine erziehen muss und seitdem gibt es selbstverständlich auch Geschichten vom Grid vor dem Einschlafen erzählt. Ist Sohn Sam im Reich der Träume angekommen, verschwindet Vater Kevin zu Forschungszwecken in seiner Geekhöhle, wo er dem nächsten großen Durchbruch seiner gerasterten Welt auf der Spur ist. Doch bevor er diesen offiziell verkünden kann, ist der Workaholic plötzlich ohne ein Wort des Abschieds verschwunden. Sam bleibt zurück, enttäuscht, ohne jegliche Erklärung und lediglich mit dem schicken Motorrad seines alten Herren in der Garage.
20 Jahre später ist er größer, jedoch nicht wirklich erwachsen, nur dagegen immerhin ein respektabler Motorradfahrer geworden. Als Teilhaber an ENCOM will er zwar die harte Arbeit seines Vaters verteidigen, welche sich erneut mit einem gewissenlosen Vorstand konfrontiert sieht, aber trotzdem auch keine echte Verantwortung übernehmen. Eine Nachricht an den Pager von Flynns Freund und damaligem Geschäftspartner Alan Bradley (in dessen Rolle wir auch den Original-Tron Bruce Boxleitner wiedersehen) reißt Sam aus seiner selbstgestalteten Lethargie. Von einer Nummer aus geschickt, die nunmehr seit Kevins Verschwinden als stillgelegt galt, führt sie seinen Sohn jetzt in die alte Spielhalle “Flynn’s” zurück, deren staubiger Anblick und 80er-Jukebox im Hintergrund wohl allen Fans warme Gefühle bereiten dürfte.
Von dort aus nimmt die eigentliche Geschichte des Films ihren Lauf und die Suche nach dem Verbleib des Vaters beginnt. Es dauert natürlich nicht lange, bis Sam sich im digitalen Paralleluniversum wiederfindet, wo er von den dortigen unwissenden Bewohnern in seine einzelnen Pixel zerlegt (aka “derezzed”) werden soll und deshalb sofort in die nächstbeste Arena geschleppt wird. Den liebevollen Tip zu Überleben nimmt er sich dann während einiger beeindruckender Disc-Kämpfe direkt zu Herzen und als man plötzlich seinen User Background erkennt, kommen auch schon die von uns heißgeliebten Light Cycles ins Spiel. Diese haben ein ansehnliches Update erfahren, mit dem sie sogar richtige Kurven sowie mehrere Ebenen bewerkstelligen können und insgesamt wurden tatsächlich alle (Wett)kampfszenen – Achtung, Wortspiel – auf das nächste großartige Level gehoben. Ich habe mich hier nicht eine Sekunde gelangweilt, sondern trotz der offensichtlichen Disney-Gesetze in puncto Heldentod stets auch das Bedürfnis verspürt, mit Sam mitzufiebern.
Am dankbarsten bin ich wirklich dafür, dass Garrett Hedlund einem nicht auf den Keks geht, denn als Figur stellte er meine größte Sorge dar. Nichts wäre schlimmer gewesen, als auch bei dieser Fortsetzung, die eine Vater-Sohn-Geschichte als Grundlage wählt, ein weiteres Kristallschädeltrauma zu erleiden. Das Wiedersehen mit Jeff Bridges als Kevin Flynn geriet für mich zwar nicht zu der sentimentalen Begegnung, die ich vermutete, aber sein Charakter gibt zwischendurch dermaßen liebenswerte Dude-Kommentare von sich, dass man ihn dafür schlicht umarmen möchte. Nicht zu vergessen natürlich die weibliche Hauptrolle. Olivia Wilde mag ich seit ihrem Part in “The Black Donnellys” sehr und den meisten dürfte sie spätestens bei “House M.D.” bekannt geworden sein. Als Quorra kann sie jedenfalls ordentlich Ärsche treten, mit großer Begeisterung Transportmittel jeglicher Art in hoher Geschwindigkeit manövrieren und hat eine charmante Schwäche für Jules Verne. Programm „Traumfrau“ und dennoch bleibt sie ab und zu ein bisschen blass.
Denn zugegeben: vom Script her kann “TRON: Legacy” nicht die Qualität des ersten Teils erreichen und die ein oder andere Figur leidet auch etwas an, als auch unter fehlendem Tiefgang. Doch sieht man darüber hinweg, setzt die 3D-Brille wohlwollend auf und kein Krümelkackerfanboymaß an – ja, das ist ein echtes Wort und ich wette noch auf so manche Rezension, in der es zum Einsatz kommt – macht der Film genau das, was er soll und kann einen auf ziemlich hohem Niveau bestens unterhalten und in Videospielmanier begeistern. Der Soundtrack erzeugt vor allem bei den rasanten Panoramabildern eine fantastische Gänsehaut und selbst der kühlen Digitalwelt des Grids konnte eine wunderbare Form dynamischem Lebens eingehaucht werden, die vermutlich sonst nur jene Greenscreen-Geister aufweisen, welche George Lucas seit den letzten Star Wars Filmen jede Nacht heimsuchen. Die Umsetzung in 3D spielt dabei natürlich eine enorm wichtige Rolle und ich vermag freilich nicht zu beurteilen, wie mein Filmfazit lautete, hätte ich ihn lediglich auf dem Heimkinobildschirm gesehen. In diesem Fall ist eine große Leinwand für mich daher definitiv die beste Wahl, aber ansonsten bleibt mir einfach nur zu sagen: Welcome to the awesome Grid!
Spoiler Alert?!?
@#778089: Im Post steht nichts, was man nicht auch aus dem Trailer erfahren könnte. Oder was meinst du?
Laser poliert?!?
Und auch wenn ich mit meiner Meinung wahrscheinlich recht alleine bleiben werde fand ich den Film gut, aber bei weitem nicht so gut, wie er hätte sein können. Ich kann mir nicht helfen, aber der Film versucht die ganze Zeit, ein einziges Highlight zu sein, ohne zwischendurch mal wenigstens eine kleine Pause einzulegen. Das mag der ADS-Generation von heute gefallen, meins ist es sicher nicht. Es trägt aber vor allem dazu bei, dass sich keine Spannungskurve bei mir aufbaut und ich den Film einfach so hab vorbeirrauschen lassen, selbst das (wahrscheinlich) emotionale Ende wollte bei mir nicht zünden. Das gilt übrigens auch für die paar eingestreuten Gags, die in einem ernstgemeinten Film nicht wirklich funktionieren – mal abgesehen von den Dude-Anspielungen natürlich ;-)
Auf den Soundtrack von Daft Punk war ich auch gespannt, fand ich dann aber eher enttäuschend, da viel zu eintönig, ich hab das Gefühl, ständig den gleichen Track zu hören. Es gibt eine Szene, in der die Beiden auch selbst zu sehen sind, und in der sie auch zeigen, wozu sie wirklich(!) fähig sind – das hat mich umgehauen, der Rest war in Verbindung mit dem oben genannten Dauerhighlight eher meh.
Es ist sicher kein Debakel wie Speed Racer, und visuell natürlich ein ziemlicher Orgasmus, gerade in 3D. Aber dahinter finde ich das ganze nur gut. Für ein „whoa!“ fehlt mir dann doch das gewisse Etwas.
@#778092: Ich möchte diesen Kommentar heiraten bitte.
@#778092: unglaublich. war das spontan?
@#778090: Dilemma! Ich kann auf deine Frage nicht antworten, ohne mir deine Rezension komplett durchzulesen. Das will ich aber nicht, weil sie mir beim Überfliegen zu detailliert erscheint. Deshalb meine Frage nach einem Hinweis auf Spoiler.
Unwissentlich
http://www.lichterphoto.com/
Seine Photographien
wurden schon in unzähligen Magazinen veröffentlicht.
…
http://www.easyriders.com
(David Mann†)
–
Der Rest kann auch Blabla sein.