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Vreitagsvers, der dreiundzwanzigste

der digitale marianengraben zwischen den generationen schrumpft auf grand-canyon-format, was zwar immer noch recht groß, aber eben doch spürbar geringer ist

vor wochen, da wusste sie nicht wie man chattet
t-online.de – weiter traut sie sich nicht
doch jetzt hat mich mama bei facebook geadded
ein riesendilemma. ich sehe kein licht

denn wenn ich sie adde, ist facebook gestorben
kein schweinkram, kein fuck you, kein lieg noch im bett
doch lass ichs, dann hab ich mein erbe verdorben
sie ist sehr empfindlich. das fänd sie nicht nett

das telefon klingelt. sie ists und will wissen
wie sie denn bei farmville ihr rasenstück sprengt
und hier, dieses ebay: da gibs sogar kissen!
ach, hätt ich ihr bloß nie ein ipad geschenkt

Zuhause, auf Zwölf Zeilen zur Zeit, zockt Ingo Neumayer tagtäglich so lange mit der deutschen Sprache, bis sie ihm einen sinnigen Reim spendiert.
Vreitags gibt er auf Spreeblick einen aus!

14 Kommentare

  1. 01
    ben

    Das war etwas was mir bei diaspora sofort positiv aufgefallen ist: Kontakte direkt und unkompliziert einzugruppieren. Aber solange das bei Facebook so undurchsichtig ist (wenn überhaupt möglich) bleibts für mich eine lustige Freizeitunterhaltung (sprich: nur Freunde und Bekannte).

  2. 02

    Gibt ja Leute, die ihre Familie bei Facebook nach Verwandtschaftsgrad geordnet in der Profilleiste haben. Ich würde das nach heutigem Empfinden nicht machen, weil ich mein Profil so eingestellt habe, dass es jeder recht detailliert betrachten kann, wenn er sich für Veit Pakulla interessiert und ich nicht noch en detail explizit Angehörige kennzeichnen will. :)
    Deine Mama hat wohl einen ganz ähnlichen Humor wie du, Zwölfzeilen-Dichter, da du sie anscheinend ein wenig auf die Schippe nimmst? Oder das reine lyrische Ich, nur ’ne miniliterarische Figur? :)

  3. 03

    Ich nutze Facebook auch nur privat, wobei man sich evtl. überlegen sollte, dies zu ändern, denn Facebook wird immer mächtiger und größer, schon krass was da so passiert. Nunja, danke für den Artikel.

  4. 04

    @veit:
    falsch getippt. unsere familie ist komplett humorbefreit. das ich in dem gedicht ist genauso lyrisch wie das im zauberlehrling.

  5. 05

    Ich bin sowohl bei Twitter als auch bei Facebook unterwegs. In erster Linie versuche ich meine Seite zu promoten, aber eben auch Kontakte zu knüpfen und zu pflegen. Facebook ist da mich mittlerweile zu einem wichtigen Faktor geworden, da ich hier Themenorientierter schreiben und kommunizieren kann als bei Twitter, dass in seiner Anlage auf die schnelle Information ausgerichtet ist und ein hohes Maß an Konzentration und Zeitaufwand benötigt, um den Tweets zu folgen.

  6. 06

    Sicherlich sprichst du im wahren Leben anders mit über deiner Mama.
    .
    Bin im neu zu gründenden Verein,

    Lass Es Sein,

    der Vorstandsvorsitzende.
    Blöd ist der Umstand,
    dass man als Einzelperson keinen Eingetragenen Verein am Amtsgericht
    anmelden kann. Der konsultierte Notar musste nach der ewig langen Er-
    läuterung von wegen ‚Körperschaften‘ sich zurückhalten, um nicht selbst
    in Gefahr zu geraten, wg. emotionaler Entgleisung in Tateinheit von Gew-
    alt…
    Um mit Rüdiger Hoffmann zu sprechen:
    „Das habe ich dann auch eingesehen“

  7. 07
    Fab

    der Trend geht zum Zweitaccount

  8. 08

    @fab: gute idee, das mach ich und tue dann so, als ob ich auch meine total mutter wäre, die die besten hipstervideos kennt und auf alles nen flotten spruch hat.

  9. 09

    @Ingo: Humorbefreit also. Sonach verständlich, dass du es gerne gelegentlich bissigen Humors krachen lässt. :)

    @fab: Einen etwaigen Trend zum Zweitaccount bei Facebook finde ich ganz schlecht. Ich bin für klare, möglichst echte Personen im Netz. Manche Scherzprofile bei Facebook sind ja ganz lustig. Was ich mit ’schlecht‘ meine, ist z. B. Internettrollerie, die unter dem Schutz von Anonymität am schlechten Ruf des Mediums Internet mitwirkt. Unter falscher Identität in sozialen Netzwerken surfen, damit Mutti nicht alles mitbekommt, ist vielleicht ganz sinnvoll wiederum – bei manchen Müttern!

    Ich würde jetzt gerne einen Link zu meiner Miniballade ‚Hotel Mama‘ posten. Aber Johnny hat gesagt, ich solle weniger Links auf meine Gedichte in sein Blog setzen. :)

  10. 10

    Meine Mama kann ruhig zu facebook gehen. Ich bin nicht da. :)
    Aber ich kann die evtl. auftretenden Probleme durchaus nachvollziehen. Globale Vernetzung hat in der Familie nichts zu suchen. ;)

  11. 11

    Zum Schmunzeln und definitiv wahr! Oma weiß nicht mal, wie man einen PC anmacht, Mutti DENKT sie ist bestens informiert und versucht auf amüsant- naive Weise, mitzureden. Ich denke, jeder kennt das.
    Aber so gern wir unsere Mütter mögen- bei Facebook haben sie trotzdem nix verloren ;-)

  12. 12
    fab

    das mit dem Zweitaccount war auch ironisch gemeint… Ich finds schon bitter genug das es Menschen mit Zweithandys gibt, von einem Diensthandy mal abgesehen