Schade eigentlich, dass das Trainerkarussel Rangnick und Magath an alte Stelle hinerbrochen hat: was genau so faszinierend daran ist, dass Vorstände gerne mit Leuten zusammenarbeiten, mit denen sie bereits erfolgreich zusammengarbeitet haben, weiß ich nicht. Am Ende nichts oder sogar noch ein bisschen weniger. Es ist nur eine schöne Geschichte, und natürlich ist es sensationell, wenn man sich die Geschichte nicht mehr selber zusammenschustern muss, sondern sie sich komplett von selbst schreibt: sensationell früher Feierabend, da darf man schon mal jubeln.
Nein, überraschend sind vielmehr die warmherzigen Kommentare, die van Gaals Absetzung begleitet haben. Viel war zu lesen darüber, dass die Bayern-Führung ja nun wohl völlig konzeptlos und überfordert sei, sie wieder in die alten Mechanismen gefallen seien und überhaupt: sie hätten ja keine Ahnung, was sie da machen.
Das mag ja durchaus sein, man kann das auch für wahrscheinlich halten: aber nicht in diesem Fall. Van Gaal abzusägen war die Konsequenz nicht einer fortwährenden Erfolglosigkeit, sondern einige gravierende taktische Fehlleistungen des hochgelobten Systematikers. Es war Unsinn, Gustavo auf links spielen zu lassen, es war Unsinn, fortwährend die Viererkette umzustellen, es war Unsinn, mitten in der Saison den Torhüter zu wechseln, und van Bommel zu verscherbeln war auch Unsinn.
Und damit nicht genug: ganz besonderer Unsinn war und ist es, mit Gomez das gleiche System, die gleiche Ausrichtung zu spielen, wie mit Olic. Wer fortwährend in Ballbesitz ist, muss kucken, dass er den Raum dafür schafft: Olic war es, der diesen Raum wie ein riesiger Pflug auftat, in den dann die Flügel hineinkonnten. Er war der Toröffner, und Gomez ist sein genaues Gegenteil: einer, der vorne lauert, der sich klein macht, der sich völlig selbst genügt, der so viel Raum reißt wie ein Streichholz auf Beton. Wenn Olic als Dienstleister konzipiert war, dann ist Gomez eine Art Endkunde.
Van Gaal war das egal, er hat einfach sein System weitergespielt. Aber man kann keine Katzenbilder mit Hunden machen, egal wie man sie frisiert. Deswegen haut das ganze Bayernspiel nicht mehr hin, und deswegen ist es unsinnig, darüber zu lamentieren, dass Hoeneß einen Systematiker zum Tefeul gejagd hat: ein Systematiker, ja, der aber mit seinem eigenen Kader nicht zurechtkam.
Abgesehen davon ist das menschlich ganz bestimmt kein Verlust. Ich werde ihn nicht vermissen.
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Wer ist jetzt der Künstler: Gareth Bale, der Kameramann oder Richard Swarbrick?
(via)
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Und weils thematisch so gut passt und ich es damals versäumt habe zu verlinken: ein Hoeneß-Porträt von Andreas Bernard zur Demission von Uli Hoeneß.
Uli Hoeneß macht nach 30 Jahren Platz an der Spitze des FC Bayern. Zum Abschied hat er uns so nah an sich herangelassen wie noch niemanden zuvor: im Stadion, im Büro, in der Wurstfabrik, zu Hause.
Acht Seiten. Gute Nacht.
Ja, ist schon seltsam. Da haben die Bayern endlich mal wieder einen Trainer mit Verstand, der dem Verein ein taktisches Profil gibt, junge Spiele fördert und 2010 kurz vor dem Triple steht, und dann verk**** der die zweite Saison so fürchterlich und alle seine Entscheidungen sind mindestens fragwürdig. Fehlen wird er mir schon ein bisschen, zumindest letzte Saison fand ich ihn ganz unterhaltsam.
Btw, wieviel Geld ist eigentlich noch auf dem Festgeldkonto und wieviel kostet eine komplett neue, Champions League-taugliche Abwehr + Torwart?
sehe ich eigentlich ähnlich, wenn auch in 2, 3 einzelheiten anders.
van Gaal war von seinem System nicht abzubringen, obwohl das Personal das nicht her gab. Das mag vielleicht auf Grund individueller Klasse ab und zu funktionieren, aber wie man sieht ja nicht auf Dauer.
Geld für eine neue Abwehr sollte auf jeden Fall genug da sein, vorallem, weil man sich IMO das Geld für einen neuen Torhüter sparen kann.
Mmm. Kraft ist kein schlechter, aber Neuer kann DER Torhüter seiner Generation werden, nicht nur in Deutschland. Nach den Ansprüchen des FC Bayern sollte er also bei ihnen spielen. Sonst holt ihn sich sowieso Chelsea oder Real oder so.