Bevor ich lostippe eine dringende Durchsage an mich selbst:
Nach diesem Artikel: Öfter lächeln! Mehrdeutiger sein!
Danke. Jetzt kann’s losgehen.
Als ich vergangenen Samstag die Meldung der geplanten „Du bist Deutschland“-Kampagne bei autofab (der Text dort wurde vom Autor inzwischen massiv geändert, der von supatyp nicht) gelesen habe, wurde mir spontan schlecht.
Denn ich will keine weiteren „Hey! Ihr müsst euer Leben selbst in die Hand nehmen! Glaubt an euch! Macht was aus eurem Leben! Kopf hoch!“-Slogans in meinem Leben, das übrigens in erster Linie daraus besteht, dass ich es selbst in die Hand nehme, an mich glaube und versuche, etwas daraus zu machen und den Kopf oben zu behalten. Vor allem dann nicht, wenn diese Kampagnen Selbstzweck zu sein scheinen (jaja, da muss man natürlich noch abwarten, ihr habt ja Recht, vielleicht kommen mit der Kampagne ganz tolle Aktivitäten und lang erwartete Umsetzungen, aber erstmal klingt „Du bist Deutschland“ nach Phrasendrescherei und auf diesen Klang habe ich reagiert, so geht das manchmal mit dem Bloggen).
Seitdem ich die Schule verlassen habe (eigentlich schon vorher), kümmere ich mich um meinen eigenen Kram und mit Ausnahme einiger Tage meiner Rundfunkzeit und den Jahren als Geschäftsführer der eigenen Firma (bei der ich mich also selbst um die Einnahmen kümmern musste) kenne ich Begriffe wie „Anstellung“, „Urlaubsgeld“, „Sicherheit“ oder gar „Weihnachtsgeld“ ebenso wenig wie „Arbeitslosenunterstützung“, zumindest nicht für meine Person. Und so, wie es aussieht, werde ich auch den Begriff „Rente“ nicht kennenlernen. Macht nichts, diesen Weg habe ich selbst gewählt, ich hätte ja auch zur Post gehen können oder mich von einer Agentur anstellen lassen können, statt mir Lieder auszudenken und sie zu spielen, Radio zu machen, Websites zu bauen oder Spreeblick-Artikel zu schreiben.
Ich habe „den Staat“ nicht einmal mit einem Studium „belastet“. Ich habe zumindest ein paar Jahre lang ein paar Arbeitsplätze geschaffen und werde das wieder tun. Ich bin sozusagen ein Vorzeige-Neudeutscher wie ihn sich jede Werbeagentur wünscht, und zwar seit über 23 Jahren. Ich habe noch nie gejammert (nicht auf „den Staat“), aber oft gemeckert. Das werde ich auch weiter tun, denn die traurige Tatsache, dass es Menschen in anderen Ländern weitaus schlechter geht als mir, ist kein Grund, nicht trotzdem nach immer weiteren Verbesserungen im eigenen Umfeld zu streben ohne dabei diese anderen Menschen aus den Augen zu verlieren. Und ich werde übrigens auch nicht das Land verlassen, wie in den Kommentaren teilweise angedeutet, weil mir Dinge nicht schmecken. Wie seid ihr denn drauf?
Ich bin selbst mein größter Kritiker, ich gehe mit mir selbst und mit den Dingen, die ich fabriziere ebenso „hart“ ins Gericht, wie ich es mit anderen Dingen manchmal tue. Normal.
Ich weiß, dass man selbst viel bewegen kann, speziell im ganz privaten Rahmen und ich bin oft genug auf die Nase gefallen um sehr genau zu wissen, wie man wieder auftsteht. Ich bin selbst großer Verfechter dieser inzwischen ekelhaft abgedroschenen „Man kann alles, was man will“-Mentalität.
Aber: Ich weiß, woher meine Fähigkeit und vor allem die Freiheit, diese Mentalität zu vertreten, kommt. Ein bisschen Zufall und Glück, ein bisschen Erziehung, ein bisschen Veranlagung und Vererbung, ein bisschen Mentoren-Einfluss (Helmut Lehnert, damals SFB), ein bisschen Punkrock-Sozialisierung („Do anything you wanna do“ – Eddie and the Hotrods, „Career Opportunities“ – The Clash, u.v.a.).
Und in den ganzen Jahren kein einziges Bisschen, nicht einmal ein winziges, klitzkleines Stückchen staatlicher Einfluss oder auch nur Unterstützung bezüglich dieser Lebens- und Arbeitseinstellung. Im Gegenteil. Hat mal jemand versucht, als Freiberufler oder Selbständiger oder unregelmäßig Angestellter eine Wohnung, einen Kredit, ein Konto zu bekommen? Siehste.
Und so wie ich das da oben alles weiß, weiß ich auch, dass man diese beschriebene Lebenseinstellung nicht per Werbekampagne vermittelt bekommt, sondern sie nur dadurch fördern kann, indem man die Voraussetzungen dafür verbessert. Mehr Eigenverantwortung von allen? Na klar ist das nötig, bitte sehr gerne! Und schön mit eigenem Beispiel voran gehen, ja? Danke. Ich weiß, dass das dauert und ich vertraue sogar noch darauf, dass es passieren wird.
Sowohl bei Nico als auch bei Anke Gröner gibt es interessante Antworten auf meinen Artikel nebst Kommentaren zu lesen, in denen teilweise Parallelen zu amerikanischen Kampagnen gezogen werden und bessere Öffentlichkeitsarbeit in Deutschland verlangt wird, woraus beide den Schluss ziehen, dass die „Du bist Deutschland“-Kampagne vielleicht doch gut sein kann. Argumentativ jedoch machen beide meiner Meinung nach einen kleinen Fehler, denn sie beziehen sich auf Kampagnen und Beispiele, in denen Politik, Ziele, Inhalte und Gesichter/Personen beworben wurden, um diese zu erklären und „die Stimmung“ zu verbessern. Es gibt Visionen, die ich nur nicht richtig verstehe? Prima, dann bewerbt sie bitte gerne, zeigt sie mir, bringt sie mir näher! So clever wie möglich! Meine Sorge ist eben, dass es diese Visionen nicht gibt und daher riecht der Claim „Du bist Deutschland“ für mich etwas anders.
Er riecht nach Verantwortung abschieben, etwas, dass Regierungen ja oft „dem Volk“ vorwerfen möchten. Es gibt aber nunmal auch Regierungsverantwortungen. Die Vermittlung zwischen Wirtschaft und Arbeitnehmern gehört ebenso dazu wie die Kommunikation von Regierungszielen. Neben ihrer Umsetzung. Und ich hab es etwas satt, dass ich mir dauernd anhören muss, wofür ich alles verantwortlich bin (ich weiß das, siehe oben) wenn es offenbar keine Institution zu geben scheint, die auf politische Verantwortlichkeiten mit ebenso großen Kampagnen verweist. Es wird im sozialen und im Bildungsbereich en masse gekürzt, ohne Aussicht auf Ausgleich, ein Besuch bei der Bundesagentur für Arbeit ist eine Tortur für alle (alle!) Beteiligten, die einzige Änderung in diesem Bereich ist, dass niemand mehr durchblickt.
Entschuldigt bitte diesen etwas unstrukturierten Artikel, das Thema ist etwas sehr emotional geworden für mich, denn ich bin mit dem Artikel, um den es hier geht und mit einigen Reaktionen darauf nicht richtig glücklich. Es ist mir ganz offensichtlich nicht gelungen, genug Sarkasmus oder nur ein wenig Witz im Original-Posting durchblicken zu lassen, ich habe mich von der ersten Emotion leiten lassen, die man, wenn man mich nicht kennt, auch ziemlich dumm umgesetzt verstehen kann. Ich habe etwas Gelächter erwartet, ein paar grinsende Verlinkungen, einige mehr eigene Artikel, die sich mit dem Thema beschäftigen, aber sicher nicht die Masse an „Richtig so! Hau drauf!“.
Ich weiß noch nicht genau, was ich für mich daraus machen soll, ich kann mich aber nicht so einfach nur darüber freuen. Vielleicht bin ich aber auch gar nicht so falsch verstanden, wie ich gerade glaube. Ich will nur nicht wie ein Kneipen-Vorschreier wirken.
Viel cooler, das fällt mir aber jetzt erst ein, wäre vielleicht die „Johnny ist Deutschland“-Kampagne gewesen. Oder sowas. Wäre witziger gekommen, hätte vielleicht mehr Spaß gemacht. Naja. Nächstes Mal.
Ich bin großer Freund von Reformen, ich halte sie für dringend notwendig. Kann auch sein, dass es erstmal unangenehm wird, is‘ okay. Ich will keine CDU-Regierung, danke, hatte ich bereits, war große Scheiße. Ich mag Rot-Grün nach wie vor und trotzdem. Ich lebe sehr gerne in Deutschland, ich finde, es geht den meisten Menschen hier noch recht gut.
Aber ich sehe im täglichen Alltag nicht, wie die derzeit umgesetzten Reformen als positiv verstanden werden sollen. Und daher ärgern mich Werbesätze wie „Du bist Deutschland“ sehr.
johnny, das mit dem land, das war im affekt, ich hab mich ja schon wieder eingekriegt und mit frank hab ich mich auch vertragen (stimmt doch,oder?). und jetzt will ich die blöden poster und anzeigen erstmal sehen bevor ich nochmal was dazu sage. doch eins noch: ich bin deutschland.
Dann will ich aber jetzt endlich auch mal Deutschland sein. Oder wenigstens Sylt.
Klingt doch alles schon wesentlich vernünftiger als der „Ihr, nicht ich!“-Artikel. Vielleicht hab ich Dich ja auch falsch verstanden, aber beim Durchlesen entstand doch schwer der Eindruck, dass Du einfach mal „draufhauen“ wolltest, ohne einfach mal die ersten Aktionen und Ergebnisse abzuwarten.
Und mit dem Button konnt´ ich mich überhaupt nicht anfreunden – vermittelt ungefähr die gleiche Aussage wie der hier:
http://psycko.blogger.de/static/antville/psycko/images/orschlecken_button.png
Ich bin Lichterfelde.
Ist zwar uncool, aber auch schon eine Riesenaufgabe.
Ich nehm‘ dann Gummersbach 100, bitte!
na jetzt wirds ja schön hier ;-) ich bin wolfskehlen!
Wolfskehlen ist ja mal ein cooler Ortsname :-)
Wo liegt denn das?
gemeinde riedstadt (hört sich jetzt nicht mehr so toll an, wa?) – darmstadt – frankfurt… da so…
@johnny:
das ist in summe für meinen geschmack schon zu viel der rechtfertigung von deiner seite, finde ich, und darum hier noch ein weiteres spruchbandzitat von der antinazidemo am vergangenen sonntag, aus der gegengeraden, sozusagen, um das ganze nochmal so richtig schön zu erden: „deutschland, halt’s maul!“
Ich blick’s. Ich hab die Kampagne völlig falsch verstanden. Ich entschuldige mich für all mein Gemecker. Dabei ist „ich bin Deutschland“ so eindeutig, ich brauch halt manchmal was länger:
L’État, c’est moi – das find ich gut, das unterschreib ich.
Ach ja: ;-)
@the_stephan:
und niemals vergessen: „nationalstolz — da gibt’s doch was von ratiopharm!“
Hach, das tröstet ein wenig ;)
Obwohl ich nicht aufgrund deines Eintrags an sich Bauchweh hatte (ich meine deine Polemik darin richtig erkannt zu haben), sondern wegen der unreflektierten Reaktionen darauf, das ist so typisch Internetz-Meute.
Nun glaube ich tatsächlich weniger zu verstehen als vorher. Gute frage warum das so ist. Habe ich die Original-Aktion falsch verstanden und mag das nicht einsehen? Oder habe ich sie richtig verstanden und blicke nicht, was du soeben versuchst, gerade zu rücken?
Ich hatte das Ganze als „Lasst mich mit eurem Christiansen-Kerner-Beckmann-Einheitsgebrabbel in Ruhe und hört auf, uns zu erzählen dass solche realitätsfremden und altbackenen Kampagnen das sind, was Deutschland braucht“ – Aktion verstanden. Nicht als „Deutschland lass mich in Ruhe“, sondern viel mehr als „hört auf, für euch zu beanspruchen was nicht alles euers ist und hört auf von Zukunft zu reden, wenn ihr keine Idee habt, wie diese aussehen soll“. Und als solche find ich’s auch gut.
Also: lieg ich falsch? Oder doch nicht? Ist es Zeit für mich auszuschlafen?
Julian, du hast das schon richtig verstanden. Ich hab noch nie „Deutschland halt’s Maul“ gerufen und fand den Spruch schon immer blöd.
Serotonic: Das „Problem“ das ich habe, ist der Artikel. Die Kommentare beim Jamba-Kurs waren auch nicht durchweg reflektiert. Aber die Grundlage war gut. Witzig, inhaltlich auf den Punkt, etc. – wer daraus dann was macht, kann fast egal sein.
Das ist bei „Ihr, nicht ich!“ nicht wirklich der Fall. Der Artikel ist nicht charmant genug und kann schnell als dummes Gebrülle verstanden werden. Das ist mein Problem damit, aber ich gehe jetzt einfach mal davon aus, dass die meisten das richtig verstanden haben. Damit ich besser schlafen kann.
johnny: dann is ja gut. schlaf gut, ich bleib noch etwas wach ;-)
Trackback funktionierte nicht, deshalb so.
Viele Blogger haben auf diese Gegen-Kampagne „žIhr seid Deutschland“ reagiert und in unzähligen Beiträgen und Kommentaren ihre Meinung gesagt. Und die ist so unterschiedlich wie die Situation der Menschen. Einige geben der Kampagne „žDu bist Deutschland“ durchaus Erfolgschancen. Wenn sie denn gut wird. Andere sagen für Deutschland ungeeignet. Zumindest hat diese Vorabdiskussion bereits gezeigt was die Blogger (Blogger = Stimme des Volkes?) von dieser Kampagne erwarten und was nicht. Und was noch wichtiger ist — sie regte zum Nachdenken an. Also, mein Dank geht an Johnny vom Spreeblick. Er hat zur rechten Zeit eine Diskussion angestoßen. Vielleicht sagt der Kanzler ja mal wieder „žIch habe verstanden“.
Wäre es nicht viel sinnvoller, den Leuten in Sachen Selbstständigkeit mehr die Türen zu öffnen, anstatt zu versuchen irgendeine „Stimmung“ heraufzubeschwören? Naja ich bin vllt. noch etwas zu klein, um zu beurteilen, wie einfach/schwer man es als Selbstständiger hat, aber ganz subjektiv würde ich sagen, dass man dort anfangen sollte… Und wenn das Erfolg hat, kommt die „Aufbruchsstimmung“ vielleicht ja auch von alleine. Die Leute müssen eben sehen, dass sich was ändert und nich sowas hörn wie „Jeah cool, auch du gehörst zu Deutschland! Hast zwar keinen Job, aber du kannst sagen: ‚Ich bin ein Teil davon (oder sogar ganz Deutschland, dem Slogan zu Folge)'“
Wobei ich mich jetz nich über Arbeitslosenzahlen beschweren will, ich weiss ja auch nich wie das weitergeht/weitergehen soll…
nich haun
Hier haut keiner. :)
Ist der Ton hier langsam echt so hart, dass man „Sorge“ hat, seinen Senf abzugeben? Das ist nicht gut.
Danke für deinen Comment!
ach was!
war nur so, dass ich mir immer komplett unqualifiziert vorkomme und denke ich hab nix kapiert :)
lg Janis
Ich muss zugeben ich bin einigermaßen erstaunt. Ich hatte Deinen Kampagnen-Artikel mit nem Grinsen gelesen, ihn als ironisch überspitzte Momentaufnahme mehrerer Missstände im schönen Vaterland verstanden und mich nicht weiter mit den Reaktionen beschäftigt. Wenns Dir hilft, ich halte ihn nach wie vor für eindeutig verständlich in seiner Intention. Das Bild eines alkoholisierten Kneipenredners kam mir dabei auf jeden Fall nicht in den Sinn.
Und es ging ja wirklich nicht darum, mal pauschal auf den Staat einzuhauen und schon gar nicht darum, die Idee einer eigenen Verantwortung für die Gemeinschaft innerhalb dieses Staates klein zu reden. Nur geht es in der Kampagne eben nur vordergründig um diese Idee, und die Leute die dahinter stehen, vermitteln sie mit genauso viel Elan wie den neuesten Saturn-Slogan. Dass es darum ging, dieses Paradoxon mal aufzuzeigen, haben hoffentlich jetzt auch [url=http://www.ats20.de/blog/archives/2005/05/10/190/]die letzten[/url] bald kapiert..
> Ich lebe sehr gerne in Deutschland, ich finde, es geht den meisten Menschen hier noch recht gut.
im vergleich zu dritte-welt-ländern odeer osteuropa vielleicht, ja.
aber man kann (sorry) nen Mercedes schlecht mit nem Trabant vergleichen.
Danke, Ralphz.
Den Rat Deutschland zu verlassen geben sie nur weil man heute nicht mehr sagen kann ‚Geh doch rueber‘ ;)
Im übrigen stehe ich immer noch hinter deinem ersten Artikel und seiner Aussage, mit der Vertiefung in diesem zweiten Artikel nur noch mehr.
Bei aller Selbstverantwortung ist ein Staat und seine Verantwortlichen für das Volk zuständig. Für die Menschen die sie regieren und zwar alle darunter. Nicht für das Geld das sie sich bei jeder Diätenerhöhung in die eigene Tasche schaufeln und nicht für den Dutzfreund aus dem Vorstand des nächsten multinationalen Konzerns.
Wenn wir rein für uns selbst sorgen müssen.. was vermehrt auf uns zukommt. Wenn Steuergelder oder Renten-, Gesundheits- und Arbeitslosenversicherung mehr und mehr in dunklen Kanälen verschwinden und die Gewinne besagter multinationaler Konzerne sichern… wozu sollte das neu bewegte und kreative Volk dann überhaupt noch Volksvertreter durchfüttern, wenn es ihnen doch scheinbar nur wichtig ist Pfründe zu sichern und gegen 95% der Bewohner zu verteidigen?
So gesehen sollte man die Aktion vielleicht doch unterstützen, auf das man die Regierung endlich abschaffen kann ;)
( Noch ein kleiner Pointer, der irgendwie am Rande zum Thema passt: http://blog.lebensunfaehig.org/medblog/archives/21-Die-Sendung-mit-der-Ratte-Krankenkassen.html )
meine meinung dazu:
http://www.myblog.de/comment.php?blog=cyancali&id=1322729
ich habe ja wirklich veruscht, nicht auf diesen „themen“-zug aufzuspringen, aber das hier geht wohle gerade so…
die erste emotion, die mir beim anblicke einer „du bist deutschland“-kampagne hoch kommt ist ablehnung.
ganz einfach, weil ich mir nicht vom werbeplakat herab die welt, mein leben oder gar meine zukunft diktieren lasse. und um mein ego zu stärken braucht es auch ein wenig mehr, als gezieltes marketing!
zum anderen steht dieser spruch für genau das, das ich nicht bin.
ich bin nicht deutschland! ich bin nicht dein produkt. ich bin nicht deine zukunft, nur weil ich zufällig hier lebe. in so fern hat die anzeige (bzw. deren ankündigung) vermutlich schon ihr ziel erreicht. ablehnung und ego-denken. whatever. ich bin nicht teil eurer zielgruppe (sic!), ich bin kein deutscher, kein europäer oder wasweißich. die identität auf grundlage des derzeitigen wohnortes zu konstruieren ist (in meinen augen) das dümmste, das die menschheit als gemeinsames credo formuliert hat.
gemeinsam mit freunden bin ich „wir“. gegenüber dem staat (gleich welchem) bin ich „ich“. simple is that…
(gegenalles-punkster-post. never mind it)
p.s.
„hier“ ist es übrigens momentan nett genug…
holldrio, bin da deiner meinung. die kampagne klingt ein bisschen nach „wir machen zwar bloss müll, aber fühl dich gefälligst gut damit!“ – aber erst mal weiterlesen.
warum eigentlich die sorge um den tonfall? Im internen, im sprechschreiben untereinander ja gern, aber – auf einen groben klotz gehört ein grober keil – was ist denn einen angemessene reaktion eines einzelnen auf eine solche zumutung, die mit der realen MACHT von 30 millionen euro ins land gebrüllt wird? zurückbrüllen, sage ich. Anders: es ist schlicht naiv, einen solchen slogan von der wucht abgekoppelt zu betrachten, mit der er abgeschossen wird auf uns alle (und von unser aller koghle, die wir abdrücken, und die ich gern für anderes verbraten sehen würde) und so zu tun, als hätte ihn jemand in einem gespräch fallen lassen. Nochmal anders: wenn johnny zu stephan sagt: „Du bist Deutschland!“ kann stephan das lustig finden, auf verschiedenste weisen sogar „ja, stimmt“ denken; wenn’s mir aber mit solcher macht vorgesetzt wird kann ich nur sagen: „Fuck off & Schnauze“.
Johnny, ich danke Dir aufs herzlichste für diesen Beitrag. So aus der Seele gesprochen hat mir in der Hinsicht (ausser meinem Kompagnon, mit dem ich meine Firma gegründet habe) glaube ich noch keiner.
Auch wir haben keinerlei Hilfestellung erhalten, und auch gar nicht erst danach gesucht. Die ganze dot.comiker haben ja elegant vorgemacht, wohin das auch führen kann; deswegen lieber alleine. Und auch wenn’s bei uns noch keine 23 Jahre sind – auf die Schnauze fallen und aufstehen muss man eben genauso alleine.
Und, Zustimmung: man kann wirklich (fast) alles schaffen. Je nach Phase muss man sich selbst das halt jeden Morgen einreden, bis es wieder besser läuft.
Danke, und lächel ruhig öfter, das macht’s nur einfacher :)
PS: Ich kann auf die CDU auch verzichten, befürchte allerdings hier bei uns in NRW, dass das nur noch ein frommer Wunsch bleibt ;)
Man muß Johnny evtl. ein klein wenig kennen, um den (original-) Artikel zu verstehen. Radiosendungen zuhören meine ich.
Ich habe jedenfalls mitgebrüllt, als ich den ersten Artikel gelesen habe, und ständig schwang die Sarkasmus-Keule mit. Vielleicht sind die Leute einfach nicht so sensibilisiert dafür, daß man Dampf-Ablassen auch mal einfach nur des Dampf-Ablassens macht. Schön jedenfalls, wenn man dazu ’n Blog hat. ;)
Und der obige zweite Artikel? Paßt ins Bild, verstehe ich als natürliche Reaktion. Nur entschuldigen hätte Johnny sich nicht müssen, denn die Erwartungshaltung gegenüber einer „staatlichen“ Kampagnenaktion ist verständlicherweise geprägt vom ständigen Versagen des Staates in Wirtschaft und Sozialwesen… Bumm.
Im Sinne der Kampagne ist Johnny dann wohl tatsächlich Deutschland. Allerdings so, wie es hätte sein können. Nicht wie es sein wird…
War wohl ganz gut, das noch mal klarzustellen. Es gab aber gute Diskussionen, von daher war es auch eine gute Sache. Wer weiß, vielleicht werden dier Macher der Kampagne auf diese Diskussion aufmerksam und spicken ein wenig. Im Juni sollten wir darauf achten und evtl. Quellenangaben fordern… ;-)
Gerade weil es angeblich nicht möglich ist, alle Kommentare zu lesen, habe ich mir alle bisherigen Kommentare zu diesem Artikel durchgelesen. Da finde ich so intelligente Bemerkungen wie von
a) Janis (May 10th, 2005 at 22:09)
„Wäre es nicht viel sinnvoller, den Leuten in Sachen Selbstständigkeit mehr die Türen zu öffnen, anstatt zu versuchen irgendeine „Stimmung“ heraufzubeschwören? (…) Und wenn das Erfolg hat, kommt die „Aufbruchsstimmung“ vielleicht ja auch von alleine.“
b) Herrn Waldar (May 11th, 2005 at 03:38)
„die erste emotion, die mir beim anblicke einer „du bist deutschland“-kampagne hoch kommt ist ablehnung. ganz einfach, weil ich mir nicht vom werbeplakat herab die welt, mein leben oder gar meine zukunft diktieren lasse. und um mein ego zu stärken braucht es auch ein wenig mehr, als gezieltes marketing!“
c) sek (May 11th, 2005 at 13:36)
„Nur entschuldigen hätte Johnny sich nicht müssen, denn die Erwartungshaltung gegenüber einer „staatlichen“ Kampagnenaktion ist verständlicherweise geprägt vom ständigen Versagen des Staates in Wirtschaft und Sozialwesen“¦ Bumm.“
Also:
Selbstständig handelnde Einzelne bringen unser Land voran, nicht Aktionen von oben. Wer seinen Kopf zum Denken benutzt, fühlt sich leicht durch solche Stimmungsmache (sic!) beleidigt. Wenn der Staat seine Aufgaben erledigen würde, könnte der Bürger die seinen (leichter) tun und derartige Kampagnen wären überflüssig.
Genau deswegen finde ich Kritik an der Kampagne richtig. Johnnys Aktion geht m.E. deswegen daneben, weil die beste Reaktion auf die Kampagne das genaue Gegenteil einer Kampagne wäre:
1. sich seinen eigenen Teil denken; die Kampagne abwägen, ohne sie automatisch zu verdammen
2. seinen eigenen Senf gegenüber Bekannten oder im Blog ablassen, ohne daß man den anderen das Gefühl gibt, _das_ sei die absolute Wahrheit und endgültige Lösung
3. seine schlechte Laune pflegen – nicht allem zujubeln zu müssen ist schließlich eine Freiheit, die es in vielen anderen Ländern nicht gibt!
@Anfängerin: Es gibt bereits Stimmen, die vermuteten, dass ich/Spreeblick Teil der Kampagne wären und das hier alles bezahlt wurde. Diese Gerüchte gab es auch beim Jamba-Kurs-Nachhall.
Beide sind natürlich Schwachsinn und zeigen nur, wie verquer man inzwischen denken kann.
@johnny: Ja, ja, manchmal ist denken Glücksache… *kopfschüttel
gebt allen die ich bin deutschland medaille a 0,4 oero
Oberbayern: Medaillen-Aberkennung an Republikanerin irgendwie ‚versandet‘
(11.05.2005 18:27)
Es kam einem kleinen Skandal gleich, als eine bei den Republikanern beheimatete Frau eine Bezirksmedaille in Gold überreicht bekam. Bayerns Innenminister Günther Beckstein (CSU) soll damals darüber recht ‚aufgeschreckt‘ reagiert haben.
Im Oktober letzten Jahres wurde der Bezirksrätin und Mitglied der als rechtsextrem eingestuften Partei, Sonja Weczerek, die Ehre zuteil. Wenig später erfolgte der Aberkennungs-Antrag über die Medaillen-Verleihung von SPD und Grünen.
Jetzt wird das Versäumnis einer schnellen Aberkennung aber als sehr schwierig eingestuft. Gegenüber Weczerek müsste man schon ein unehrenhaftes Verhalten nachweisen müssen, dass man von ihr die Medaillen-Rückgabe fordern kann.
Kunar schrieb:
> Johnnys Aktion geht m.E. […] daneben
Geht sie denn tatsächlich daneben? Sie macht einen anderen Wirbel, als Johnny sich das vorgestellt hatte, das hat er ja selbst geschrieben. Aber deswegen gleich die Klappe zu halten und die Kampagne zu ignorieren, kann m.E. auch nach hinten losgehen:
Müssten wir dann nicht sämtliche solcher Geschichten ‚ignorieren‘? Konsequenter Weise würde das dann ja bedeuten, daß ‚die‘ immer freie Bahn hätten… ;)
Den folgenden Komentar habe ich bei La-Z auf die These hin „Wir bekommen das was wir verdienen“ gepostet. Er beinhaltet prinzipiell meine Meinung zur „Du bist Deutschland“ Diskussion.
Ich finde den Ansatz das wir bekommen, was wir verdienen recht interessant, bin aber der Meinung das wir gerade vom Staat schon lange nicht mehr bekommen was wir wählen. Schaut man sich einmal an wie ein Politiker (und wir haben in Deutschland faktisch eine Personen- und keine Parteienwahl) an die Spitze unseres Landes kommt, so wird man feststellen das eine gehörige Portion Egoismus gegenüber Mitbewerbern und gleichzeitig unterwürfigster Opportunismus gegenüber Mehrheitsverhältnissen von nöten ist. So gesehen ist es für mich kein Wunder, das uns Politiker regieren die genau ihren Vorurteilen im Volk entsprechen, die nämlich hauptsächlich Geldgeilheit und eine unstetige, dem volk nach dem Mund redende Politik sind. Haben wir eine Wahl? Meiner Meinung nach nicht. So wie ich das sehe, werden Parteien auf dem Weg von unten nach oben nicht viel anders als Politiker. Sie sind sobald sie oben angekommen sind egoistisch gegenüber Mitbewerbern (können und wollen nicht mit Ihnen zusammen arbeiten), machtgeil und opportun dem Willen des verdummten (durch die Wirtschaft, das ist aber ein anderes Thema ) Volkes gegenüber. In meiner Anschauung der bestehenden Welt reagiert nicht der Staat im Sinne des Volkes, sonder im Sinne der Wirtschaft. Gleichzeitig sorgt die Wirtschaft durch „Geiz ist Geil“ – Kampagnen und der Förderung von stupiden Freizeitbeschäftigungen (Fernsehen mit dämlichen Inhalten) für eine Verdummung der Mehrheit des Volkes und somit auch für einen dummen (egoistischen, opportunen, launenhaften) Staat.
Hier am Ende wird mein Komentar zwar zum Paradoxon, denn nun bekommen wir ja doch was wir wählen, allerdings gesteuert durch das Großkapital und somit nicht das was wir verdienen.
Ich gebe zu dies ist eine sehr subjektive Sicht der Dinge meinerseits, aber ich bin relativ überzeugt davon, dass unser „System“ so oder ähnlich funktioniert. Im übrigen bin ich genau aus den hier geschilderten Gründen Fernsehabstinenzler und Nichtwähler.
P.S.: Sich selbst zitieren hat auch mal was :-)
Also ich fand den ersten Text erfrischend, und weiss beim zweiten nicht so, das klingt wie Angst vor der eigenen Courage. Klar war das eine Polemik. Klar ist das kontrovers. Und die trifft doch ganz gut (auch wenn die Einkommensverteilung belegt werden müsste).
„Die Reformen“ sind auch eine schöne Art, schwammig zu reden. Reform klingt irgendwie gut, will jeder. Wer will da aber konkret was? Z.B. die Bertelsmann Stiftung, die Initiative Neue Marktwirtschaft, und ähnliche Thinktanks… Ich will andere Reformen.
Die Einkommensverteilung (bzw. richtiger: Die Verteilung der Vermögensbesitze) stammt aus dem aktuellen offiziellen Armutsbericht.
von golden boy … 16o5o5
Solidarität und Nächstenliebe werden aus den Köpfen der Menschen verbannt, Ideen und Vorstellungen einer anderen Gesellschaftsform erst recht, Vereinzelung und Entsolidarisierung sollen sozialen Unruhen vorbeugen.
Wenn wir den Reichtum neu verteilen wollen, müssen wir uns fragen, wer in dieser Gesellschaft über den vorhandenen Reichtum verfügt und ob diese Kräfte bereit sind zu teilen.
Wir brauchen daher ein anderes gesellschaftliches Kräfteverhältnis, das bereit und fähig ist, den Kapitalismus zu überwinden und ein neues System zu schaffen.
Abseits aller etablierten Parteien, von innen
(unten) kommend. Ganz ohne Medaillen, eine soziale Bewegung eben. Eigentlich ist es doch ganz einfach, oder ??
Kommentar von golden boy „”
Viel nachgedacht, alles gelesen, immer noch nicht einverstanden mit der Abwertung der Kampagne.
Ich bin Garbsen.
Ich will das alle die Welt positiver sehen, dass sie sich als Einheit betrachten, dass jeder seine Meinung sagen muss, damit überhaupt erfasst werden kann was die gemeinsame Meinung ist. Ich will Verantwortung übernehmen dafür das zuversichtlich in die Zukunft geschaut werden kann-nicht für andere sondern für mich selber.
Wie soll es denn hier (allgemein) besser werden wenn die Perspektive ist: reih dich ein, arbeitslos sind viele, geändert werden muss da was von oben. Das bezieht sich aber nicht mal auf die Arbeitslosigkeit, obwohl die Kampagne dafür wirbt, selbstständig zu werden, wenn ich das recht begriffen habe.
Es muss ein Ruck durch Deutschland gehen ist doch die gleiche Aussage:
Kommt, lasst uns nicht rumhängen und deprimiert sein, kommt lasst uns an Morgen denken, schiebt unser Leben nicht von uns weg, lasst uns hoffen.
Da geht es doch zu allererst um eine Lebenseinstellung und nicht um konkrete Vorschläge. Wenn man zu vernebelt ist von Depression und Freudlosigkeit und Langeweile und genereller Lustlosigkeit sieht man keine Wege aus der (Arbeits/Familien/Finanz/Religions/…) Krise.
„Die da oben“ „die Politiker“ „die Gewerkschaften“ „die Arbeitsagentur“
Sind wir schon so groß, dass wir nicht mehr wissen wer das eigentlich ist?
Kennen wir echt keinen persönlich, nicht mal über die berühmten 6 Ecken?
Sind wir nicht Deutschland? Hat nicht jeder von uns mit Mündigkeit die Wahl sich anzusiedeln und den dort üblichen Mietsvertrag anzunehmen?
Wir wohnen nicht aus Zufall hier, sondern weil wir uns dafür entschieden haben.
Und wenn ich mal über was positiv erfreut war dann darüber dass es nicht in meinen Augen um was von oben Beschlossenes ging, sondern erst einmal da rum sich selber wahrzunehmen als Teil des Problems UND dessen Lösungsmöglichkeit.
Ich kenne die Aufgaben der Politiker nicht, ich weiss nicht was der Staat mir alles schuldet, ich weiss nicht woran die Menschen in MEINEM Rathaus arbeiten. Aber es ist gar nicht so schlecht darüber nachzudenken woher ich die Antworten bekomme und ob ich nicht selber auch ein Teil dessen bin und was ändern kann.
—————————————-
BTW Blödes Fernsehen-DR QUINN (ich weiss) nimmt sich wahr als Colorado Springs. Sollte man drüber nachdenken.
Jonny, das meinen sie aber nicht im Ernst, dass der Artikel bei Nico Lummer „interessante“ Antworten enthält, oder?
Sätze wie „Hartz IV ist bei vielen unpopulär, aber das liegt eben auch an der Vermittlung.“ kann ich beim besten Willen nicht ernstnehmen. Einem Hartz-IV-Empfänger, der nicht weiß, wie er den Monat überleben soll, dürfte es – mit Verlaub – scheißegal sein, ob da was besser „vermittelt“ werden könnte.
Das Problem ist ein Fakt. Und kein *Vermittlungs*problem.
Herrn Lummer würde ich hierzu ein bisschen Lektüre empfehlen, zum Beispiel hier:
http://www.arbeitslosen-hilfe-forum-deutschland.org/forum/showthread.php?s=be26888798800dbc86310608956e227e&t=7874
Aber das nur am Rande.
Eine Imagekampagne hat meiner Ansicht nach fast immer den Zweck, eine schlechte Sache schönzureden, den Leuten Sand in die Augen zu streuen, eine schwarze Katze zu einer weißen umzudeuten.
Wäre die Sache gut, bräuchte es keine Imagekampagne.
Von daher halte ich Imagekampagnen lediglich für eine modernere Fassung des Begriffs Propaganda. Und für unnötig, verlogen und populistisch.
Ihr Artikel, Jonny, spricht mir übrigens aus dem Herzen. Jedes Wort. :-)
Ich mag es irgendwie, wenn man Vornamen und trotzdem das „sie“ benutzt, keine genaue Ahnung, warum. Das nur am Rand.
Ich habe absichtlich „interessant“ zu Frau Gröner und Herrn Lumma geschrieben, denn ich bin nicht ihrer Meinung, finde es aber sehr spannend zu sehen, wie unterschiedlich man Themen enpfinden und bewerten kann. Ich wage zu behaupten, dass das auch ein wenig daran liegt, dass Hamburg nicht Berlin ist und dass eine Festanstellung in einem Unternehmen ebenfalls die Sichtweise beeinflusst. :)
Ganz sicher! Ganz sicher beeinflusst ein sicheres Einkommen die Sichtweise. „Das Sein bestimmt das Bewusstsein“, sozusagen ;-).
Deshalb können hochbezahlte und mit tausend Absicherungen ausgestattete Politiker überhaup nicht nachempfinden, was sie anrichten, wenn sie den Leuten das letzte Geld aus der Tasche ziehen und dann auch noch der Meinung sind, Probleme wären nur eine Frage der „Vermittlung“ …
Ich könnte mit sehr viel gutem Willem zu Gute halten, dass diese Politiker es, selbst wenn sie wollten, nicht nachvollziehen können. Manche Dinge muss man erst selbst erlebt haben, um sie in ihrer ganzen Dimension zu empfinden und zu begreifen.
Was mich allerdings wirklich verblüfft (und ärgert), ist, dass blödsinnige Sprüche und Pseudoargumente so oft bei *normalen* Leuten auf fruchtbaren Boden fallen und wortwörtlich nachgeplappert werden. „Die Arbeitslosen sind ja nur zu faul zum Arbeiten“ – letztens erst wieder bei einem Kunden gehört (und keineswegs von irgendwelchen Mangagertypen).
Schon traurig …
Moin Johnny,
lange nichts von dir gehoert/gesehen. vor ein paar monaten hab ich nun diese „neuen seiten entdeckt“ .der Artikel „ihr, nicht ich“ ,bewegt mich nun doch dazu meinen senf zu dieser geschichte dazuzugeben. erst einmal muss ich dir sagen, dass ich den ersten artikel, weder fuer stammtisch gebruelle, noch fuer polemisch halte. ganz im gegenteil. ich glaube, das sich die gut gekleideten Herren die sich diesen scheiss ausgedacht haben, langfristig wieder die lufthoheit ueber den stammtischen erobern wollen. es ist wieder chic deutsch zu sein! und schaemen muessen wir uns schon lange nicht mehr dafür! Warum auch ? Ham ja allet, wa! seh ick jeden tach im fernsehn… gut aussehende menschen auf allen kanaelen, tolle wohnungen, schoene hauser und schnelle autos. wenn es aber darum geht missstaende (geil rechtschreibreform) aufzudecken oder zu hinterfragen tun sich doch unsere(privat) medien eher schwer. den das leben ist ja eine einzige party, und keiner will der arsch sein, der dem DJ den saft abdreht.
mir scheint, dass du einfach nur dein finger in eine tiefe wunde gesteckt hast und das der patient jetzt maechtig bruellt. ich find auch nicht, dass du deswegen schlaflose naechte haben musst. man kann das thema ja durchaus kontrovers diskutieren, sollte man auch. es braucht halt immer jemanden der sich nicht das maul verbieten laesst , und den stein ins rollen bringt. vorerst ,DANKE dafuer… habe dich weiter im blick ;-)
ach ja schon ganz vergessen ….“ tiptoe through the tulips!“ ;-)
Ich glaube eher, wenn ich das hier so lese, dass leider keiner von euch dumpfbacken Kritikern jemals richtig über das Thema nachgedacht hat.
Es geht darum, dass gerade solche faulen Säcke mal ihren Arsch hochbekommen und nicht immer nur über die nölen die es zu etwas gebracht haben, sondern ihre Energie dazu verwenden selber etwas vernünftiges zu Stande zu bringen.
Naja… wenn der IQ noch nicht einmal dazu reicht den Sinn des ganzen zu verstehen… dann kann Deutschland auch getrost auf EUCH verzichten!
überhaupt nicht ladylike, LadyC! – eher schon etwas braun gefärbt, ihr ton.
meinense das ernst?
Gegenbewegung «Du bepisst Deutschland»:
http://www.punkstelle.de/du_bepisst_deutschland.htm
Schade! Dabei hab‘ ich mich gefreut neben Papst auch noch Deutschland zu sein.
so reden halten mit es muss ein ruck durch deutschland gehen fand ich ja mal ganz abwechslungsreich nach der ganzen wir sitzens aus kampagne von helmut und der unsere renten sind sicher (im hintern der industrie verstaut) kampagne von norbert.
Aber bei leider hat sich, da Herzog nun mal nur Bundespräsi war und nur aufrufen nicht tun konnte dieser eindruck von „nur gelaber nix dahinter“ manifestiert.
Das ganze ist auch nicht besser dadurch geworden, dass die CDU in den folgenden Jahren höchst erfolgreich im Reformen blockieren und Giftpillen (ala Praxisgebühr) unterschieben war.
Mehr Gerede, genausowenig Taten. Und was angepackt wurde, konnte nur auf neoliberalem Glatteis von Herrn Hartz ausgetantzt werden. Der Mensch hatte leider auch nur dem Namen nach festen Halt.
Und jetzt kommt so eine Du bist der Staat Kampagne daher mit so einem sehr Persönlichen Slogan, der je nach Betrachtungswinkel durchaus als Beleidigend aufgefasst werden kann.
Mehr Gelaber, aber diesmal bevormundend, besserwissend, im Gleichschritt mit unserem jetzigen Bundespräsidenten.
Dazu die ungenierte Zurschaustellung von Machtspielen und Machtmenschen in unserer Hauptstadt die einem als normal sozialisierten Menschen durchaus ekelerregend vorkommen.
Da hat Dein Kommentar durchaus den Finger in eine Wunde gelegt – und es hat wehgetan. Ich denk mal deshalb auch diese … hmmm… emotionalen Reaktionen.
Wow,
die Summe an Kommentaren ist beeindruckend und vielschichtig. Das einzige was ich vermisse ist die Erkenntnis, das die Kampange sicherlich nicht für „uns“ gemacht wurde. Ja, diese Kampange ist Propaganda. Exakt. „Propaganda muß so sein, das sie der dümmste versteht“…wir wissen, wer das gesagt hat.
Der Versuch, eine Kampange zu starten, die einer verunsicherten Bevölkerung Mut machen soll, kann generell als „Blödsinn“ bewertet werden. Ich habe allerdings in meiner Familie (ich hab sie mir nicht ausgesucht) erlebt, das die Kampagne „Ich bin Ausländer“ in den Köpfen meiner Verwandtschaft zumindest bewirkt hat, dass vor dem einen oder anderen Satz mal kurz nachgedacht wurde. Es funktioniert. Im Guten wie im Bösen (Bild und co.).
Das die, sagen wir mal, kritische Intelligenz natürlich in ein Klagelied über so eine Kampange verfällt ist logisch und auch nicht schlimm. Denn wir wissen es ja besser, nicht wahr. Wir, die ultragescheiten und kritischen, urbanen Weltenbürger:) Ich habe im letzten Training mit meinen Sportskameraden (Maurer, Wergzeugmacher, Hartz IV Empfänger) erstaunt registriert, das sie sich damit auseinandersetzen.
Das Eigenverantwortlichkeit viel früher gefördert werden sollte, um solch eine Kampange obsolet zu machen, ist sicherlich der Wunsch. Doch in unserem Land, das ich sehr mag, ist Eigenverantwortlichkeit nicht gefördert worden. Ich fragte mich neulich wie es eigentlich dazu gekommen ist, das Arbeitslose davon ausgehen, das sich ein Amt nicht nur um Ihre Finanzen kümmert (was ok. ist), sondern auch noch darum, das Sie einen neuen Job bekommen. “ Ich hör‘ nie was vom Arbeitsamt“ und ähnliche Aussagen machen klar, das diese Menschen davon ausgehen, das die Job-Verantwortung in den Händen des Staates liegt. Da ist, bei aller Liebe für Unterstützung, einiges aus dem Ruder gelaufen in den letzten 20 Jahren.
Also, bei aller Kritik ist es wichtig, in der Lage zu sein, nicht alles auf sich zu beziehen und mal über den Tellerrand zu schauen. Kampagnen sind für Menschen gedacht, die nicht zwingend die Fähigkeit haben zu reflektieren, sondern nur eine einfache Nachricht: „Du bist Deutschland“ versuchen auf ihr Leben zu adaptieren. Sonst wäre es keine Kampagne. Und das kann im Einzelfall ein ganz klein wenig bewirken. Nämlich über sich selbst und seine Situation einmal, völlig unüblich, nachzudenken.
Vielleicht sollte es uns auch einfach nur mal zum nachdenken anregen,
ob wir nicht doch etwas zuwenig tun.
Es soll sich ja auch nur der die Jacke anziehen die ihn passt.
Wenn so eine Kampange dabei hilft ist das für mich OK .
Propaganda?? Was ist den eigentlich keine Propaganda von all den was wir tagtäglich von unseren Medien hören??
„žDu bist Deutschland“ — na, was für ein Glück, das endlich zu erfahren. Nur leider muss ich dieses großartige Privileg u.a. mit Horst Mahler, Rainer Zitelmann, Franz Schönhuber, Martin Hohmann, Vera Lengsfeld und Josef Kardinal Meißner teilen. Darum tue ich nach reiflicher Überlegung das m.E. einzig Vernünftige:
Ich scheiße darauf!!!!!!!!
Hejhej.
Mich würde mal interessieren, wie es kommt, dass intellektuell ähnlich begabte Menschen so unterschiedlich auf diese Kampagne reagieren?
Ich halte mich für ein individuum, ich hab schon viel verloren, aber eben nicht mich. Ich habe ein ziehmlich anstrengendes Leben und finanziere mein Studium mit spaßigen Idioten-Jobs, damit ich später mal Seelen flicken kann, und ich finde die Kampagne sehr gut! Sicher bleibt sie an der Oberfläche! Sicher spircht sie nicht jeden einzeln an. Aber sie paschalisiert auch nicht so negativ, wie es viele behaupten.
Sie ermutigt!
Sie stärkt!
Was ist daran schlimm?
Klar hätten sie auch Gesichter nehmen können, die mir persönlich irgendwie mehr bedeuten als Schumi und Xavier, aber es kratzt mich nicht.
Und wo wird in der Kampagne die Regierung aus ihrer Verantwortung genommen?
Kann es sein, dass es Menschen gibt, die zwischen den Zeilen Dinge finden, auf die sie fixiert sind?
Bleibt mal auf dem Teppich!
beryll
Ich muß mich meinem Vorredner (beryll) anschließen.
Wieso seid ihr alle so negativ? eine solche stimmung wie
sie manche hier verbreiten will dises Kampagne vertreiben
und ich finde das ist ein gutes Ziel.
Was spricht denn dagegen STOLZ auf sein Land zu sein?
Und wegen den teilweise spaßigen Interpretationen:
Könnt ihr nicht einmal etwas so nehmen, wie es ist?
Eure Interpretationen erinnern mich an den
Deutschunterricht … ich bin sicher die damaligen Dichter
würden sich bei heutigen interpretationen im Grabe umdrehen…
Gutreden macht vielleicht nichts besser aber alles schlecht reden
tut dies auch nicht und ist eher kontraproduktiv!
Seid positiv, seid deutschland. Ich bin Deutschland! Du kannst das auch!
hi,
ich finde die kampagne nur doof. ich finde diesen dubistdeutschlandslogan anmassend und übergriffig.ich bin nicht deutschland, ich will nicht deutschland sein. das ist mir zu eng. ich bin lieber mensch, bürgerin einer welt.
saluti
moca
Der Staat ist für das Volk und nicht das Volk für den Staat!
Ich finde die Politik in Deutschland ziemlich unschön.
Es wird mit vollen Händen Geld ausgegeben was nicht da ist und überall fleißig gekürzt.Nur bei den „klügsten Männern der Welt (denn Angela Merkel ist auch ein Mann :-)) nicht.
Ich finde beide Artikel gut.
Deutsche Politiker und das Streben nach Reformen
Hallo, der nachfolgende Videoclip könnte auch so interpretiert werden: Zeigt dieser nicht in eindrucksvoller Weise das ignorante Verhalten deutscher Politiker, wenn es um die Durchsetzung notwendiger Reformen (Steuern, Gesundheit, Arbeitsmarkt) in unserem Land geht? Hier könnt ihr den Clip sehen: http://heuteblog.de/2006/05/09/
Gruss Strelon
Leider habe ich beide Beiträge erst jetzt lesen können – und bin auch nur durch Zufall über Telepolis hier gelandet. Was mich persönlich übrigens noch am meisten an der Werbekampagne angekotzt hat, das war schlichtweg, dass mir irgendwelche moderaten B-Promis von Problemen erzählen wollen, die sie selbst nicht haben. Ebenso diese wirklich dummdreist reisserischen Phrasen, dass man ja der Schmetterling sei, welcher den Baum entwurzele – und auf der anderen Seite ist man plötzlich der Baum, der entwurzelt wird. Ja, was denn nun?
Alles in allem mag vielleicht sogar ein guter Gedanke hinter der Kampagne gesteckt haben – und das sage ich trotz meiner üblichen Erfahrungs-Paranoia, dass hinter jeder „kostenlosen“ Aktion auch immer ein Selbstzweck steckt. Nichtsdestotrotz kann man sagen, dass in diesem Falle Millionen von Euro einfach nur in eine Farce, eine Luftblase, geflossen sind. Nicht einmal für ein Strohfeuer hat es gereicht. Und die Ursache dafür liegt eben darin, dass – wie Du bereits gesagt hast – diejenigen, die von „da oben“ zu uns normal Sterblichen sprechen, keine Ahnung mehr davon haben, welche Sprache das Volk überhaupt spricht. Schon seit Jahren beschleicht mich das Gefühl, dass, je weiter frisches und vielleicht noch „pro Reforma“ leidenschaftlich kochendes Blut die politische Karriereleiter erklimmt, es in den höheren Gefilden unweigerlich erkaltet. Der politische Break-Even ist erreicht, wenn Staatssanierung mit unmerklich erhöhten Diäten, merklich erhöhten Steuern und neuen Abgaben, sowie hin und wieder einem kleinen Schüsschen an imageförderndem, blindem Aktionismus die Waagschale der Justizia gegenüber der Schale der ursprünglichen Überzeugungen und Ideen nach unten presst. Der Satz war viel zu lang, aber hoffentlich einigermaßen verständlich.
Im Grunde genommen könnte ich jetzt stundenlang eine Abhandlung darüber halten, was man lieber hätte mit den 30 Millionen machen sollen. Wie unglaublich wirtschaftlich fördernd es doch für alle in diesem unserem Lande ist, auf PCs GEZ-Gebühr per Staatsvertrag zu erheben. Wie überaus sinnvoll und durchdacht auch, Überlegungen anzustellen, auf SMS und eMails Steuern zu erheben – und das mit „Kommunikationsförderung innerhalb der EU“ erklären zu wollen. Wie sicher wir Bürger uns fühlen, wenn im Rahmen der angeblichen Terrorismushatz sämtliche Datenverbindungen protokolliert, gespeichert und bei Bedarf auch per wirtschaftlichem Interesse von Film- & Musikindustrie ausgewertet werden dürfen. Wie behaglich, wenn man weiss, an jeder Straßenecke, an jedem öffentlichen Platz, möglichst überall befinden sich Kameras, um uns alle vor Unbill zu schützen.
Wie schön es doch ist, dass man es so gut mit uns meint.
Ich glaube das größte Problem der Deutschen ist einfach: Sie wissen nicht was Deutschland ist.
Ich bin Papst,
ich bin Weltmeister
bin ich deshalb Deutschland?
Als Föderalistischer Staat sollte Deutschland am besten erst einmal aus Berlinern, Brandenburgern, Sachsen, usw. bestehen.
Danach kann man ja mal gucken, ob man sich überhaupt erstmal mit dem Rest von Deutschland identifizieren kann.
Ich persönlich hab jetzt schon Schiss nach Bayern zu gehen. Das einzig tröstliche daran: Die Franken wolln ja auch nich Bayern sein.
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