Ich habe zum Glück keine Ahnung, wer die Autos von Holger Jung angezündet hat und vermag nicht zu beurteilen, ob der- oder diejenigen Täter Gegner der „Du bist Deutschland“-Kampagne sind. Was damit bezweckt werden sollte, falls die Kampagne tatsächlich Auslöser für die Tat war, bleibt mir ebenfalls ein Rätsel.
Ich kann aber sehr wohl beeindruckt feststellen, wie grandios PR-Abteilungen selbst mit solch unschönen Meldungen umgehen können. Denn (natürlich?) nutzt man die Chance um ein willkommenes Schwarzweiß-Bild zu malen.
Die Kampagne, die auf viel Zustimmung stößt, wirbt für mehr Zuversicht in Deutschland. Der von dem Geschäftsführer Kreation, Oliver Voss, erdachte Spruch hat in der linksautonomen Szene hingegen heftige Kritik ausgelöst.
So schreibt die Welt und man darf sich fragen, wer das diktiert hat. Denn richtiger müsste es doch wohl heißen: „Die Kampagne, die nicht nur auf Zustimmung stößt, wirbt für mehr Zuversicht in Deutschland. Der von dem Geschäftsführer Kreation, Oliver Voss, erdachte Spruch hat auch in der linksautonomen Szene heftige Kritik ausgelöst.“ Wenn man das schon extra herausstellen muss.
Kampagne gut, Kampagnen-Kritiker gleich Linksautonome und daher (vermutlich!) Täter? Folgt man dieser Logik, könnte es auch das Team von Extra 3 gewesen sein.
Update: Bitte auch die Worte von Michael Trautmann zu diesem Artikel beachten.
Update 2 (20.12.05, 18h): Meine Vermutung wurde soeben durch einen Anruf vom DBD-Kampagnenbüro dementiert. Es gab lt. Kampagnenbüro keine einzige Pressemitteilung von der Kampagne bzgl. des Anschlags auf die Wagen von Herrn Jung.
Ich werde morgen versuchen, JvM zu erreichen und auch die einzelnen Zeitungen. Denn irgendwoher müssen die Meldungen ja kommen.
Update 3: Bitte alle Kommentare bis zu dem von Herrn Cords lesen. Danke.
Inzwischen gibt es wohl ein Bekennerschreiben, wie man hier lesen kann:
http://www.abendblatt.de/daten/2005/12/19/515094.html
Aber ich tippe auch sehr stark auf das Team von Extra 3, denen ist grundsätzlich alles zuzutrauen.
:-)
Ich denke das ist wie damals… beim Reichtagsbrand.
Morgen: große Bücherverbrennung
Hinter manche Kommentare sollte man vielleicht wenigstens ein Emoticon setzen, oder? Ich persönlich will weder mit gewalttätigen Angriffen oder Brandanschlägen noch mit Bücherverbrennungen zu tun haben.
Ok, ich reiche hiermit ein ;-) nach.
Die Welt kann man aber doch auch nicht ernst nehmen. Eine auf seriös machende Bildzeitung ist das. Mehr nicht. Imo.
Au weia: N24 macht aus den Autonomen jetzt gar Netz-Aktivisten.
http://www.n24.de/wirtschaft/multimedia/index.php/n2005121912432500002
Haben die nicht mehr alle?
wenn der seine karre in paris auch abstellt, kann das schomma passieren
wagen nicht in der garage? zahlt da die versicherung noch?
Hier das Bekennerschreiben:
Du bist Tim Mälzer.
Du denkst, du kannst nicht kochen? Dabei hast du doch gerade erst gezeigt, wie man zwei Autos flambiert. Warum machst du nicht mit ein paar guten Freunden eine Volksküche auf? Denn du bist wie eines deiner Anschlagsziele heißt: Jung. Und warum soll man nur Frauen den Herd überlassen? Wenn du allein der Automobilbranche in diesem Land zwei neue Aufträge im Wert von 80.000 Euro verschaffen kannst, dann kannst du doch auch einen Molotowcocktail mixen, oder? Du bist Deutschland.
(Nein, das ist nicht echt! Ich sag es nur sicherheitshalber gleich dazu!)
Verschwörungstheorien:
1a) es war irgendeine Praktikatin, jung, matt, ausgebotet und sexuell belästigt
1b) sie war Muslima, die Täter folglich ihre Brüda
2. die Karre war ja sowas von schrottig (aber gut versichert), der HerrJott war das selber (höhere Gewalt)
3) die Karre war ja sowas von schrottig, deswegen brachten osteuropäische Diebesbanden sie zurück und fuckelten sie vor Wut up.
4) es waren die Nazen, um den Linken einen reinzuwürgen
5) ein Journalist wollte mal Feuerteufel spielen, anstatt immer nur neidisch gen Frankreich zu blicken
6) fällt weg – Netzaktivisten? Die kommen doch gar nich hinter ihren Linuxmöhren weg. Und frische Luft vertragen se auch nich.
Lieber Johnny,
wir kennen uns noch nicht. Als Mitverantwortlicher von DbD habe ich natürlich eine andere Meinung zu dem was wir da tun, als viele Deiner Blogger. Nur soviel: Oliver Voss und mir wurde schon vor dem Start der Kampagne gewünscht, dass wir dafür in der Hölle schmoren. Anders als die Wirtschaftswoche mich zitiert hat, bin ich nicht der Meinung, dass Bloggs grundsätzlich destruktiv sind. Ganz im Gegenteil, ich finde Sie zeigen, dass unser Land lebt. Autos anzuzünden gehört aber für mich nicht dazu. Uns zu unterstellen, wir würden das jetzt auch noch PR-mäßig nutzen finde ich auch nicht gerade klasse.
Immer noch irritiert
Michael Trautmann
Hallo Michael, falls das nicht klar rüberkommt: Jegliche Form der Gewalt lehne ich ab (von unumgänglicher Notwehr abgesehen). Ich unterstütze in keinster Weise Brandanschläge oder ähnliches.
Rätselhaft bleibt mir aber, woher die Ausrichtung der Medienberichte kommt. Ihr macht doch viel mehr als nur DBD und es gibt viel mehr DBD-Kritiker als nur die Blogs, woher rührte also gleich zu Beginn die Berichterstattung und die Vermutung, dass der Anschlag etwas mit der Kampagne zu tun habe und vor allem dass er aus den kritischen Online-Reihen kommt? Es fühlt sich „hier“ auch komisch an, wenn in diesem Zusammenhang Blogs erwähnt werden, die „bisher gewaltfrei agierten“.
Wenn diese Ausrichtung der Meldungen nichts mit euch zu tun hat, entschuldige ich mich für die Vermutung im Artikel. Aber die Frage sei erlaubt: Wer versorgt denn in diesem Fall die Presse mit Informationen?
Achja: „meine Blogger“ gibt es nicht. Und ich wünsche auch niemandem, dass er irgendwo schmort.
Wie du siehts, bin ich in diesem neuen Medium noch etwas unbeholfen, wird sich ändern! Ich habe Deine Kritik immer als hart aber differnziert empfunden (siehe auch „Denn Du bist ….“). Einen kausalen Zusammenhang zwischen Bloggern und Brandstiftern sehen wir nicht. Das Bekennerschreiben ist übrigens direket an die Redaktion einer Tageszeitung gegangen.
Michael
Das freut mich sehr, dass ihr keine Zusammenhänge vermutet, denn ich hoffe doch sehr, dass es keine gibt. Kritik, auch harte, ist eine Sache, Anschläge auf Personen oder ihr Umfeld eine ganz andere.
Aber wer schickt denn nun die Infos bzgl. der Sache an die Presse? Würde mich wirklich interessieren. :)
michael, wenn du ein blog brauchst, sag bescheid, wir haben paar über. :) gegen die unbeholfenheit kann man was tun: selber bloggen.
Alles läuft über unser Kampagnenbüro, was die Medien daraus machen ist redaktionelle Freiheit.
Wie du ja sehen kannst, fängt es an, mir Spaß zu machen.
Selber bloggen. Immer gut. Das kann dann aber nicht das Kampagnenbüro machen. ;)
Ich möchte die Tat weder gutheißen, noch abmildern – aber „Bekennerschreiben“ wegen ’ner abgebrannten Karre… Das zeigt mal wieder, auf welchem Level wir in Deutschland sind.
Anderswo wird sowas eingereicht, wenn Botschaften und Hochhäuser dem Erdboden gleichgemacht und Geiseln genommen wurden.
In little LoFi-Germoney lang’s aber ganz gewiss, um die kühle Hansestadt zum heißen Pflaster zu erklären.
Vermutlich steht’s bald in diesem großen Boulevardmagazin: „Terrorismus – Autonome, bis an die Zähne bewaffnet, wüten im Herzen Hamburgs. Holt eure Kinners von der Straße und nehmt die Häusle mit rein, es ist Krieg!“
Irgendwer fordert dann „Eine Überwachungskamera für jede Parkuhr“ und Parkwächter mit Kampfausbildung und UZI im Anschlag verteilen Parkzettel mit RFID-Chips.
Diese Aktion war extrem kontraproduktiv, ihr Bekennerhanseln!
This Claimr => Dies war der klägliche Versuch einer kommentativen Glosse
That Claimr => Ja, ich liebe Untergangsszenarien, ich hab als kleiner Bengel zuviele SciFi-Romane gelesen, die haben mich sozial-ethisch vollkommen desorientiert
Hallo,
Die Behauptung von Johnny steht oben auf der Seite immer noch. Darunter, unter dem Kommentar von Michael Trautmann, eine „bedingte Entschuldigung“ von Johnny. Ich finde diesen Zustand etwas unglücklich.
Vorschlag: Jemand fragt mal die Journalisten, die das gemeldet haben.
IMHO sollte das Johnny machen, denn keiner der DbD-Beteiligten muss hier irgendwas rechtfertigen, solange nichts bewiesen ist.
Gruss
Hallo Christoph. Nach dem Umzug kann ich das alles gerne tun. Wird uns aber nicht viel weiter bringen, schätze ich. Herr Trautmann sagt oben zunächst, dass er es nicht klasse findet, dass man einen PR-Zusammenhang vermutet. Point taken. Die Infos kommen jedoch schon vom Kampanenbüro, woher auch sonst, das ist ja normal. Ob es nun die Infos sind, die dann auch erwähnt werden, lässt er verständlicherweise offen, aber was ist denn deine Erfahrung mit PR-Meldungen?
Ich kann aber auch um die Pressemeldungen des Kampagnenbüros bitten. Was hiermit geschehen ist, vielleicht kann Herr Trautmann die Anfrage ja weiter geben? Ich check auch mal die Netzeitung, denn von der kommen die Inhalte von N24.
Dass sich meine Entschuldigung darauf bezieht, ob die Meldungen vom Kampagnenbüro nun bereits vor polizeilichen Untersuchungen Vermutungen über die Herkunft und Motivation der Täter beinhalteten oder nicht, stimmt.
Habe einen Link an Herrn Lars Cords, den Leiter des Kampagnenbüros, weiter gegeben.
Prima, denn auf meine Anfrage beim Kampagnenbüro kam eine automatisierte Standard-Antwort.
Offenbar gibt es seitens DBD-Büro und JvM keine Stellungnahmen mehr, da das Verfahren läuft. An die „alten“ Meldungen kommt man scheinbar jetzt auch nicht mehr heran (Quelle: ein Bekannter bei der netzeitung, der es versucht hat).
Was bleibt?
Meine Kritik an den WELT- und N24-/Netzeitung-Artikeln und meine bisher unbewiesene Vermutung, dass die Pressemeldungen sich auf Kampagnen-PR-Meldungen beziehen und daher kurz nach dem Anschlag ein schwarzweißes Bild gemalt haben. Dies weist Herr Trautmann von sich, was mich freut (ja, tut es). Dennoch frage ich mich weiterhin, wie die Medien zu solchen Artikeln kommen. Denn vor Ort war wohl kein Reporter, der solche Vermutungen äußern könnte und am Samstag war es sicher etwas zu früh, um Mutmaßungen über Täter anzustellen. Die Polizei äußert nach meinen Erfahrungen so früh keinerlei Vermutungen.
Es bleibt außerdem ein Artikel bei Spreeblick, der eine falsche Behauptung enthalten könnte. Und der einen Autoren-Namen trägt und Quellen angibt. Der weiterhin sofort kommentiert/ argumentiert/ gegendargestellt werden kann. Öffentlich. Alles völlig gegensätzlich zu den bisherigen Meldungen der „etablierten“ Medien, die weder Autoren noch Quellen angeben, keinerlei Möglichkeiten zur Diskussion bieten und auch gegensätzlich zum DBD-Kampagnenbüro, welches seine Pressemeldungen – soweit ich weiß – leider nicht online zur Verfügung stellt.
Update siehe oben.
1. hat es zu diesem Thema keinerlei Pressemeldung von Seiten des Kampagnenbüros gegeben
2. haben wir bis zum Eintreffen des Bekennerscheibens explizit (siehe Artikel in der Hamburger Morgenpost von Samstag) einen Zusammenhang des Anschlags mit unserer Kampagne „Du bist Deutschland“ in Frage gestellt (siehe http://archiv.mopo.de/archiv/2005/20051217/hamburg/panorama/anschlag_wegen_kampagne.html)
3. zu diesem Zeitpunkt kam jegliche Mutmaßung (ob in der Mopo oder der Welt) In Bezug auf mögliche Täter und deren Motivation ausschließlich von Seiten der Journalisten selbst. Und das trotz eindeutiger Aussagen der ermittelnden Behörden als auch von Seiten des Kampagnenbüros, das jegliche Zuordnung und Vermutungen reine Spekulation seinen und ohne jede Grundlage aus Sicht der Ermittlungen.
4. erst zum Zeitpunkt des Eintreffens des Bekennerschreibens (welches unter anderem Bezug nimmt zur Kampagne „Du bist Deutschland“) beim Hamburger Abendblatt haben wir von Seiten des Kampagnenbüros eine Stellungnahme dazu abgestimmt, die allerdings ausschließlich reaktiv bei Nachfragen von Medienseiten eingesetzt wird.
Wir haben keinerlei Interesse daran, der Tat oder den Tätern in irgendeiner Weise zu weiterer medialer Aufmerksamkeit zu verhelfen. Jegliche Unterstellung in diese Richtung ist so absurd, dass ich sie kaum kommentieren mag.
Dass wir von Seiten der „Kampagnenmacher“ den Anschlag und den damit gewählten Weg der „Argumentation“ auf das schärfste ablehnen brauche ich denke ich nicht zu betonen. Aber auch inhaltlich: die Kampagne dreht sich um den Begriff der Verantwortung. Um die Verantwortung, die jeder Einzelne von uns hat für sein eigenes Schicksal und für die Geschicke seines persönlichen Umfelds und in der Summe für das ganze Land. Diese Thematik ist vom Grundsatz her ganz eindeutig „Lagerübergreifend“ und parteipolitisch unabhängig.
Natürlich lässt sie sich positiv wie negativ von links wie von rechts interpretieren. Das ist ja gerade die Stärke der Kampagne und löst eine entsprechend intensive Debatte aus. Ob über Patriotismus und Nation oder über soziale Verantwortung und Gemeinschaft. Das ist genau auch so gewollt und wir stellen uns dieser Diskussion gerne. Die Diskussion muss aber auf der Grundlage der Freiheitlich demokratischen Grundordnung erfolgen, damit wir uns mit den Argumenten auseinandersetzen.
P.S.: alle Pressemitteilungen und Statements der Kampagne „Du bist Deutschland“ sind im Web unter http://www.du-bist-deutschland.de/opencms/opencms/PresseMeinungen/Pressemitteilungen.html zu finden
Dankeschön.
Ich mache die Kommentare an dieser Stelle dicht, denn ich habe a) keine Lust auf Nachzügler-Kommentare in merkwürdige Richtungen und b) keine Kraft und Zeit und Lust, mich weiter täglich mit diesem Kram zu beschäftigen, langsam wird das zur Farce (welche Medien unterstützen die Kampagne, blahblah usw. usf.) und es ist weder sinnvoll, weiter PR für die Kampagne zu machen noch für Spinner, die Autos anzünden (beides setze ich damit explizit nicht gleich, nicht, dass das jemand in den falschen Hals bekommt!).
Für meine offenbar falschen Vermutungen, dass PR-Meldungen den Anschlag mit der Kampagne in Zusammenhang gebracht haben, entschuldige ich mich in Richtung FischerAppelt, von deren Seite etwaige Meldungen dieser Art offensichtlich nicht kamen.
Den Artikel lasse ich mit Hinweisen und Ergänzungen dennoch stehen, damit alles nachvollziehbar bleibt, ich kann zu Fehlern und Irrtümern stehen und möchte den Diskurs weiter transparent halten.
Herrn Cords‘ Worte animieren zum Nachhaken bei den verantwortlichen Journalisten und anderen möglichen Quellen. Sollte es hier neue Erkenntnisse geben, kann ich das in einem neuen Artikel bemerken. Leider ist dieses Nachhaken bei Artikeln ohne Autorenangaben nicht halb so leicht wie hier.