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Allez les Vieux *

Eine Mannschaft, in der ich noch als Jungspund gelten würde, eine Mannschaft, die einen Torwart durch das Turnier schleppt, weil er im vergangenen Jahrtausend eine Glückglatze war, eine Mannschaft, die einen Mythos in ihren Reihen hat:

Es würde nicht erstaunen, wenn Domenech im finalen Spiel kurz vor Schluss Napoleon Bonaparte einwechseln und dieser Robbespierre bedienen würde, der die Italiener allesamt wegen Betrugs am Sport durch einen Lupfer guillotinierte.
Was uns aber bewusst sein muss: Neben der Wiederauferstehung Zidanes wird alle Selbstzelebrierung der Deutschen im Blick der Nachwelt verblassen. 2006 wird das Turnier der frohen Botschaft sein.
Wo war das nochmal?
Ach ja, bei diesen Mitteleuropäern.

* Die Formulierung
Allez les Vieux
ist von Spreeblick-Leser/In Pat
vom Whistleblog der französischen Presse entnommen

10 Kommentare

  1. 01

    … nö, ist aus der franz. Presse und wurde schon hier
    benutzt…

  2. 02
    Pinkylinho

    …Was uns aber bewusst sein muss: Neben der Wiederauferstehung Zidanes wird alle Selbstzelebrierung der Deutschen im Blick der Nachwelt verblassen…

    …und das völlig zurecht. Was Zidane gegen Brasilien abgeliefert hat war Fußball in einer Perfektion, wie es sie in dieser Form alle paar Jahrzehnte mal gibt. Die Kombination von Technik, strategischem Denken und die fast lässige Eleganz mit der das Ganze vorgetragen wurde, welchen Fußballenthusiasten interessieren da in ein paar Jahren noch die sich hysterisch sich selbst und Fasching feiernden Deutschen?!?

  3. 03

    Ketzerische Frage (und: ja, ich halte Zidane für großartig):

    Wenn er so toll war gegen Brasilien und gegen Portugal, als brillianter Passgeber und alles, warum schießen die Franzosen nur zwei mickrige Törchen und beide aus Standards heraus?
    Ist die Mannschaft um ihn herum dann so schlecht? Aus dem Spiel heraus ist den Franzosen wenig gelungen. Die italienische Hintermannschaft dürfte sich am Sonntag mehr langweilen als im Halbfinale.

  4. 04
    Nick

    Die Kombination von Technik, strategischem Denken und die fast lässige Eleganz mit der das Ganze vorgetragen wurde

    …und dabei zu keinem Zeitpunkt arrogant zu wirken

  5. 05
    HamsterDesTodes

    Zidane könnte man sich vom Gesichtsprofil auch als Legionär vorstellen, wie er blut- und schweissdurchdrängt seine MAT49 durchlädt und den Vietcong durch Vietnam hetzt. So als französische Besetzung für Tom Berenger in Platoon.

  6. 06
    Dr.Dan

    “I don’t much like your tone of voice”

    Ist gut jetzt. Ehrlich. Lasst den Mann in Frieden. Und vor allem: altern. Natürlich ist das ein Ausnahmespieler. Aber: hat mich Frankreich auch nur in einem einzigen Spiel begeistern können? Nein. Argentinien? Ja. Spanien? Ja. Frankreich? Boooring. Das Brasilienspiel war ganz nett, aber mehr auch nicht. Der Rest war gequirlte Moppelkotze und riecht recht stark nach deutschen Käsefüßen anno 2002.
    Und wenn schon ausgerechnet Fremdenlegion und Martialgetute:
    Warum schreibt hier keiner über Ribéry, den französischen Zwillingsbruder von Phillip Lahm mit authentischer Narbe?
    Ich hole echt gleich mal den abgestandenen ‘94er Matthäus aus dem Keller. Ist schon offen, kann man noch trinken.

    Postscrotum:
    Und wenn Frankreich absurderweise den Titel holen sollte und nicht wider Erwarten mit einem fulminanten Einsnull ergrottenkickt wird, schreibe ich hier doch glatt eine Ode auf Zidanes Glatze. Und zwar mit meinem Schulfranzösisch! Das steht im Übrigen ebenso lange im Keller wie Matthäus und ist bestimmt auch total gut geworden mit der Zeit. Nee, wirklich, ist doch wahr.

  7. 07
    micha

    he! sollen wir jetzt etwa den telefonierern die daumen drücken ?

  8. 08
    Svenni

    Nee, naja, nöö, das erwartet keiner, vor allem dann nicht, wenn man an eine Verschwörung glaubt. Man könnte aber zumindest anerkennen, dass Deutschland-Italien das beste Spiel der WM war und dass dazu zwei Mannschaften gehören. Von unfairem, schwalbenlastigen italienischen Defensivgekicke kann in Bezug auf diese Partie jedenfalls keine Rede sein, die standen am Ende mit vier gelernten Stürmern auf’m Platz, weil sie die Bude machen wollten, die sie dann ja auch gemacht haben. Der Elfer gestern war ein Geschenk an Henry und die Grande Nation sondergleichen, Henry löst die Berührung ja selber noch aus und fällt dann wie ein sterbender Schwan. Für mich genauso zu pfeifen oder nicht zu pfeifen wie der für Grosso gegen AUS, nur dass sich da alle wie irre drüber aufregen, gestern hingegen…na ja, die Portugiesen hätten’s auch nicht verdient, zu harmlos und zu dreckig und irgendwie ein ganz schlechtes WM-Halbfinale. Aber allez les vieux? Nöö, das ist mir dann doch zu simples der Feind meines Feindes ist mein Freund.

  9. 09

    @DrDan: Wir nehmen dich dann beim Wort. Eine Ode, eine Ode!

  10. 10
    Knorr

    Falls Frankreich den Titel holt, würde ich das nicht unbedingt als absurd bezeichnen… Ich kann mich an kein grosses Turnier erinnern, das mit den beiden besten Mannschaften im Final endete (ich glaube mein erste bewusst erlebte WM war 1978).

    Meist enntscheidet doch Glück, ein guter Spielzug oder ein überagender Spieler. Und das Zidane gegen Brasilien überragend war wird wohl kaum einer abstreiten können. Wenn man das ganze Turnier 06 anschaut, dann hat mich eigentlich nur Deutschland wirklich in jedem Spiel (vielleicht nicht gegen Costa Rica) und Argentinien überzeugt.

    Weder Italien noch Frankreich haben es wirklich “verdient” ins Finale geschafft. Dieses Finale ist eine Huldigung an den amtierenden Europameister Griechenland. Hinten abdichten, auf den Glückstreffer vorne warten und dann Ergebnis verwalten. Wirklich spannend! Dann doch lieber die neuen deutschen Tugenden und mit wehenden Fahnen untergehen. Hauptsache ich, der Zuschauer, habe Spass am Spiel!