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Lieber Gott

kreuze
(Foto © Ä—tı)

Ich glaube nicht, dass du das hier liest. Ich glaube ja nicht einmal, dass es dich gibt. Ich glaube, dass du das virtuelle Konstrukt eines kollektiven Wunsches bist, der so alt ist wie die Menschheit selbst. Und während ich das tippe ist mir sehr bewusst wie unlogisch es ist, eine Existenz gleichzeitig zu negieren und zu definieren. Und sich dabei an eben diese Existenz zu wenden.

Gestern musste ich ein bisschen weinen. Keine Tränen der Trauer, des Schmerzes oder des Leids, nein, es waren diese Tränen, die fließen, wenn einem echte Schönheit begegnet.

Ich meine echte Schönheit, der es binnen weniger Momente gelingt, dieses Leben, das einem doch oft recht albern vorkommt, äußerst sinnvoll erscheinen zu lassen. Da echte Schönheit immer in den Augen des Betrachters und nicht selten in denen der Betrachteten liegt, erscheint sie unterschiedlichen Menschen in unterschiedlichsten Formen. In meinem Fall sehr häufig in musikalischer.

Das neue, das letzte Album von Johnny Cash „AMERICAN V“ wurde wie die Serien-Vorgänger von Rick Rubin produziert, dem Mann, der Cash als das in die Musikgeschichte zurückführte, was er war: Als großen Geschichtenerzähler.

Die Geschichten, die Johnny Cash auf diesen letzten Aufnahmen erzählt, sind seine Verabschiedung von und seine Versöhnung mit der eigenen physischen Existenz. Seine Stimme, von Krankheit gezeichnet, bricht und zittert auf einigen Songs speziell in der ersten Hälfte des Albums, wie man es bei Cash nie für möglich gehalten hätte, jede Zeile in diesen Liedern scheint eine unglaubliche Anstrengung für den Mann gewesen zu sein.

Und doch klingt Cashs Version von „If You Could Read My Mind“, einem Song, den man in anderen Interpretationen getrost als wehleidig bezeichnen kann, hier dramatisch statt jämmerlich und trotz aller Dramatik unterstützend statt resignierend. Wer beim halbwegs konzentrierten Zuhören keinen Kloß im Hals bekommt ob dieses Vortrags, der gehört zu denjenigen unter dem Einfluss zu vieler US-Soaps aufgewachsenen Zeitgenossen, die unter „Emotion“ die Worte „Oh, my god!“ beim Anblick eines etwas größeren Eisbechers verstehen.

Dies ist, lieber Gott, ein fantastisches Album. Für mich und auch für dich. Denn nicht zum ersten oder einzigen Mal sind Cashs Songs direkt an dich gerichtet, doch selten hat das derartig meine Kehle zugeschnürt wie in diesem Fall. Und kommt der Mann in Schwarz nach den ersten sechs Songs zu einer seiner zwei eigenen Kompositionen, zu „I Came To Believe“ nämlich, dann, lieber Gott, bin ich wirklich fast soweit es ihm mit dem Zumglaubenkommen gleich zu tun.

Schick uns doch den Cash einfach wieder zurück, wir tauschen ihn gerne gegen einen erheblichen Haufen Pappnasen ein, die in deinem Namen Hass statt Schönheit produzieren. Das wäre nicht nur eine ziemlich coole Aktion. Das würde mich überzeugen.

Link zum Album bei amazon

80 Kommentare

  1. 01

    Danke Johnny. Euch beiden.

  2. 02
  3. 03

    GOTT wird dich hören und fresh Cash senden…

  4. 04

    Danke für den Tip! Ich konnte leider nicht warten, bis Amazon liefert und habe so Apple was Gutes getan…

  5. 05

    „Life is worth losing“ – George Carlin

  6. 06
  7. 07
    Heinz K.

    “ Ich glaube, dass du das virtuelle Konstrukt eines kollektiven Wunsches bist, der so alt ist wie die Menschheit selbst. “
    Damit setzen sich Adorno und Horkheimer schön in der „Dialektik der Aufklärung“ auseinander.

    Habe mir das Album gerade genapstert. Hier aufm Dorf gibt´s ja keine Läden dafür. Danke für den Tip. Das ist was für manchmal.

  8. 08
    jp

    Ernst Jandl

    glauben und gestehen

    ich glaube

    dass meinem toten großvater anton

    und meiner toten großmutter marie

    und meiner toten mutter luise

    und meinem toten vater viktor

    und meinem toten bruder robert

    und meinen toten vettern herbert und hans

    und meinen toten onkeln und tanten

    und meinem toten freund dietrich

    und allen toten die ich lebendig gekannt habe

    ich niemals irgendwo wieder begegnen werde

    und

    ich gestehe

    dass irgend einem von ihnen

    wie sehr ich ihn auch geliebt haben mochte

    jemals irgendwo wieder zu begegnen

    ich nicht den leisesten wunsch hege

    _______________________________
    … und auch johnny cash nicht!

  9. 09

    Ach Johnny… du verstehst es immer wieder einen zu beeindrucken, genauso wie der andere Johnny.

  10. 10

    Das sind diese Artikel, die beeindrucken. Man fängt an zu lesen und erwartet nicht den Schluss der kommen mag – vorallem, wenn er so ergreifend ist wie dieser hier.
    Großes Kino, Johnny, und auch Danke von mir für diesen grandiosen Tipp.

    Johnny_Cash++

  11. 11
    Simon

    schwer beeindruckt.
    sincerely
    simon

  12. 12

    Ich sach nur: ich hatte den Kloß auch. Die Version ist großartig. Da hört man erstmal, dass man mit dem Original Jahrzehnte sinnlos vertändelt hat.

    Die anderen Lieder, da muß ich mich erst einhören.

    Aber: danke, hätt‘ ich nicht besser schreiben können.

  13. 13
    Gott

    Du hast recht. Nach deinem zweiten Satz habe ich aufgehört ;).

    Gruß
    – Gott

  14. 14

    Amen! Ich habe diesen Kloß generell bei Cash. Man spührt einfach die Trauer und die Krankheit. Wundervoller Sänger. Unantastbar!

  15. 15

    Als ich damals das erste mal Hurt-Cover von Cash hörte, kamen mir auch die Tränen. Der Text passte zu Cashs Leben wohl sogar noch etwas besser, als zu Trent Reznors…

  16. 16
    blablarella

    Habe zuerst gedacht, ist vielleicht ein bisschen banal, das zu schreiben, aber doch vielleicht so kaufpüschologisch und so u.U. doch nicht sinnlos für Euch als Feedback/schließe mich D. Olbertz an. Schlechtes Gewissen aber habe ebenfalls bei itunes zugeschlagen (Medienbruch/Ungeduld und/oder so). Haben die bei itunes nicht auch sponsored links? Vielleicht nur als Anregung. Dann muss ich demnächst auch kein schlechtes Gewissen haben. Aber ansonstn Danke nochmals für die Empfehlung!

  17. 17

    Ach was, ihr braucht doch, auch wenn ich das wirklich extrem nett finde, kein schlechtes Gewissen haben! Wir haben die iTunes-Links mal ne Zeitlang gehabt, aber nach drei Monaten waren’s 5 Euro, dafür pack ich keine Werbung auf die Site.

    Nee, nee, keine Sorge. Das ist schon alles gut so, wie es ist. :)

  18. 18
    July (die wo für den DS arbeitet)

    Johnny² – ein Text (fast) so gut wie’n Cash Song.

    Danke !

  19. 19

    Das ist wirklich großartig und ergreifend geschrieben und gehört für mich in die TOP2 von Spreeblick, gleich neben Heute vor 12 Jahren. Hammer, Johnny, Hammer!!!

  20. 20
  21. 21

    Was Ihr nicht wisst: Johnny Cash ist der Schwippschwager von Blixa Bargeld.

    ( SCNR)

  22. 22

    mensch johnny… mensch mensch… wie recht du hast!

  23. 23

    Warum sind hier fast alle Kommentare nur „Schmeichelprosa“?

    Ich dachte es sollte auch kommentiert werden um kritisches Feedback zum Artikel zu geben?!?

  24. 24
    bonzo

    ja Johnny Cash – ganzg roßes Tennis, obwohl die Aufnahmen manchmal nicht richtig ausgesteuert wurde und man eher das gefühl hat, die Songs wären in seinem Wohnzimmer entstanden, sind gerade seine Cover-Songs das emotional schönste und reichhaltigste was in den letzten Jahren musikalisch/ kulturell geleistet worden ist. Bin so wie du ein großer Verehrer von Cash, nicht nur von seiner Musik, sondern eben auch von seinem Lebensstiln – er hat sich mit den Songs selbst gereinigt von diesem Leben, so mein Gefühl, vor allem „Personal Jesus“ finde ich „persönlich“ vile ergreifender als die Original-Version von DM. Und ganz wichtig: er macht keine Musik für zurückgebliebenes Jamba-Jungvolk, er macht Songs für die Menschen, in denen tiefes Gefühl sich mit dem Wahnsinn dieser Welt auseinandersetzt -seine Seele ist sicherlich auf dem Felde der Seligen, keine Angst, er hat sich ja vor seinem Ableben gereinigt, Cash wird schon nicht ohne Kopf durch die Unterwelt irren, Osiris hat ihn empfangen, ganz sicher…

  25. 25
    Georg

    @Johnny: Danke für die super Rezession! Eine Bitte: Kannst Du immer mit zu schreiben ob die CDs mit Kopierschutz sind oder ohne? CDs interessieren nämlich nur meinen Buchenholzschrank. Mich interessieren die Lieder als MP3 auf meinen iPods. Danke!

  26. 26

    Ich hatte sogar einen Kloß im Hals beim Lesen Deines Artikels.

    Zum lieben Gott: So kollektiv ist das gar nicht, sondern ein Phänomen, das entsteht, wenn jemand „ich“ sagen kann und es auch so meint. Dann will man nämlich alles, was einen bewegt, sagen. Also praktisch alles bis auf große Schiffe: der Tod von Johnny Cash, ein Regenbogen, die Attraktivität der Bäckereifachverkäuferin. Und da man nicht beim Nachbarn klingelt und ihm geradeheraus von der Schönheit der neuen Cash-CD erzählt, wendet man sich an Den Universellen Zuhörer, der zudem noch für alles Verantwortlich ist, was man ihm sagt. Und der keine Erwartungen stellt. Das ist Liebe. Deshalb heißt er ja auch der liebe Gott. Und das Sagen heißt Beten. … Punkt. Ich fang jetzt mal an zu arbeiten.

  27. 27

    das große V bei Verantwortlich bitte klein denken. Dafür kauf ich jetzt auch die CD über den Link oben.

  28. 28
    miKa

    schön, dass Du wieder da bist johnny+
    aber jetzt wohin mit der liste der pappnasen? ; )

  29. 29
    Uwe

    @25:

    Also Johnny jetzt auch noch die Rezession anzuhängen, ist nicht in Ordnung.

  30. 30
    Peter H aus B

    Eine wirlich schöne Scheibe.
    Ich kann mir nur nicht vorstellen, wie man einem 15jährigen das Album schmackhaft machen soll.
    Man musss schon was vom Leben gesehen haben, um diese Song-Sammlung zu verstehen und zu schätzen.

  31. 31
    Peter H aus B

    „Schick uns doch den Cash einfach wieder zurück, wir tauschen ihn gerne gegen einen erheblichen Haufen Pappnasen ein, die in deinem Namen Hass statt Schönheit produzieren. Das wäre nicht nur eine ziemlich coole Aktion. Das würde mich überzeugen.“

    OT:
    Wir haben immer gesagt: „Zappa ist tot – aber Bohlen lebt. Das ist doch ungerecht….“

  32. 32
    Uwe

    @31:

    Eine fast faschistische Einstellung, oder?

  33. 33
    Peter H aus B

    @Uwe.
    meinst du mich?
    Meinst du das:
    „Faschismus….zielt darauf, die organische Gemeinschaft von `andersartigen´ Kräften und Gruppen, die bedrohen, zu reinigen“

    Och – wenn die „andersartigen Kräfte“ der Bohlen ist,
    dann ist Faschismus vielleicht doch gar nicht so schlecht.. ;)

    Im Ernst: Hinter jeder Bemerkung gleich das Faschogespenst zu sehen, ist leicht paranoid.

  34. 34
    Uwe

    @33:

    Nee, nee, nix mit Faschogespenst und mit gutgemenschter Nazikeule. Ich mag ja Zappa auch lieber als Bohlen…und dann mag ich vielleicht noch jemanden lieber als Johnny Cash und bin ganz glücklich, dass der noch lebt und der Country-Opa tot ist…ach, ich weiß selbst nicht worauf ich hinaus wollte.

    Vergessen wir’s einfach…

  35. 35
    Peter H aus B

    @Uwe:
    Genau!

  36. 36
    jp

    ich gebe uwe recht.
    hab ein komisch ungutes gefühl bei diesen ganzen einhelligen schwärm-kommentaren. da ist ein alter mann gestorben nach einem bewegten leben. na und? er hat doch seine musik dagelassen!! und da steht es ja jedem frei, den bohlen aus dem player zu verbannen …

  37. 37
    Chris

    Johnny, das ist die zutreffenste Beschreibung dieses Albums, die ich bisher gelesen habe.

  38. 38
    ovit

    uh. und das am frühen morgen. jetzt muss ich mir den cash besorgen.

  39. 39

    „if you could read my mind“ ist neben „hurt“ wohl die beste coverversion von johnny cash. großartig, anrührend, ehrlich und wahr!

  40. 40

    why are the broken people always the most interesting ones ???
    because they deliver a lot more emotions than the always-smiling,
    every-failure-hiding, boring controlled ones…
    analogously to Madame Jeanne Moreau:
    Keep away from these boring controlled people!
    Even though, or precisely because Cashs strange mixture of religiousness and the understanding for fallen people or even murders and criminals i am always deeply impressed by his music and lyrics.
    greetz2myriver

  41. 41
    R

    Deinen ersten Absatz könnte man auch mit einem Wort sagen: Simulakrum.

    Aber das hätte natürlich die Poesie des Artikels wesentlich geschmälert ;-)

  42. 42

    @martin

    Cash was not only broken but also honest about it. Few people are.
    But I believe it’s far more important that he is dead. If he weren’t, a lot of the people that praise him now would think him of him as a bad loser.

    You have to be dead to be great in this world.

    That is why Bohlen will live for ever.

    Having said that, I admire Bohlen, not for his music or the things he says and writes, but for DOING things rather than talking and complaining. He is a doer and all doers have my respect, no matter how they end.

    As to the other Johnny (the living one): Nice job!

  43. 43
    Dagger

    Music was my first Love.

  44. 44
    Norbert

    Lieber Nicht-Christ,

    genau wie Du anfingst, fing ich vor ein paar Jahren auch an.
    Habe an den Alten mit Rauschebart damals auch nicht geglaubt.
    Bat ihn, falls es ihn gibt und er an mir überhaupt Interesse
    haben sollte, um Hilfestellung, ihn zu finden. Wollte das übliche
    Blabla auf der Welt nicht mehr anhimmeln, sondern wirkliche Liebe
    wirkliche Wahrheit, das echte Leben, so es das denn geben sollte,
    kennenlernen, in Ewigkeit, falls möglich.
    Nun, und seit einiger Zeit merkte ich danach dann, daß mir so ziem-
    lich alles ZUFALLen sollte, was ich brauchte. Nicht alles was ich
    wollte, aber immer, ausnahmslos immer!!!, das – was ich brauchte.
    Was mich zwar schockte, aber aufbaute, mich was kostete, aber dann
    um so mehr innerlich brachte, auch an Charakter-Weiterbildung, worauf
    ich früher wenig Wert gelegt hatte. Seitdem, – seitdem bin ich auch
    Christ geworden. Hab den Alten da, also Gottvater, dann auch noch
    gefragt, ob er mir das mit Jesus erklären könnte, ich würde das von
    den Pfarrern und ähnlichen Gestalten niemals kapieren. Und, auch die
    Erklärung und das Verstehen-Können, wieso, weshalb, warum, fiel mir
    von meinem Vater im Himmel zu. Was will ich mehr? Ich, ein Sterntaler-
    Kind oder Hans im Glück!!! Bei Gott – habe ich alles, alles in Fülle,
    was ich brauche. Und brauche nicht in irgendwelche Kirchen zu rennen,
    der Zugang zur wahren Liebe, so nennt sich Gott auch mit Pseudonym,
    der Zugang ist im eigenen Herzen. Wie es Antoine de StExupéry auch
    im Kleinen Prinzen schrieb. Er hat nu mal recht, is soo, – probier
    Du es auch aus, aber nur, wenn Du es ehrlich und aufrichtig meinst,
    sonst klappt nix. Is eine Frage des Herzens, Amen. Gruß Norbert.

  45. 45

    Nach den ersten 5 Zeilen dacht‘ ich noch, du hättest Heidi Klum nackt gesehen :-)

  46. 46

    Schön!

    Rick Rubin hat später (also früher) doch auch die Beastie Boys „gemacht“ und hat für Jay-Z´s Black Album „99 Problems“ produziert.
    Wollte ich nur mal so sagen.
    Ein Genie.

    Und guter Ansatz – bin auch für den Tausch!

  47. 47

    Vor allem scheint Rick Rubin eins zu sein: ein Mensch mit einem feinen Gespür. Die Idee, Johnny Cash allein, ohne jeden Schnickschnack drumherum, den Mann und seine Gitarre aufzunehmen, stieß bei Cash auf offene Ohren (auch wenn er anfangs skeptisch war, weil ihm der Name Rick Rubin so gar nichts sagte). Sie stieß allein deshalb schon auf offene Ohren, weil Cash selbst schon lange die Idee mit sich rumtrug soetwas zu machen. Seine Plattenfirma lehnte das Material aber rigoros ab. Die Idee sei nicht kommerziell genug, sowas wolle niemand hören. Nahezu zeitgleich zur A Hundred Ways veröffentlich die Sony jetzt das alte „unkommerzielle“ Material als „Personal File“ und bewirbt damit auch gleichzeitig noch ihren neuen Sony MP3 Walkman.

  48. 48
    Sigmar

    Also, ich hatte vorhin einen Kloß im Hals, als ich einen alten „Lassie“-Film sah. Aber noch nicht bei Johnny Cash. Ich habe es auch ausprobiert. Aber das mit der brüchigen Stimme ist schon beeindruckend. Seltsam, daß sich in Deutschland kaum jemand so öffentlich mit dem Christentum auseinander- oder auch zusammensetzt. In den USA gibt es dagegen Bob Dylan, Johnny Cash und viele andere mehr. Bei uns ist das nicht in Mode. Dabei könnten wir es brauchen. Zumindest, daß jemand in klaren Worten erklären kann, worum es geht. So wie Johnny – Cash.

  49. 49
  50. 50
    Sigmar

    Ach ja.

  51. 51
    Sigmar

    Wieso ist cashs brüchige stimme eigentlich — schön? Ist das nicht nur eine Umschreibung, mit der man verhindert, zuzugeben, daß einen irgendetwas besonders getroffen hat? Ich meine, rein ästhetisch gehört ist in der Musik eine brüchige Stimme irgendwie kontraproduktiv. Andererseits paßt das natürlich gut zu dem Lied. Aber ich würde es nicht schön nennen, sondern sinnvoll, passend. Das klingt allerdings nicht mehr so aufregend.

  52. 52

    @ Johnny & Sigmar: Da gibt es z.B. (den viel zu unbekannten) Danny Dziuk. Die letzte Dziuks Küche heißt „Gebet und Revolver“. Grandios (und aktueller den je) seine Version des Kinky Friedman Songs „Sie stellen keine Juden wie Jesus heut‘ mehr her“.

    I am not a Christian artist, I am an artist who is a Christian.
    (Johnny Cash)

  53. 53

    „I am not a Christian artist, I am an artist who is a Christian.“
    (Johnny Cash)

    und das finde ich merkt man gerade bei den letzten alben.

    xavier naidoo nervt. egal ob aus christlichem kontext oder nicht, ich glaub den können nur satanisten toll finden.

  54. 54

    Jetzt kommt übrinx gleich der Film „Walk the Line“. Für Unerschrockene: Im Freilichtkino Hasenheide. 21.15.

  55. 55

    Gott sei Dank gibt es noch andere großartige Musiker, die einen auch Jahre nach ihrem Tod noch dort berühren wo es weh tut.

  56. 56

    Jemand anderes, dessen Musik und Texte sehr von seinem christlichen Glauben geprägt sind, ohne (m.E.) scheisse zu sein, ist David Eugene Edwards. Ältere werden noch seine alte Kapelle 16 Horsepower kennen, derzeit ist er unter dem Namen Woven Hand unterwegs.

    Ich kann mich noch gut an das Cash-Konzert ca. 1997 erinnern, wir sind mit ca. 10 Leuten damals nach Düsseldorf gefahren. Cash ging es nicht sonderlich gut an diesem Abend, wofür er sich auch mehrmals entschuldigte. Sein weitestgehend talentfreier Sohn ist dann mehrmals zum Einsatz gekommen, aber die Songs, die er selber sang, hatten einen alttestamentrischen Druck, der mir auch heute noch sehr präsent ist.

    Droste schrieb mal, er sei ein Tröster in dieser an Tröstern so armen Welt gewesen, und wenn sogar Droste pathetisch wird, dann will ich dem nichts mehr hinzufügen.

    Ein Freud von mir hat mir übrigens 2004 eine Schraffur von Cash’s Grabstein geschenkt, hier mal für Johnny und
    Boogie, der auch einen sehr schönen Text über Cash geschrieben hat,

  57. 57
    bonzo

    habe ich alles, alles in Fülle,
    was ich brauche. Und brauche nicht in irgendwelche Kirchen zu rennen,
    der Zugang zur wahren Liebe, so nennt sich Gott auch mit Pseudonym,

    Zugang zur wahren Liebe funktioniert auch mit einer einzigen ecstasy-Pille…
    zur Frage Zappa Bohlen, Zappa war Jude und Bohlen ist Deutscher, wenn jemand Bohlen weg haben will und Zappa soll leben – was kann daran faschistisch sein?- versteh ich beim besten Willen nicht…

  58. 58

    gott firmiert today als amazon.ww

    und ist ueberwiegend mit geldzaehlen beschaeftigt

    es gaebe ihn wohl besser nicht

    oder was

    ?

  59. 59
  60. 60

    Erinnert vom Register und von der Stimmung her an „Songs for Drella“, in der Lou Reed und John Cale Abschied von Andy Warhol nahmen…

  61. 61

    Danke für den Tipp. Diese Musikrichtung passt zwar überhaupt nicht in meine Plattensammlung aber ich stehe auf Dramatik.

  62. 62

    Ich habe Made in Heaven von Queen gehört und darüber gelesen. Dann dachte ich, ich wüsste, wie Musik klingt, die in Erwartung des Todes gemacht wird. Gott, war ich weit davon weg. JC – was für ein Zufall (nur keine Esoterik: Jimmi Carter hatte auch diese Initialen).
    Was ich hier gehört habe war so verdammt nah neben mir, dass ich das Gefühl habe, Johnny Cash gekannt zu haben. Ein Mann, der reflektiert und der vor allem keine Angst hat. Furcht sicher, aber keine Angst. Offenbar gibt es einen Weg, sein Leben so zu gestalten, dass man so singen kann im Angesicht des Endes.
    Das ist keine Musik, das ist Hoffnung.
    Muss ich erst mal setzen lassen und dann noch mal hören.
    Schließe mich den zahlreichen Danksagungen an.

  63. 63
    sdf

    sowas von off-topic:
    habt ihr schon wordpress auf 2.0.4 upgedated? großes sicherheitsleck gestopft… besser nicht warten!

  64. 64

    Was wäre, wenn das „virtuelle Konstrukt eines kollektiven Wunsches“ in uns wirklich Sehnsüchte nach einem ehrlichen Dialog mit IHM wecken könnte?

  65. 65

    Lieber Johnny,
    vielleicht bist Du Agnostiker, und die Zeit wird zeigen… für mich ist „Rose of my heart“ das emotionalste Lied, es drückt bedingungslose Liebe aus!
    Alles Gute

  66. 66

    Nur so am Rande, der Amazon Link auf der Spreeblick Startseite zeigt momentan auf die Johnny Cash – Personal File. Das sind Aufnahmen von 1973/74 und einige aus dem Anfang der Achtziger. In der Amazon Redaktions Rezension steht dazu u.a.:
    Warum Cash dieses hochwertige Material nicht zu Lebzeiten aufarbeitete und veröffentlichte, bleibt sein Geheimnis...

    Nun, Cash hätte diese Songs sicher gern veröffentlicht. Seine Plattenfirma wollte aber nicht und so schrieb Cash ihnen „Chicken in Black“ ins Stammbuch und legte seine eine Stimme/eine Gitarre-Aufnahmen im hauseigenen Archiv ab. Wer „brüchige“ Lieder erwartet, wie sie Cash ab der ersten American Recording aufgenommen hat, wird vielleicht etwas enttäuscht sein, da Personal File eher eine Cash Folksong Sammlung ist, zwar durchaus, neben religiösen Themen, auch einiges kantiges zu bieten hat, aber sehr entspannt dargebracht. Cash hat sich bei den Aufnahmen offenbar sehr wohl gefühlt. Und vielleicht ist es gerade das, was es im Vergleich zur American Recording I so „harmlos“ erscheinen lässt. Mir fehlt diese Mischung aus Unsicherheit und Trotzigkeit (wobei der Trotz deutlich überwiegt) mit der Cash dem Zottel Rubin zeigt wo der Hammer hängen könnte. Die komplette American Recording Reihe (und es wird sicher noch ein, zwei Veröffentlichungen aus dieser großartigen Freundschaft Cash/Rubin geben) ist imho Plicht in jedem halbwegs aufgeräumten Plattenschrank. Die Personal Files gehören ins Archiv und das kann man ja auch im Plattenschrank anlegen.

  67. 67

    Boogie, du bist engagiert. ;)

  68. 68

    Danke für diesen Artikel. Ich bin ein Fan vom Man in Black und habe noch gezögert mir den fünften Teil der American Recordings Reihe zu kaufen, aber jetzt werde ich wohl doch zugreifen! :)

  69. 69
    lotte

    ich glaubs nich. ich geh mir jetzt ne Cash cd kaufen. nur wegen dir!

  70. 70
    Ludwig

    Nochwas off-topic: Wieso befinden sich einige Texte hier länger oben auf der Agenda als andere? Stufst du die selbst als prioritär (lesenswerter) ein, oder geht das nach Anzahl der Kommentare? Und on-topic: Meinen persönlichen Glauben hat Johnny Cash wohl nicht beeinflußt, sondern eher Johnny S. Bach. SDG

  71. 71

    großer Gott…großer Cash.

    mfg Xe54

  72. 72
    rc

    wer isn johnny cash?

  73. 73

    Ein schönes Beispiel, das religiöse Themen bei Cash auch vor der American Recordings Reihe immer ein wichtige Rolle gespielt haben, fand ich gerade beim YouTubes Stöbern. Johnny Cash & Emmylou Harris mit „Where the soul never dies“ http://www.youtube.com/watch?v=twVyvjF6B84
    Der pausbäckige Mandolinist am Anfang ist übrigens Marty Stuart, der auch auf der letzten American Recordings, The Man comes around“, die noch zu Lebzeiten von Cash erschien, Gitarre spielte.

    Und zu Emmylou Harris fällt mir natürlich ein, das heute Nacht im WDR Rockpalast, die Gram Parsons Doku „Fallen Angel“ läuft…

  74. 74
    Rosenjost

    Meint Ihr nicht, gleichgültig wie krass die Musik ist/war,
    daß Cash ein bißchen mitzureden hätte, könnte man ihn „zurückschicken?
    Irgendwann hat jeder mal die Nase voll.
    Dieser hat´s ja wohl deutlich genug rübergebracht.

    „wenn er tot ist, ist er tot!“(RockyIII;)
    Cash rockt die scheiße fett
    Rosenjost

  75. 75

    Schönheit ist immer noch der beste Grund, über Gott zu sprechen. Und auch wenn Gott Johnny Cash nicht zurückschicken wird (irgendwann ist es einfach gut, und vielleicht braucht er die Zeit, um sich auf Größeres einzustellen, wer weiß?) – einen anderen hat er ja zurück-, oder vielleicht besser noch: voraus geschickt.

    Warum nicht noch einmal Jesus unter dem Stichwort Schönheit betrachten: die kompromisslose Geradlinigkeit, das Barmherzige und Verletzliche, die Vision einer versöhnten Welt – das ist ja die Quelle, aus der Cash gelebt hat. Und wenn Gott diese Schönheit nicht dem Tod überlassen hat, dann besteht Hoffnung für alles Schöne, wie brüchig auch immer – die Pappnasen eingeschlossen, die Gott nicht eintauschen wird, um ihnen die Chance zu geben, in Johnnys Fußstapfen zu treten. Er hat ja auch eine Weile gebraucht dazu.

  76. 76

    […] Ist ja schon merkwürdig – so ein posthumes Video. Aber das ganze Album wurde ja auch erst nach dem Tod von Johnny Cash veröffentlicht.
    Fest steht, dass das Video mal wieder große Klasse ist. […]

  77. 77
    MadBad

    Oh ja,
    auch ich habs kaum geglaubt das er jetzt tot ist.
    So long Johnny, ich und du wir sehen uns.
    Außerdem Gott gibts nicht !!!
    Und wenn dann ist er ein alter verrückter Kerl der schon lange vergessen hat was eigentlich sein Job ist.