Vielleicht liegt es daran, dass ich in einem katholischen Umfeld aufgewachsen bin, aber für meine Begriffe gibt es nichts Unverzeihliches. Auch und gerade nicht im Fußball. Ich habe noch keinen Spieler wegen eines Fouls, eines unkommoden Wechsels oder irgendeiner Schwalbe verteufelt. Mein Gott, foul ist auch nur ein anderes Wort für garstig, hätte ich im 19. Jahrhundert gelebt, wäre Wechsel fälschen meine Haupteinnahmequelle gewesen, und eine Schwalbe macht noch keinen Inzaghi, also was solls. Es gibt allerdings Dinge, die sind unverzeihlich: dauerhaft dargestellte, selbstbeweihräuchernde Dummdreisitigkeit und Sevilla 1982.
Ich bin wahrscheinlich mit demFoul Mordversuch von Schumacher auf die Welt gekommen. Also geboren und so schon vorher, aber das ist doch meine erste konkrete Erinnerung. Der Beginn meiner Fußballsozialisation. Noch heute ballen sich meine Hände, wenn ich die Szene sehe, meine Fingernägel werden lang und krümmen sich, meine Eckzähne schießen hervor und meine spärliche Körperbehaarung wuchert wie die Pilzkulturen in meinem Biomüll. Dann heule ich den Mond an, und in meinen gelben Augen kann man lesen, wie viele Paragrafen des GG und des StGB ich in einem Moment der persönlichen Begegnung wohl werde brechen wollen. Es sind viele. Sehr viele.
Man hat mir erzählt, der Schumacher sei wirklich ein netter Kerl, ein bißchen durchgeknallt, aber eben ein Original. Das mag alles stimmen, und es ist mir egal. Beschwichtigungsreden habe ich während meiner Germanisierungsphase genug gehört. Jetzt hat selbst Battiston ihm vergeben. Nett von Battiston (vor allem, weil eine Entschuldigung Schumachers nach wie vor auf sich warten lässt), aber ich, ich bin in diesem einen Punkt protestantisch: Ich vergebe nicht. Nein, ich nicht.
Fouls din sein Sache, aber Schwalben ein ganz andere. Ich habe da ein unglaubliches Video gesehen mit den besten schwalben ever: http://www.grobekelle.de/2007/07/10/fussball-die-besten-schwalben/
Lol. Das is ja großartig.
Man kann doch auf keinen Fall das Spiel live gesehen haben und Klaus Fischers Fallrückziehertor in der Verlängerung eines WM-Halbfinals vergessen haben. Man stelle sich vor, Podolski hätte ein solches Tor gegen Italien erzielt, die, oder aber unsere, Welt stünde doch heute noch Kopf. Ich finde, Fischers geniales Tor wird viel zu wenig gewürdigt.
Außerdem haben Schumacher und Battiston schon vor langer Zeit zumindest formal Frieden geschlossen, für irgendeine französische Zeitung.
Ach mein gott, das Schumacher Foul… War schlimm, ja, aber ist doch schon x Jahre her. Außerdem ist er wenigstens Deutscher, ist doch alles halb so wild. Es gibt nur einen Spieler, den ich wirklich verabscheue und das ist Gattuso. Wenn ich diesen wiederlichen tretenden, schwalbenden Antifußballer mit seiner Schlägerfresse sehe, gehts mir wie dir oben.
@ Trainer Baade: Mein welsches Blut verbietet Lobeshymnen auf den Gegner in der Stunde einer großen Niederlage. Zwar nicke ich anerkennend mit dem Kopf, aber das geht dann sehr schnell in ein Kopfwippen und später in ein Kopfschütteln über. Und… ach, lassen wir das. Nachtreten ist unsportlich.
Laut seiner Biographie war Schumacher schon am naechsten Tag mit Blumenstraus bei Battiston und die Sache war gegessen zwischen den beiden.
Ich versteh trotzdem was du meinst…mir geht’s noch jedes Mal genauso, wenn ich die Rijkaard/Voeller Szenen von 90 sehe…ich wohne in Holland, und die finden immer noch das Voeller durch Schwalben und Gerede das ganze provoziert und verdient hat..da koennt ich doch…