Es hatte offenbar nicht den gewünschten Effekt, als Don Dahlmann, Moderator der letztjährigen BOBs-Verleihung, vor genau einem Jahr schrieb:
Ich kann wirklich nur jedem empfehlen im nächsten Jahr zu der hoffentlich wieder öffentlichen Verleihung der Blogpreise zu kommen.
Denn Blogger waren bei der von Ellen ten Damme und mir moderierten Preisverleihung am gestrigen Abend die Minderheit. Im Publikum, nicht auf der Bühne.
Klar: Blogger brauchen keine Preise, Auszeichnungen sind blöd. Und wieso gewinnt da Blog X und nicht Blog Y? Und vor allem: Wieso nicht ich?
Dabei geht es bei einem Blog-Award nicht wirklich um Preise. Sondern um Aufmerksamkeit für die Beteiligten, die Nominierten und die Gewinner, kurz: Weblogs, und ganz sicher auch für die Initiatoren, womit ich im Fall der Deutschen Welle keinerlei Probleme habe.
Es könnte also sein, dass der gestrige Abend nicht wirklich als Bloggertreffen zu bezeichnen war, weil viele (Berliner?) Blogger solche Preise einfach dämlich finden. Es könnte aber auch sein, dass die Verleihung der „Best of Blogs“-Awards eher suboptimal kommuniziert wird. Denn sollte es tatsächlich so sein, dass es kaum Blogger in Berlin gibt, die sich für Blogger aus anderen Ländern und deren Situation oder Alltag interessieren? Kannichmirnichvorstellen.
Genau das ist nämlich das wirklich Einzigartige an den BOBs: Die einfache Möglichkeit, mit Bloggern (die ja immer häufiger auch normale* Menschen sein sollen) aus aller Herren Länder in Kontakt zu kommen. Sogar aus Bayern waren Leute angereist!
Neben dem (schicken!) Anblick von Max im Sakko, einem ersten und sehr angenehmen Kennenlernen der Kaltmamsell, einem kurzen alkoholbeeinflussten, albernen Disput mit Markus über meine sehr stilvolle schmale Krawatte (ich fürchte, ich habe ihn irgendwann als „Hippie“ beschimpft, aber er hat mit „Spießer“ angefangen, echt jetzt!) und dem Merken des tollen Satzes „Ich betrachte mein Leben manchmal als soziales Experiment“ (Sascha Lobo) konnte ich so einiges von einem Journalisten aus Zimbabwe über die Situation vor Ort lernen, mit dem Rocketboom-Gründer Andrew Baron plaudern, mich bei Michael Anti über chinesische Blogs informieren, mit Ahmad Humeid über Kulturen und Religionen debattieren, durch den Vortrag von Farnaz Seifi viel über die Situation der Frauen im Iran erfahren, mir ein sehr nettes und erfreuliches Kompliment von Mark Glaser abholen und mit Katrin Evers bei einem Bier feststellen, dass wir uns zwar seit 20 Jahren kennen, uns aber ebenso lange nicht begegnet sind. Und, und, und.
„Übliche Verdächtige“ my ass. Ich kannte vorher kaum jemanden der Anwesenden, doch kommunikationswillig wie Blogger oft sind, war es leicht ins Gespräch zu kommen. Das hat Spaß gemacht und mal wieder den Horizont erweitert. Ehrlich: Lasst euch das im nächsten Jahr nicht entgehen.
Bis dahin sind vielleicht auch Lösungen für einige Herausforderungen gefunden, was die Umsetzung der BOBs angeht. Wie bekommt man die Gewinner zur Verleihung, wenn doch die Jury erst am Tag zuvor entscheidet (früher geht’s nicht, da man die 15-köpfige Jury aus der ganzen Welt nicht mehrfach einfliegen kann)? Wie kann man Podiumsdiskussionen inklusive Publikumsbeteiligung integrieren, ohne den Abend zu einer Konferenz zu machen? Wie präsentiert man die Gewinner besser als nur durch einen Screenshot ihrer Seiten? Und wieso hat Blog Y wieder nicht gewonnen?
Nicht alles kann man im Vorfeld planen und ich fand die Feier trotz des offiziellen Rahmens entspannter als viele vergleichbare Veranstaltungen. Zu verbessern gibt es jedoch immer etwas und die Online-Redaktion der Deutschen Welle ist für Anregungen sehr empfänglich.
Bei genau dieser bedanke ich mich auch für die Einladung und den spannenden Abend und gratuliere allen Gewinnern sehr herzlich!
*
Direkt
Dann sehen wir uns hoffentlich im nächsten Jahr – entweder auf, vor oder hinter der Bühne.
Gerne!
Was sind den diese blauen Kästchen? So eine Art visuelle Signatur der Beiträge?
Wenn man möchte, dass die nominierten Blogger kommen, muss man sie wenigstens einladen. Ich habe über einen Kommentar in meinem Blog überhaupt erst erfahren, dass mein Blog nominiert ist. Von der Party habe ich auch viel zu spät erfahren und wieder über einen Blogeintrag. Die Deutsche Welle hat sich erst heute nachmittag überhaupt das erste Mal bei mir gemeldet. Ich wäre wirklich gerne gekommen (auch ohne einen Preis zu kriegen), aber dafür müsste dringend mal die Kommunikation mit den Leuten, um die es eigentlich geht, verbessert werden. Und man kann sich auch viele andere schöne Dinge einfallen lassen, für Leute die nicht kommen können: Kurze Video- oder Audiosequenzen, eine Telefonschaltung etc.
nächstes jahr sehr gerne. allerdings hatte ich einen unaufschiebbaren termin einzuhalten. :-)
@Christiane: Das klingt alles nicht gut. Im Gegenteil. Ich ging (natürlich) davon aus, dass die Blogs Bescheid wissen.
[…]
Nichts gegen Bloggerbekanntschaften aus dem fernen Afrika, Johnny, aber im Moment haben wir genügend Probleme im eigenen Land:
http://www.heise.de/newsticker/meldung/99118
Möglicherweise sind viele Blogger mit diesen Themen beschäftigt. Ich fänd’s klasse, wenn sich nicht nur die üblichen Verdächtigen damit auseinander setzen. Sonst ist Punk nämlich bald dead:
http://www.heise.de/newsticker/meldung/99105
ich glaub ich habs schonmal erwähnt: das mit dem bobs kapiert einfach keiner – so, wie das da grade gemacht wird wirkt das irgendwie völlig beliebig. wenn dann erst einen tag vor verleihung entschieden wird wirkt das ja auch nicht grade so, als ob man sich da die riesen gedanken macht. da bleibt ja auch gar keine zeit dafür, ein schönes feature oder eine laudatio zu basteln. auf mich wirkt das jedenfalls sehr weit weg und hat viel zu wenig mit mir zu tun. bisher dachte ich jedenfalls immer, das sei alles ziemlich akademisch und so fern von meinem alltag als blogger, daß es mich deswegen nicht erreicht. vielleicht ist es aber einfach tatsächlich nur ein problem der kommunikation. ne unspannende webseite, auf der man sich noch dazu schlecht zurechfindet, reicht alleine halt nicht aus.
Okay Johnny, dass Du Dich im Vorfeld wohl überhaupt nicht mit den Dingen da auseinandergesetzt hast – meinst nicht, dass ist genauso „panne“ wie der Award, die ganze Veranstaltung selbst?
Hast Du davon gewusst, dass es Hackattacken beim Voting gab?
Seien wir ehrlich: Die Veranstaltung ist noch lächerlicher und unglaubwürdiger wie der GOA…
@Chris, ja natürlich habe ich das mitbekommen. Ich werde einen Teufel tun, hier für die BOBs zu sprechen oder für deren Website oder wasweißich, aber: Die Spreeblick-Server standen auch schonmal unter Beschuss. Worauf willst du also hinaus? Ich habe nicht recherchiert, wie die DW mit den Attacken umgegangen ist, das ist deren Baustelle, nicht meine (soweit ich weiß, wurden die Stimmen, die während der Attacken eingegangen sind, aus der Wertung herausgenommen). Hast du mal gefragt? Oder reicht dir ein Blogeintrag, der die PM wiedergibt, für eine Wertung der Vorfälle?
Ich habe das oben schon geschrieben: Der Abend war (für mich) erstaunlich spannend, ich hatte das nicht erwartet und ich glaube, dass es vielen Leuten so gegangen wäre. Es gibt aber trotzdem viel an der gesamten Umsetzung zu verbessern und zu kritisieren, nun kann man entscheiden, ob man das machen will oder ob es einem alles am Arsch vorbei geht. Was beides okay ist. Das bezieht sich jetzt nicht direkt auf deinen Kommentar, sondern ist allgemein gemeint: Die nicht nur hier in Kommentaren stattfindende Wertung, dass alles lächerlich und belanglos sei, verstehe ich in der Zielsetzung nicht. Wenn es so egal ist, warum schreibt man dann überhaupt Kommentare dazu? Und wenn man weiß, wie man es besser machen sollte, wieso schreibt das niemand (Knüwer tut’s)?
An dem Abend wurden die Mängel der BOBs viel diskutiert und auch die Verantwortlichen (die, mit denen ich geredet habe) sind sich der Schwachstellen bewusst. Es schien mir nicht so, dass die Macher auf einem hohen Ross sitzen und alles toll finden.
Was mich am meisten überrascht: Ich selbst finde Awards solcher Art okay, aber bewerte sie nicht über, denn sie können immer nur in einem bestimmten begrenzten Rahmen funktionieren. Wir haben uns damals über den Grimme sehr gefreut und das war’s dann. Weder halten wir uns dadurch für ein „bestes Blog“ noch ruhen wir uns darauf aus, denn wirklich entscheiden, was gut ist, tun allein die Leser und die Macher (man tut das hier ja auch für sich selbst). Wenn also Kritik laut wird, kann das nur bedeuten, dass Awards grundsätzlich sehr ernst genommen werden und eine Vorstellung davon besteht, wie sie zu sein haben. Insofern hilft bei Interesse nur: Klar Stellung nehmen und Vorschläge machen.
Ich persönlich habe noch nie Dinge ausführlich kommentiert, die mich nicht interessieren, das wäre mir zuviel Aufwand. Und damit ist auch Schluss für mich, denn ich will nicht Pressesprecher der DW werden. Der Abend war nett und anregend, was die BOBs weiter machen, ist Aufgabe der Deutschen Welle.
Die sich hier auch mal zu Wort melden könnte, finde ich.
bullshit, diese Inszenierungen. Wer von uns braucht wirklich einen „Orden“, um zu posten und in der Öffentlichkeit zu wirken?
Ich.
Also wenn man mir gesagt hätte, dass Ellen Ten Damme das moderiert, dann wäre ich sofort dagewesen!