Oben kloppen sich die Nachbarn schon wieder. Es ist morgens um acht und die kloppen sich, das ist nicht zu fassen. Morgens um acht war ich sogar im Kindergarten zu müde, mich zu kloppen. Keine Ahnung, wie die das machen: zuerst Kaffee, dann kloppen, dann Kippe danach oder andersrum, ich wills mir auch gar nicht vorstellen.
Ich bin da ja mal hochgegangen und hab gefragt, ob alles in Ordnung sei und ob sie bitte das Gekloppe aufhören könnten, das sei erstens keine gute Hintergrundbeschallung für den Film, den ich mir gerade ansähe (das war, glaube ich, Corpse Bride) und zweitens sei das ja nicht schön, sich kloppen. Die haben mich aber wild angeguckt. Erst hat die Frau gekeift, das gehe mich gar nichts an, das sei schließlich ihre Beziehung und sie könnten sich mit Möbeln vermöbeln wie sie wollten, sei ja ihre Beziehung. Als ich dann meinte: „Ja, aber: Liebe.“, da war der Typ schon knapp davor, auf mich loszugehen, und die Frau hat ihn am Arm gehalten, und er dann so: „Lass das.“ Und sie: „Lass was.“ Und er: „Lass mich. Los. Lass mich los.“ Und dann ging das Gekloppe wieder von vorne los. Irgendwie verstehen die sich, das ist beruhigend, wenn auch ein bißchen laut.
Aber ich hab da ja schon so einiges mitgemacht. Ganz übel sind Nachbarn einen Stock drüber mit kleinen Kindern und einer Dielenboden-Wohnung. Wenn dann Oma noch auf die Schnapsidee kommt, zum Namenstag aus Nostalgiegründen Murmeln herzuschenken, das ist unschön. Vor allem, weil offensichtlich Sonntag Morgende gegen halb sieben eine gute Murmelspielzeit sind. Da macht es dann „Klack — klack — klack – klackklackklack rrrrrrrrurrrrrrrurrrrrrurrrrru – klack.“, und das bekommt man einfach nicht sinnvoll eingebaut in seine Sonntag-Morgen-Träume.
In Hamburg, da hab ich mal in einer Wohnung gewohnt, die machte komische Geräusche. Das ging ungefähr so: Schrubschrubschrubschrub, Rumms. Schrubschrubschrubschrub, Rumms. Schrubschrubschrub und so weiter, den ganzen Tag, immer mittwochs bis 12 und freitags bis 14 Uhr. Anfangs dachte ich, vielleicht sind das Mäuse in der Wand, oder Wichtel. Oder ein Nachbar züchtet intelligentes Leben im ausgedienten Ofenrohr. Später erinnerte ich mich das Geräusch mehr an ein grenzdebiles Kind, das seine Matchboxautos über geriffelte Legoplatten gegen seine Plastikkiste jagt. Irgendwann bin ich dann hochgegangen zu den Nachbarn und hab gefragt:
– Entschuldigen Sie, da kommen so komische Geräusche aus Ihrer Wohnung, immer mittwochs bis 12 und freitags bis 14 Uhr, was ist denn das?
– Ach, sagte der Nachbar, das ist die Erna.
– So. Die Erna.
– Genau. Die braucht ja auch son bißchen Auslauf, was?
– Sicher. Braucht jeder, so Auslauf.
– Genau, und da packen wir sie zweimal die Woche raus.
– Ja. Kann man verstehen. Und was macht die dann?
– Naja, die versucht, die Wände hochzukommen. Denkt wohl, sie wär ne Spinne.
– Ist sie aber nicht.
– Nee, Erna ist ein Schildkröt.
– Ja, und dann?
– Na, dann fällt sie immer um. Ist ja ein Schildkröt, und keine Spinne.
– Und das macht die vier Stunden mittwochs und sechs Stunden freitags.
– Wenn nix dazwischenkommt.
– Das ist… naja, das ist ja…
– Ziemlich krank, ich weiß. Aber der Doktor meint, das sei normal.
– Na, wenn der Doktor das meint.
– Haben wir auch gesagt.
– Aber könnten Sie nicht…? Ich mein, das ist ziemlich laut…
– Ja, aber wir wollen die Erna da nicht entmutigen. Wissen Sie, Tiere sind da wie Kinder, wenn man ihnen die Marotten nicht gönnt, dann werden sie depressiv und gehen ein. Und sterben.
– Sterben.
– Genau.
– Ja, wenn das so ist…
– Ja, vielen Dank für Ihr Verständnis, auf Wiedersehen.
Die Nachbarn oben vögeln immer nach dem Kloppen, das ist zwar noch unangenehmer, aber nicht ganz so laut. Mein Gott, sollen sie. Ich finde das ja ganz nett, was vom Leben der Nachbarn mitzubekommen, das ist schon okay. Guter Kontakt und so, gegen die Großstadtentfremdung. Da kann man sich auch mal nett im Treppenhaus unterhalten, mit dem von unterhalb geht das ganz gut. Der hat mich letztens auf einen interessanten Gedanken gebracht, wie ich auch in die hausinterne Kommunikation einsteigen könnte, als er fragte, ob ich ein Instrument spielte.
Tu ich nicht. Noch nicht. Würde ich aber morgen schon anfangen. Wenn diese Schlagzeuge nicht so verdammt teuer wären.
Hier über meiner WG wohnt eine andere WG. Die sind momentan nur zu zweit. Das Haus ist recht hellhörig und auch die Dielenböden machen manchmal gar seltsame Geräusche.
Nun ist es so, dass der Bewohner über mir ein ziemliches Trampeltier ist: manchmal scheint es mir, als zöge er extra Bleischuhe an, damit ich seine Wege von unten gut verfolgen kann. Das Seltsame daran ist nun, dass man ihn manchmal stundenlang nicht hört, während er danach ungefähr ne halbe Stunde durch die Wohnung läuft und dabei anscheinend – am liebsten in der Nacht – Möbel verrückt und umstellt. Hört sich zumindest so an. Dann hört man manchmal tagelang nichts.
Und Putzen ist bei denen auch so ein Ding: mit Trampeln, Möbelrücken, lautstarken Streitereien, kratzendem Staubsaugen und zischendem Wischen. Und das alles wann? In der Nacht von Sonntag auf Montag so gegen vier, fünf Uhr…
Der Mieter – das seltsame Tier.
tuba mein bester tuba bringt’s, da hast du gleich soziale dichte bis zum abwinken. da kommt ihr ins gepräch, da menschelt es.
Oder wie wär’s mit ner Laute? (Ha, Klopper!)
Die Begegnung mit den Kloppern erinnert mich an ein eigenes Erlebnis. Ich hätte damals beinahe auf die Fresse bekommen, weil ich meinen Nachbarn mitteilte, dass ich morgens um halb vier keine Lust auf „Kreuzberger Nächte sind lang“ hätte.
Die Musik blieb aus. Dafür ging die Popperei los. Und zwar richtig laut.
Das beendete dann ein Nachbar aus dem Nebenhaus, indem er den denkwürdigen Satz „Jetzt komm endlich, verdammte Scheiße!“ in die Nacht brüllte.
@#670517: Den Satz merke ich mir. Für meine Nachbarin nebenan. :)
Das junge Fräulein über mir hört jeden Abend Punkt 23.05 Uhr „Beautiful Liar“ von Beyonce and Shakira. Seit etwa einem dreiviertel Jahr. Jeden Abend. Braucht sie zum Einschlafen.
Ich glaube, ich schenke ihr mal eine neue CD ;)
Großstadtentfremdung .. ich wohn hier schon seit fast zwei Jahren und hab noch nicht ein Wort mit nem Nachbarn gewechselt. Und das bei kanpp 20 Parteien.
Auch schön: Holzbalkendecke, auf die gerade ganz frisch Parkett verlegt wird. Ich wache seit drei Tagen durch mittelschwere Erdbeben und Kanonenschüsse auf. Beides kann man leider sehr gut in Träume einbinden.
Gut: dass mit dem Parkett dürfte jetzt durch sein. Die Holzbalkendecke bleibt.
(Hoffentlich sind die Nachmieter oben drüber nicht allzu sportbegeistert oder alternativ beleibt. Da komm ich mit der Gitarre nicht gegen an.)
Ich habe mal in einem Haus gewohnt, da waren die Waende so duenn, dass man quasi den Wecker von nebenan hoerte. Ich wohnte da nicht lang, die Nachbarin hatte in der Zeit nur einmal Verkehr, dafuer Sonntagmorgens um sieben, als ich richtig schlimm verkatert war. Es war meistens vertraeglich. Nicht immer.
Wir haben uns nie unterhalten, zumindest nicht direkt. Sie spielte ab un an recht laut aufdringliche Musik und wenn es mich stoerte, spielte ich sehr laut „No Sleep Til Brooklyn“. Irgendwann wusste sie, was ich dann von ihr wollte.
Meine Nachbarn sind sehr nette Menschen, die zwar ein bisschen viel Seeed nachts um vier hören und dazu über die Dielen springen, sich aber im Gegenzug auch nicht aufregen, wenn ich Console oder Tom Waits egal wann ganz laut aufdrehe. Schön find ich das.
Doof war mal eine Mitbewohnerin, die auch auf Bitten wie „Jetzt komm endlich“ nur mit „Jaaaaa! Gleich!“ antwortete. Ihr Bett stand übrigens an der Wand zu meinem Zimmer – und ihr Freund fiel, wenn man das mal rhytmisch betrachten möchte – in die Kategorie „Nähmaschine“. Das Bett-an-der-Wand-Geräusch ging so: klack… klack… klackklack… klackklackklackklackklack und irgendwann so „uuuuaaaahhh“ und dann WIEDER VON VORNE! Aber: die war immer gut gelaunt und hat Bier für alle gekauft, das machen ja auch nicht viele.
wie kann man denn von nähmaschinensex gute laune kriegen?
schön ist auch wände einreissen. das haben sie wochenlang unter uns gemacht. bei meiner nachbarin haben sie geklingelt & sind dann bei ihr im zimmer auf und ab gelatscht, um zu gucken, ob das ne tragende wand ist, die sie darunter einreissen wollten. sehr beruhigend.
jetzt haben wir auch noch angst, dass da ne schreinerei einzieht…
@#670533: Versteh ich auch nicht, hat aber funktioniert. Ich vermute ja bei sowas immer ganz große Missverständnisse und „aber wenn er sich doch so bemüht“…
Ich biete das genaue gegenteil: Anscheinend bin ich die Stapfterroristin vom Dienst. Jedenfalls wenn es nach der Nachbarin unter mir geht. Wenn ich es wage nach 23 Uhr durch meine Wohnung zu laufen, hämmert sie wie wild mit einem besenstil gegen die Decke. Wohlgemerkt: Ich wiege 60 Kilo, trage weder holländische Holzklocks, noch Stilettos. Frappierend dabei: Ich kann zwei Stunden reglos auf dem Sofa liegen und stehe ich dann auf, hämmert sie nach ungelogen ZWEI SCHRITTEN. Die muss mit einem dieser Autowerkstattrollliegen auf einem Zwischenboden direkt unter der Decke liegen und mit dem Besenstil meine Schritte verfolgen. Was macht man da?
@#670530: ich würd‘ ja jetzt zu gerne wissen, wer das war … :)
@#670538: Ignorieren oder mal zum Kuchen essen einladen.
@#670541: zu hülf!
Nachtrag: Falls jemand dachte, ich übertreibe…da war sie schonw ieder. Viertel nach 12. Mein Vergehen: Ich stand in der Küche und trank ein Glas Wasser.
Meine Heizung blubbert. Da hilft auch Entlüften nichts, die blubbert immer schön weiter. Da braucht man nicht mal Nachbarn, das Haus macht die Geräusche schon von ganz alleine. Aber ich träume ganz oft von Whirlpools und Jacuzzis.
@#670548: Die hat wohl nen Hörschaden im Negativ.
Im Haus neben dem meiner alten WG wohnte eine Frau, deren Freund Trucker war oder Seemann, wobei letzteres in Köln wohl eher unwahrscheinlich ist.
Jedenfalls hatte die gute Frau alle paar Wochen Spaß. Laut und lange. Furchtbar laut und furchtbar lange. Ein ganzer Hinterhof wurde beschallt, Fenster gingen auf, Nachbarn schrien wüste Beschimpfungen auf allen erdenklichen Sprachen, Nichts half.
Eines Tages packte mein Mitbewohner ein gutes Mikro aus, nahm die Vögellaute auf, stellte seine Boxen auf die Fensterbank und schickte alles in zehnfacher Lautstärke zurück. Danach war Schluss. Hoffentlich nicht mit der Beziehung.
also, meine nachbarin ist ebenfalls nicht von schlechten eltern. am anfang fiel mir nur die unglaublich laute technomusik auf- zu … nun ja, sagen wir mal „unsozialen“ zeiten. unter der woche nachts um 4, sonntag morgens um 8. stundenlang. und laut. sehr, sehr laut. das war schon doof. und dann die klopperei mit diversen menschen, immer bei halb geöffneter wohnungstür und in der tonlage, die verena pooth(ehemals feldbusch) in nichts nachsteht. da war ich auch ab und zu drüben, hab geklingelt und ihr gesagt, sie solle doch bitte die musik/die stimme etwas leiser drehen… ab und zu wurde ich dann auch mal hysterisch angeschrien, ich solle mich um meinen eigenen kram kümmern.
irgendwann hatte sie wohl das dringende bedürnis, sich einen hund zuzulegen. der hat dann in den technofreien zeiten gebellt und gekratzt, wenn jemand an der tür vorbeilief. nun ja. der hund scheint weg zu sein. is auch besser so. techno bleibt. zum glück kündige ich heute meinen vertrag. ich hasse techno.
Das ist unser kinderfreundliches Deutschland:
Auf der einen Seite beschwert man sich, dass es so wenig Kinder gibt, auf der Anderen meckert man, dass sich die Kleinen nicht sofort wie Erwachsene aufführen. Die haben nun mal keine Betriebszeiten von 9 bis 17 Uhr.
P.S.: Schonmal mit Kindern in einem Restaurant gewesen?
@#670590: Ich hab nix gegen Kinder (obwohl ich mich noch nie darüber beschwert habe, dass es so wenige gibt und außerdem gar nicht deutsch bin, aber Du meinst wahrscheinlich trotzdem auch mich), nur gegen die Kombination Kinder + Dielenboden + Murmeln. Und selbst dann bloß, wenn sie über mir zusammenfindet, die Kombination.
Kinder im Restaurant dagegen find ich äußerst unterhaltsam. Meistens.
Wie ist das eigentlich mit dem kloppen? Verstehen wir da alle das gleiche darunter? Ich vermute, dass das hier als Synonym für „sich streiten“ verwendet wird?
Mensch bin ich froh: Über mir wohnt ein Abgeordneter, der nur zu den Sitzungswochen in der Stadt ist, und den hört man ganz selten. Höchstens mal ein bisschen, wenn er Besuch hat ;-)
nee, die hauen sich richtig. Wahrscheinlich mit allem, was ihnen die Wohnung so zur Verfügung stellt.
@#670619:
Sitzungswochen? Leise? Nur gut das manche noch leise kacken ;-)
Beim Lesen Eurer Kommentare merke ich erst, wie gut ich es habe. Ringsherum nur friedliche, ruhige Nachbarn. Gut, bis auf einen älteren Herrn, der alle paar Abende vermutlich eine ganze Dose Schnupftabak durch die Nase zieht. Und wenn der dann losniest, bleibt kein Auge trocken.. Haaatschii!
erinnert mich an diesen wunderbaren und liebevoll gemachten arteradio-beitrag „le bruit des autres“. vom 31.01.07, zu finden unter http://www.arteradio.com/tuner.html und dann „documentaires“, oder halt nach „bruit“ suchen. man fühlt sich regelrecht in das haus versetzt…
da weiß ich mein eichhörnchengeknatter und amselgetriller zu schätzen. sowieso. :)