Als ich letztes Jahr auf der Games Convention sah, wie entzückte Massen von jungen Buben und noch jüngeren Mädels an den SingStar- und Guitar Hero-Bühnen standen, um den etwas älteren Kindern beim Karaokesingen und Klampfezupfen zuzujubeln… ganz ehrlich? So in etwa stellte ich mir den Untergang des Spiele-Abendlandes vor.
Ein paar Monate, Parties und etliche Euro später rocke ich vor dem Fenster meines Wohnzimmers zu den Klängen von The Who und Rage Against the Machine, und ich wünsche mir insgeheim, dass vom Balkon gegenüber nicht etwa verdutze Blicke geworfen würden, sondern Anfeuerungsrufe, Plüschtiere und das eine oder andere Stück Unterwäsche. ;)
Musikspiele. Ganz komisch.
Es gibt ja Leute, die würden im Traum nicht daran denken, einen Joystick anzufassen, geschweige denn ein Gamepad. Sie würden auch niemals einfach irgendwo aufstehen und ein Liedchen trällern. Viele noch nicht mal unter der Dusche.
Stellt man sie jedoch vor einen Fernseher, drückt ihnen ein Mikro in die Hand und sagt: »Das ist „ºLike A Virgin“¹ von Madonna. SING! JETZT!«, legen sie sich wie nix gutes ins Zeug und… singen.
Ich habe ausgewachsene Ärzte und Juristen erlebt, die auf Knien rutschend vor einem 16:9-Bildschirm den Mond anjaulten. Ehefrauen, die durch erstaunliche Textsicherheit bei »Baby got Back« glänzten, und immer, immer, immer wieder »nochmaaahl« riefen.
Eigentlich will das keiner sehen, he, aber wenn man vom Sofa aus zuguckt, ist es doch ziemlich witzig. ;)
Dieses Silvester haben wir anstelle eines DJs die Xbox angestellt, aufgedreht und die ganze Nacht Guitar Hero gespielt. Irgendwann mochte zwar niemand mehr das Geschrammel hören, aber nach kurzer Atempause ging’s dann doch wieder an die beiden Gibsons.
Ein Freund stammelte alle 20 Minuten: »Boah, wenn im Sommer… wenn im… wenn im Sommer Rock Band rauskommt…« — ein bisschen DSDS steckt offenbar in jedem von uns.
Auch ich muss zugeben, dass ich relativ heiß bin auf Rock Band, wobei ich noch ziemliche Angst vor den anfallenden Kosten habe. Es sind ja nicht nur das Spiel, die Instrumente und die ständig neuen Download-Songs, sondern eben auch der nötige Stellplatz, das viele Bier, und nicht zu vergessen die Anwaltskosten zur Abschmetterung der Ruhestörungsklagen.
Und… und… »können Sie nicht mal was anderes singen, als immer nur dieses „ºHey-Ho, Let’s Go“¹?!?! Wie wär’s mit Frank Sinatra oder den frühen Beatles? Chris Rea? Toto?“
»Naaah, mein Freund, ich bin ein Rockstar…«
Aufdrehen!