Selbst der Eistee schwitzt. Der ja zuallererst, könnte man meinen. Ich bin trotzdem überrascht.
Ich bin durstiger als ein zuckerkrankes Kamel, das nach der Wüstendurchquerung an einer ausgetrockneten Oase ankommt. Ich kann an den Tischen vor dem Café nicht schreiben, weil die Sonne den Bildschirm in einen Spiegel verwandelt und drinnen kann ich nicht sein, weil mein Über-Ich so dermaßen penetrant darauf hinweist, dass ich bei dem schönen Wetter doch nicht.
Mein Über-Ich spricht immer nur in Halbsätzen, dafür zieht es beim Sprechen eine Braue hoch, wie es nur meine Mutter konnte.
Jetzt sitze ich also gegen jede Vernunft doch vor dem Café, wende das Macbook verzweifelt hin und her, um zu sehen, was ich schreibe. Ein junges Mädchen bietet mir einen Stuhl an, obwohl ich auf einem Sofa sitze. Weil ich mich so komisch verrenke. Guck dich doch an, möchte ich mit meiner 90er-Jahre-Talkshow-Ausbildung sagen. Aber meine Zunge bleibt am Gaumen kleben.
Der gütige Kellner bereitet mir ein Getränk zu, das ein Schweizer Ernährungswissenschaftler für sterbende Kühe entwickelt hat. Instinktsicher verlangt er das Zehnfache des marktüblichen Preises für eine Zitrone, Wasser, Eiswürfel und einen Löffel Honig. Ich werfe dem Schurken seine dreißig Silberlinge hin und halte meine Zunge in das Glas.
Ich bekomme das Gefühl, als würde das Blut in meinem Körper sich wieder entklumpen, aber das einzige, was fließt, sind krokodilstränengroße Schweißtropfen. Mein Neokortex entweicht als schwüle Schwade aus meinen Ohren. Eine Fliege setzt sich auf meinen Augapfel, trinkt ein wenig und macht es sich dann gemütlich. Die Fliege hat ein winziges chinesisches iPhone-Imitat, mit dem sie ein paar Freunde dazuruft.
Mit übermenschlicher Anstrengung gelingt es mir, zu blinzeln, woraufhin die Fliege mich bei Twitter entfollowet.
Ich muss jetzt schneller tippen, weil die Tasten zu heiß sind, um längere Zeit zu verweilen. Für Gedanken wäre jetzt viel Platz in meinem leeren Schädel, aber: Warme Luft dehnt sich aus. Ich ertappe mich dabei, Achselschweiß bei Frauen erotisch zu finden und höre schon wieder einen Halbsatz meiner Mutter, den ich hier aber nicht wiedergeben möchte. Ich unterschreibe einen Antrag auf Hotpants-Verbot, den mir ein Mitglied des benachbarten Kulturvereins auf den Tisch legt. Ich frage ihn, wie er seinen Vollbart erträgt und er sagt, der Prophet habe das auch ausgehalten. Ich schreie, dass in Saudi-Arabien auch keine gottverdammten Hunde auf die Straße kacken und da gebe es wenigstens Sand, in dem man sich zur Abkühlung wälzen könne. Plötzlich bricht der Blick des gerade noch so Tapferen. Jetzt weinen wir zusammen. Ich versuche, mich an seinen Tränen zu laben, aber sie rinnen zu schnell in seinen Bart.
Der Text hat etwas Ephrain-Kishon-esques. Ich könnte das erklären, aber es ist zu warm.
well done. :)
„Selbst der Eistee schwitzt. Der ja zuallererst, könnte man meinen. Ich bin trotzdem überrascht.“
Ein sehr schöner Satz. Den Rest habe ich gar nicht mehr gelesen, denn das reichte mir schon :-)
Bier friert erst bei minus 2-3 Grad. Das kann man also auf knapp unter Null runterkuehlen. Vielleicht hilft das ja.
Geht natuerlich auch mit Wodka, der friert bei, weiss nicht, minus 15 Grad? Aber den kann man ja nicht literweise trinken.
Ich habe mal von der Formel
% vol Alkohol : 2 = Gefrierpunkt in ° C unter Null
gehoert. Stimmt das?
Hm, hier ist es unter 20 Grad. Und dunkel. Von den Regenwolken. Hätte heute vielleicht doch kein T-Shirt anziehen sollen.
HERRLICH! Bei mir im Süden Norwegen’s ballert die Sonne seit fünf Wochen. Dazu verweilt das Thermometer in ertræglichen Bereichen um die 20. Die Sonne scheint von irgendwo WEIT vor dem Aufstehen bis sie dann gegen zehn irgendwann untergeht. Ab elf wirds langsam dunkel. FANTASTISCH!
Also Leute, das mit den kalten Getränken ist so gut gar nicht. Und auch nackte Haut kühlt nicht.
Im Gegenteil. Wenn man schicke weiße, tuchige Kleidung trägt, dann kühlt diese wenn man sich bewegt (nur dünn muss sie sein, wie Tücher eben). Und warme Getränke sorgen dafür, dass der eigenen Stoffwechsel runterfährt, während durch den Körpertemperatur ausgleich nach dem Verzehr vermeintlich erfrischender Getränke dazu führt dass wir aufheizen und noch mehr schwitzen als ohnehin.
Genug kluggeschissen. Ich mach ’ne Radtour. Kühlenden Fahrtwind gibts gratis, effektiven bei mehr als 25 km/h. Schwitzen tut man, wenn man stehen bleibt :-D
Fahr nicht zu schnell, sonst erfrierst du im (am?) Fahrtwind.
„Wenn man schicke weiße, (..) Kleidung..“. Schick und weiß schließt sich bei Kleidung aber sowas von aus….
Bei uns ist es draussen schwül und im Büro wie oben beschrieben, tolle Sache.