Paul Weller hat mich berührt. An der rechten Schulter nämlich, als er mich gestern im Wiener Blut, einer traditionsreichen Kreuzberger Rock’n’Roll-Kneipe, freundlich zur Seite zu schieben musste, um zu der kleinen Bühne zu gelangen, auf der er vor etwa 80 Leuten einen 30-minütigen Akustikset spielen sollte.
I was touched by the hand of mod — doch leider ist Paul Weller die Berührung nur physisch gelungen.
Natürlich ist es grundsätzlich sensationell, eine Legende wie Paul Weller in einer Kneipe spielen zu sehen, und hinterher ein „Ging so …“ ins Netz zu tippen ist Meckern auf höchstem Niveau. Aber bei allem Respekt vor der Arbeit des Mannes, der mit The Jam, Style Council und natürlich seiner Solo-Karriere Musikgeschichte geschrieben hat: Gespürt hat man davon gestern wenig.
Wellers Stimme ist dabei in Topform, der Mann klingt besser denn je, und begleitet von zwei weiteren Musikern war auch der Sound großartig (RadioEins übertrug den Gig), nur … warum nutzt man die Intimität eines solchen Raums nicht für ein wenig Kommunikation und um den ein oder anderen Knaller zu bringen? Why walk when you can run?
That’s Entertainment, Town Called Malice, Wild Wood — es ist nicht so, dass Paul Weller diese Klassiker ad acta gelegt hätte (was man verstehen könnte), denn zu ähnlichen Anlassen in der britischen Heimat werden die Hits gerne hervorgeholt. Nicht so in Berlin, wo es allein die geplanten acht Balladen gibt und sogar „Butterfly Collectors“ nochmal eine Idee runtergeschraubt wird, danach ist der Meister nicht bereit, auf den Applaus zu reagieren und zeigt sich auch nur noch beim Verlassen des Lokals.
Paul Weller schreibt grandiose Songs und ich schätze auch seine Balladen — berührt hat er mich aber immer dann am meisten, wenn wenigstens ein Funke Wut aus seiner Stimme klang. Ein wenig mehr Dringlichkeit hätte dem Abend gut gestanden, finde ich.
Das Video ist furchtbar, erkennen kann man so gut wie nichts, aber der Sound ist okay.
the jam hin… weller her. wer nirvana und die ganze grungesache so runter macht, wie er letztens in einem interview, hat aber auch nicht mehr alle punkte aufm würfel. nee nee
@#749667: Huch? Haste mal einen Link? Gibt es das online?
ich kann leider keine links hier posten. dann schmiert seit jahr und tag mein browser ab. ;/
such einfach nach „paul weller über nirvana“… dann hast du´s. ;)
Bei „Die USA haben Punk 20 Jahre lang verpasst“ hat in seinem Geschichtsbuch unter „R“ wie „Ramones“ wohl nicht weitergelesen „¦ ;)
sagnwamaso… bis ca. 21.14h hab ich es bedauert, nicht nach kreuzberg gefahren zu sein und haltlos an das mitgefühl der türsteher vom wiener blut appelliert zu haben. (ich bin keine 20 mehr, sonst wären wohl auch noch niedere instinkte im spiel gewesen)
ab 21.15h fing ich an, mich ganz wohl zu fühlen auf meiner
vom radio schummrig beleuchteten küchenofenbank.
um ca. 21.23h rollte mir eine dicke träne über die rechte wange. ca. 2 minuten später führte ich das eher auf den rauch meiner selbstgedrehten zurück als auf besungene schmetterlingssammler.
um 21.37h sah ich mich vor meinem imaginären auge dinge auf die bühne werfen und beim gang zur ubahn nach hause den ein oder anderen mülleimer treten.
als peter radszuhn meinte „wie mit paul weller ausgemacht, wird es keine zugabe geben“ machte ich das aufnahmegerät aus.
und angesichts seines nirvana-gesabbels überleg ich grade, ob ich die aufnahme nicht lösche… :(
Vielleicht konnte der gute Mann nicht damit umgehen, dass die Leute direkt vor ihm standen und er sie nicht mehr als riesiges Publikum, sondern als Leute wahrgenommen hat. Einfach nur Schüchternheit.
(Wow, ich habe auch mal im Wiener Blut gespielt und war somit mit Paul Weller auf einer Bühne!)
Vielleicht ist der gute Mann einfach nicht mehr der Jüngste und muss nicht in jeder Kneipe in der er spielt immer wieder dieselben Gespräche mit „Fans“ führen. Ich kann es ein bisschen verstehen, wenn er seinen Auftritt professionell durchzieht und dann verschwindet, weil er vielleicht an dem Abend zusätzlich keinen Bock auf Sozialisierung mit Deutschen hatte. Ist trotzdem enttäuschend, weiß jetzt nicht, ob und wie viel der Eintritt war..
Ich liebe Wellers Musik, aber der Kerl ist bei mir seit ein paar Jahren unten durch, als er ein Konzert in Nürnberg geschmissen hat, weil der Kartenvorverkauf so schleppend gelaufen war.
@#749678: Im Wiener Blut gespielt zu haben ist doch schon Fame genug. ;)
@#749680: Ich hab grundsätzlich auch eine Menge Verständnis dafür, dass es tolleres gibt, als mit 50 (oder so) in einer verrauchten Kneipe zu stehen. Aber: Warum macht man solche Gigs dann überhaupt?
@#749672:
hihihi genau. ich finde fast zu jedem buchstaben ne adäquate band. :D
und das ich, wo ich wahrlich kein usa fan bin. ^^
In keinem Alter sollte man sich als Musiker zu schade sein, auch vor kleinem Publikum zu spielen.
@#749685: Das ist eine gute Frage. Ich denke er macht solche Gigs nicht, er MUSS solche Gigs machen..
„Why walk when you can run?“
– because he’s a Gentleman?
Auch ich war gestern Abend anwesend und kann den Eindruck in keinster Weise bestätigen. Dieses war ein Showcase für geladene Gäste zur Vorstellung seines neuen Albums. Wer Hits erwartet, war schon mal völlig fehl am Platze. Bei seinem Backkatalog hätte die Songauswahl neben den neuen Stücken natürlich auch anders (besser?) ausfallen können. Aber auf so einem intimen Gig möchte ich ganz sicher nicht zum hundersten Male „Town Called Malice“ & Co hören. Er kann weitaus mehr, als ihn auf „That’s Entertainment“ zu reduzieren. Seine Stimme war nicht so gut, wie hier beschrieben. Dieser Gig diente wohl auch ihm eher zum warm singen.
Dieser Bericht zeigt ganz deutlich, dass es sich beim Publikum nicht um Fans handelte, sondern von Plattenfirmen und Presse hofierten Gästen. Den Eindruck hatte ich auch bei den Gesprächen nach dem Gig um mich herum.
Und wenn er nicht mit jedem redet, könnte das vielleicht auch an einem selbst liegen. ;-)
hmm,
irgendwie fühlte ich mich spontan an den Artikel über den ‚Berliner Szenemenschen‘ erinnert.
@#749702: Bezog sich auf den gleichnamigen Song über seinen Sohn.
@#749709: Konzerteindrücke sind individuell, das mit dem Warmsingen bezweifle ich, aber wie gesagt: Jeder hört anders.
Was aber das Reden angeht: Kann einem auch passieren, dass man stattdessen den ganzen Abend von jemandem zugeschwallt wird. Und das war ganz gewiss nicht Paul Weller. :)
Also, ich dachte, der wäre schon richtig lange weg vom Fenster … wusste auch gar nicht, dass der Gitarre spielt … der war doch Boxer, der Weller …
abgesehen davon, dass es natürlich schon schade ist, sich bei einem schön intimen gig so gar nicht an das publikum zu wenden, fand ich leider die qualität der songs einfach nur schlecht. hab mir das konzert im radio angehört und eigentlich keine alten hits erwartet, aber ein paar neue schöne songs. ehrlich gesagt hab ich dann nach etwa vier liedern das radio ausgeschaltet, weil mich die sehr gleich klingenden und mit wenig herzblut vorgetragenen lieder irgendwann nervten. schade, denn eigentlich mochte ich die musik von paul weller immer.
mal so offtopic: niemand, aber auch wirklich niemand meiner musikhelden hat annähernd das recht dazu, mir meinen fußballabend Ãn meiner stammkneipe zu versauen, so! hehe…
@Johnny (16): Es stehen nach einer Pause mal wieder einige Konzerte in UK und auf dem europäischen Festland an. Da ist so ein kleiner Gig sicher nicht der schlechteste Weg, um mal wieder ein wenig in Übung zu kommen. Natürlich ist so ein Eindruck immer individuell. Aber nach Hits zu schreien bei einem Showcase zum neuen Album ist vielleicht doch die falsche Herangehensweise. Dafür gibt es die regulären Konzerte, die garantiert mit „A Town Called Malice“ beendet werden.
Wenn man von anderen zugeschwallt wird, bissel Pech gehabt. ;-) PW war noch nie der Mensch, der redselig durchs Leben stiefelt. Das er am Mittwoch mit niemandem geredet hat, stimmt allerdings nicht (abgesehen von der Einlage, er würde dort jetzt jeden Mittwoch spielen)…Interaktionen mit dem Publikum waren bei ihm schon immer sehr beschränkt. Ganz normal also.
Die neuen Songs kann man mögen oder auch nicht. Ich werde mit dem Album „Wake Up The Nation“ bisher nicht warm. Aber das ist eine andere Sache. „Tales From The Riverbank“ mal wieder live zu hören entschädigt ohnehin für den ein oder anderen musikalischen Tiefpunkt seiner Karriere.
„X hat mich berührt“
sorry, treibt mir den fremdscham ganz fest ins bewusstsein..schlechter opener, sorry.
„RadioEins übertrug den Gig“
Was so aktuell ist wie meine bereits getragene Unterhose.
Siehe:
http://www.ARD.de
Nur (unter Vorbehalt) mal wieder gesagt.
@#749762: Get a fucking life!..do you know how long this guy has been playing music? He is a working class hero, something you will never understand!
@#750171:
Wenn es denn als Publicity für die wie auch immer (ge-) benannten Künstler reicht, soll es soweit gut sein. Der Rest ist Sache des Betreibers der Seite.
Alles Gute