Angst nennt man das Gefühl, wenn einem die vertraute Umgebung fremd und bedrohlich wird. Nichts ist mehr selbstverständlich, Bahnfahren nicht, Glühweintrinken auf dem Weihnachtsmarkt nicht, an Weihnachten zum Flughafen fahren und Verwandtschaft einsammeln auch nicht: all das birgt tödliche Gefahr. Was zuvor selbstverständlich war, wird jetzt Material für zahllose Analysen. Welche Details haben sich verändert? Stand der Mülleimer schon immer da? Was sucht der muslimisch gekleidete Bartträger in meinem U-Bahn-Abteil? Und warum fällt mir das genau jetzt auf?
Die Antwort liegt auf der Hand: es ist das Phänomen der knarzenden Treppe. Das Hirn ist ein mittelmäßiger Regisseur. Natürlich gab es diese Details schon immer, auch am Hochzeitstag des besten Freundes, der besten Freundin haben wir am Bahnhof diesen verlassenen Koffer stehen sehen. Wir haben ihn gesehen und für unwichtig empfunden, deswegen haben wir ihn sofort wieder vergessen.
Denn Treppen knarzen nicht, nicht in den Filmen, die abends im Fernsehen laufen. Catherine Deneuve kommt in Abendgarderobe die Stufen heruntergeschwebt, wenn jetzt die Treppe knarzt, dann wird der Requisiteur gefeuert und die Szene nochmal gedreht. Wir sehen knarzende Treppen nur, wenn sie etwas bedeuten sollen. Knarzende Treppen sind Hauptdarsteller in Horrorfilmen. Wenn eine Treppe knarzt, wissen wir: gleich passiert etwas. Weil uns (zum ersten Mal seit fünfzehn Videoabenden) eine Treppe am Geräusch auffällt, erkennen wir Gefahr: und wir halten uns für bedeutend genug, uns involviert zu fühlen. Die Armhaare stellen sich auf, die Pupillen weiten sich, Verantwortungsvolle unter uns schreien der Hauptfigur im Film warnende Worte entgegen: wir wissen, dass das Blödsinn ist, aber es erleichtert uns doch. Wenn einer dabei sitzt, leise gähnt und sagt: „An dieser Stelle fehlt es an der richtigen Holzbehandlung, ich empfehle, einige Schrauben nachzuziehen“, halten wir ihn für den Idioten.
Woher wissen wir, dass wir uns gerade in einem Horrorfilm befinden? Das hat Thomas de Maizière so gewollt. Wir hätten eine „neue Lage“, sagte er, es gebe „sehr konkrete Hinweise“, auf was genau, weiß man nicht. Immerhin, „zuversichtlich und kraftvoll wäre jetzt die richtige innere Haltung“, gibt er uns mit auf dem Weg, und ich weiß nicht, ob er mich für einen Idioten hält oder selbst einer ist: wenig fällt mir ein, was mich an einem Terroranschlag „zuversichtlich und kraftvoll“ stimmt. Es könnte einen Terroranschlag geben, ich setze Sie davon in Kenntnis, aber bitte denken Sie nicht darüber nach. Er hätte auch etwas anderes sagen können, zum Beispiel: Denken Sie jetzt bloß nicht an einen blauen Elefanten! Und woran hätte ich gedacht?
Vor beinah zehn Tagen hat Ines Kuchler gestanden, fortwährend an den blauen Elefanten zu denken: Sie habe, sagt sie, Angst. Es ist ein Text der Selbstverzauberung, als Refrain kommt immer wieder dieser eine Satz vor: „Ich habe Angst“. Und wieder: „Ich habe Angst“. Manchmal ein wenig variiert: „Ich habe eine scheiß Angst“. Vierzehn Mal kommt diese Wendung. Sie hat Angst. Viel Angst, offensichtlich. Und am Ende möchte sie nicht, dass wegen ihrer Angst nicht die Grundrechte zerstückelt werden.
Dieser Text hat viel, aber nicht nur Bewunderung ausgelöst. Nadia Shehadeh beispielsweise war eher verwundert. Was unter anderem daran liegt, dass ein Großteil ihrer Verwandten in einem nahöstlichen Kriegsgebiet lebt. Und weil man nicht jeden Tag panisch sein kann, begegnet sie dem ganzen eher unpanisch. Auch ein wenig abgeklärter, was natürlich nicht so herrlich authentisch wirkt, obwohl es viel realistischer ist.
Verwundert hat sie nicht Ines Kuchlers Angst, sondern jener Satz: Ines möchte, dass ihre Grundrechte nicht zerstückelt werden. Sie möchte. Sie hätte gern. Es ist diese Bittstellung, die Nadia Shehadeh Angst macht:
Wenn ich also Angst habe, dann davor, dass wir uns selbst vormachen, wir wären eine Generation frei denkender und aufgeklärter junger Menschen, die irgendwie begriffen haben, worum es geht. Denn wahrscheinlich haben wir nichts begriffen. Wir haben Coolness gegen alles andere eingetauscht, und der Preis den wir dafür zahlen, ist Austauschbarkeit und Wertlosigkeit. Wir pfeffern Salven kluger Sprüche hinaus, ohne für irgendetwas aufzustehen. Wir sind eine Generation des Wortes, nicht der Tat.
Uns geschieht, wir lassen nicht geschehen. Immerhin, was uns geschieht, ist noch relativ übersichtlich: immerhin haben wir die deutsche Staatsbürgerschaft. Wir erschrecken uns höchstens mal ein bisschen, wenn wir zufällig in den Antiterrorkampf hineingezogen werden, und sei es wegen einiger Geräusche aus unseren Kopfhörern. Wenn wir plötzlich Opfer werden, wie das eben erst Dominic Herzog passierte: als er einkaufen ist, hört er ein wenig Rachid Taha, Barra Barra, eine Art Punk-Rai.
Als ich aus dem Supermarkt im Kellergeschoss trat, standen mit einem Mal zwei Polizisten vor mir. (…) Jedenfalls sprachen mich die beiden Herren von der exekutiven Gewalt mit der Bitte, in meinen Rucksack sehen zu dürfen, an. Auf meine Frage ob sie denken würden, ich hätte etwas gestohlen, wurde mir entgegnet, dass es nicht darum ginge. Sie wurden vielmehr von einer besorgten Bürgerin angesprochen, welche mich auf Grund meiner Musikauswahl verdächtig finden würde. Nun wären sie während der erhöhten Terrorgefahr in Deutschland dazu angehalten worden, jedem Verdacht nachzugehen.
Da hatte jemand die Treppe knarzen gehört. Die besorgte Bürgerin war nicht hilfreich, aber treue Staatsdienerin. Eine perfekte Maizièristin. „Achten Sie auf herrenlose Taschen und seltsames Verhalten.“ Vor allem, wenn die herrenlosen Taschen vor ihrer Haustür auftauchen.
Keine Regel ohne Ausnahme. Achten Sie also auf seltsames Verhalten, außer, es handelt sich um Muammar al-Gaddafi. Da bezweifelt zwar keiner, dass es sich um einen Terroristen handelt. Aber immerhin hält der uns die Subsahara vom Leib.
Ich würde mich mal anstrengen auf das Gehirn besser einzureden. Das hab’ ich doch auch hinbekommen.
Terrorwarnung oder nicht, auf Grund von Terrorismus in Deutschland zu sterben ist so unwahrscheinlich, dass man gar nicht lange recherchieren muss wie wahrscheinlich andere absurde Todesarten sind, die sind so gut wie immer wahrscheinlicher. Es ist absolut dämlich sich darüber sorgen zu machen und wenn das erst mal fest genug im Gehirn verankert ist halten Sorgen über herrenlose Koffer höchstens noch eine halbe Sekunde an.
Letzte Woche wurde bei uns in der Nähe (7000 Einwohner „Dorf“ irgendwo inmitten der Rheinhessischen Weinberge) eine Regionalbahn gestoppt. Grund war ein Turnbeutel, der lag da so rum … eine Schaffnerin hielt ihn für eine Bombe.
Was vor nicht all zu langer Zeit mit einem Kopfschütteln über die Vergesslichkeit von Schülern im Fundbüro geendet ist gipfelt heute in einem Einsatz der Bundespolizei aufgrund von Terrorverdacht.
Ich könnte mich jetzt ewig darüber aufregen, bringt aber nichts, empfehle stattdessen Cory Doctorows großartiges und sehr passendes Buch „Little Brother“ auf http://cwoehrl.de/ (Direktlink: http://cwoehrl.de/files/lbdt_v1.pdf Creative Commons Lizenz).
Hallo?!?! Neu auf dem Planeten ausgesetzt worden? Jetzt das erste mal TV geschaut? Eure Regierung belügt euch doch schon seit Jahrzehnten, die Medien dramatisieren seit Jahrzehnten und die moderene Sklaverei hat euch schon seit Jahrzehnten und erst jetzt fangt ihr an etwas zu merken? Mein Leben hat sich nicht geändert, die selbe Scheisse seit Jahrzehnten, wird mal Zeit das Ihr wach werdet. Mich erschreckt das alles schon lange nicht mehr, das ist doch total normal.
raffnix schrieb:
Und was genau ist Deine Aussage bezüglich des Artikels? Daß man etwas nicht mehr anprangern darf, nur weil es vermutlich schon lange so ist? Daß die Regierung durch vermutliches fortwährendes Lügen eine Art Gewohnheitsrecht in Anspruch nehmen darf, und man daher nur die ersten 24 Monate sich echauffieren darf und danach muß man es hinnehmen und darf auch nicht mehr versuchen, andere wach zu rütteln?
Diese Haltung ist für mich in der gleichen Registerkarte wie „Ich habe doch nichts zu verbergen“. Lieber raffnix, nur weil es Dich nicht mehr erschreckt, ist das Thema nicht tabu. Im Gegenteil, eine Gegenströmung zur Terrorhysterie ist absolut unterbedient und überfällig.
In unserem Blog „Terrorplaner“ stellen wir mögliche Anschlagszenarien dar und richten uns damit gegen den Terrorismus Kauders gegen Artikel 5 GG.
Alle sind eingeladen mitzumachen, Anschlagsideen zu präsentieren, kommentieren und ergänzen. Die besten drei Vorschläge werden an den Innenminister geschickt. Der Wettbewerb läuft noch bis Weihnachten.
Nur gegen Gefahren die man kennt, kann man sich wappnen.
zu finden unter: terrorplaner.blogspot.com
*Schreibt in großen, freundlichen Buchstaben „Keine Panik“ in den Kommentar.“
Bisher hatte ich ja noch niemanden gefunden, der Angst vor Terrorismus hat.
Bisher hatte ich auch noch niemanden gefunden, der sich von dieser Medien(!) Kampagne hat einschüchtern lassen. Nach der Lektüre des Artikels und der Links weiss ich, dass diese Angsthasen halt damit beschäftigt sind vor dem heimischen Herd zu hocken und Blogeinträge zu verfassen. Würde auch erklären warum im Starbucks so wenig los war.
Die Bahnhöfe sind leergefegt,Notrationen werden angelegt, Supermarktregale leergekauft, stündlich liest man im Ticker dass übervorsichtige Bürger sich gegenseitig auf Terrorverdacht meucheln, und der eingeschüchterte Pöbel reagiert mit Dankbarkeit auf die erlösenden Worte der Intellektuellen Elite die mit ihren Blogs 1984 verhindert.
Aber mal Spaß beiseite.
Ich kann die Terror-Hysterie nicht sehen. Der Bahnhof ist gerammelt voll, bei Aldi gabs auch Samstag kurz vor Ladenschluss noch Steak, und auf dem Weihnachtsmarkt ist so ein Gedränge, da fühlt man sich wie auf der Loveparade. Jedes Mal wenn hier Fußball ist, fühl ich mich eher akut bedroht, als wenn am Hauptbahnhof nun mal statt 4 eben 5 gelangweilte Polizisten rumschlendern.
Also frage ich , wo ist die Hysterie, gegen die der gemeine Blogger kämpft?
Und wenn jemand im Supermarkt laut diesen grässlichen Rachid Taha hört, würd ich dem nicht nur die Polizei sondern gleich noch Amnesty auf den Hals hetzen.
Auf dem kreuzunsympathischen Maiziere einhacken ist natürlich einfach, aber meines Erachtens nicht angebracht. Was soll er denn sonst machen? „Ja wir ham hier zwar so Terrorwarnungen und son Zeug, aber naja, ich hab mal als Demonstration dass uns das das nicht interessiert allen Staatsdienern 3 Wochen frei gegeben“.
Wer schonmal in den 80ern auf nem Flughafen oder in nem Bahnhof war, sollte wissen, dass die Angst vor vereinsamten Gepäckstücken auch nicht gerade neu ist.
Das einzige was ich hier erkennen kann, ist dass Blogger die vorher keine Sau kannte, jetzt mit ihrem dümmlichen „ich werde-unterdrückt“Terror-Stories zig Kommentare generieren. Das wären dann aber auch die einzigen Profiteure der Terrorsau, die überwiegend ja von privaten Erzeugnissen wie Bild oder Pro7Sat1whatever durchs Dorf getrieben wird. ( Obwohl das kann ja nicht sein, ein mündiger informieter Bürger hat ja keinen TV/liest keine Bild )
P.S. Ich hab auch keine Angst vor Terror, genau wie ich keine Angst vor Irland und Sebastian Vettel habe.
@#776685: Der „kreuzunsympathische Thomas de Maizière“ ist eigentlich angetreten, dieses Terrorgehupe, dass Schäuble vorher in seinem Ressort angestellt hat, aufzugeben. Dazu hat er einige entscheidende Personalentscheidungen getroffen, die relativ nah an Deine Unterstellung rankommen, allen Staatsdienern freizugeben.
Tatsächlich gibt es, soviel man weiß, eine Konkretisierung, die über die letzten 20 Monate läuft, aber deswegen schrie man nicht jeden Monat „Hoppla, Terror!“ So hätte Schäuble das gemacht. Warum gings denn einige Zeit anders, und jetzt plötzlich nicht mehr?
Und wenn dann doch die Köppe und Beine eingesammelt werden müssen ? Wenn jeder ein bisschen aufmerksamer gewesen wäre, und das geht nur mit Ankündigung, dann hätte XY sein Kind vll behalten können. Vll auch nicht, aber die Chance wäre mit Sicherheit größer gewesen.
Diese Schlaumeier-Angstmacherei vor dem „Überwachungsstaat“ ist das Pendant zur Terrorhyterie. Der Typ ist Innenminister, das ist sein Job. Soll er gar nichts sagen ? Das ist schwierig, der Umgang mit dem neuen Terror islamistischer Wi***
Man könnte Terror natürlich auch fatalistisch, als Naturkatastrophe einstufen, etwas dass sich gar nicht verhindern lässt, auch ne Möglichkeit.
@#776679: „Neu auf dem Planeten ausgesetzt worden? Jetzt das erste mal TV geschaut? […] Mein Leben hat sich nicht geändert, die selbe Scheisse seit Jahrzehnten, wird mal Zeit das Ihr wach werdet.“
Ein schönes Beispiel wie real die Befürchtungen von Nadia Shehadeh sind: “ Wir haben Coolness gegen alles andere eingetauscht, und der Preis den wir dafür zahlen, ist Austauschbarkeit und Wertlosigkeit.“
Ich frage mich allerdings, in wie weit der blaue Elefant Terror unausweichlich war. Irgendwas musste man ja im Voraus sagen, wenn plötzlich bewaffnete Polizisten überall auftauchen.
Wenn man mal annimt, die Polizisten seien nicht nur zur Show da, wie hätte de Maizière denn handeln sollen?
@#776686:
„Tatsächlich gibt es, soviel man weiß, eine Konkretisierung, die über die letzten 20 Monate läuft, aber deswegen schrie man nicht jeden Monat “Hoppla, Terror!” So hätte Schäuble das gemacht. Warum gings denn einige Zeit anders, und jetzt plötzlich nicht mehr?“
Ich versteh das jetzt nicht. Ist die Kritik jetzt, dass Maiziere nicht andauernd TERROR geschrien hat, aber das nun sagt wenn sich die Hinweise verdichten und konkreter werden? Oder bring ich da was durcheinander?
@#776690: Er sagt nicht, dass sich die Hinweise verdichten und konkreter werden, er sagt, es gebe eine „völlig neue Lage“. Die aktuelle Zeit hat einige Bundesbeamte interviewt, die allesamt sagen: Es ist eben wie immer. Ernst, aber nunja.
Mal insgesamt:
Ich wohne hier in einem Viertel, wo tatsächlich einige Angst vor Terror haben, das Viertel ist muslismisch geprägt. Auch wenn sich hier einige hinstellen und sagen: Angst vor Terror ist idiotisch (was denn sonst, Angst ist immer idiotisch), hat das doch für einige Mitmenschen sehr konkrete Auswüchse. Leute, die sagen, wer Rachid Taha hört, ist selber schuld, der gefällt mir nämlich nicht, gleichzeitig über „Intellektuelle Eliten“ herziehen und sich dabei für deutlich schlauer halten als alle anderen (insbesondere die sogenannten „Eliten“ und „Blogger“, man braucht ja Namen für das, wovon man sich abgrenzen möchte), als alle anderen auch, die ihre Version nicht teilen, fehlt es an Mitgefühl und Einfühlungsvermögen: diese lässige, manchmal zynische, aber immer sehr schicke Abgeklärtheit, das ist auch so ein Kollateralschaden der heutigen Debatte. „Mir gehts gut, euch nicht, also seid ihr die Idioten“, wer so ein Fazit zieht, der darf sich eigentlich nicht wundern, dass ihm keiner richtig zuhören mag.
Wenn ich mich auf grossen deutschen Flughäfen oder Bahnhöfe aufhalte, denke ich manchmal: „Das wäre jetzt natürlich ein gutes Anschlagsziel“. Der Gedanke verschwindet dann aber auch wieder sofort.
Als 2004 der Anschlag in Madrid war, bin ich auch dort gewesen. Aber das ist alles soweit weg.
Wenn aber tatsächlich mal etwas passieren sollte, wird sich die Diskussion darüber schlagartig ändern.
@#776687:
Jedes Jahr sterben sehr sehr viele Menschen im Strassenverkehr weil Leute unbedingt waehrend der Fahrt telefonieren muessen oder meinen dass eine Geschwindigkeitsbegrenzung fuer sie nicht gilt und der Staat mit Radarkontrollen sowieso nur abzocken will.
Das sind reale Tote, Dutzende, Hunderte, Tausende jedes Jahr. Einschliesslich vieler Kinder.
Wo ist da der oeffentliche grosse Aufschrei? Wo ist da die grosse reale Angst dass sich die Leute nicht mehr auf die Strasse trauen? Wo sind die ganzen Berichte an die Polizei „Kennzeichen xy z-123 telefoniert gerade waehrend der Fahrt“?
„Wenn jeder ein bisschen aufmerksamer gewesen wäre, und das geht nur mit Ankündigung, dann hätte XY sein Kind vll behalten können. Vll auch nicht, aber die Chance wäre mit Sicherheit größer gewesen.“
Genau.
Nur dass es hier nicht um „Und wenn dann doch“ Faelle geht, sondern um reale Tote. Um reale Frauen, Maenner und Kinder die nicht mehr nach Hause kommen. Hunderte. Tausende.
Die als mehr oder weniger fatalistisch, als Naturkatastrophe, als etwas das man halt nicht verhindern kann angesehen werden.
@#776691:
Ich glaub ich hab kein Wort von dem Beitrag verstanden.
„Er sagt nicht, dass sich die Hinweise verdichten und konkreter werden, er sagt, es gebe eine “völlig neue Lage”. Die aktuelle Zeit hat einige Bundesbeamte interviewt, die allesamt sagen: Es ist eben wie immer. Ernst, aber nunja.“
Er sagt also es gäbe eine völlig neue Lage. Wer anders (meinst du wirklich Bundesbeamter?) findet das ist nicht so. Hä?
Den zweiten Absatz versteh ich wiederum gar nicht. Auf welchen Aspekt genau soll der Bezug nehmen?
Was ist die Verknüpfung zwischen dem Witz über Leute die laut miese Musik hören und der Kritik an Leuten die meiner Meinung nach gegen Probleme (Terror-Angst) schießen die einfach nicht existieren?
Natürlich brauche ich auch (offensichtlich ironische) Namen um diese Leute zu bezeichnen, denn sonst weiss man ja gar nicht um was es geht – logisch oder?
Leute die die Version nicht teilen? Welche Version? Mitgefühl?! Welche Debatte, welche zynische Abgeklärtheit?
Woran machst du “Mir gehts gut, euch nicht, also seid ihr die Idioten” fest? Wirfst du mir vor dass (überspitzt) ich so denke? Bringst du da grade irgendwie verschiedene Beiträge durcheinander? Bin nicht ich gemeint?
Viel wichtiger finde ich eigentlich: Was hat das muslimisch geprägte Viertel damit zu tun dass einige Angst vor Terror haben bei euch? Wenn ich fragen darf: Wie äußert sich das?
Das Problem ist ja, Angst ist wie ein Virus, der uns alle, auch uns „aufgeklärte“ Spreeblick-LEser etc., vereinnahmt.
Angst ist eines der wichtigsten Instrumente moderner Regierungspraxis. Denn Angst ist moralisch immer überlegen…Weiteres nachzulesen hier: „Die Angst vor der Angst anderer“
http://ntropy.de/?p=1098
Schönes Bild mit der knarzenden Treppe übrigens…
@#776682:
Alter Hut. Den „Hollywood terror movie plot scenario“ Wettbewerb (oder so aehnlich) macht Bruce Schneier schon seit Jahren. Eben weil man sich gegen Terroranschlaege praktisch kaum schuetzen kann, insbesondere wenn man sich gegen bestimmte Attacken versucht zu schuetzen.
Aus dem ganz einfachen Grund dass die Terroristen dann einfach etwas ganz anderes machen, etwas an das keiner gedacht hat oder gegen das man sich praktisch nicht schuetzen kann.
Das war ja einer der Gruende weswegen 9/11 so erfolgreich war: Jahrelang ist den Menschen eingebleut worden sich nicht gegen Flugzeugentfuehrer zu wehren da dann die Ueberlebenschancen groesser waeren. Man koennte ja dann mit denen verhandeln oder die wenn das Flugzeug landet (irgendwann muss es ja runter) von Professionals ueberwaeltigen lassen. Etwas wozu es bekanntermassen nie kam.
Aehnlich wird es vermutlich auch in Zukunft sein, da sich die ganzen Terrorwarnungen und Gegenmassnahmen auf bekannte Gefahren beziehen, aber nicht neue Ideen. Dazu kommt dass kein Schutz 100% ist, wie angeblich ein Mitglied der IRA zur Britischen Regierung gesagt hat:
„You have to be successful all the time. We only have to be successful once.“
Also ich frage mich was diese Veröffentlichung der Terrorwarnung letztendlich bezwecken sollte.
Das einzige was mir dazu einfällt sind die Probleme welche das Innenministerium hätte WENN ein Anschlag durchgeführt wurde und eben NICHT gewarnt wurde.
Helfen kann diese Warnung ansonsten niemandem. Was soll man auch tun? Zu Hause bleiben? Nicht mehr mit dem Zug zur Arbeit fahren? Keine öffentlichen Orte besuchen? Ist doch alles nicht machbar.
Also kann man eigentlich nur feststellen: „OK, ich hab die Warnung zur Kenntnis genommen – schön vom Innenminister, dass er so was nicht geheim hält“. Das wars dann aber auch schon.
Ob nun ein aufmerksames Beobachten dessen, was in meiner Umgebung geschieht wirklich hilfreich wäre, wage ich zu bezweifeln.
Wenn jeder alles was ihm „komisch und terrorverdächtig“ vorkommt melden würde, wäre die Polizei wohl nur mehr am rotieren.
Also bleibt eben nur – gehört haben und am besten ignorieren – machen kann man leider wirklich gar nichts.
@#776687:
„Und wenn dann doch die Köppe und Beine eingesammelt werden müssen ? Wenn jeder ein bisschen aufmerksamer gewesen wäre, und das geht nur mit Ankündigung, dann hätte XY sein Kind vll behalten können. Vll auch nicht, aber die Chance wäre mit Sicherheit größer gewesen.“
sicher. wie vor den diversen amokläufen hierzulande. und wie in madrid, london, new york, mumbai. das ding ist, man kann gar nicht mehr aus dem haus gehen, wenn man sich vor so etwas schützen möchte.
und von der statistik brauchen wir hier gar nicht erst anfangen. wir gehen eh fast alle an krebs, diabetes oder herzinfarkt drauf oder werden morgen beim einkaufen von einem auto überfahren.
„Diese Schlaumeier-Angstmacherei vor dem “Überwachungsstaat” ist das Pendant zur Terrorhyterie.“
vielleicht für jemanden, der weiss ist und keine verdächtige fremdsprache spricht und keine musik hört in sprachen, die „wir nicht verstehen“. klar, so einen geht das alles nix an.
ich habe angst davor, was danach passiert, wenn hier eine bombe hochgeht.
dass eine hochgehen wird früher oder später oder zumindest beinahe hochgehen wird, halte ich für beinahe sicher.
und die hysterie, die darauf folgen wird, vor der habe ich angst, weil ich die jetzige schon beachtlich finde. ein libanesischer freund kommt im dezember aus beirut zu besuch. wird der überhaupt ein visum bekommen? was kann ihm am flughafen alles passieren? wird er dann hier auch noch auf der straße kontrolliert oder angemacht, weil er es wagt, arabisch zu sprechen und schwarze haare zu haben?
macht mich das glücklich, in einem land zu leben, wo gut ein viertel meines freundeskreises mal eben unter generalverdacht gestellt wird von politikern, die nicht darauf achten, was für rassistische, realitätsferne scheisse aus ihren mündern kommt, so wie herr körting?
frederic spricht doch auch schon von „muslimisch gekleideten“. was soll denn das sein, „muslimische kleidung“? und wie sehen die realen terroristen denn aus? atta in anzug & schlips? konvertiten aus dem sauerland, anyone?
@ S. Schwarzmeister: die leute in neukölln könnten zum beispiel angst haben, dass ein terroranschlag auf ihre moschee verübt wird, so wie neulich (vor zwei wochen?), als es den deutschen medien dann aber keinen aufschrei und der CDU auch keine weitere verstärkte forderung nach vorratsdatenspeicherung wert war. oder davor, dass der linke laden im erdgeschoss abgefackelt wird von neonazis und die feuerwehr nicht rechtzeitig da ist und ihre kinder im feuer umkommen, so wie ebenfalls kürzlich beinahe passiert.
@#776694: Es ist im Grunde wie immer: die Anschlagsplanungen sollen sich ein wenig konkretisiert haben, dafür sind die Behörden jetzt besser informiert. An der Gefahrenlage, sagen die ermittelnden Beamten, hat sich groß nichts verändert.
Die Leute hier sind insgesamt besorgt, das liegt aber nicht nur an der Terrorwarnung, sondern an der insgesamt eher islamfeindlichen Haltung in diesem Land. Verdächtig ist, wer nahöstlich heißt, der Alltag ist geprägt von kleinen und größeren Diskriminierungen, sie fürchten sich vor Übergriffen, beispielsweise auf ihre Moschee. Insgesamt hab ich den Eindruck, wird ihnen Deutschland immer fremder. Und das macht kein gutes Klima.
@#776700:
Ach, du findest es hysterisch zur Zeit ? Ich überhaupt nicht, kann nichts Wesentliches bis gar nichts an Hysterie feststellen. Auch auf Weihnachtsmärkten nicht.
Wie auch immer die Folgen eines islamistisch inspirierten Anschlags aussehen werden. Schuld daran sind nicht diejenigen, die von den beschissenen Drecks-Islamisten in Stücke zerrissen werden sollen, sondern erstere.
Wenn dein libanesischer Freund kein Visum bekommen wird, was ich auch dann für unwahrscheinlich halte, dann kann er sich bei denen bedanken.
Sofort melden. Aber wo? http://twitpic.com/3an5mr
Zur Versollständigung: Religiöser Fanatismus, sagt der israelische Psychologe Ariel Merari, ist meist nicht das Motiv von Selbstmordattentätern. Bevor wir wieder in die leidige Islam-Debatte abrutschen.
Nicht nur das. Die Motive sind oft viel zu unterschiedlich, um profiliert zu werden…
„Der Terrorexperte Peter Neumann am Internationalen Zentrum zur Erforschung von Radikalisierung am Kings College in London konstatierte zuletzt, dass sich bei Terroristen eigentlich keine universellen Profile feststellen lassen. Lediglich vier Faktoren ließen sich als Gemeinsamkeiten feststellen: Unmut, Ideologie, Mobilisierung und traumatische Erlebnisse. Paradoxerweise hat letzteres den geringsten Einfluss.“
Zitat aus: http://ntropy.de/?p=1098
@#776710:
wenn der kolumnist der auflagenstärksten deutschen zeitung von den unheimlichen „arabischen augen“ des kellners im restaurant fabuliert, wenn der innensenator in berlin unverblümt zur denunziation von „merkwürdig aussehenden“ ausländern aufruft, ohne danach zurücktreten zu müssen, wenn 4mal in einem halben jahr brandanschläge auf eine moschee in neukölln verübt werden, wenn man wegen der falschen musik auf dem ipod mit kopfhörern mit durchsuchungen rechnen muss, dann ist für mich ein level der hysterie und ein wille zur kontrolle erreicht, das du in deiner welt, in der du dich zufällig nicht verdächtig machst, weil dir die kenntnisse in verdächtigen fremdsprachen fehlen oder du den „richtigen“ musikgeschmack hast, vielleicht nicht mitbekommst, das mir persönlich aber schon mehr als unheimlich ist. dazu braucht es keine leergefegten weihnachtsmärkte.
und ganz offensichtlich hast du nicht die geringste ahnung von der EU-visa-politik, wenn du dir so sicher bist, dass man als libanese hier jederzeit ein visum bekommt. das war nämlich auch schon vor der ach so akuten terrorgefahr hierzulande reichlich schwierig. aber da können sich die libanesen natürlich bei den terroristen bedanken, das sind ja auch welche „von denen“, nicht von „uns“.
@#776730:
Richtiger Musikgeschmack ? Wovon redet sie eigentlich ? Entwirre sie sich mal etwas.
Nein, selbstverständlich trifft die Terroristen nicht die geringste Schuld, eigentlich ist deren Blutgier bloß ein verzweifelter Hilferuf. Ständig schreien sie um Hilfe, die armen Würstchen.
Da sie mir reflexhaft unterstellt, ich würde ihren libanesischen Freund den Terroristen zuordnen, ist jeglicher weiterer Kommentar im Grunde überflüssig.
Um auf den obigen Streitpunkt einzugehen: Die Ideologie hinter Terror ist austauschbar.
Es macht einfach Lust, für „die Sache“ zu töten. Man hat eine Begründung, seinen aggressiven und sadistischen Trieben nachzugehen und kann sich dabei auch noch moralisch erhöhen und ein Held sein.
„Nein, selbstverständlich trifft die Terroristen nicht die geringste Schuld, eigentlich ist deren Blutgier bloß ein verzweifelter Hilferuf. Ständig schreien sie um Hilfe, die armen Würstchen.“
ähm, wo genau habe ich auch nur irgendwas in dieser art geschrieben?
du ordnest meinen libanesischen freund insofern mehr in die nähe von irgendwelchen fanatikern ein, als du flapsig schreibst, er könne sich ja dann bei denen bedanken, als hätte er in irgendeiner form mehr mit „denen“ zu tun als „wir“ hierzulande. pech gehabt, wenn man für jedes land, das man besuchen will (außer der türkei) langwierige anträge stellen muss, die in maximal 50 % der fälle bewilligt werden, und die ablehnungen kommen in schöner regelmäßigkeit aus europa (was du ja für so wahnsinnig unwahrscheinlich hälst in beachtlicher naivität). selber schuld. oder so. hauptsache, wir haben die probleme nicht. aber wenn man keine freunde hat, die von generalverdächtigungen betroffen sind, dann lebt und urteilt es sich natürlich leichter, schon klar.
wegen des musikgeschmacks kannst du ja mal den einen link im artikel klicken.
aber es gibt natürlich keine terror-hysterie. es gibt auch keine restrikitve politik an deutschlands/europas grenzen. über andere dinge, die es in deiner welt anscheinend auch nicht gibt, haben wir uns ja schonmal zu genüge unterhalten.
es kann eben nicht sein, was nicht sein darf, und du hast nichts zu verbergen. und wenn dann die bombe hochgeht, reagiert die deutsche politik und öffentlichkeit auch bestimmt so ungeheuer besonnen, wie sie es schon immer getan hat; an der allgemeinen stimmung hat sich rein gar nichts geändert.
also was soll der aufstand.
“ als hätte er in irgendeiner form mehr mit “denen” zu tun als “wir” hierzulande “
Linguistische Analysefähigkeit: 5. Bei „denen“, also Terroristen, um weiteren Missverständnissen vorzubeugen, müsste sich dein Freund dafür bedanken, weil DEREN Mordbrennerei kausal für Gängelungen ggü. ihm sind.
Also nicht, weil er ihnen näher steht als andere. Es gibt mittlerweile eine deutliche Anzahl an konvertierten Islamisten-Wi***, die darauf brennen, „Ungläubige“ abzuschlachten.
Und ich bin mir sicher dass er wütend darüber ist, dass andere im Namen seiner Religion solche wahnwitzigen Grausamkeiten verüben. Was sie hier macht, ist Ursachenklitterung, damit es möglichst gut in ihr Weltbild von den bösen Kapitalisten passt. Die müssen der Grund sein. Alles nichts Neues.
1. ist er christ. klassischer fehler in diesen tagen: jeder, der arabisch spricht, ist muslim.
2. sind es ja eben lustigerweise nicht die konvertiten, vor denen gewarnt wird, nein, es sind die „dunklen“, die „komisch aussehen“, die „fremdsprachen sprechen“. wie man das nicht hysterisch finden kann, ist mir äusserst unklar.
3. wie du auf den kapitalismusscheiss und ursachenklitterung kommst, weisst wohl nur du allein. ich erklärs dir bestimmt nicht.
@#776744: Es ist irgendwie diese „Das geht mich nichts an“-Haltung, dieses „Verschont mich doch bitte mit diesem ganzen Kram“, das auch mir immer wieder sauer aufstößt. Es ist ein bisschen die Unfähigkeit, über den eigenen Heckenzaun zu sehen.
@#776742: „Deutliche Zahl“ heißt hier knapp unter 150, sagen die Behörden. Nur, um das mal einzuordnen.
Terrorgefahr? Welche Terrorgefahr?
Also ich denke nie an den ganzen Scheiß; schon deswegen nicht, weil ich ja weiß, wer das alles erfunden hat, die Misere und so.
raffnix (weiter oben) hat es übrigens recht gut formuliert.
@#776745: man könnte es auch die cozyness des weißen europäer-seins nennen.
Ich wüsste echt gern wie das so ist, die Welt aus einem simplen Dualismus heraus zu betrachten, aus dem sich alles ableitet.
„Coziness“ des weißen Europäerseins… Ja, der Europäer an sich ist quasi genetisch ein Rassist, der alles tut, um nichtweiße Menschen zu unterdrücken und zu diskriminieren. Das ist ihm die Wiege gelegt, wissen wir doch.
Und deshalb verbreitet er ja auch die Terrorhysterie, nich wahr, um nichtweiße Menschen zu diskriminieren ! Kommen wir doch mal zum Punkt !
Das ist ja wiederum auch einer der Reize des Islamismus, dieser Dualismus, hier das Gute, da das Böse. Man weiß von vorneherein, wer hinter dem Übel steckt.
@#776750: Eigentlich greifen wir damit nur Dein „ich bzw. wir hier, die da“ auf. Du weißt schon, „denen“, wie Du es nennst.
@#776751:
Nein, ihr fingiert das, weil es das einfach geben muss, nach eurer Auffassung.
Dabei habe ich nirgends etwas dahingehend Verlautbares geschrieben.
Das ist ja gerade die dualistische Sicht, die sich hier offenbart.
Wer nicht der Meinung ist, die Terrorhysterie werde gezielt vom „weißen Europäertum“ zwecks Unterdrückung „Andersrassiger“ geschürt, KANN ja nur zur „anderen Seite“ gehören, also zu den „weißeuropäischen Unterdrückern“. Er KANN ja nur eine „wir hier, ihr da“-Sicht haben.
Ich denke aber gar nicht in „weiß- dunkelrassigen“ Begrifflichkeiten, die gehen mir am Arsch vorbei.
@#776754: Ich weiß, Deine Dualität sturkturiert sich eher im Rahmen von „islamisch – nichtislamisch“ und „deutsch – nichtdeutsch“. Und zwar nicht im rassistischen Sinn (das wollte ich Dir auch nicht unterstellen), sondern im nationalstaatlichen Sinn. Wenn also, um beim Beispiel zu bleiben, ein Libanese kein Visum erhält, trägt dafür nicht eine deutsche Behörde die Verantwortung, sondern seine Landsleute/Glaubensgenossen. Ohne den Einzelfall zu prüfen, kommst Du damit zu einer Generalverurteilung, die herkunftsbezogen (hier: muslimisch) ist.
von der „cozyness“ zu unterdrückung und rassismus, den sprung hast eindeutig du gemacht.
ich möchte dir gar keine diskriminierung vorwerfen (zumindest an dieser stelle nicht), nur eine gepflegte scheuklappenmentalität, die bzw. deren möglichkeit du nunmal dem umstand verdankst, weißer europäer zu sein, und mit all diesen diskriminierungen, seien sie staatlich oder privat, schlicht nichts zu tun hast. du kannst es dir leisten, den ganzen wahnsinn zu ignorieren, um dann zu erzählen, dass es z.b. diskriminierungen, anschläge und rassistische visavergabepraxis, dinge, die sich ganz selbstverständlich dank der momentanen medienberichte nun noch mehr ausbreiten, nicht gibt. das weiß-sein ist hierbei natürlich kein vorwurf, aber wenn du gerne beleidigt sein möchtest, tu dir keinen zwang an. mir ist das jetzt definitiv zu blöd.
@#776757:
“ Wenn also, um beim Beispiel zu bleiben, ein Libanese kein Visum erhält, trägt dafür nicht eine deutsche Behörde die Verantwortung, sondern seine Landsleute/Glaubensgenossen. “
Ja und nein. Die Ursache dafür nicht die Behörden, auch nicht Moslems an sich, sondern islamistische Terroristen, die stehen am Anfang der Kette.
Wenn die das nicht machen würden, was sie weltweit gern machen, also Menschen zerbomben u.ä., würden die Behörden nicht so handeln, wie bzgl. dessen handeln.
Wären es militante Veganer, die Anschläge verübten, würde der eine oder andere unbescholtene Veganer gegängelt werden
Deswegen ist das kein Dualismus meinerseits, sondern eine Kausalitätsfrage.
@#776760: Zwei Einwände dazu:
Erstens gibt es den Asylkompromiss und die restriktive Einwanderungspolitik länger, als es ein Bewusstsein für den sogenannten Islamterrorismus gibt. Unmittelbar dafür verantwortlich waren Brandanschläge auf Ausländer, also auch Terrorismus, aber anders. Kausalität liegt nicht vor, denn die Wirkung ging der Ursache voraus.
Zweitens richtet sich die restriktive Einwanderungspolitik nicht gegen eine militante Untergruppierung einer Gemeinschaft*, sondern gegen alle Nichteuropäer, siehe beispielsweise letzter Link. Kausalität liegt nicht vor, denn die Wirkung ist viel breiter als nur die Bekämpfung der Ursache.
*Ich übernehme hier Deine Kategorisierung, denn die Homogenität der islamischen Welt wird zwar von Dir behauptet, konnte aber noch nie bewiesen werden. Der uigurische Bauer hat mit Muhamad Ali nicht viel gemeinsam.
Wieso gleiten diese Diskussionen eigentlich immer gleich in „Islamismus-Diskussionen“ ab?
Ich kann mich noch recht gut an die IRA Anschlaege der 90er erinnern (Manchester war z.B. 1996, Omagh 1998), so furchtbar lange ist das nun auch nicht her. Gross an Panik und Angst zu der Zeit kann ich mich nicht erinnern, man lebte halt damit. Gut, unbeaufsichtigte Taschen waren keine gute Idee, die wurden oft recht schnell geraeumt bzw auch schon mal gesprengt. Oeffentliche Muelleimer gab’s auch nur begrenzt (zu gutes Versteck), aber im grossen und ganzen hatte man sich damit arrangiert. Zugestanden, die Iren in Grossbritannien hatten es nicht immer leicht, aber nicht in dem Masse in dem heute oft „die Muslims“ als Hort alles Boesen betrachtet werden.
@#776781: Ich weiß noch, wie das in Paris war, als Basken oder Korsen (ich war noch ziemlich jung, ich verwechsel das ständig) mit Anschlägen gedroht haben. Es war Hochsommer und es gab auch keine Mülleimer auf den Straßen. Und die Müllabfuhr hat sich einen Dreck drum geschert, die Abfälle von der Straße zu räumen, weil: es gab ja keine Mülleimer zu leeren. Deswegen waren sie auch nicht zuständig. Den Geruch hab ich immer noch in der Nase: seither riecht Terrorismus für mich nach vergammelten Essen.
„Frage: Kein Terror trotz Warnung. Die Polizei vermutet eine Gefährdungslage bis weit ins Jahr 2011 hinein. Ab wann wird die Gefahr zum Alltag?
Antwort: Dieses Geraune ist der Versuch der Sicherheitsbehörden, die Bevölkerung als inkompetent abzulehnen. Entschuldigung, dass wir das Land so unübersichtlich machen.“
Friedrich Küppersbuch, gestern in der taz
Und recht hat er.
@#776774:
Um Asylpolitik geht es hier ja nicht, zumindest nicht unmittelbar.
Die „Hysterie“, die ihr überall zu sehen glaubt, ist ja eine „Terrorhysterie“. Deswegen sind der Urgrund die Terroristen. Ohne sie keine „Hysterie“, ohne „Hysterie“ keine „diskriminierten Moslems“.
Wenn sie Dir an Flughäfen demnächst an die Eier gehen, dann tun sie das aufgrund des Unterhosenbombers, des Terrors.
Ups, doppelpost
Das Trio hat´s schon vor Jahren, besser: Jahrzehnten gewusst:
„Comin‘ nearer, it’s in the air
Gettin‘ clearer, it’s everywhere
Hidden worries seem to grow
Uneasy feelings wherever I go
Danger is
Danger is
We’re driftin‘ further from the things we love
Sendin‘ prayers to the heaven above, bove, bove
Shades of menace becomin‘ real
Troubles comin‘, I can feel
Danger is
Da Gefahr…“
– Danger is, Trio
Ich laufe jetzt nur noch durch die Straßen und brülle „Da Gefahr!“, das ist meine Art mit der Angst umzugehen ;-)
@Fredereric
„Und am Ende möchte sie nicht, dass wegen ihrer Angst nicht die Grundrechte zerstückelt werden“
doch wohl das Gegenteil, oder
@#776804: man präzisiere: wegen der MUSLIMISCHEN terroristen, und jeder ziehe seine eigenen schlussfolgerungen (siehe auch armins kommentar). amokläufe? nazi-überfälle? verhinderte attentate radikaler christen in den usa (wo sie einem im übrigen schon jetzt an die eier gehen, es täte dir evtl. mal ganz gut, deinen blick nicht immer nur auf deutschland zu beschränken – und wem sie BESONDERS an die eier gehen, darf man dreimal raten (kleiner tip: haut- und haarfarbe))? haben wir alles anscheinend ohne größere gefährdungen der inneren sicherheit überstanden. aber die unterhosenbomber, die zu doof sind, um ihre bomben auch zu zünden, die sind der untergang des abendlandes und eine prima rechtfertigung für eine straffung der eh schon rassistischen einreisepolitik, ob asyl oder urlaub.
@#776852:
Ja, gut. Dennoch liefern die MUSLIMISCHEN (fett schreiben kann ich auch) Terroristen die Begründung für „Hysterie“ oder Restriktionen.
Was uns wieder zu meiner Anfangsaussage führt: Ein Moslem kann sich bei militanten Moslems „bedanken“, wenn er aufgrund seiner Religionszugehörigkeit „hysterisiert“ wird.
Ebenso könnten sich Katholiken bei pädophilen Pfarrern bedanken, wenn man sie aufgrund ihres Glaubens der „speziellen Kinderliebe“ bezichtigte.
@#776861: Du verwechselst da was. Die Begründung einer Aussage (hier: Terrorhysterie) liefert immer noch der, der sie postuliert. Wenn ich sage, amn solle mit dem Rauchen aufhören, wegen des Krebs, dann nerve ich damit meine Raucherfreunde, und nicht der Krebs. Wenn ich keine Hunde in meine Wohnung lasse, weil sie sabbern, dann bin ich es, der Hunden den Zutritt verbietet, nicht der Sabber.
@#776872:
Du lässt die Hunde nicht in Deine Wohnung, weil sie sabbern. Die Maxime Deinens Handelns ist daher eine sabberfreie Wohnung und der Sabber, es gibt empirisch belegbar Hunde, die sabbern, somit ursächlich für das Zutrittverbot.
Die Begründung des Verbots LIEFERST Du, richtig. Aber ihre URSACHE liegt außerhalb Deiner Person, sie führt zur Begründung. Wäre die Ursache freilich nicht vorhanden, wäre auch die Begründung des Verbots obsolet. Kausal bleibt eben die Ursache.
@#776943: Und genau da hat Deine Optik einen Knick: denn nach Deiner eigenen Aussage richten sich die Maßnahmen gegen Terroristen. Die Hysterie trifft aber gerade nicht die Terroristen (ganz im Gegenteil, und das ist die Pointe: sie liegt in ihrer Absicht). Sondern sie trifft diejenigen, die Du leichtfertig unter „muslimisch“ subsummierst.
Im Beispiel wäre das so, als würdest Du annehmen, alle Hunde sabbern (stimmt ja schonmal nicht), deswegen – um eine sabberfreie Wohnung zu haben – aber nicht nur den Hunden, sondern allen Vierbeinern, Katzen, Kaninchen, Hängebauchschweinen, die Wohnung versperren.
@#776953:
Um Folgen der „Hysterie“ geht es mir hier nicht.
Es geht mir um die Ursache. Wie könnte es eine „Hysterie“ bzgl. „Moslems und Terror“ geben, wenn es keinen moslemisch-fanatischen Terror gäbe ?
Deine Metapher passt insofern nicht, als dass Katzen oder Kaninchen, zumindest so weit ich denken kann, nicht sabbern.
Die Tatsache jedoch, dass es sabbernde Hunde gibt, liefert die Begründung für meine Sabber-Hysterie, die sich auch gegen Hunde richten kann, die niemals sabbern würden.
Worum es mir in diesem unserem Streit geht, ist, dass meine Sabber-Hysterie durch sabbernde Hunde ausgelöst wird. Die sind die URSACHE.
@#776959: Ach, komm. Man hat immer noch die Wahl, wie man reagiert. Es ist ja nicht so, als wäre hier Ursache und Wirkug so eng verzahnt wie bei einer Allergie. Zwischendrin spielt sich immer noch ein Bewußtsein, ein Selbstverständnis ab: Du tust so, als hättest Du gar keine andere Wahl, als so zu reagieren. wenn dem so sein sollte, tut mir das sehr leid, denn dann bist Du sehr viel unfreier, als ich bisher dachte. Wenn dieses Reiz-Reaktionsschema nach Vorbild eines anaphylaktischen Schocks abläuft und damit Hysterie plus staatliche Reaktion nur logische und unumgängliche Konsequenz sind, ist es allerdings um die westliche Freiheit nicht sehr weit bestellt.
Woher kommt denn bei Dir das Misstrauen gegenüber der westlichen Gesellschaft und den von ihr ausgeprägten Staatsorganen?
@#776963:
Natürlich reagiert man „irgendwie“, also nach eigenem Ermessen.
Die Tatsache dass man reagiert, beweist aber schon, dass es eine selbständige Ursache gibt. Und nur darum geht es mir konkret.
Wenn ich mein Kind nicht an einen katholischen Pfarrer zum Aufpassen schicke, dann ist das mglw. unfair. Was kann er dafür, dass es pädophile Pfarrer gibt ?
Er sollte aber nicht auf mich und meine Reaktion auf pädophile Pfarrer sauer sein, sondern auf diejenigen, die seinen Berufsstand so in Verruf bringen.
Welcome to 1984!
Angst essen Seele auf, immer dran denken.
Vielleicht sollten wir daran denken, dass jeder Tyrann gerne Andere für seine Taten verantwortlich macht…
@#776971: Ja, „mgwl unfair“, und wenn man mal genauer hinschaut, sogar sehr, sehr unfair. Mich regt Ungerechtigkeit immer maßlos auf. Offensichtlich geht das nicht allen so.
@#777046:
Von mir aus auch sehr unfair.
Man kann jetzt entweder auf den verunsicherten Hysteriker einpöbeln, oder dem Pädophilen/Terroristen seine Verachtung schenken.
Für mich ist das ne Frage der Haltung. Auch Lösungen von Problemen werden aus der Grundhaltung heraus geboren.
@#777060:
‚Knuddel Dich‘
Im übertragenen Sinne soll es den ARSCH Frédéric Valin
weiteren Auftrieb geben noch mehr gute Artikel zu verfassen.
Da will ich dran Glauben.
–
No Links
@#776963: Ehrlich gesagt, ist mir hier völlig unklar, welche westlichen Werte du hier verteidigst und vor allem, was für dich eine mögliche Handlungsalternative wäre.
Sicher, der Aufruf, alles Verdächtige zu melden, war in dieser Form mit Sicherheit lächerlich, sich aber nach einem möglicherweise tatsächlich drohenden Terrorakt in Deutschland hinzustellen und zu sagen, wir hätten keine Möglichkeit gehabt, diesen zu verhindern, denn das entspräche nicht „unseren westl. Werten“ sehe ich irgendwie auch nicht als sinnvoll an.
Sicher, Generalverdacht sollte sich ausschließen, absolute Sorglosigkeit halte ich dennoch für naiv. Also, was genau bietest du als weitere Option: Keine Kontrollen, absolute Freiheit für jeden, dann würde sich Deutschland als mögliches Anschlagsziel von allein ausschließen… ?
Oh, howdy, finde ich sehr nett dass sich in diesem Artikel u.a. auf meinen Text bezogen wird. Danke!
(Und, edit: Mich hat vor allem genervt, dass „Terrorangst“ zum Trend Topic avancierte und jedes Blättchen auf einmal schonungslos die Mikro-Innenansichten seiner Schreiberlinge als deutschen State of Mind deklarierte. Aber auch die Flamme wurd ja aktuell zum Glück wieder ausgepustet! ;)…)
Ich finde in der Geschichte ganz andere Aspekte interessant:
a) Menschen die ihre Musik so laut aufdrehen, dass sie andere damit belästigen
b) wachsende Schwerhörigkeit unter Jugendlichen
c) Rachid Taha macht einfach geile Musik.
Sorry, aber die angestrengten Terrordiskussionen machten gerade nicht meinen Tag.