Die Meldung macht bisher keine größeren Schlagzeilen außerhalb spezifischer Kreise. Dabei sollte sie es, denn die Debatte darum gehört zu denen, die auf breiter Ebene geführt werden müssen: Das FBI hat in den letzten Tagen anscheinend einen großen Teil des Tor-Netzwerks lahmgelegt, der mutmaßliche Chef des wohl größten Anbieters von „Hidden Services“ – „Freedom Hosting“ – wurde in Irland festgenommen und soll in die USA ausgeliefert werden, wo ihm bis zu 30 Jahre Haft drohen.
UPDATE Überraschung! Andreas weist darauf hin, dass offenbar nicht das FBI, sondern die NSA dahinter steckt. Den Rest des Artikels also bitte dementsprechend lesen, danke.
Okay. Der Reihe nach.
tl;dr? Diejenigen, welche die aktuelle Tor-/FBI-Geschichte verfolgen und halbwegs verstehen, können gleich zum Punkt „Und?“ springen.
Tor
Tor („The Onion Router“) ist eine freie Software, die ihren Nutzern Anonymität im Internet bietet. Jemand, der sich innerhalb des Internet im Tor-Netzwerk bewegt (was auch über den Tor-Browser möglich ist, eine spezielle Version von Firefox), ist relativ unsichtbar für Dritte. Die eigene Rechneradresse (IP), der eigene Aufenthaltsort und viele andere Daten, die während der „normalen“ Internet-Nutzung u.U. von außen einsehbar sind, werden über Tor versteckt, indem die Daten über viele verschiedene, privat und freiwillig betriebene Tor-Server geleitet und verschlüsselt werden (das nennt man dann „Onion Routing“). Erst am Ende des Datenstroms, also auf dem Zielserver des Nutzers („Exit Node“) sind diese Daten eventuell nicht mehr verschlüsselt, die tatsächliche Anonymität von Tor hat also Grenzen.
Innerhalb der Tor-Struktur ist es möglich, „Hidden Services“ zu betreiben, versteckte Internet-Dienste also, die nur mit Tor-Verbindungen zu erreichen sind. Einen Teil dieser Dienste nennt man auch „Dark Net“, da sie teilweise die „dunkle“, illegale Seite des Internet darstellen.
(Das Ganze ist natürlich viel komplexer, aber diese Erklärung sollte erst einmal genügen.)
Freedom Hosting
Einer der größten Betreiber der erwähnten Tor-Server, von Hidden Services und dem anonymen Webmail-Dienst „TorMail“ ist die Firma „Freedom Hosting“, ihr gehört angeblich über die Hälfte der Tor-Infrastruktur. Der mutmaßliche Gründer und Chef von Freedom Hosting ist Eric Eoin Marques, ein 28-jähriger mit US-Pass, der in Irland lebt. Marques wurde am Wochenende verhaftet und soll an die USA ausgeliefert werden. Der Vorwurf: Die massenhafte Verbreitung von Kinderpornografie über die oben erwähnten Hidden Services.
(Es ist an dieser Stelle wichtig zu erwähnen, dass das durch Spenden und Freiwillige finanzierte Tor-Projekt lt. eigener Aussage in keiner geschäftlichen oder andersartigen Verbindung zu Freedom Hosting steht. Dennoch dürfte Freedom Hosting nicht ganz unwichtig für das Tor-Projekt sein, wenn mit dem Unternehmen die Hälfte der Infrastruktur fällt.)
Vor der Verhaftung von Marques wurden so gut wie alle der Freedom-Hosting-Server, also die Hälfte der Tor-Struktur, mutmaßlich durch das FBI lahmgelegt. Dies passierte wohl durch ein Einfallstor (no pun intended) im Tor-Firefox-Browser, wenn Nutzer JavaScript nicht abgeschaltet hatten. Es wird vermutet, dass nicht nur die Server durch diesen sogenannten „Zero Day Exploit“ angreifbar waren („Zero Day“, also „Null Tage“, weil die Sicherheitslücke bisher noch nicht bekannt war), sondern auch die Rechner der jeweiligen Nutzer. Wer also in den letzten Tagen (ein Kommentar auf der Tor-Projektseite spricht vom 29.7.2013 als Beginn der FBI-Aktion) auf einen der von Freedom Hosting betriebenen Hidden Services zugegriffen hat, könnte nun im Visier des FBI stehen oder gar eine bisher unerkannte Software auf seinem eigenen Rechner haben.
Warum ist das alles erwähnenswert?
Tor ist kein illegaler Dienst. Vor wenigen Jahren gab es für die Gäste einer Google-Veranstaltung in Deutschland die Tor-Software auf einem USB-Stick als Geschenk, das US-Magazin „The New Yorker“ betreibt mit Strongbox eine auf Tor basierende Plattform, die anonymen Kontakt zur Redaktion z.B. für Whistleblower ermöglicht, die Internet-Währung Bitcoin nutzt Tor-Strukturen für anonymen Zahlungsverkehr. Auch der ebenfalls von Freedom Hosting betriebene WebMail-Dienst „TorMail“ ist nicht illegal. Anonymität ist kein Verbrechen, sondern manchmal eine Notwendigkeit.
Gleichwohl bietet Tor ob seiner Struktur nicht nur für legale Aktivitäten Schutz, sondern auch für illegale. Das Dark Net ist voll davon, die Plattform Silk Road ist eine Art Shopping-Website für illegale Drogen, Waffen und sogar Auftragsmorde – wenn man den dortigen Angeboten Glauben schenken mag.
Und glaubt man den Insidern, die derzeit in diversen Foren über den FBI-Fall diskutieren, dann trifft es mit Freedom Hosting nicht unbedingt die Falschen. Einige Auskenner behaupten, dass das Unternehmen für das Hosting des Großteils der im Internet befindlichen Darstellung von Kindesmissbrauch verantwortlich ist, die bei den Hidden Services von Freedom Hosting zu findenden Bilder und Videos sollen an Grausamkeit kaum zu überbieten sein.
Da jedoch das Tor-Netzwerk keineswegs allein aus illegalen Websites besteht, betrifft die FBI-Aktion nicht nur die kriminelle, sondern auch die legale Seite dieser Strukturen. Dies wiederum veranlasst manche Internet-Nutzer zu der Vermutung, dass der Kampf gegen Kinderpornografie ein vorgeschobenes Argument des FBI wäre, um die Tor-Strukturen zu zerschlagen, da den Behörden die von Tor zumindest weitestgehend gewährleistete Anonymität im Netz ein Dorn im Auge wäre.
Und?
Zunächst ist an dieser Geschichte äußerst spannend, dass Tor keineswegs so komplett autark funktioniert und für Behörden unangreifbar ist, wie manche Nutzer glaubten. Mit viel Sachkenntnis und Technik kann ganz offensichtlich auch ein sehr durchdachtes, dezentrales Netzwerk wie Tor ins Visier geraten und angreifbar werden. Und mit ihm seine Nutzer.
Weiterhin werfen einige Reaktionen im Netz genau die Fragen auf, die meiner Meinung nach dringend diskutiert werden müssen, es geht dabei um die in letzter Zeit häufig zitierte Verhältnismäßigkeit und um den Begriff Freiheit.
Freiheit im Netz
Ein Kommentator bei ars technica schreibt: „Because of the pervs, we can’t have nice things“ (frei: „Die Perversen nehmen uns die guten Dinge weg“), und er gehört damit zu den gemäßigten Diskutanten. Denn für viele andere scheint klar zu sein, dass es den Behörden nicht um die Darstellung von Missbrauch geht, sondern um das Niederschlagen von Tor. Eine weitere Stimme auf der Tor-Website stellt zurecht fest: „(The Tor hidden services community) can either police itself, or expect to be policed. We didn’t bother worrying about the fact that Tor hidden services were being used for the distribution of child pornography, so someone else worried about it for us. Is everyone really that surprised by this?“, etwa: „(Die Tor-Hidden-Services-Gemeinschaft) kann sich entweder selbst kontrollieren, oder sie wird kontrolliert. Es hat uns nie interessiert, dass Hidden Services für die Verbreitung von Kinderpornografie genutzt werden, also hat jemand anderes diese Aufgabe für uns übernommen. Überrascht das hier wirklich jemanden?“
Es ist die Tatsache, dass dieser Kommentar keinerlei Reaktionen bekommt außer „es geht doch nur vorgeblich um Kinderpornografie, morgen geht es dann um Whistleblower“, die mich immer wieder ins Grübeln bringt. Das vom Kommentator angesprochene Problem nämlich wird nirgends im Thread thematisiert. Den sich stellenden Fragen wird ausgewichen, seit Jahren, immer wieder.
Ich will ich nicht behaupten, dass es nicht die Absicht des FBI oder anderer Behörden sein könnte, Strukturen wie Tor lahmzulegen. Diese Gefahr besteht. Doch ich stelle mir immer wieder die Frage, wieso es im Internet so schwer zu sein scheint, nicht einfach nur wegzuschauen, sondern Verantwortung zu übernehmen, Zivilcourage im Netz zu zeigen, aktiv nicht nur dafür zu sorgen, dass durch Dienste Nutzen entsteht, sondern dass der Missbrauch solcher Dienste auch ausgeschlossen oder wenigstens behindert werden kann.
Als wir uns gegen die von der Bundesregierung geplanten Netzsperren gewehrt haben, war die Forderung zurecht „Löschen statt sperren!“. Und wenn nun genau das geschehen soll, dann reagieren wir mit der Vermutung, dass diese Löschungen ein Scheinargument sind?
An anderer Stelle der Debatte sagt ein Kommentator: „Ich möchte meine Internet-Anonymität/Freiheit nicht aufgeben, nur weil ein paar Leute diese für böse Dinge ausnutzen“. Böse Dinge. Das klingt nach geklauten Süßigkeiten, ebenso, wie der oft gelesene Begriff „Kiddie Porn“ eine Verharmlosung von schweren Verbrechen ist. Die Debatte im Netz, sie scheint so oft aus „entweder/oder“ zu bestehen, als gäbe es nur die komplette Freiheit für einfach alles oder den Tod. Doch das gesellschaftliche Zusammenleben ist immer ein Abwägen, ein Kompromiss. Dabei die richtige Balance und einen sinnvollen Konsens zu finden, ist die Aufgabe jeder Demokratie, und diese Aufgabe ist ein andauernder Prozess, Diskurs, auch politischer Kampf.
Denn natürlich hat es nichts mehr mit der richtigen Verhältnismäßigkeit zu tun, wenn die ganze Bevölkerung ohne Verdacht überwacht wird. Es wäre aber auch nicht verhältnismäßig, würden wir verlangen, dass zur Freiheit auch die Freiheit derjenigen gehört, die Gewaltverbrechen dokumentieren und diese Dokumentation ungehindert vertreiben. Stattdessen muss uns die Freiheit und Würde der gezeigten Opfer wichtiger sein, und es könnte sogar sein, dass wir dafür an manchen Stellen einen Teil unserer eigenen Freiheit einschränken müssen, was ohnehin der Fall ist in vielen Lebensbereichen des Alltags.
Wie weit solche Einschränkungen gehen dürfen, wie viel Einschränkung wir wofür zulassen können … dies zu diskutieren ist unsere Aufgabe, glaube ich. Anders gesagt: Wenn wir das Recht auf Anonymität auch im Netz bewahren wollen (und das wollen wir), müssen wir auch akzeptieren, dass dies kein Recht auf Illegalität beinhalten kann. Dies wiederum bedeutet, dass wir auf Dauer Kontrollmechanismen in irgendeiner Form zulassen müssen und die Debatte darum rechtzeitig führen sollten.
Denn es ist sehr wichtig, die Freiheit vor Angriffen zu schützen. Aber ist es nicht ebenso wichtig, sie gegen diejenigen zu verteidigen, die sie ausbeuten?
Es ist traurig wie die Einschränkung der Privatsphäre und der freien Meinungsäußerung von manchen Leuten nicht nur hingenommen sondern sogar bejubelt wird. Im Mittelalter war es der Vorwurf der Hexerei, heute sind es halt Terrorismus und Kinderpornographie die als Rechtfertigung dienen.
@#814355: Da ich den Kommentar auf mich beziehe: Verstehe ich es richtig, dass du die Verbreitung der Dokumentation der Vergewaltigung eines Menschen (oder, um mal etwas weniger emotional zu bleiben: den anonymen Handel mit illegalen Waffen) unter „freier Meinungsäußerung“ einordnest?
(UPDATE) Oder soll ich das so verstehen: Dass es die Verbreitung der Dokumentation von Vergewaltigungen und anderen Misshandlungen gibt, ist ebensolcher Blödsinn wie die Behauptung, dass es Hexen gäbe?
Im Ernst, ich werde aus solchen Kommentaren leider nicht schlauer und bitte völlig frei von Sarkasmus um nähere Erläuterungen.
@#814357: Ah, die übliche „wer nicht meiner Meinung ist muss einer von den Bösen sein“-Masche. Wer hätte das gedacht…
Ich finde es wichtig, dass es Möglichkeiten zur anonymen und freien Meinungsäußerung gibt, auch wenn ich diese Meinung nicht teile oder wie im Falle von Kinderpornographie sogar äußerst verabscheuungswürdig finde.
@#814358: Wie ich oben geschrieben habe (und das seit vielen Jahren tue): Ich finde es ebenso wichtig wie du, dass es Möglichkeiten zur anonymen und freien Meinungsäußerung gibt. Aber du hast meine Frage nicht beantwortet. Was hat das Eine mit dem Anderen zu tun?
Zu deinem Update: Ich wünschte wir lebten in einer Welt in der solche Verbrechen nicht vorkommen. Aber nur weil eine kleine Gruppe von Menschen zu Dokumentationen dieser Verbrechen masturbiert sollte anderen nicht die Möglichkeit anonymer Kommunikation genommen werden.
Das ist eine Abwägung von Freiheit gegen Sicherheit, die Innenminister gerne zitieren. Ich bin auf der Seite der Freiheit.
@#814360: Na klar für die Freiheit! Aber da ist wieder das „entweder, oder“, das ich oben meine, und ich glaube nicht, dass das so funktioniert. Ich glaube nicht, dass die Verbreitung der Fotos illegaler Handlungen etwas mit Freiheit zu tun hat und vor allem: Was ist denn mit der Freiheit der auf solchen Fotos Dargestellten? Wieso ist diese weniger wert als die Freiheit derer, welche die Bilder verbreiten?
„Wenn wir das Recht auf Anonymität auch im Netz bewahren wollen (und das wollen wir), müssen wir auch akzeptieren, dass dies kein Recht auf Illegalität beinhalten kann.“
Das ist ja die Krux an der Sache, um Illegalität rechtsstaatlich zu bekämpfen,muss man einen Täter ermitteln. Ein 100% anonymes Netzwerk kann deshalb effektiv keine Illegalität unterbinden.
@Mirfaelltnixein: Es gibt eben nicht nur Schwarz oder Weiß, sondern nur viele Grauschattierungen.
@Johnny Haeusler: Kann man denn der Freiheit ausbeuten? Ich weiß nicht, es erinnert mich aber an den Vorwurf, man tanze den Behörden auf der Nase herum, nur weil man seine Rechte in Anspruch nimmt.
Keine Frage, die Herstellung und die Verbreitung von Kinderpornografie gehört verfolgt (vor allem eben die Herstellung), dagegen habe ich nichts. Aber ob es mit dem Bereitsteller eines unzensierten Hostings den Richtigen trifft, mag ich eher bezweifeln. Klar, wenn zensiert wird, müssen Leute, die Dinge tauschen, die illegal sind, auf Bereiche ausweichen, die eben nicht zensiert werden. Logisch. Aber das macht trotzdem noch lange nicht den schuldig, der solch eine Unzensiertheit zulässt. Verfolgt gehören eben nur die, die Straftaten begehen, nicht die, die auch Straftätern eine potentielle Straftat erleichtern (denn so müsste man auch Autos und Straßen verbieten, nutzen die meisten Bankräuber doch diese Infrastruktur).
@#814362: Das ist leider der schwierige, vielleicht unlösbare Knackpunkt, ja. Ich habe dafür keine Lösung. Ich glaube aber nicht, dass Strafverfolger ihren Job niederlegen und irgendwann sagen werden: Tja, da kann man halt nichts machen.
@#814363: Da wird es dann juristisch spannend, stimmt. Und dann geht es ganz schnell auch um Filesharing usw., das ist mir ja alles klar. Ich denke aber, dass es Lösungen braucht und wenn diese nicht aus dem Netz kommen, dann bedeutet das, dass sie von außerhalb aufgezwungen werden.
@#814363: Wegen Ausbeuten: Doch, ich denke, dass man Freiheiten auch ausbeuten kann. Wenn bestimmte Handlungen als Meinungsäußerung und Nutzen von Freiheit gelten, obwohl sie nichts anderes als kriminelle Handlungen sind, nicht selten aus rein kommerziellem Interesse, dann ist das der Fall. So meine ich das jedenfalls. Man nutzt die Freiheiten des Netzes aus. Und mich wundert, warum sich „das Netz“ (jaja, ich weiß, diese blöden Begriffe immer …) nicht mehr dagegen wehrt (ohne genauer zu wissen, wie das gehen soll, leider).
@#814361: Ich wünschte ich hätte eine einfache Antwort dafür. Hab ich leider nicht. Es gibt böse Menschen. Sollte man deshalb alle Menschen unter Generalverdacht stellen? Nein, finde ich. Videos illegaler Handlungen sind überall im Internet zu finden, manche Websites sind darauf spezialisiert. Und total legal und niemanden scheint es zu interessieren. Tote, verstümmelte Kinder? Kein Problem. Nur einen Mausklick entfernt. Ein Kind in Badeklamotten? Oh Gott, das muss sofort gelöscht werden weil irgendein virtueller Pädophiler ja erregt werden könnte.
Diese kognitive Dissonanz macht mir Sorgen.
Johnny, du neigst sonst immer zu so differenzierter Bewertung und holst hier tatsächlich die „Wer für Freiheit ist ist auch für Kinderschänder“ Keule raus? Du vermischt hier zwei Dinge: Das eine sind kriminelle Handlungen: Dass diese kriminell sind und zu Recht unter Strafe stehen, bestreitet niemand. Das andere ist die Frage, ob und welche Bürgerrechte du aufgeben möchtest, um die Verfolgung (!) dieser kriminellen Handlungen zu erleichtern. Beliebte Analogie, die hier sehr gut passt: Selbstverständlich könnte man viele schwere Straftaten verhindern, wenn alle Briefe und Pakete von einer geheimen Kontrollbehörde standardmäßig geöffnet und gelesen werden. Trotzdem haben die vielzitierten Grundgesetzväter das Postgeheimnis in selbiges reingeschrieben. Heißt dass, dass sie damit schwere Straftaten toleriert haben? Nein, natürlich nicht, es heißt nur, dass nicht jedes Mittel zur Verfolgung dieser Straftaten legitim ist.
Und, noch ein ganz wichtiger Punkt: Der Kindesmissbrauch findet nicht im Netz statt, sondern im „echten“ Leben. Selbst mit einer Totalüberwachung des Internet hast du noch kein einziges Kind vor dem Missbrauch gerettet.
Ich habe die Befürchtung, dass ein Kompromiss in Sachen Tor kaum machbar ist. Entweder es gibt volle Anonymität und somit auch Sicherheit für Dissidenten und Whistleblower oder aber es gibt Möglichkeiten, Menschen, die da illegales tun/verbreiten, aufzuspüren. Gibt es letztere Möglichkeit für Strafverfolgungsbehörden und Geheimdienste, dann ist es nur eine Frage der Zeit, bis beispielsweise Regimes auch diese Möglichkeit haben und Dissidenten, Whistleblower und co. nicht mehr sicher sind. Auf technischer Ebene sehe ich für dieses Dilemma keine Lösung, es bleibt tatsächlich beim Entweder-Oder.
Ich habe jetzt bestimmt zehn Minuten lang über gesellschaftliche Betrachtungsweisen und Pseudonymität nachgedacht, komme aber auf keinen grünen Zweig. Ich schätze, es bleibt einfach dabei – über (semi-/il-)legale Hacking-Angriffe von Anonymous und nun eben dem FBI kann man in einzelnen Fällen was bewirken oder abschrecken, aber solang man das Grundprinzip von Tor nicht aufs Spiel setzen will, wird das Problem bestehen bleiben.
Ich finde es btw. schade, das Johnny für diesen Artikel angegriffen wird. Er sieht das Dilemma und die Probleme, die es gibt und geben könnte. Und er hat keine Lösung dafür und fragt deshalb nach Denkanstößen.
@#814368: Es ist doch aber erstaunlich, wie schwer das Thema bleibt. Denn die Reflexe sind auf beiden Seiten sehr schnell. Den Vorwurf, ich würde mit „“Wer für Freiheit ist ist auch für Kinderschänder” argumentieren, weise ich von mir, bitte unterstellt mir so etwas nicht (oder weist mich auf die Stelle in meinem Text hin, dann rücke ich das gerade). Ich beziehe mich auf klare Kommentare im Netz, die ich auch zitiere und verlinke.
Ich behaupte außerdem, dass die Verbreitung bestimmter Bilder oder auch das Anbieten von bestimmten Dienstleistungen nichts mit Meinungsfreiheit zu tun hat. Bisher kann mir auch niemand erklären, wieso das so sein sollte.
Mir ist sehr klar, wie komplex das alles ist, ich habe mich damals während der Netzsperren-Debatte intensiv (manchmal viel zu intensiv) mit dem Thema beschäftigt. Aber wenn die einzig akzeptierte Lösung ist: Entweder, alles ist machbar, oder wir lassen uns auf keine Debatte ein, dann wird das in eine Sackgasse führen. Ebenso, wenn aus den Communities heraus keinerlei Vorschläge kommen. Es wird, glaube ich, keine Mehrheit geben für eine achselzuckende Kapitulation vor Kriminalität.
Und um noch einmal mehr ins Detail zu gehen: Natürlich muss es im Kern um diejenigen gehen, die Menschen misshandeln. Um die Produzenten des Bild- oder Videomaterials, denn das Löschen von Bildern macht das Geschehene nicht ungeschehen. Aber die Verbreitung der Dokumentation von Straftaten lässt das Geschehene wieder aufleben. Noch einmal die Frage: Wieso ist die Freiheit der Opfer so selten Thema in dem Zusammenhang?
(Sorry, falls ich heute Abend nicht mehr viel antworten kann, wir bekommen Besuch.)
@#814367: Zustimmung. Die Überreaktion in Sachen Pädophilie nimmt bizarre Züge an, ich kann davon ein Lied aus dem Alltag eines Vaters singen, wenn nach dem Sport nicht mehr geduscht wird, weil ja ein Erwachsener zusehen könnte, oder wenn Kinder im Kindergarten nicht mehr nackt rumrennen dürfen.
Diese irrsinnige Panik bedeutet aber im Umkehrschluss leider nicht, dass Kindesmissbrauch kein Problem wäre oder nur sehr selten.
@#814370: Seine Lösung ist es, die Anonymität aufzugeben. Durch „Kontrollmechanismen“. Für manche ist das akzeptabel, für andere wie mich eben nicht.
@#814370: Danke für den Support. :)
Zwei Sachen von mir:
Zumindest bei der BBC ist das Thema von der Homepage verlinkt:
http://www.bbc.co.uk/news/technology-23573048
Es gibt keine Kinderpornografie. Es gibt nur Kindesmissbrauch.
@#814373: Ich beschreibe die Realität. Derjenige, der träumt, bist du, wenn du glaubst, es könnte sich ein Internetbereich halten, der außerhalb von Strafverfolgung agieren kann. Das Internet ist nicht mehr das von 1995, egal, wie scheiße wir das finden.
Und du hast mir immer noch nicht erklärt, was illegale Handlungen mit Meinungsfreiheit zu tun haben. Ich meine das wirklich ernst und nicht provozierend, ich möchte das gerne verstehen.
@#814376: … und die Dokumentation davon, denn sie ist oft genug die Motivation für den Missbrauch. Den Begriff „Kinderpornografie“ hasse ich aber auch.
@#814373: Eigene Kontrollmechanismen funktionieren in anderen Communities auch. Es kann auch in anonymen Bereichen Spielregeln geben, welche die Community „kontrolliert“.
(Off für eine Weile. Danke für den Input und die Debatte bisher.)
@#814379: Da aber (soweit ich weiß) jeder beliebig eigene Hidden Services anbieten und somit eigene Communities mit eigenen Regeln aufbauen kann, dürfte das nicht funktionieren. Es braucht nur jemanden, dem die Regeln nicht passen und der die Mittel hat, etwas eigenes aufzubauen. Es sei denn, diese Hidden Services müssten irgendwie registriert werden und können deaktiviert werden, wenn sie gegen die „Spielregeln der Tor-Community“ verstoßen. Aber das erscheint mir auch recht problematisch…
„Den Vorwurf, ich würde mit ““Wer für Freiheit ist ist auch für Kinderschänder” argumentieren, weise ich von mir, bitte unterstellt mir so etwas nicht (oder weist mich auf die Stelle in meinem Text hin, dann rücke ich das gerade).“
Ok, ich meine folgenden Satz, den du in den Kommentaren mehrfach wiederholt hast:
„Verstehe ich es richtig, dass du die Verbreitung der Dokumentation der Vergewaltigung eines Menschen […] unter “freier Meinungsäußerung” einordnest?“
Das tut hier m.E. niemand, das ist eine reine Unterstellung. Es geht nicht darum, ob man die Verbreitung solcher Dinge gutheißt oder auch nur toleriert. Das macht hier niemand. Es ist nur nicht jeder bereit, verfassungsmäßige Grundrechte aufzugeben, um eine Verbreitung solcher Dinge möglicherweise etwas zu erschweren. Dass die Verbreitung weiterhin strafbar bleibt, steht doch völlig außer Frage. Und auch ohne Totalüberwachung ist es möglich, an die Täter zu kommen, die bewegen sich ja nicht ausschließlich im virtuellen und anonymen Netz. Und selbst dort kann man vermutlich mit social engineering und solider Polizeiarbeit eine Menge aufklären.
@#814377: Du beschreibst DEINE Realität, nicht DIE Realität. Ist ein kleiner aber feiner Unterschied. Meine Emailadresse hat sich magisch zu einer geändert auf die ich tatsächlich antworten kann wenn du Langeweile hast.
Danke für diesen Artikel.
Er ist so ziemlich das Beste, was ich in letzter Zeit dazu gelesen habe.
Und dass der Artikel mit einer Frage endet, macht ihn noch sympathischer.
Den Punkt Verantwortung hätte man gern noch von einer ganz anderen Seite betrachten können. Es ist nämlich der Schlüssel zur Lösung.
Ich finde es sehr schade, dass es in der Fantasie der Diskutierenden zwischen absoluter Anonymität und totalem Überwachungsstaat keinerlei Alternativen gibt.
Wenn man sich anschaut, wie wir in unser Kohlenstoffwelt Anonymität und Verantwortung austarieren, dann sieht man schnell, dass wir da ganz andere Maßstäbe anlegen. Irgendwie fehlt es uns im netz an der Fantasie, dass wir abgesehen von den o.a. Antonymen (sic!) das Problem auch ganzu anders lösen könnten.
Und die frage an „mirfälltnixein“. Würdest du auch ein Level von Anonymität akzeptieren, in dem Du zwar prinzipiell anonym sein darfst, aber bei einer illegalen Handlung trotzdem Deanonymisiert würdest?
Also statt Letztanonymierung nur Pseudonymisierung?
Gruß,
SH
@#814382:
»Es geht nicht darum, ob man die Verbreitung solcher Dinge gutheißt oder auch nur toleriert. Das macht hier niemand.«
sorry für den folgenden klugschiss, aber das haut schon rein semantisch nicht hin: tolerieren heisst erdulden. wie kann man argumentieren, dass man etwas nicht dulded, wenn man gleichzeitig ein einschreiten dagegen, zum schutze der ausübung freier meinungsäusserungen, ablehnt? also wie genau äussert sich die intoleranz gegenüber der genannten verbrechen?
@#814383:
na, wunderbar. auf die weise erübrigt sich jede diskussion.
@#814390: Ich bezweifle, dass Johnny noch Fragen hat oder an einer Diskussion interessiert ist. Er hat sich seine Meinung sicher schon gebildet ;)
@#814392: Dieser Kommentar deklassiert dich endgültig als Troll. Tschüss.
Danke an Johnny für den Artikel, zumindest mich regt er zum Nachdenken an.
Gegen eine gezielte polizeiliche Ermittlung bei Vorliegen eines konkreten Verdachts gibt es keinerlei Einwände, sofern dies nach rechtsstaatlichen Prinzipien abläuft.
Dies ist von der Diskussion um anlasslose Massenüberwachung ganz streng abzugrenzen.
Zum Punkt Anonymität:
Anonymität ist nicht nur kein Verbrechen, sonder über das Teledienstedatenschutzgesetz (TDDSG) §4 gesetzlich garantiert.
@zwiesel: Wie kommst du darauf, dass ich ein Einschreiten dagegen ablehne? Ich erwarte nur, dass das Einschreiten „im Rahmen rechtstaatlicher Prinzipien“ erfolgt, wie @shrike im Kommentar über mir schön zusammenfasst.
@#814401:
was shrike schreibt ist ja erstmal soweit richtig, beantwortet aber nicht die frage, wie man mit dem missbrauch von anonymen netzwerken umgehen soll. bewusst oder nicht verteidigt er sogar den status quo vor dem eingriff durch das fbi, dem ich ja grundsätzlich auch skeptisch bis ablehnend gegenüberstehe. dieser status quo ist aber nicht befriedigend und läuft auf eine stillschweigende duldung dieser vorgänge hinaus.
man kann natürlich sagen, dass dies eben der anteil an kriminalität ist, mit dem man leben muss, wenn man berechtigterweise totalüberwachung ablehnt. dass das bei diesen beispielen niemand ausdrücklich tut, sagt m.e. auch etwas aus.
also stelle ich nochmal die frage, wie denn die intoleranz gegenüber den genannten verbrechen denn konkret aussieht? wo ist an dieser stelle die verantwortung, die mit jeder freiheit einhergeht? eine selbstverwaltung ausserhalb staatlicher organe gibt es nicht und wäre auch schwer zu legitimieren.
Wenn es da sogar „Shops“ gibt, in denen Illegales gehandelt wird, nehme ich an, dass diese Angebote als Normaltext da stehen, unverschlüsselt.
Irgendwer im Tor-Netzwerk muss die ja hosten – und genau dieser Hoster wäre in der Pflicht, diese Angebote zu löschen.
Passiert das nicht, ist es entweder krasse Ignoranz oder der Hoster ist selbst an den illigalen Aktivitäten interessiert bzw. in sie verstrickt.
Wenn es nun um Selbstkontrolle geht: gibt es denn eine Möglichkeit – oder könnte sie geschaffen werden – derartige „Hidden Services“ aus dem Netzwerk auszuschließen, wenn eine Löschung nicht erfolgt?
@zwiesel
Ich denke das Wort »Toleranz« ist in diesem Zusammenhang deplaziert.
Es geht hier in erster Linie um für alle verbindliche rechtsstaatliche Regelungen und Gesetze und nicht um persönliche Ermessensentscheidungen.
Es gibt:
Gesetze über bestehende Straftatbestände (Kinderpornografie, illegale Drogen, illegaler Waffenhandel etc.)
Gesetze über die Trennung von Polizei und Nachrichtendiensten,
Gesetze zum Schutz der Privatsphäre und der persönlichen Entfaltung,
Gesetze zur Sicherstellung rechtsstaalicher Verfahrensabläufe.
Das aktuell Problem besteht darin, dass diese – imho gute – Ordnung durch ruchlose Gestalten unterminiert worden ist. Es gilt diese Ordnung wieder herzustellen und die ruchlosen Gestalten vor eben diesen Gesetzen zur Verantwortung zu ziehen.
Die bestehenden Gesetze sichern ein gute Balance zwischen Staat und Bürger. Sie müssen aber eingahlten werden, auch von der Regierung.
@zwiesel: Es ist naiv zu denken, dass man hinter einem anonymen Tor Netzwerk völlig gefahrlos illegale Dinge tun kann. Es gibt zig Hebel für die Behörden, auch hier aktiv zu werden, ohne gleich die grundsätzliche Anonymität des Netzwerkes zu kompromittieren. Z.B. wenn (was ja immer suggeriert wird), hier ein riesiger Markt bedient und Geld verdient wird. Wo Gelder in großem Ausmaß fließen, sind diese i.d.R. auch zurückverfolgbar. Das ist alles natürlich mühsamer, als einfach mal alle Bürger verdachtsunabhängig auszuspähen. Aber das ist nun mal der Preis des Rechtsstaates.
@#814404:
das geht alles am kern vorbei. es geht hier nicht um die frage, ob das fbi mit seinem vorgehen gegen das tor-netzwerk gegen geltende rechte verstossen hat. ich gehe davon aus, dass sich niemand hier mit den entsprechenden amerikanischen gesetzen hinreichend auskennt.
die frage, die hier im raum steht setzt doch genau da an, wie man das problem mit den „ruchlosen gestalten“ löst. das geht schon bei der frage los, wer diese struktur legitim gebraucht und wer diese missbraucht, was von unterschiedlichen staaten und rechtssystemen höchst unterschiedlich bewertet werden dürfte.
@#814404:
na, da wird’s ja schon interessanter. wenn es um videoüberwachung im öffentlichen raum geht, fällt es mir ja noch leicht zu sagen, diese dient keiner unmittelbaren sicherheit, sondern lediglich einer erleichterung der strafverfolgung. alternativen sind da durchaus denkbar.
nun sagst du, diese alternativen gibt es in diesem fall auch. wenn das so ist, bin ich natürlich sofort dafür, diesen den vorrang zu geben. stellt sich natürlich die frage, warum das nicht längst so gehandhabt wurde.
ich kenne mich mit tor und der gleichen nur sehr rudimentär aus. wenn jemand mit expertise an dieser stelle erläutern könnte, wie man in tor-netzwerken oder vergleichbaren bestimmte verbrechen bekämpfen kann, ohne die rechte einer davon unbeiteiligten mehrheit zu berühren, wäre sicher nicht nur ich einen gewaltigen schritt weiter. so wie ich die ausgangsfragestellung von johnny haeusler verstehe, geht es ja gerade darum.
ups… die letzen drei absätze gingen eigentlich an @#814405 und nicht an @814404.
@zwiesel
Tja. Wie löst man das Problem mit den ruchlosen Gestalten der Gesellschaft?
Hätte ich das Patent auf die Lösung, wäre ich wohl Weltenkaiser.
Hier haben wir aktuell eine repräsentative Demokratie und eine – noch – recht ordentliche Jurisdiktion.
Die Jurisiktion kann ihre Arbeit gegen Brecher des Gesetzes erledigen, wenn sie dazu aufgerufen wird.
Die Volksvertreter mit (lediglich) moralischen Defiziten haben wir gewählt. Die Mehrheit kann diese auch wieder abwählen. Aktuell scheint es so, dass die Mehrheit daran kein Interesse hat.
Das erscheint Einzelnen oder auch Mehreren ungerecht, aber die Mehrheit will es aus vielerlei Gründen eben genau so.
Aber egal ob Diktatur, Plutokratie oder Demokratie, egal ob USA oder Deutschland – gegen den expliziten Willen der Masse kann keiner regieren.
Die Masse ist träge und bequem? Kläre auf, schaffe Mehrheiten. Ändere.
Das Problem ist, ab welcher „Schwere“ einer Straftat dürfen Grundrechte beschnitten werden?
Im konkreten Fall geht es darum, dass Bilder von Straftaten verbreitet werden. Und so wie es aussieht, meinen viele dass das ausreicht, um Grundrechte derjenigen verwirken zu lassen – vermutlich weil Kinder die Opfer sind.
Bei anderen Opfer sind die Grundrechte weniger wichtig?
Und vor allem, das wird in den Diskussionen auch immer wieder gesagt, es geht nicht um eine Tat an sich, die Bilder wurden schon gemacht. Das die Verbreitung der Bilder moralisch verwerflich ist, mag sein, dahinter aber ein schwerstes Kapitalverbrechen zu sehen, kann nur daran liegen, dass diese Assoziation erzeugt wird Bild=Tat. Bzw. wird ja hier so argumentiert, dass die Verbeitung ein Verbrechen ist, weil es die Opfer weiterhin demütigt. Aber reicht Demütigung aus, um Grundrechte zu beschneiden und jeden zu überwachen?
Das Problem ist, dass solche Prozesse eigentlich bei keinen anderen Straftaten so ablaufen. Das was wir hier erleben ist eine Instrumentalisierung von Verbrechen und deren Opfern, für die Einschränkung von Rechten.
Wir hatten die Fragestellung ja schon einmal als Frau Leyen die Internetsperren einführen wollte. Bei all dem geht es meiner Ansicht nach nicht um die Opfer, wenn höchstens am Rande. Es geht um Überwachung und wenn man die Sperrlisten der Ländern ansieht wo das eingeführt worden ist, fällt immer wieder auf, dass dort auch unliebsame Seiten unterdrückt werden sollen. Es geht also um staatliche Zensur.
Was mich dann aber wirklich ankotzt, wenn man sieht mit welchen Aufwand und Propaganda nach Bildchen gefahndet wird und wie gross bzw. gering dann die echte Hilfe und Aufklärung ist.
Kindesmißbrauch kann nur verhindert werden, wenn in Kindergärten und Schulen entsprechend geschultes Personal Anlaufstellen und entsprechenden Unterrricht bietet. Damit die Opfer sich irgendwo hin wenden können und Wissen das sie Opfer sind. Denn die Situation seinen Peiniger (evtl. sogar den Vater oder die Mutter)anzuzeigen, ist für Kinder schwieriger als für Erwachsene.
Davon hört man aber kaum etwas – bzw. eigentlich gar nichts. Das kann aber nur heißen, entweder man tut nichts oder das Problem ist gar nicht so gross wie immer getan wird.
Und es ist ja keineswegs so, dass Kindesmißbrauch immer häufiger wird, im gegenteil. Ich bin aus der Generation die in den 70’ern Kind war und ich kann mich an dieses der „nette Onkel“ Umfeld noch erinnern. Auch wenn ich davon persönlich nicht betroffen war, aber es gibt viele die ich kenne aus der Generation, die negative Erfahrungen gemacht hat. Kaum Vorstellbar heute, aber in 50/60/70er war Kindesmißbrauch in gewisser Weise Normalität!
Das hat sich zum Glück massiv geändert, auch ohne Totalüberwachung aller Bürger.
Also bei allen Debatten um Kindemißbrauch sollte es darum gehen, dass die Taten verhindert werden, den Opfern geholfen wird und die Täter behandelt werden.
Aber es kann nicht sein, dass die Folgen dieser Taten dazu missbraucht werden Grundrechte zu beschneiden
Ein Artikel der meine Sichtweise ebenfalls anschneidet (aber einen anderen Anlass hat) ist dieser
http://www.korrupt.biz/4771/stefan-recht-zu-kinderporno-und-tor-gullinews-goes-fbi-postille/
Wobei ich aber auch sagen muss, ich finde den Begriff „Kinderpornographie“ ekelhaft und weiß gar nicht wie man darauf kommt ihn zu benutzen.
[Verbalen Durchfall gelöscht. Drückt euch bitte halbwegs sachlich aus oder tut es woanders.]
@#814421:
Thumbs up.
Danke!
Die Abwägung krimineller Handlung und freier Meinungsäußerung kann verschieden ausfallen, je nachdem, was man auf die Waage packt.
Wenn es nicht mehr möglich ist, seine Ansichten repressionsfrei im „herkömmlichen“ Netz auszutauschen – und die gegenwärtige Überwachung legt nahe, dass eine Einreise in die USA früher oder später dadurch behindert werden wird und man möglicherweise über diverse Listen auch innerhalb Europas von Flugreisen ausgeschlossen wird – liegt auf der Hand, dass sich Benutzer andere Methoden für den Austausch überlegen müssen. Bei wem liegt nun die Verantwortung dafür, dass ein breites legitimes Interesse die Infrastruktur für illegales Handeln einer kriminellen Minderheit schafft?
Gäbe es noch ein freies Netz oder hätte die Aktion vorm Bekanntwerden von Prism & Co stattgefunden, würde sie wohl mehrheitlich anders gesehen werden, weil der Wunsch nach absoluter Anonymität nicht identisch mit dem nach freiem Meinungsaustausch wäre. Inzwischen muss man jedoch offenbar kriminelle Handlungen tolerieren, um zu seinen Grundrechten zu kommen – nicht weil man will, sondern, weil man durch die Situation gezwungen wird. Und da stellt sich mir die Frage: Trägt nicht vielleicht die Seite Schuld an der Entwicklung, die für eine entsprechende Desensibilisierung gesorgt hat?
Es ist unmöglich Taten zu verhindern, es sei denn wir verwandeln unsere Welt in ein Gefängnis. Freiheit bedeutet nicht Fehlerfreiheit, das Gegenteil ist der Fall.
Ich lasse das mal der Vollständigkeit wegen Tor hier, da der Vorfall sehr opportun dargestellt wird:
https://blog.torproject.org/blog/hidden-services-current-events-and-freedom-hosting
https://blog.torproject.org/blog/tor-security-advisory-old-tor-browser-bundles-vulnerable
Wird ein Hiddenservice kompromittiert, ist es absolut unproblematisch seinen Standort im Netzwerk und seinen Betreiber und seine Nutzer festzustellen oder zu verfolgen. Das ist (technisch) was abgelaufen ist, oder naheliegend. Hintergrundinformationen existieren nicht wirklich. Nachrichtendienste und Strafverfolgung nutzen in letzter Instanz Werkzeuge deren Nutzung unter Strafe gestellt wurde oder wird (Ausnutzung von Schwachstellen gegen Informationssysteme oder sog. Hackertools). Wenn man sich vor Augen führt, über welchen Zeitraum (seit Operation Darknet im Winter 2011) die Anonymisierung von Freedom Hosting standgehalten hat, sollte man nicht von einem Versagen des Tor-Projects sprechen.
Die Frage die man nur für sich selbst beantworten kann lautet: Wie weit darf (m)ein Staat bei Strafverfolgung gehen um seine Bürger zu beschützen?
Natürlich ist das alles bereits geregelt, nur warum hält sich niemand daran? Legitimiert Unrecht, weiteres Unrecht? Legitimiert Unrecht die Abschaffung bestehender Rechte? Legitimiert die Abbildung von Unrecht an Kindern weiteres Unrecht? Wenn wir anfangen Rechte über Unrecht zu definieren, können wir nur verlieren.
Ein Denkanstoss weg von der emotionalen Diskussion: Wechsele ich meinen Status von Peter auf Anonym, verliere ich damit auch meine Staatenzugehörigkeit, und damit in letzter Instanz auch meine Menschenrechte? Es ist ein naheliegender Vergleich (Menschenrechtsdiskurs und die Kritik an ihnen, bzw. die Unmöglichkeit der Einklagbarkeit eben dieser in Situationen ohne Rechtsstaatlichkeit).
Es existiert kein Recht auf Annonymität. Annonymität ist Nichtvorhandensein einer Identität. Ein Verfahren das Unversehrtheit bei freier Meinungsäusserung gewährleisten kann.
Die Notwendigkeit von, oder ein Recht auf Annonymität demonstriert uns lediglich unser eigenes Versagen in der Anerkennung unserer Rechte an uns, und von uns an anderen Menschen.
Ein guter Anfang ist, zu akzeptieren das man nicht in einer idealen Welt lebt. Wenn Gewalt an Kindern angebildet und über Medien verbreitet wird, sollten wir darüber nachdenken wie wir den Opfern dieser Taten mehr Rechte zusprechen. Es sollte nicht das Mittel sein unsere bestehenden Rechte einzuschränken. Die Aufgabe eines jeden Rechtssaats und seiner Organe ist, die Rechte seiner (schwächsten) Bürger zu stärken – qed.
verschlüsseln? stopwatchingus? vielleicht ist es einfach zu spät dafür? wenn es nicht die geheimdienste tun, macht es halt die wirtschaft. das ende wird immer der gläserne bürger sein, gewollt oder ungewollt.
vielleicht muss es langsam heissen „letuswatch“. wenn auch die institutionen, firmen, und alles andere für alle vollständig transparent sind, verliert sich vielleicht das totalitäre moment und die gesellschaft würde sich mit der zeit an die neuen gegebenheiten anpassen und toleranzen entwickeln.
ok, du kannst keine heimliche affäre mehr haben- dann lösen sich deine beziehungsprobleme halt gleich. wenn sich dann herausstellt, dass es ein allgemein unkontrollierbares männliches pornogen gibt, so what? Du fährst gern schnell mit dem auto? macht nichts, wenn auch erkennbar ist, daß du trotzdem verantwortungsvoll fährst. tust du das nicht, ist es ja vielleicht besser, wenn es bekannt ist. du bist ein faschist? na dann, pech gehabt.
voraussetzung ist natürlich, dass legislative, jurikative und exekutive jedezeit absolut transparent in wort und schrift sind, und dass das ganze in einem wasserglas stattfindet.
Ich möchte das Tema an einer aussage von @zwiesel hier aufgreifen
„Die bestehenden Gesetze sichern ein gute Balance zwischen Staat und Bürger. Sie müssen aber eingahlten werden, auch von der Regierung.“
Eben diese Balance scheint durch „Edward Snowden“ und seine Vorgänger für beide Seiten empfindlich gestört zu sein.
Für mich erkennbar wen das Argument Kindesmissbrauch und Kinderpornografie, aus dem gesamtzusammenhang Menschenmissbrauch oder gar Sklaverei gerissen wird, so das es endkoppelt von den Opfern als ein sogenannten Totschlagargument, genutzt wird um Inquisitorisch Hexenjagten zu propagieren einen solcher Vorgang wird dann als Dysphemismus bezeichnet oder auch als Kakophemismus.
Dies also sind alles längst bekannte mittel die nicht erst seit der Entdeckung des „Neulandes“ bekannt sein sollten, und die nicht erst seit kurzem, siehe diese diskusionen
Die sehr gut diene uns auseinander zu dividieren und dies über Völker und ihre gesamten Schichten die schwächsten trifft dies aber zu Letzt.
Bitte auf das in rot als link gekennzeichnete Datum ( July 28, 2013) klicken um den tweet zu sehn ! nur für die das nicht kennen.
Noch ein letzter Nachtrag um zu relativieren, das dieses Tweeter-zitat nicht von „@frank_rieger“ selbst stammt sondern, aus einem Kommentar auf einen Tweet von „@frank_rieger“ der sich auf die geplanten „Pornofilter“- Diskusionen, die durch die Partei der „David Cameron“ angehöhrt ausgelöst wurden.
1. Das Internet wie wir es kennen, ist Geschichte.
Es wird immer der single point of failure einer freien Gesellschaft sein, weil man nur diesen einen Punkt unter Kontrolle bringen muss (und mit den Ressourcen eines Staates auch kann!), und man dann diese freie Gesellschaft bei den Weichteilen hat, bei genügend Geschick und Spin-Doktorei auch komplett fernsteuern kann.
Das Internet wird IMMER unterwandert und kontrolliert werden, so wie das vor 20 Jahren halt noch mit der Presse war, ich sag nur embedded journalists.
Wir tun gut daran, uns Alternativen zu erarbeiten und offen zu halten.
Und wir tun gut daran wieder eine Protokollvielfalt einzuführen – es ist schlecht, wenn (realer Fall) eine REST-Schnittstelle in China nicht funktioniert, weil der Methodenname auf dem Index gelandet ist.
Und wir tun gut daran, nicht immer auf die anderen zu zeigen: China, Indien und die islamische Welt sind nur Vorreiter, Cameron in UK (the country that invented the gag order)) und seine Lobbyschergen werden noch sehr viel mehr filtern, und das wird den Standard für die EU setzen. Zensur im Namen der Kinder wird der neue Sch***zvergleich für EU-Innenminister.
2. Fehlverhalten und Verbrechen im virtuellen Raum kann man eigentlich nur so einschränken wie im echten Leben auch: soziale Kontrolle. Wenn jemand Grenzen überschreitet oder jemand anderes solches bemerkt zu haben glaubt, dann sollte man das bei einer (auch von dieser Gesellschaft bestellten und bezahlten, aber auch ihrerseits kontrollierten und gemaßregelten) Ordnungsmacht/-behörde angezeigt werden können. UND ZWAR OHNE dass diese Ordnungsmacht/-behörde dann den Rechner und alle Datenträger des Anzeigenden rausträgt, weil da ja KiPo-Bilder drauf sein müssen, mit welchen man die Statistik der aufgeklärten Fälle hübsch und öffentlichkeitswirksam nach oben treiben kann.
Diesbezüglich schiesst die Polizei hier in Bayern auch im echten Leben immer gerne über das Ziel hinaus, die Geschichte aus der Münchner Au, bei der die die Polizei kontaktierende Dame dann so (http://www.sueddeutsche.de/muenchen/polizeiinspektion-in-der-au-beamter-schlaegt-frau-mit-faust-ins-gesicht-1.1591975) aussah, ist nur die Spitze des Eisbergs. Wäre es ein männlicher Bürger gewesen, wäre es der SZ keine Zeile wert gewesen. Diese zu Unrecht als Polizisten bezeichneten Mitglieder der Polizei erhalten dann komischerweise immer unter 12 Monate mit Bewährung, damit Beamtenstatus und Pension auch ja nicht gefährdet werden.
Wenn man will dass die normalen (Netz-)Bürger bei so etwas mithelfen, dann darf man sie nicht treten, schlagen und rechtlich belangen, wenn sie das (ausnahmsweise) mal tun.
3. Pornographie und auch Kinderpornographie hat es zu allen Zeiten gegeben. Schaut mal alte griechische Statuen in irgendeiner Säulenhalle oder Glyptothek an, soviele Schniedel wie da sind, findet man in keiner PLAYGIRL. Richtet Euren Blick nach oben in Barockkirchen: lauter nackte minderjährige Gipsengel. usw. usf.
4. Es gibt immer noch einen Unterschied zwischen denken und tun. Die Sauerländer „Terroristen“gruppe sollte wegen der Dummheit eingesperrt sein, sich vom VS als „Terroristen“ stilisieren zu lassen, nicht wegen Terrorismus.
5. Bevor man hier freie und offene Infrastruktur totzensiert, könnte man doch beispielsweise 9jährigen Mädchen, die lt. SPIEGEL zwangsverheiratet werden sollen, oder afrikanischen Kindersoldaten, hier in Deutschland Asyl, Menschenrechte, Ausbildung und sexuelle Belästigungsfreiheit zuteil werden lassen. Ich sag Euch, warum das nicht passieren wird: einen Menschen großzuziehen ist harte Arbeit, und daran ist nichts verdient. Nicht soviel wie beim Verkauf von Horch-, Guck-, Zensur-Infrastruktur, nicht soviel wie bei der nächsten biometrischen Karte – der Ohrmarke für die tumben Bürgerschafe – gegen 4.30€ Sozialmißbrauch oder gegen den Terror in anderen Ländern.
es ist irgendwie müssig, über solche Themen zu sprechen.